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Felsentherme in Vals (Schweiz)
Peter Zumthor verband die Urelemente Berg, Stein, Wasser, Licht zu einem elementaren Bau, der an Klarheit, Natürlichkeit, Purismus und Zeitlosigkeit seines gleichen sucht. Er baute in den Berg hinein, was er nebenan an Gesteinsplatten herausschlagen ließ, sodass Berg und Architektur eins wurden. Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung wurde die Therme unter Denkmalschutz gestellt.©
Standort | Vals im Kanton Graubünden/Schweiz |
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Bauzeit | 1990 - 1996 |
Architekt | Peter Zumthor |
Besonderheiten | 2 Jahre nach Fertigstellung bereits unter Denkmalschutz gestellt. |
Nutzung | Thermalbad & Hotel |
Adresse / Telefon | Hotel Therme, CH- 7132 Vals Tel:+41 (0)81 926 80 08 |
Öffnungszeiten | Mo: 11:00 - 21:00, Di - So: 11:00 - 20:00, für Hotelgäste tgl. ab 07:00 |
Geschichte des Bauwerks
Die Schweizer Gemeinde Vals kaufte 1983 das Thermalbad komplett mit der zugehörigen Hotelanlage. 1986 erhielt der Schweizer Architekt Peter Zumthor den Auftrag, ein neues Bad zu bauen. Peter Zumthor erschuf aus 60.000 Valser-Quarzit-Platten, die von der Firma Truffer im nahgelegenen Steinbruch abgebaut werden, einen ursprünglichen Bau, der durch Reduktion und Konzentration der Perfektion zustrebt. Von Kritikern und Publikum gefeiert als «eine einzigartig archaische Bade- und Therapielandschaft voll stiller Sinnlichkeit» oder «ein Bad, wie es die Welt noch nie gesehen hat». 1998 entschieden die Stadtväter, die Therme unter Denkmalschutz zu stellen. Normalerweise vergehen Jahrzehnte bevor ein Bau diese Ehrung erfährt. Die Baukosten der gesamten Felsen-Therme betrugen 26 Mio. Franken.
Beschreibung des Gebäudes
Mitten am Berg residiert die Therme als ein klarer, rechteckiger Baukörper, der zum Tal hin aufgebrochen ist, um das Panorama der Berglandschaft zu rahmen und in sich aufzunehmen. Ummantelt ist die Therme von Schichten aus heimischen Quarzitsteinplatten. Eine fast zeremonielle Treppe führt die Besucher ins Innere des Bades. Im Wechselspiel von Hohlräumen und Volumina entsteht hier ein Wasserlabyrinth, das sich über kleine intime Nischen auf der Bergseite, zu großen Hallen auf der Talseite ausdehnt; vom Tageslicht angezogen und dem Tageslicht zustrebend. Schließlich wird die Außenseite durchbrochen und in einem Außenraum erweitert. So wird das großartige Bergpanorama Teil der Architektur. Ein Bau aus Stein, Wasser und Licht.
Zumthor lässt einerseits das Tageslicht dramatisch den Bau durchbrechen, während er andererseits eine Komposition aus farbigem Kunstlicht dirigiert, welches sich vielfach an der Wasseroberfläche bricht und unbändig, lebendig flackert.
Die Steinplatten und der Beton der Wände sind miteinander verzahnt und vergossen und bilden so eine statisch wirksame, tragende Konstruktion, ein Verbundmauerwerk.
Diese Wandkonstruktion wurde, inspiriert von älteren Stützmauern an Bergstraßen, speziell für das Gebäude entwickelt. Einfache Steinplattenverkleidungen gibt es im ganzen Gebäude keine; nur die einheitliche massive Steinschichtung, der sie den monolithischen Eindruck verdankt. So wird der Rohbau fast zum fertigen Bauwerk. Funktionale Details wie die Armaturen sind in Bronze und Messing gehalten. Zudem wurden zur Talebene hin, rhythmisch gesetzt, viereckige Fenster eingebaut, in die blaues Muranoglas aus Spanien eingelassen wurde.
Die rund 3.000 Kubikmeter Valser Gneis wurden erstmalig in einem Bauwerk dieser Größe als tragendes, die Tektonik und Erscheinung bestimmendes Baumaterial verwendet. Je nach Anforderungen der Gebäudeteile wurde der Stein in unterschiedlichen Oberflächenqualitäten verarbeitet: gebrochen, gespalten, gesägt, sandgestrahlt, geschliffen, poliert.
Nutzung, Größe
Die Felsentherme ist das einzige Thermalbad im Kanton Graubünden. Die Mineralquelle entspringt mit einer Temperatur von ca. 32°C dem Boden und wird gleichfalls von der Valser Mineralquellen AG genutzt. Das Bad weist eine Vielzahl von Becken, Bädern und Ruhepolen auf, wie das Feuerbad mit 42°C und das entsprechende Eisbad mit 14°C, ein Blütenbad, ein Klangbad mit Resonanzraum, ein Dampfbad, das Außenbad und vieles mehr, was das Herz begehrt. Das angrenzende Vier Sterne Hotel lädt in 46 Zimmern zum Aufenthalt ein. Auch hier hat sich Peter Zumthor schon ans Werk gemacht und einen Großteil der Zimmer in betörende Klarheit getaucht.
Besonderheiten
Der so genannte "Schamane der Baukunst" hat mit der Felsentherme den Zeitfluss durchbrochen und ein Bauwerk von anspruchsvoller Kunstlosigkeit und Dauer geschaffen. Er ästhetisierte den Berg, indem er sein Material aus ihm herausschnitt und ihm dieses wieder als Form einarbeitete. Welche Kraft und Wesentlichkeit von diesem Bauwerk ausgeht, wird dadurch belegt, dass ihm bereits zwei Jahre nach Eröffnung der Denkmalschutz zugesprochen wurde.
Der Architekt
Peter Zumthor, 1943 in Basel/Schweiz, geboren. 1958 Ausbildung bei seinem Vater zum Möbelschreiner. 1963 Ausbildung zum Gestalter an der Kunstgewerbeschule in Basel/ Schweiz. 1966 Studium der Architektur und Design am Pratt Institute in New York. Ab 1968 war er als Denkmalpfleger im Kanton Graubünden tätig. 1979 machte er sich selbstständig und eröffnete sein eigenes Architekturbüro in Haldenstein/Graubünden. Er lehrte seit 1979 als Gastprofessor an Universitäten wie dem SCI-ARC Southern California Institute of Architecture, Santa Monica; der Technische Universität München und der Graduate School of Design der Harvard University. Zumthor ist seit 1994 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten, BDA.
Zu seinen Werken zählen u.a. die Kapelle Sogn Benedetg in Graubünden (1985-1988); das Kunsthaus in Bregenz/Österreich (1990-1997), das Diözesanmuseum in Köln. Für sein schmales doch sehr eindringliches Œuvre erhielt er 1998 u.a. den Carlsberg-Preis, die höchstdotierte Architekturauszeichnung der westlichen Welt. Einem breiteren Publikum wurde er auch durch den Schweizer EXPO-Pavillon 2000 in Hannover bekannt. Der Siegerentwurf von 1987 zur "Topographie des Terrors" in Berlin konnte aufgrund größter technischer und finanzieller Probleme nicht realisiert werden. Das Projekt wurde 2004 nach langem hin und her endgültig eingestellt.
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