Wissen » Kunst und Kultur » Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts » Europa » Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts in Europa: Felsentherme in Vals (Schweiz)

Baustile

Klassizismus, Barock, Rokoko ... in der folgenden Rubrik finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Baustile.

      Baustile

Städte

Unter Städte der Welt finden Sie nicht nur Städte wie Florenz oder Peking, sondern auch Städte wie Nukualofa und Zittau

      Städte

UNESCO!

Weltkulturerbestätten Deutschlands

      UNESCO!

Sprachführer

Wie verständige ich mich in der Landessprache?

      Sprachführer

Felsentherme in Vals (Schweiz)

Therme von Vals/Schweiz ©goruma

Peter Zumthor verband die Urelemente Berg, Stein, Wasser, Licht zu einem elementaren Bau, der an Klarheit, Natürlichkeit, Purismus und Zeitlosigkeit seines gleichen sucht. Er baute in den Berg hinein, was er nebenan an Gesteinsplatten herausschlagen ließ, sodass Berg und Architektur eins wurden. Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung wurde die Therme unter Denkmalschutz gestellt.©

Standort Vals im Kanton Graubünden/Schweiz
Bauzeit 1990 - 1996
Architekt Peter Zumthor
Besonderheiten 2 Jahre nach Fertigstellung bereits unter Denkmalschutz gestellt.
Nutzung Thermalbad & Hotel
Adresse / Telefon Hotel Therme, CH- 7132 Vals
Tel:+41 (0)81 926 80 08
Öffnungszeiten Mo: 11:00 - 21:00, Di - So: 11:00 - 20:00, für Hotelgäste tgl. ab 07:00

Geschichte des Bauwerks

Die Schweizer Gemeinde Vals kaufte 1983 das Thermalbad komplett mit der zugehörigen Hotelanlage. 1986 erhielt der Schweizer Architekt Peter Zumthor den Auftrag, ein neues Bad zu bauen. Peter Zumthor erschuf aus 60.000 Valser-Quarzit-Platten, die von der Firma Truffer im nahgelegenen Steinbruch abgebaut werden, einen ursprünglichen Bau, der durch Reduktion und Konzentration der Perfektion zustrebt. Von Kritikern und Publikum gefeiert als «eine einzigartig archaische Bade- und Therapielandschaft voll stiller Sinnlichkeit» oder «ein Bad, wie es die Welt noch nie gesehen hat». 1998 entschieden die Stadtväter, die Therme unter Denkmalschutz zu stellen. Normalerweise vergehen Jahrzehnte bevor ein Bau diese Ehrung erfährt. Die Baukosten der gesamten Felsen-Therme betrugen 26 Mio. Franken.

Beschreibung des Gebäudes

Mitten am Berg residiert die Therme als ein klarer, rechteckiger Baukörper, der zum Tal hin aufgebrochen ist, um das Panorama der Berglandschaft zu rahmen und in sich aufzunehmen. Ummantelt ist die Therme von Schichten aus heimischen Quarzitsteinplatten. Eine fast zeremonielle Treppe führt die Besucher ins Innere des Bades. Im Wechselspiel von Hohlräumen und Volumina entsteht hier ein Wasserlabyrinth, das sich über kleine intime Nischen auf der Bergseite, zu großen Hallen auf der Talseite ausdehnt; vom Tageslicht angezogen und dem Tageslicht zustrebend. Schließlich wird die Außenseite durchbrochen und in einem Außenraum erweitert. So wird das großartige Bergpanorama Teil der Architektur. Ein Bau aus Stein, Wasser und Licht.

Zumthor lässt einerseits das Tageslicht dramatisch den Bau durchbrechen, während er andererseits eine Komposition aus farbigem Kunstlicht dirigiert, welches sich vielfach an der Wasseroberfläche bricht und unbändig, lebendig flackert.
Die Steinplatten und der Beton der Wände sind miteinander verzahnt und vergossen und bilden so eine statisch wirksame, tragende Konstruktion, ein Verbundmauerwerk.

Diese Wandkonstruktion wurde, inspiriert von älteren Stützmauern an Bergstraßen, speziell für das Gebäude entwickelt. Einfache Steinplattenverkleidungen gibt es im ganzen Gebäude keine; nur die einheitliche massive Steinschichtung, der sie den monolithischen Eindruck verdankt. So wird der Rohbau fast zum fertigen Bauwerk. Funktionale Details wie die Armaturen sind in Bronze und Messing gehalten. Zudem wurden zur Talebene hin, rhythmisch gesetzt, viereckige Fenster eingebaut, in die blaues Muranoglas aus Spanien eingelassen wurde.

Die rund 3.000 Kubikmeter Valser Gneis wurden erstmalig in einem Bauwerk dieser Größe als tragendes, die Tektonik und Erscheinung bestimmendes Baumaterial verwendet. Je nach Anforderungen der Gebäudeteile wurde der Stein in unterschiedlichen Oberflächenqualitäten verarbeitet: gebrochen, gespalten, gesägt, sandgestrahlt, geschliffen, poliert.

Nutzung, Größe

Die Felsentherme ist das einzige Thermalbad im Kanton Graubünden. Die Mineralquelle entspringt mit einer Temperatur von ca. 32°C dem Boden und wird gleichfalls von der Valser Mineralquellen AG genutzt. Das Bad weist eine Vielzahl von Becken, Bädern und Ruhepolen auf, wie das Feuerbad mit 42°C und das entsprechende Eisbad mit 14°C, ein Blütenbad, ein Klangbad mit Resonanzraum, ein Dampfbad, das Außenbad und vieles mehr, was das Herz begehrt. Das angrenzende Vier Sterne Hotel lädt in 46 Zimmern zum Aufenthalt ein. Auch hier hat sich Peter Zumthor schon ans Werk gemacht und einen Großteil der Zimmer in betörende Klarheit getaucht.

Besonderheiten

Der so genannte "Schamane der Baukunst" hat mit der Felsentherme den Zeitfluss durchbrochen und ein Bauwerk von anspruchsvoller Kunstlosigkeit und Dauer geschaffen. Er ästhetisierte den Berg, indem er sein Material aus ihm herausschnitt und ihm dieses wieder als Form einarbeitete. Welche Kraft und Wesentlichkeit von diesem Bauwerk ausgeht, wird dadurch belegt, dass ihm bereits zwei Jahre nach Eröffnung der Denkmalschutz zugesprochen wurde.

Der Architekt

Peter Zumthor, 1943 in Basel/Schweiz, geboren. 1958 Ausbildung bei seinem Vater zum Möbelschreiner. 1963 Ausbildung zum Gestalter an der Kunstgewerbeschule in Basel/ Schweiz. 1966 Studium der Architektur und Design am Pratt Institute in New York. Ab 1968 war er als Denkmalpfleger im Kanton Graubünden tätig. 1979 machte er sich selbstständig und eröffnete sein eigenes Architekturbüro in Haldenstein/Graubünden. Er lehrte seit 1979 als Gastprofessor an Universitäten wie dem SCI-ARC Southern California Institute of Architecture, Santa Monica; der Technische Universität München und der Graduate School of Design der Harvard University. Zumthor ist seit 1994 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten, BDA.

Zu seinen Werken zählen u.a. die Kapelle Sogn Benedetg in Graubünden (1985-1988); das Kunsthaus in Bregenz/Österreich (1990-1997), das Diözesanmuseum in Köln. Für sein schmales doch sehr eindringliches Œuvre erhielt er 1998 u.a. den Carlsberg-Preis, die höchstdotierte Architekturauszeichnung der westlichen Welt. Einem breiteren Publikum wurde er auch durch den Schweizer EXPO-Pavillon 2000 in Hannover bekannt. Der Siegerentwurf von 1987 zur "Topographie des Terrors" in Berlin konnte aufgrund größter technischer und finanzieller Probleme nicht realisiert werden. Das Projekt wurde 2004 nach langem hin und her endgültig eingestellt.




Kommentieren

eMail:  

Name:  

Kommentar:  


Benoten sie diesen Artikel


 
gut 1   2   3   4   5  schlecht 

Franken-Stadion in Nürnberg (Deutschland)

Das Franken-Stadion in Nürnberg ist nicht nur ein architektonisches Unikum sondern auch Symbol regio...

      Franken-Stadion in Nürnberg (Deutschland)

Französische Nationalbibliothek in Paris (Frankreich)

Mit vier Buchtürmen setzte der Architekt Dominique Perrault im Bezirk Tolbiac in Paris der Bibliophi...

      Französische Nationalbibliothek in Paris (Frankreich)

Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern, das Heimatstadion des 1.FC Kaiserslautern, thront seit 1...

      Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart

Wie ein Mutterschiff liegt das geschichtsträchtige Gottlieb-Daimler-Stadion im Neckar-Park in Stuttg...

      Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart

Guggenheim Museum in Bilbao (Spanien)

Die Guggenheim Museen stehen weltweit nicht mehr nur für exquisite zeitgenössische Kunst, sondern in...

      Guggenheim Museum in Bilbao (Spanien)

Jüdisches Museum in Berlin (Deutschland)

Das Jüdische Museum in Berlin ist das größte, jüdische Museum in Europa und dazu eines der meistbesu...

      Jüdisches Museum in Berlin (Deutschland)