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Alvar Aalto Sanatorium in Paimio (Finnland)

Alvar Aalto Sanatorium in Paimio © goruma

Das Sanatorium von Alvar Aalto in Paimio in Finnland gilt als Musterbeispiel eines heroischen Rationalismus und als Ikone der klassischen Moderne. Gleichzeitig bedeutete es Aaltos internationalen Durchbruch als Architekt und machte ihn weltweit zu einem der führenden Vertreter des Rationalismus.

Standort Paimio, Finnland
Bauzeit 1929-1933
Architekt Alvar Aalto
Besonderheiten Erster Bau des Rationalismus in Finnland, der Aaltos internationalen Durchbruch bedeutete
Nutzung Ursprünglich als Tuberkulosesanatorium, heute zu medizinischen Forschungszwecken
Adresse Kalevantie 275 Paimio, Finnland

Geschichte des Bauwerks

Als der 30jährige Architekt Alvar Aalto an dem finnischen Architekturwettbewerb für das Sanatorium in Paimio teilnahm, galt er noch als nahezu unbekannter "Provinzarchitekt". In Finnland gab es bis dato noch kein Bauwerk im rationalistischen Stil. Im Januar 1929 gewann Aalto den Wettbewerb und konnte so die modernen Architekturformen und neuesten Bautechniken, die er gerade während seiner Studienreisen durch Europa gesehen hatte, erstmals in seiner Heimat realisieren.

Zur Bekämpfung der Lungentuberkulose wurden in Finnland zu jenem Zeitpunkt zahlreiche Sanatorien an Kiefernhängen gebaut. Aalto hatte erkannt, dass deren Anforderungen den Prinzipien des Rationalismus entsprachen und schuf eine Architektursprache aus Licht, Luft und Sonne.

Beschreibung des Gebäudes

Aalto gruppierte in Paimio die verschiedenen Flügelbauten fächerförmig in den Wald. Die Ausrichtung eines jeden Flügels wurde von dessen Funktion bestimmt: Im südlichen Teil befinden sich die offenen Liegehallen und Patientenzimmer, im Mittelteil des Gebäudes sind die kollektiven Räume wie Speisesaal, Bibliothek und Aufenthaltsräume angesiedelt. Im Norden, am weitesten von den Patientenzimmern entfernt, liegt das Wirtschaftsgebäude mit einer Küche und einer Wäscherei. Während der Bauarbeiten wurde das Gebäude um drei weitere Stockwerke erhöht, wodurch die monumentale Wirkung des weißen Sanatoriums noch verstärkt wurde.

Für die Fassaden der offenen Liegehallen, Wände und Flachdächer wurde strahlend weißer Beton verwendet. Die freie Raumplanung wurde durch eine innovative Betonpfeilerkonstruktion ermöglicht.

Nutzung, Größe

Das Sanatorium in Paimio, welches bereits vor seiner Einweihung im Juni 1933 viel gelobt wurde, diente ursprünglich zur Therapie von Tuberkulose- und anderen Lungenerkrankungen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Gebäude mehrere Renovierungsarbeiten und Umgestaltungen unterzogen. So entstanden beispielsweise zwei Ärzteappartements und die Räumlichkeiten wurden den neuen Anforderungen und medizinischen Entwicklungen angepasst. Die architektonische Grundstruktur des Gebäudes wurde in jenen Baumaßnahmen jedoch beibehalten. Seit 1993 steht Aaltos Bauwerk unter Denkmalschutz und dient inzwischen als Institut für medizinische Forschungsarbeiten.

Besonderheiten

Aalto kümmerte sich auch um die Inneneinrichtung des Sanatoriums und wollte dabei eine möglichst positive psychische Wirkung auf die Patienten erzielen. Die Decken ließ er in warmen Farbtönen streichen und die Lichtquellen platzierte er außerhalb des Gesichtskreises liegender Patienten. Heizungen und Lüftungen ordnete er so an, dass die Patienten nicht der direkten Wärmestrahlung ausgesetzt waren und genügend frische Luft aus dem umliegenden Wald bekamen. Sorgfältig wählte er die Einrichtung aus und gestaltete selbst auch einige Möbelstücke wie den Paimio- Stuhl aus gebogenem Birkensperrholz, der heute zu den berühmtesten und begehrtesten Aalto-Möbeln gehört. Er entwarf sogar ein Waschbecken, das mit der geringstmöglichen Geräuschentwicklung benutzt werden konnte.

Der Architekt

Alvar Aalto wurde am 3. Februar 1898 in Kuortane/ Finnland geboren. Von 1916 bis 1921 absolvierte er das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Helsinki. Bereits 1923 gründete er sein Architektur- und Monumentalkunstbüro in Jyväskylä/ Finnland, wo auch zahlreiche Wohnhäuser, Kirchen und Vereinsgebäude nach seinen Entwürfen entstanden.

1927 zog er mit seinem Büro nach Turku, wo seine ersten Gebäude im rationalistischen Stil entstanden, wie unter anderem das Verlagsgebäude der Zeitung Turun Sanomat. Von 1929 bis 1933 baute er das Paimio-Sanatorium und entwarf seine ersten Möbelstücke aus gebogenem Holz. 1933 verlegte Aalto, der inzwischen international große Anerkennung erfuhr, sein Büro nach Helsinki. Mitte der 1930er Jahre entstanden unter anderem die Stadtbibliothek von Viipuri und das Wohnhaus Villa Mairea in Noormarkku.

1938 unternahm Aalto seine erste Studienreise in die USA; im darauf folgenden Jahr baute er den finnischen Pavillon für die Weltausstellung in New York City. Von 1943 bis 1958 wurde Aalto Vorsitzender der finnischen Architekturvereinigung. Zwischen 1946 bis 1948 dozierte er am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und baute dort das Studentenwohnheim aus roten Ziegeln, die später zu einem seiner Markenzeichen werden sollten. Von 1949 bis 1974 plante und baute er die Technische Hochschule in Otaniemi bei Helsinki. 1955 wurde er Mitglied der finnischen Akademie, von 1963 bis 1968 amtierte er dort als Präsident.

Ab 1959 plante er die Neugestaltung des Stadtzentrums in Seinäjokid, 1961 begann er die Planung für das Stadtzentrum der Hauptstadt Helsinki, wo im Jahr 1972 unter anderem die Finlandia-Halle fertig gestellt wird. 1959 entwarf er gemeinsam mit seiner Frau Elissa Mäkiniemi das Theater in Essen, welches erst nach Aaltos Tod zwischen 1983 und 1988 realisiert wurde. Unter anderem war er in den 1960er Jahren auch in Wolfsburg tätig, wo er durch den Bau der Heiliggeistkirche (1962) und das Kulturhaus (1963) prägend das neue Stadtbild mitgestaltete. Am 11. Mai 1976 verstarb der Architekt Alvar Aalto in Helsinki.




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