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Jüdisches Museum in Berlin
Das Jüdische Museum in Berlin ist das größte, jüdische Museum in Europa und dazu eines der meistbesuchten Museen Deutschlands und zudem eines der bedeutendsten Beispiele zeitgenössischer Architektur in Deutschland. Einer begehbaren Skulptur gleich, ließ der dekonstruktivistische Museumsbau Daniel Libeskind zum Star der Architekturszene aufsteigen. Es gibt kaum ein Gebäude, das so viel diskutiert wurde und von Chiffren, Codes und Philosophie durchzogen auftritt und eine solche Welle von Beschreibungen und Besprechungen ausgelöst hat.
Standort | Berlin, an der Grenze zwischen den Stadtteilen Mitte und Kreuzberg |
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Bauzeit | 1989 - 1999 |
Architekt | Daniel Libeskind |
Besonderheiten | Skulpturaler Dekonstruktivismus, machte Libeskind zum Shooting-Star |
Nutzung | Museum, Forschungs- und Dokumentationszentrum |
Adresse / Telefon | Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin, Tel.:+49-(0)30-25993-300 |
Öffnungszeiten | Montag: 10 - 22 Uhr Dienstag - Sonntag: 10 -20 Uhr |
Geschichte des Bauwerks
1971 stellte die Jüdische Gemeinde zu Berlin anlässlich ihrer 300. Jahrfeier, die Neugründung eines Jüdischen Museums in Berlin thematisch in Aussicht. 1989 gewann Daniel Libeskind den Wettbewerb zum Bau des Jüdischen Museums. Daniel Libeskind hatte die Architekturszene seit Beginn der 1970er Jahre durch seine theoretischen Schriften zur Erneuerung der Architektur maßgeblich beeinflusst, jedoch hatte er bis dato nichts gebaut. Auf der Folie des Berliner Architekturstreits, der nach dem Mauerfall über die Gestaltung des Stadtbildes entflammte, schuf Libeskind seine avantgardistische Gebäudevision, die ihn der Theorie enthob, und durch die er über Nacht zum Stararchitekten avancierte. Eine zeitlang stritt man noch über die Lage des Museums - sollte dieses wirklich separiert oder eher ins kulturgeschichtliche Berlin Museum integriert werden?
Im Januar 1999 wurde das Museum eröffnet. Der Bundeskanzler, Präsidenten, Senatoren, Minister und andere Prominente gaben sich die Ehre am ersten musealen Fund-Raising-Diner Deutschlands teilzunehmen. Erst im September 2001 bezog die Dauerausstellung "Zwei Jahrtausende Deutsch-Jüdische Geschichte" ihre Räumlichkeiten. Über zwei Jahre hinweg blieb das Museum leer, um als begehbare Skulptur, die Leerstellen des Gedenkens spürbar werden zu lassen und durch die Leere hindurch, auf die Abwesenheit, der im Holocaust ermordeten Juden und den Verlust einer möglichen Zukunft von Generationen zu verweisen.
1999 erhielt Libeskind für den Bau des Jüdischen Museums den Deutschen Architekturpreis.
Beschreibung des Gebäudes
Das Jüdische Museum ist eine Komposition aus barockem Altbau und dem Libeskind- Neubau. Der Eingang zum Museum befindet sich im Altbau, dieser leitet unterirdisch über zum Neubau, der sich im Luftbild als ein langgestreckter, gebrochener Baukörper präsentiert. Im Grunde genommen handelt es sich um zwei charakteristische Linienführungen: die Linie der Verbundenheit ist gewunden - sie steht symbolisch für den kulturellen Austausch zwischen Juden und Nichtjuden. Die Zweite ist grade, jedoch gebrochen, sie durchzieht die Erste - es ist die Linie der Leere. An deren Bruchstellen im gesamten Bau entstehen Räume der Leere - die so genannten "Voids". Ganz pur in Beton gehalten, kreuzen die Räume der Leere und Stille den Weg der Besucher. Diese Leere steht symbolisch für die Abwesenheit, der durch das Naziregime ermordeten Juden Europas. Sie steht für ihr Nicht-Sein.
Im Untergeschoss kreuzen sich drei Achsen. Die erste und längste Achse der Kontinuität führt vom barocken Altbau zu der sich sehr steil dem Licht emporragenden Treppe, die die Besucher in die obere Etage führt, wo man die Dauerausstellung zur Geschichte der jüdischen Deutschen besuchen kann.
Die zweite Achse führt nach draußen in den Garten des Exils und der Emigration, bestehend aus 49 sechs Meter hohen Steinen, die in biblischen siebener Reihen ein Quadrat bilden. Im Grunde sind es 48 + 1 Stelen, wobei die 48 symbolisch für das Gründungsjahr des israelischen Staates 1948 steht und jene eine für Berlin. Am Ende des Ganges werden die Betonpfeiler immer niedriger bis das Tageslicht den Horizont erleuchtet.
Die dritte Achse ist eine Sackgasse, die im Holocaust-Turm endet. Eine schwere Tür schließt sich hinter dem Besucher. Man findet sich im Kerker auf ein paar Quadratmetern Grundfläche, diese Ausweglosigkeit verlängert sich durch die Höhe des Raumes in die Unendlichkeit.
Von Außen lenkt der Libeskind-Bau durch seine zink-verkleidete Fassade die Aufmerksamkeit auf sich. Das Metall reflektiert alle Lichteinstrahlungen und wird sich zudem, da es sich um unbehandeltes Zink handelt mit der Zeit, der Witterung entsprechend, verändern. Sein Korpus ist fast fensterlos. Stattdessen ziehen sich Brüche oder Risse durch den Bau, die verglast, die Funktion von Fenstern ersetzten und im Innern ein virtuoses Lichtspiel veranstalten.
Nutzung, Größe
Das Gebäude wird als Museum genutzt. Es beherbergt eine permanente Ausstellung, die zu Teilen aus den Beständen der einstigen Jüdischen Abteilung des Berliner Museums besteht und zum anderen aus privaten Spenden, in Form von Dokumenten, Fotos ect. Die Dauerausstellung leitet vom frühen Mittelalter bis in die Nachkriegszeit und Gegenwart den Besucher auf den Weg einer Identitätssuche des Judentums in Deutschland.
Seit Herbst 2003 finden zudem auch große Wechselausstellungen statt wie "Die Macht der Zahlen" zum unterschiedlichen Zahlenverständnis oder Ausstellungen zur deutsch-jüdischen Wirtschaftsgeschichte. Das Museum möchte alles andere sein, nur kein weiteres Holocaust-Mahnmal. Zum Sinn des Museums hier ein Zitat des Direktors W. Michael Blumenthal: "mit der gemeinsamen Erinnerung so fertig zu werden, dass es späteren Generationen ein unbeschwertes, positives Zusammenleben ermöglicht."
Daher nimmt das Jüdische Museum neben der musealen Funktion auch als Forschungs- und Dokumentationszentrum sowie als Veranstaltungsort aktiv am gesellschaftlichen Leben teil.
Besonderheiten
Das Jüdische Museum war das erste Bauvorhaben, das der Architekt, Daniel Libeskind, realisiert hat, und es machte in schlagartig berühmt. Mittlerweile leitet er weltweit Bauvorhaben. Ganz deutlich haftet dem Gebäude ein Theorem an - ein philosophischer Grundriss. Libeskind selbst bezeichnete das Jüdische Museum "im eigentlichen Sinne als Interpretation eines Buches, als Lauschen eines unhörbaren Klangs". Viele Metaphern kursieren um den Bau: entgleister Zug, in Assoziationsgewittern entstandener Blitz, Strahl der Erinnerung, erleuchtete Katastrophe, geborstener Davidstern, zickzackendes Gedächtnistheater...
Der Architekt
Daniel Libeskind wurde 1946 in Lodz, Polen geboren. 1960 studierte er in Israel Musik und war als professioneller Musiker tätig. 1965 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an und erwarb 1970 sein Architekturdiplom an der Cooper Union School in New York.
1972 machte er seinen postgraduierten Abschluss in Architekturtheorie und -geschichte an der Universität in Essex, England und startete seine Karriere als Architektur- und Kunsttheoretiker. Durch seine Schriften wurde er zum Wegbereiter der neuen Architektengeneration und war als Gastprofessor von Dänemark bis Japan weltweit tätig. 1986 gründete er sein eigenes Institut für architektonische und urbane Grundsatzerörterungen "Architektur Intermundium" in Mailand, Italien. Er erhielt den Ehrendoktortitel: der Humboldt Universität Berlin (1997), der Essex University (1999), der University of Edinburgh und der DePaul Universiy, Chicago (beide 2002).
Seine Bauvorhaben erstrecken sich von großen, kulturellen und öffentlichen Gebäuden, kommerziellen Projekten wie Einkaufszentren über Generalplanungsprojekte bis hin zu Bühnenbildern und Ausstellungsdesigns.
Im Februar 2003 gewann er den Wettbewerb des derzeit renommiertesten Bauvorhabens: die Neugestaltung des World Trade Center Gelände mit Ground Zero in New York.
Seit 2003 lebt Libeskind gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern wieder in New York.
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