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UFA-Filmpalast in Dresden (Deutschland)
Auch die Modernität sucht sich Ihren Schauplatz in Dresden. Der UFA-Filmpalast von Coop Himmelb(l)au treibt einen Keil in das totalitär geprägte Stadtbild. Umringt von trostlosen Plattenbaukomplexen erhebt sich an der Prager Straße ein lauter, aufsehenerregender Bau, der einem zerborstenen Gletscher gleich, sich gegen die Mittelmäßigkeit und Quadratur des Stadtbildes auflehnt.
Der UFA-Filmpalast ist eine der spannendsten Raumkompositionen der zeitgenössischen Gegenwartsarchitektur Dresdens. Besonders spektakulär bei Nacht, wenn die Stunde des Films anbricht, und das gesamte Haus belebt und farbig illuminiert auftritt.
Standort | Dresden, Deutschland |
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Bauzeit | 1993 - 1998 |
Architekten | Coop Himmelb(l)au |
Besonderheiten | Dekonstruktivistischer Kristallpalast |
Nutzung | Kino, öffentliches Gebäude |
Größe | Grundfläche: 6.174 m² , Volumen: 53.725 m3 |
Adresse / Telefon | Prager Straße, 01069 Dresden, Tel: +49-(0)351-4952025 |
Geschichte des Bauwerks
Das Team Coop Himmelb(l)au zählt zur Architekten-Avantgarde. Mit aktionistischen Bauangriffen, dem dekonstruktivistischen Dachausbau eines Altbauhauses an der Wiener Falkestraße und Architekturausstellungen im Centre Goerges Pompidou in Paris oder im MoMA in New York haben sie sich einen Namen gemacht, bevor sie 1993 den Wettbewerb um die Neugestaltung des UFA-Palastes gewannen.
25 Millionen Euro investierten die Auftraggeber der UFA-Theater AG aus Düsseldorf. 1996 begannen Coop Himmelb(l)au das Design zu entwickeln und zu fixieren. 1997-1998 begann die Umsetzung bzw. die Bauphase. Wie gewöhnlich zog man den Wettbewerbsentwürfen eine Sparvariante vor. Der eigentliche Entwurf sah einen dreieckigen, kristallinen Baukörper vor in dessen Innern zwei Quader als Kinosäle hängen sollten. Die Kinosäle wären über eine langgeschwungene Spiraltreppe erreichbar gewesen. Selbst die Fußböden sollten beleuchtet sein. Am 26.März 1998 wurde der Kristallpalast der UFA in einer etwas schmaleren Variante eröffnet. Dennoch gewannen Coop Himmelb(l)au mit dem UFA-Palast diverse Architekturpreise, unter anderem 1999 den Deutschen Architekturpreis in Berlin und 2001 den European Steel Design Award in Venedig.
Als Kontrastprogramm zum architektonischen Erfolg gebärdete sich die wirtschaftliche Entwicklung des Kinos. Die Betreiber des Kristallkinos mussten ein Insolvenzverfahren einleiten. Offensichtlich hatte man sich bei der Konzentration von 4.300 Kinoplätzen auf einem Platz übernommen. Das Kristallkino mit seinen acht Kinosälen fasst 2.600 Kinoplätze, zudem wurde das alte Rundkino erhalten und in dessen Keller wurden ebenfalls sechs weitere Kinosäle eingebaut. Das UFA-Kino ist derzeit das einzige Kino der Dresdener Innenstadt, während es vor 1945 noch ein Dutzend Kinos im Zentrum gab. Allein in der Prager Straße zählte man das Capitol, das Universum und das Prinzeß. So steht der Bau des Kristallkinos auch symptomatisch für die Entwicklung der Stadtgeschichte. Das UFA-Kino wurde wie alle anderen UFA-Filmpaläste in Berlin, Stuttgart und Osnabrück von der Düsseldorfer FSF GmbH. übernommen und weitergeführt.
Beschreibung des Gebäudes
Das Kristallkino liegt im Herzen der Stadt und ist dadurch sehr gut erreichbar. Zur Prager Straße hin eröffnet der Kristallpalast seine gläserne Hülle und kontrastiert dadurch die hermetische Wirkung der umliegenden Plattenbauten. Die kristalline Struktur besteht aus 2.500 m² Glas, das in eine Stahlskelettkonstruktion eingebettet ist. Zur St. Petersburger Straße hin schirmt sich das Gebäude durch einen kompakten Betonblock ab. Einerseits als spannungserzeugender Gegensatz zur transparenten Front gesetzt, tritt der geschlossene Korpus andererseits auch als solcher auf, um der Funktion nach den Kinosälen Raum zu geben.
Das Foyer ist raumgreifend und bietet eine endlose Perspektive in das Innere des dekonstruktivistischen Labyrinths. Hier findet man neben dem Kassenbereich auch Gastronomie. Über freischwebende Treppen und einen Aufzug erhält man Zugang zu den oberen Etagen. Im 1. und im 3. Obergeschoss befinden sich jeweils zwei Kinosäle, während im 2. Obergeschoss ein Ruhepol mit Skybar und Toiletten geschaffen wurde. Im Untergeschoss befinden sich wiederum vier Kinoräume, die durch das Foyer erreichbar sind. Neben dem regulären Kinobetrieb finden im UFA-Kino dank seiner imposanten Architektur auch zahlreiche Events statt.
Besonderheiten
Die Arbeiten von Coop Himmelb(l)au, und eben auch der UFA-Palast, schaffen eine spürbare und sichtbare Verbindung zwischen Architektur, Design und Kunst. Was diesen Bau so besonders erscheinen lässt, ist neben seiner dekonstruktivistische Antistatik, der Ideenhintergrund und die Handschrift seiner Schöpfer. Wie sich ein solches Gebäude auf seine urbane Umwelt auswirkt und welche Gefühle es erzeugt, lässt sich aus dem Gründungsmanifest von Coop Himmelb(l)au lesen: "Wir wollen eine Architektur, die mehr hat [...] Architektur, die blutet, die erschöpft, die dreht und meinetwegen bricht. Architektur die leuchtet, die sticht, die fetzt und unter Dehnung reißt. Architektur muss schluchtig, feurig, glatt, hart, eckig, brutal, rund, farbig, obszön, geil, träumend, vernähend, verfernend, nass, trocken und herzschlagend sein. Wenn sie kalt ist, dann kalt wie ein Eisblock. Wenn sie heiß ist, dann so heiß wie ein Flammenflügel. Architektur muss brennen."
Die Architekten
Coop Himmelb(l)au: 1968 in Wien gegründet. Mittlerweile sind sie auch mit Architekturbüros in Los Angeles, Californien (1998) und Guadalajara, Mexiko (2000) vertreten.
Wolf D.Prix, *13.12.1942 Wien. Studium der Architektur an der TU Wien, Österreich, am Southern California Institute of Architecture und an der Architectural Association in London, England. 1984 Professor an der Architectural Association in London.1990 Gastprofessur an der Harvard University, Cambridge, Massachusetts. Seit 1998 Fakultätsmitglied der Columbia University, New York, USA. Seit 2003 Vize-Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien, Österreich.
Helmut Swiczinsky, *13.01.1944 Poznan (Polen), aufgewachsen in Wien. Studium der Architektur an der TU Wien, Österreich und an der Architectural Association in London, England. Helmut Swiczinsky ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaft und Künste, mit Sitz in Wien, Österreich.
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