Wissen » Kunst und Kultur » Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts » Europa » Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts in Europa: Franken-Stadion in Nürnberg (Deutschland)

Baustile

Klassizismus, Barock, Rokoko ... in der folgenden Rubrik finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Baustile.

      Baustile

Städte

Unter Städte der Welt finden Sie nicht nur Städte wie Florenz oder Peking, sondern auch Städte wie Nukualofa und Zittau

      Städte

UNESCO!

Weltkulturerbestätten Deutschlands

      UNESCO!

Sprachführer

Wie verständige ich mich in der Landessprache?

      Sprachführer

Franken-Stadion in Nürnberg (Deutschland)

Franken-Stadion in Nürnberg © goruma (M.Barton)

Das Franken-Stadion in Nürnberg ist nicht nur ein architektonisches Unikum sondern auch Symbol regionaler Traditionen: Nirgendwo hält man so sehr fest an einem bestehenden Sportstadion wie in Nürnberg. Als das Dach Ende der 80er Jahre einstürzte, renovierte man die Arena so gut es ging und selbst im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sprach niemand über den Bau eines neuen, ausschließlichen Fußball-Stadions. Stattdessen plante man einen weiteren Umbau, so dass das Franken-Stadion unter den FIFA-Stadien eher zum alten Eisen gehört.

Dennoch erfährt es durch seine fränkischen Fans das hohe Gut hingebungsvoller Treue. Während der Fußball-Weltmeisterschaft versuchte es sich als easyCredit-Stadion einen Namen zu machen, doch auch an dieser Stelle werden die Fans dem Alten wohl treu bleiben und ihr Stadion weiterhin als Franken-Stadion bezeichnen.

Standort Nürnberg
Bauzeit 1926-1928, erster Umbau:1986-1991; Ausbau: 2003-2005
Architekten 1928: Otto Ernst Schweizer; Umbau 1986: Günther W. Wörrlein ; Ausbau 2003: Hentrich, Pertschnigg und Partner KG
Besonderheiten Heimatstadion des 1. FC Nürnberg
Nutzung Sportstadion
Besucher-Kapazität  Etwa 44.000
Platzangebot zur WM 06 Etwa 40.000
Anschrift des Stadions Franken-Stadion Nürnberg Betriebs-GmbH
Max-Morlock-Platz 1
90471 Nürnberg
Tel. 0049-(0)911-81 86 0

Anfahrt zum Stadion

Anfahrt mit dem PKW

Von der A 9 München-Berlin kommend
verlässt man die Autobahn an der Ausfahrt Fischbach und folgt der Südwesttangente A 73 weiter bis zur Ausfahrt Nürnberg-Zollhaus oder Nürnberg-Zentrum. Von dort aus führt eine Beschilderung weiter bis zum Frankenstadion.
Von der A 6 Stuttgart-Prag kommend
verlässt man die Autobahn an der Ausfahrt Nürnberg-Langwasser und folgt der Südwesttangente A 73 weiter bis zur Ausfahrt Nürnberg-Zollhaus oder Nürnberg-Zentrum. Von dort aus führt eine Beschilderung weiter bis zum Frankenstadion.
Das umfassende Parkleitsystem führt zu großflächigen Parkplätzen in direkter Nähe des Stadions, unter anderem in der Zeppelinstrasse, der Beuthenerstrasse und in der Großen Straße.

Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln

Vom Nürnberger Hauptbahnhof erreicht man das Frankenstadion mit der S-Bahnlinie 2 bis zur Haltestelle Franken-Stadion. Von der Innenstadt erreicht man das Stadion ebenfalls direkt mit der Straßenbahnlinie 6 und der Linie 9 oder mit den Buslinien 44 und 65. Während der Fußball-Weltmeisterschaft wird ein verdichteter Fahrplan mit zahlreichen Sonderlinien zur Verfügung stehen. Die S-Bahn-Haltestelle Franken-Stadion wurde auch für mehrere Fernbahnzüge erweitert (Informationen dazu erhält man am jeweiligen Abfahrtsbahnhof).

Anfahrt vom Flughafen

Vom Nürnberger Flughafen aus fahren Sie zunächst mit der U-Bahnlinie 2 zum Hauptbahnhof und steigen dort um in die S-Bahnlinie 2 und fahren bis zur Haltestelle Franken-Stadion.

Geschichte des Bauwerks

Detail der Arena © goruma (M.Barton)

Inmitten des Volksparks mit der Bezeichnung Dutzendteich, begann der Architekt Otto Ernst Schweizer im Jahr 1926 den Bau des achteckigen Sportstadions. Vier weitere Fußballplätze, zwölf Tennisplätze, zahlreiche Nebengebäude und ein 100-Meter-Schwimmbecken gehörten darüber hinaus zu dem Sportpark.

Die konsequent nüchterne Haupttribüne des Stadions galt jedoch zweifelsohne als das Prunkstück des Geländes. Sie stützte sich damals auf sechs Pfeiler und bot 2.600 Zuschauern überdachte Plätze. Ihre seitlichen Glasfassaden mit ihren vertikal verlaufenden Betonteilen haben sich bis in die heutige Form des Stadions hinüberretten können. Auch die Außenfassade ist erhalten geblieben, auch wenn sie durch ein neues vorgestelltes Funktionsgebäude verdeckt wird. Das Stadion fasste im Jahr 1928 36.600 Zuschauer und fand europaweite Anerkennung. Im Rahmen der Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam "erkämpfte" es sich die Goldmedaille im Kunstwettbewerb "Architektur und Städtebau".

In den 1930er Jahren diente das Stadion im Bauhaus-Stil den Nationalsozialisten, die es als Aufmarschfeld und für Parteitagsveranstaltungen nutzten und es, ungestört von seiner Architektur, in das "Stadion der Hitlerjugend" umbenannten. Die Amerikaner benannten es 1945 nochmals um: "Victory Stadium" lautete ihr Name für das Achteck. Bis in die 1960er Jahre verschwanden das Stadion und seine Bedeutung für den Sport hinter dem Repräsentationscharakter seiner verschiedenen Namen. Als die Amerikaner 1961 die Arena wieder für die Stadt Nürnberg freigaben, nannte man es vorläufig nur noch "städtisches Stadion".

Die Zeit hatte ihre sichtbaren Spuren hinterlassen und umfassende Sanierungsarbeiten wurden nötig, welche schließlich 1963 begannen. Dabei wurde die Haupttribüne erneuert und die Platzkapazität mit Hilfe von Stahlrohrtribünen auf 56.500 erhöht. Ab 1963 spielte der Heimatverein 1. FC Nürnberg in der Bundesliga, wodurch sich das Stadion nun auch bester Zuschauerzahlen erfreute. Der eigentümliche Grundriss und die neue Flutlichtanlage vermittelten den Zuschauern in der Arena eine gleichzeitig prächtige und klare Atmosphäre. 1965 feierte man die Wiedergeburt des Stadions mit dem ersten Länderspiel seit 1938, und auch das 0:1 gegen England konnte die Freude über das Stadion nicht schmälern.
Doch bereits 1968 ging es bergab: Mit dem Abstieg des Vereins stieg auch das Stadion ab.

Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 1974 war an das städtische Stadion als Austragungsort nicht zu denken, denn der Zahn der Zeit hatte wieder begonnen, an dem Bauwerk zu nagen. Die schwankenden Leistungen des 1. FC Nürnberg sorgten dafür, dass sich im und am Stadion bis in die 1980er Jahre nicht viel tat, bis 1986 das Dach einzustürzen drohte. Schließlich handelte die Stadt Nürnberg und schrieb einen Wettbewerb aus, den der Architekt Günther W. Wörrlein aus Nürnberg gewann. Wörrleins kühner Entwurf sah eine Komplettüberdachung des Stadions vor. Die denkmalgeschützte Schweizer-Tribüne sollte dabei bestehen bleiben, wurde jedoch zerstört, als das Dach schließlich doch noch einstürzte. Übrig blieben vereinzelte Elemente der Tribüne und die achteckige Grundform, auf der die Neukonstruktion der Tribüne und des Daches aufbaute.

Die Zuschauerplätze wurden von Wörrlein auf 53.000 reduziert. 68 Mio. DM kostete der Neubau und überstieg das eigentliche Budget von 52 Mio. DM erheblich. Im Jahr 1991 wurde der Bau schließlich mit dem Spiel gegen den 1. FC Bayern München als Franken-Stadion eingeweiht. Vor allem sein neues "Knickdach" sorgte damals für viel Aufsehen: Seine äußere Hälfte war wie das Schweizer-Dach aufsteigend, die innere Hälfte hatte Wörrlein jedoch nach vorne hin abschüssig konstruiert. Das Knickdach und die achteckige Form sind bis heute in Deutschland einzigartig und wurden daher beim jüngsten Umbau für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erhalten. So beharrlich wie sich das Stadion und seine vereinzelten Relikte halten, so hält sich auch sein Name: Denn auch wenn es inzwischen eigentlich easyCredit-Stadion heißt, scheint man der vielen Namenswechsel überdrüssig geworden zu sein und die Arena bleibt bislang noch als Franken-Stadion in aller Munde.

Beschreibung des Gebäudes

Franken-Stadion in Nürnberg © goruma (M.Barton)

Zwischen der Noris-Rennstrecke und einer Schrebergarten-Kolonie versteckt sich hinter Baumgruppen das Frankenstadion wie eine riesige Krabbe: Das Flutlicht - die Scheren, das Dach – ein riesiger Panzer und die Pfeiler sind die Beine. Eine schmale Reihe von Fenstern begrenzt den Oberrang und verbindet die Tribüne mit dem Dach, welches die Form der Arena aufnimmt.

Dieses eigentümliche Erscheinungsbild und die Form, die von Fans immer wieder als das "aufgeräumte Achteck" beschrieben wird, machen das Franken-Stadion zu einem architektonischen Unikum. Die steil aufsteigenden Flutlichtmasten und die Laufbahn sind als Relikte aus der Vergangenheit auch beim Umbau im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erhalten geblieben. Um den unteren Sitzreihen einen steileren Blickwinkel zu verschaffen, ließ das Architektenteam Hentrich, Pertschnigg und Partner KG das Spielfeld um 1, 30 m absenken.

Da das Tragwerk eine Flutlichtanlage nicht zu tragen vermochte, blieb man in Nürnberg bei den alten Flutlichtmasten, deren Wartung eine überaus kostspielige Angelegenheit ist. Im Vorfeld der anstehenden Weltmeisterschaft wurden die altersschwachen Scheinwerfer mit Hilfe eines Spezialkrans ausgetauscht. In den 17-monatigen Renovierungsarbeiten unter der Leitung der Baufirma Ernst, Young, Prof. Weiss und Partner stockte man darüber hinaus die Südwest- und die Nordwestkurve auf, wodurch die Platzkapazitäten gesteigert wurden und das Erscheinungsbild nun noch homogener erscheint, da sich die Gestaltung an den bestehenden Tribünen orientierte. Und auch für die Spieler wurde mehr Komfort geschaffen: Sie erhielten neue Kabinen und neue Videotafeln.

Nutzung, Größe

Die Pylonen des Franken-Stadion © goruma (M.Barton)

Das Franken-Stadion verfügt über rund 44.000 Sitzplätze, im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 stehen allerdings nur etwa 40.000 Plätze zur Verfügung. Die 320 Leuchten der Flutlichtanlage haben eine Lichtstärke von 1.800 Lux. Das Stadion verfügt über zwei Anzeigetafeln von je 60 m2. Die Baukosten für den jüngsten Umbau des Stadions von 2003 bis 2005 betrugen ca. 56,2 Mio €. Die bislang eher stiefmütterlich behandelte Fan-Gastronomie wurde von den neuen Betreibern tüchtig aufgestockt: Die Nürnberger Fans rühmen sich, in ihrem Stadion jetzt mit über die "längste Theke der Stadt" zu verfügen. Auf der überdachten Promenade befinden sich weiterhin 34 Kioske, die sich auf einer Länge von über 950 m erstrecken. Zusätzlich baute man die Max-Morlock-Stuben, in denen auf 1.000 m2 das kulinarische Angebot ergänzt wird.

Besonderheiten

Von allen FIFA-Stadien gilt das Nürnberger Franken-Stadion als das ökologischste: Drei unterirdische Speicherkammern sammeln 900 Kubikmeter Regenwasser, das von den 42.400 m2 großen Dachflächen abgeleitet wird. Genutzt wird das Wasser zur Rasenbewässerung im Stadion, bleibt etwas davon übrig, dann wird es in den benachbarten Dutzendteich geleitet. Dadurch sparen die Betreiber jährlich immerhin die Kosten von 31.000 € für Frischwasser.

Der Architekt

Otto Ernst Schweizer wurde am 27. April 1890 in Schramberg im Schwarzwald geboren. Im Jahr 1906 schloss er seine Lehre zum Geometer ab. Von 1913 bis 1915 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule in Stuttgart, von 1915 bis 1917 an der Technischen Hochschule in München. 1917 legte er dort seine Diplomprüfung ab und wurde Bauführer bei seinem ehemaligen Dozenten, dem Architekten Theodor Fischer.

Von 1918 bis 1921 war Schweizer als Architekt im Stadterweiterungsamt in Stuttgart tätig. Von 1921 bis 1924 war er als Stadtbaurat in Schwäbisch Gmünd beschäftigt, von 1924 bis 1929 als Oberbaurat in Nürnberg. Ab 1930 dozierte er als Professor für Städtebau an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Zu seinen wichtigsten Projekten gehören unter anderem das Nürnberger Sportstadion (1926-1928), das Sportstadion in Wien (1929-1931), die Erweiterung des Instituts für Architektur in Karlsruhe (1950) und der nur als Entwurf vorhandene "Idealplan einer Großstadt" (1931). Otto Ernst Schweizer verstarb am 14. November 1965 in Karlsruhe.




Kommentieren

eMail:  

Name:  

Kommentar:  


Benoten sie diesen Artikel


 
gut 1   2   3   4   5  schlecht 

Französische Nationalbibliothek in Paris (Frankreich)

Mit vier Buchtürmen setzte der Architekt Dominique Perrault im Bezirk Tolbiac in Paris der Bibliophi...

      Französische Nationalbibliothek in Paris (Frankreich)

Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern, das Heimatstadion des 1.FC Kaiserslautern, thront seit 1...

      Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern

Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart

Wie ein Mutterschiff liegt das geschichtsträchtige Gottlieb-Daimler-Stadion im Neckar-Park in Stuttg...

      Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart

Guggenheim Museum in Bilbao (Spanien)

Die Guggenheim Museen stehen weltweit nicht mehr nur für exquisite zeitgenössische Kunst, sondern in...

      Guggenheim Museum in Bilbao (Spanien)

Jüdisches Museum in Berlin (Deutschland)

Das Jüdische Museum in Berlin ist das größte, jüdische Museum in Europa und dazu eines der meistbesu...

      Jüdisches Museum in Berlin (Deutschland)

Krematorium in Berlin-Treptow (Deutschland)

Durch seine geometrische Klarheit, Beherrschung des Materials und die Integration von natürlichem Li...

      Krematorium in Berlin-Treptow (Deutschland)