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Entwicklung der Menschheit
Was sind Paläoanthropologen ?
Wissenschaftler, die sich mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit befassen, werden als Paläoanthropologen bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Griechischen palaios = alt, anthropos = Mensch sowie logos = Lehre, Wissenschaft.
Die Evolution des Menschen ist - seit Charles Darwin seine Thesen von der Entwicklungsgeschichte der Arten und damit der Menschheit veröffentlichte - bis heute heftig umstritten.
Seit einigen Jahren lebt aber der Kampf gegen diese Erklärungsmuster von der Entwicklung des Menschen besonders stark wieder auf. So werden, vor allem von den religiösen Rechten aus dem so genannten "Bibel Belt“ der USA, seine Vorstellungen von der Entwicklung der Arten strikt geleugnet.
Die Vertreter einer reinen, an der Bibel ausgerichteten, Schöpfungslehre werden als Kreationisten bezeichnet. Die Kreationisten unterteilen sich ihrerseits aber wieder in zahlreiche verschiedene "Denkschulen“. Dabei beziehen sich beispielsweise die Anhänger der so genannten "Junge-Erde-Kreationisten“ auf den Usher-Lightfood-Kalender des Erzbischofs von Armagh in Nordirland James Usher (1581-1656), der den Zeitpunkt der Schöpfung auf das Jahr 4004 vor Christus festlegte. Demnach wäre die Erde und damit alles Leben erst rund 6.000 Jahre alt.
Nun soll und darf jeder glauben, was er will. Es wurde auch geglaubt, dass die Erde eine Scheibe ist und sich die Sonne um die Erde dreht. Aber diese unter dem Namen "Intelligentes Design“ laufenden Glaubensansichten der Kreationisten werden mittlerweile von ca. 40 Mio. Menschen geglaubt und behindern den Fortschritt der Wissenschaft in einem nicht unerheblichen Maße.
So versuchen sie beispielsweise in den USA immer wieder, den Schulunterricht in den staatlichen Schulen in ihrem Sinne zu beeinflussn, sodass es zahlreiche Regionen gibt, in denen Lehrer nicht mehr den Mut haben, die wissenschaftliche Darstellung der Entwicklung der Arten zu lehren.
Die Hauptvertreter dieser Lehre sind das "Institute for Creation Research“ in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien sowie die 1963 gegründete Creation Research Society. In Deutschland ist die 1979 gegründete "Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ einer der Hauptbefürworter davon.
Der Vater der Evolutionstheorie ist der britische Theologe und Naturforscher Charles Darwin (1809-1882), der seine Theorie im Jahr 1859 das erste Mal formulierte. Damals verfügte Darwin nur über wenige wissenschaftliche Beweise für seine Theorie.
Mittlerweile aber gibt es zahlreiche Beweise dafür, dass sich das menschliche Leben aus Urformen im Laufe der Jahrmillionen entwickelt hat. Es kann heutzutage als gesichert angesehen werden, dass der Mensch und der Affe von einem gemeinsamen Ahnen abstammen. Die moderne Molekulargenetik hat festgestellt, dass sich die codierenden Teile der DNA von Affe und Mensch nur um ca. 1% unterscheiden. Unter dem codierenden Teil der DNA versteht man die Basenabfolgen, die für den Aufbau der Proteine den Bauplan liefern.
Die nichtcodierenden Anteile unterscheiden sich dagegen auch von Mensch zu Mensch, was ja bekanntlich erst den so genannten genetischen Fingerabdruck oder einen Vaterschaftstest ermöglicht hat. Damit die Zeitabschitte der verschiedenen Vorfahren des Menschen besser eingeordnet werden können, eine kleine Orientierung:
- ältere Altsteinzeit: vor rund 3. Mio. bis 125.000 Jahren
- mittlere Altsteinzeit: vor rund 125.000 bis 37.000 Jahren
- jüngere Altsteinzeit: vor rund 37.000 bis 10.000 Jahren
- mittlere Steinzeit: vor rund 10.000 bis 6.500 Jahren
- Jungsteinzeit: vor rund 6.500 bis 3.800 Jahren
Achtung
Die Entwicklung des Menschen verlief - da drüber besteht in der Wissenschaft mittlerweile Einigkeit - nicht linear von einer Art zur nächsten bzw. nächsthöheren, sondern eher nach dem Muster eines Baumes mit zahlreichen Ästen, darunter auch "tote" Äste, wie z.B. der Neandertaler, der vor ca. 30.000 Jahren ausstarb und keine Höherentwicklung verzeichnete. Außerdem lebten oft zahlreiche aerten nebeneinander - so lebten beispielsweise in Sibirien vor 40.000 bespielsweise der moderne Mensch, der Neandertaler, der Homo floresiensis und ein erst im Jahr 2010 dort gefundener Urmensch.
Feuer
Die Nutzbarmachung des Feuers war ein epochaler Schritt in der Entwicklung der Menschheit, so wuchs dessen Gehirn in der folgenden Zeit um ca. 300%. Außerdem machte es die Wanderung aus dem warmen Afrika in kältere Regionen möglich.
Homininen
Aegyptopithecus zeuxis (vor ca. 33 Mio Jahren)
Ein Teil des Namens dieses Ur-Affen entammt dem griechischen Wort pithecos = Affe (lat.: pithecium = Äffchen). Ein Schädel dieser Spezies, deren Alter auf ca. 30 - 35 Mio. Jahre, also aus dem Oligozän (vor etwa 34. Mio.bis 23 Mio. Jahren) stammend, geschätzt wird, wurde in Ägypten in der Grabungsstätte El Fay gefunden. Der Aegyptopithecus zeuxis, mit einem Gewicht von ca. 5 kg, gilt als der älteste bekannte Ahne in der Entwicklung bis zum heutigen Menschen. Der Schädel dieses Ur-Affen war sehr flach und sein Gehirn besaß nur eine Größe von ca. 30 cm3. Er lebte wahrscheinlich in Horden und ernährte sich von Früchten und Blättern der Bäume, auf die er klettern konnte.
Sahelanthropos tschadensis (vor 6- 7 Mio. Jahren)
Teile des Schädels dieses Affen wurden im Jahr 2001 im nördlichen Teil des Tschad, also in der so genannten Sahelzone entdeckt. Von dem Fundort leitet sich auch der Name diese Affen her. Von französischen Paläoanthropologen wird diese Affenart zu den Hominiden gerechnet, zu der alle aufrecht gehenden Vorfahren des heutigen Menschen zählen. Dieser Affe besaß bereits ein Hirnvolumen von ca. 350 cm3, es war damit bereits mehr als 10 Mal so groß wie das des Aegyptopithecus zeuxis.
Ardipithecus kadabba (vor ca. 5,7 Mio. Jahren)
Im Jahr 1994 wurden Knochen und Kiefer- bzw. Zahnreste eines sehr alten Lebewesen gefunden.
Im Jahr 2001 wurde dieser Hominide zum ersten Mal beschrieben. Bei der zeitlichen Einordnung konnte man sich auf weitere Knochenfunde - die seit 1992 an fünf Fundstellen in der äthiopischen der Afar-Senke in der Nähe des Flusses Awash ausgegraben wurden - stützen. Die Funde stammen von zehn verschiedenen Individuen.
Die Größe dieses "Vormenschen" entsprach etwa der eines heutigen Schimpansen - bei einem bereits aufrechten Gang.
Ardipithecus ramidus, Ardi (vor ca. 4,46 bis 4,49 Mio. Jahren)
Ebenfalls 1994 wurden die Überreste dieses etwa 14 Jahre alten Homiden in dem Dorf Aramis in der rfar-Senke - etwa 15 km vom Fluss Awash entfernt - im Nordosten von Äthiopien gefunden. Die sehr gut erhalten Teile (Kopf, Becken und Hand-Fußknochen) wurden sorgfältig retauriert im September 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt. Man schätzt das Alter dieses gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch zwischen 4,46 bis 4,49 Mio. Jahre. Das Lebewesen war ca. 1,20 m groß, ging bereits aufrecht und wog um 50 kg. Sein Hirnvolumen betrug ca. 300 cm³
Australopithecus afarensis, Lucy (vor ca. 3,5 bis 3 Mio. Jahren)
Die Bezeichnung enstammt dem lateinischen Wort australis = südlich sowie dem griechischen Wort pithecos = Affe. Daher spricht man auch von dem "Südaffen". Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff nichts mit dem Kontinent Australien zu tun hat, obwohl beide den selben sprachlichen Ursprung haben. Funde dieses Menschenaffen stammen aus Afar in Äthiopien - daher auch der 2. Teil seine Namensgebung. Dieser Affe ging aufrecht und besaß eine Größe von bis zu ca. 1,50 m. Das Gehirn besaß ein Volumen bis zu 550 cm3 und war damit etwa so groß wie das eines heutigen Schimpansen.
Der Skelett-Fund erhielt den Namen "Lucy" - nach dem song der Beatles "Lucy in the sky with diamond". Insgesamt wurden rund 20% der Skelettknochen gefunden. Wenn man die Hand- und Fußknochen bei der Betrachtung außer acht lässt, sind es sogar 40%. Das Originalskelett, das 1974 gefunden wurde, wird in Addis Abeba aufbewahrt und gilt als eines der relativ gut erhaltenen Sklelette der Hominini.
Australopithecus africanus (vor ca. 3 bis 2,3 Mio. Jahren)
Funde dieses Menschenaffen stammen aus Südafrika. Sein Gehirn besaß ein Volumen mit einer Größe bis zu etwa 500 cm3 und war damit etwa so groß wie das des Australopithecus afarensis. Aber sein Kopf ähnelte etwas mehr dem menschlichen als der des Australopithecus afarensis Er lebte etwa vor 3 bis 2,3 Mio. Jahren.
Pranthropus aethiopicus (vor ca. 2,6 bis 2,5 Mio. Jahren)
Dieser Affe gilt nicht als direkter Vorfahre des Menschen, obwohl auch er aufrecht ging. Sein Gehirn besaß nur ein Volumen von ca. 420 cm3. Er ist an dieser Stelle der Vollständigkeit halber dargestellt. Reste dieser Affenart wurden u.a. in Äthiopien und in Kenia gefunden.
Homo naledi (vor ca. 2,3 bis 2,5 Mio. Jahren)
Im November 2013 wurden in der Rising-Star-Höhle rund 1.415 Knochenreste und 137 einzelne Zähne von 15 Lebewesen aus der Gattung Homo gefunden und 2015 der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Rising-Star-Höhle liegt südwestlich von Swartkrans und etwa 50 km nordwestlich von Johannesburg in der Südafrikamischen Republik.
Um in die Höhle zu gelangen, muss man sich durch einen nur 18 cm breiten Spalt hindurchzwängen und anschließend einen rund 12 m tiefen Kamin passieren.
Das Alter der gefundenen Fossilien wird auf ca. 2,3 bis 2,5 Millionen Jahre geschätzt. Die wahrscheinliche Größe der Lebewesen lag bei ca. 1,50 m – bei einem Gewicht zwischen 40 und 50 kg.
Homo rudolfensis (vor ca. 2,5 bis 1,8 Mio. Jahren)
Dieses Lebewesen, das vor ca. 2,5 bis 1,8 Mio. Jahren gelebt hat führt, wie erwähnt, das erste Mal – auf der Zeitachse – den Begriff Homo= Mensch in seiner Bezeichnung. Er wurde am Rudolfsee, dem heutigen Turkanasee gefunden. Der Turkanasee besitzt eine Fläche von 6.405 km2 und ist der größte See Kenias, der nördlichste Teil des Sees gehört allerdings zu Äthiopien. Seinen Namen erhielt er seinerzeit zu Ehren des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Kronprinz Rudolf (1858-1889).
Die Turkansee-Parks gehören übrigens seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Unter Wissenschaftlern ist allerdings umstritten, ob der Homo rudolfensis oder der etwa im gleichen Zeitraum lebende Homo habilis als Urahn des modernen Menschen angesehen werden kann. Sein Gehirn war mit bis zu 800 cm3 bereits einiges größer als das seiner Vorfahren und natürlich bediente er sich eines aufrechten Gangs. Er benutzte wahrscheinlich bereits einfachste Werkzeuge. Er wurde bis zu ca. 1,55 m groß.
Paranthropus boisei (vor ca. 2,1 bis 1 Mio. Jahren)
Auch der Paranthropus boisei gehört nicht zu den Urahnen des heutigen Menschen. Wie der Paranthropus aethiopicus ist er der Vollständigkeit halber aber mit aufgeführt. Er wird als „Boisei Nebenmensch“ bezeichnet. Er wurde im Jahr 1959 von dem Wissenschaftler-Ehepaar Louis (1903-1972) und Mary (1913-1986) Leakey in der Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias entdeckt. Er lebte wahrscheinlich vor etwa 2,1 Mio. bis etwa 1 Mio. Jahre. Er lebte daher eine Zeitlang gleichzeitig mit dem Homo rudolfensis. Dieser Hominide wurde wegen seines enorm stark ausgeprägten Gebisses auch als „Nussknackermensch“ bezeichnet. Er war daher in der Lage, sich von harten Früchten, Samen u.a. Pflanzen zu ernähren. Er erreichte eine Größe von ca. 1,4 m bei einem Gewicht zwischen 40-70 kg.
Homo habilis (vor ca. 2,1 bis 1,6 Mio Jahren)
Der Begriff habilis stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „geschickt“. Er wurde so bezeichnet, weil er Werkzeuge aus Stein bearbeitete und verwendete. Seine Größe betrug bis zu ca. 1,45 m und sein Gehirnvolumen war mit etwa 650 cm3 sogar etwas kleiner als das des Homo rudolfensis, mit dem er über eine große Zeitspanne gemeinsam lebte. Wie erwähnt, besteht unter den Forschern bisher keine Einigkeit, ob der Homo rudolfensis oder der Homo habilis als der Urahn des Menschen gelten kann. Reste des Homo habilis wurden im Jahr 1960 von Jonathan Leakey (geb.1940), dem Sohn von Mary und Louis Leakey, in der Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias gefunden. Der Homo habilis lebte etwa vor 2,1 Mio. Jahre bis ca. 1,6 Mio. Jahre.
Australopithecus sediba (vor ca. 1.8 bis 1,9 Mio. Jahren)
Diese erst im August 2009 entdeckten Skelette einer Frau und eines männlichen Kindes könnten anstelle des Homo habilis die ersten Vertreter der Gattung Homo sein, also der erste echte Vorfahre des modernen Menschen. Der Begriff sebia entstammt der südafrikanischen Sesotho-Sprache und bedeuten übersetzt "Ursprung bzw. Quelle". Die Skelette wurden im Jahr 2008 durch den seinerzeit neunjährigen Sohn des südafrikanischen Paläanthropologen Lee Berger von der "University of the Witwatersrand" in Johannesburg gefunden und von seinem Vater sofort richtig erkannt worden. Die beiden "Urmenschen" besaßen beide eine Größe von ca. 1,27 m - bei einem Gewicht der Frau von geschätzten 33 kg und dem des Jungen von 27 kg. Der Fundort ist der "Cradle of Humankind" (Wiege der Menschheit), ein Gebiet ca. 40 km von Johannesburg entfernt. Diese Region gehört zum UNESCO-Welterbe.
Die Kiefer dieser Hominenart ist eher dem eines Affen ähnlich, während Schädel und Zähne eher dem der Gattung Homo ähneln. Aufgrund der Beckenform geht man davon aus, dass das Lebewesen bereits aufrecht gehen, aber aufgrund seiner starken Arme auch hervorragend klettern konnte. Nach Aussagen von Wissenschaftlern erscheint er wie eine Mischung aus Australopithecus africanus und Homo erectus. Er könnte das gesuchte Bindeglied zwischen den noch affenartigen Vormenschen und den frühesten Menschen.
Homo ergaster (vor ca. 1,9 bis 1,3 Mio. Jahren)
Der Homo ergaster, der Handwerkermensch, lebte etwa vor 1,9 Mio. bis 1,3 Mio. Jahren. Damit lebte er ein ganzes Stück zeitgleich mit dem Homo habilis. Seinen Namen erhielt der Homo ergaster wegen seiner Fähigkeit, u.a. Faustkeile aus Stein herzustellen und sinnvoll einzusetzen. Manche Forscher sehen in ihm aber „nur“ eine frühe Form des Homo erectus. Reste des Homo ergaster wurden ebenfalls in der Olduvai-Schlucht in Tansania, und zwar von Richard Leakey (geb.1944), entdeckt. Richard Leakey (geb. 1944), ein weiterer Sohn des Forscherpaares, gilt übrigens als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Paläoanthropologen.
Die dort entdeckten Schädelteile stammten wahrscheinlich von einem ca. 12-jährigen Jungen, dessen Gehirn ein Volumen von ca. 880 cm3 besaß, bei einer Größe des gut erhaltenen Skeletts von 1,60 m. Man schätzt, dass ein erwachsener Homo ergaster, den man bisher nicht gefunden hat, bis zu 1,80 m groß geworden wäre, bei einem Hirnvolumen von ca. 900 cm3.
Homo erectus (vor ca. 1,8 Mio bis 40.000 Jahren)
Der Name dieses Hominiden stammt aus dem Lateinischen erectus= aufgerichtet, aufrecht. Man nimmt an, dass der Homo erectus der erste der Hominiden ist, der seine ursprüngliche Heimat Afrika verlassen hatte und Europa und Asien bevölkerte. Er lebte etwa in dem Zeitraum vor 1,8 Mio. Jahren bis ca. 40.000 Jahren. In einer Höhle in der Nähe von Peking fand man eine Reihe von Überresten dieses Hominiden, er wurde daher dort als "Peking Mensch“ bezeichnet.
Zu dem Homo erectus zählt auch der bekannte "Java Mensch“. Eine Reihe von Wissenschaftlern zählen sogar den Homo heidelbergensis dazu. Man glaubt übrigens, dass sich der Homo sapiens nicht aus diesen "eingewanderten“ Hominiden entwickelt hat, sondern seinen Ursprung in Afrika hatte und sich in einer späteren Wanderungswelle über die Kontinente verteilt hatte. Der Homo erectus verfügte mit einem Hirnvolumen bis zu 1.250 cm3 über ein recht großes Hirnvolumen. In Afrika wurde er in der Olduvai-Schlucht in Tansania von Richard Leakey gefunden. Der "Pekingmensch“ wurde von dem chinesischen Forscher W.C. Pei im Dezember des Jahres 1929 gefunden, der "Java-mensch“ wurde bereits im Jahr 1891 von dem Niederländer Eugene Dubois auf Java/Indonesien entdeckt. Der Javamensch lebte etwa vor 500.000 Jahren. Seit 1999 wurden in Dmanisis/Georgien weitere Überreste des Homo erectus ausgegraben, deren Alter auf ca. 1,7 Mio. Jahre geschätzt wird.
Homo heidelbergensis (vor ca. 600.000 bis 200.000 Jahren)
Die ersten Überreste dieses Hominiden wurden bereits im Jahr 1907 in einer Sandgrube bei der Ortschaft Mauer in der Umgebung von Heidelberg gefunden. Er lebte etwa vor 600.000 bis vor etwa 200.000 Jahren. Maßgeblichen Anteil an der Erforschung des von einem Arbeiter entdeckten Fundes hatte der Wissenschaftler Otto Schoetensack (1850-1912). Schoetensack hatte die Sandgrube oft besucht und die dortigen Arbeiter für die Suche nach Fossilien sensibilisiert. Der Fund in Heidelberg besaß etwa ein Alter von 600.000 Jahren. Weitere Funde stammen beispielsweise aus einer Höhle von Petralona in der Nähe von Thessaloniki/Griechenland. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass sich aus diesem Hominiden etwa vor 200.000 Jahren der Neandertaler entwickelte, der bis etwa vor 30.000 Jahren lebte.
Es ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob der Homo heidelbergensis sich in Afrika aus dem Homo erectus entwickelte und dann nach Europa ausgewandert ist oder ob er sich aus einem anderen Vorgänger hier in Europa weiter entwickelt hatte. Dieser mögliche Vorgänger könnte der erst seit kurzem bekannte Homo antecessor = der Vorgänger sein, dessen über 780.000 Jahre alte Überreste 1994 in einer spanischen Höhle entdeckt worden sind. Dieser Hominide besaß ein Hirnvolumen von ca. 1.200 cm3. Die Körpergröße der Männer lag etwa bis zu 1,70 m und die der Frauen bei ca. 1,60 m. Der Homo heidelbergensis verwendete verschiedene Werkzeuge u.a. bis zu 2,50 m lange Wurfspieße für die Jagd. Möglicherweise konnte er sich bereits über Ansätze einer einfachen Sprache verständigen.
Neandertaler, Homo neanderthalensis (vor ca. 200.000 bis 30.000 Jahren)
Im Jahr 1856 wurden im bei Düsseldorf gelegenen Neandertal von Steinbrucharbeitern ein Schädel nebst einer Reihe dazu gehöriger Knochenreste entdeckt. Der Fund gelangte dem Wissenschaftler und Naturforscher Johann Carl Fuhlrott (1803-1877) in die Hände, der das Fossil genauer untersuchte und es als ein Vorfahre der heutigen Menschheit interpretierte.
Der Neantertaler lebte vor ca. 200.000 Jahre bis etwa vor 30.000 Jahren. Der Homo neanderthalensis gilt, der Meinung der meisten Wissenschaftler nach, nicht als Vorfahre des heutigen Menschen (Homo sapiens), sondern lebte parallel zu dem vor ca. 40.000 Jahren aus Afrika eingewanderten Homo sapiens. Infolge der großen Witterungsveränderungen durch das Ende der letzten Eiszeit, scheint er um diese Zeit ausgestorben zu sein - möglicherweise ist er aber auch allmählich durch den intellektuell überlegenen Homo sapiens verdrängt worden. Der Neandertaler konnte Werkzeuge aus Stein und Holz her-stellen und verwenden, er kleidete sich mit Fellen, er baute Hütten und er kannte den Gebrauch des Feuers. Sein Hirnvolumen war mit bis zu 1.750 cm3 sehr groß. Er soll seine Toten sogar in regelrechten Gräbern beerdigt haben. Mittlerweile fand man in rund 70 Fundstellen über 300 verschiedene Exemplare des Neandertalers. Während seiner Blütezeit vor ca. 40.000 Jahren lebten nur ca. insgesamt 100.000 Neanderthaler in ganz Europa. Seine Blütezeit endete zeitgleich mit dem Auftreten des Homo sapiens.
Homo florensis (vor ca. 38.000 bis 18.000 Jahren)
Im Jahr 2003 wurde auf der Insel Flores/Indonesien eine Hominidenart entdeckt, die nach dem Fundort als Homo florensis bezeichnet wurde. Man schätzt, dass diese Hominidenart durch Wanderungen auf die Insel gelangt sind und sich aus dem Homo erectus entwickelt hatte. Sie waren nur ca. 1 m groß und besaßen ein erstaunlich kleines Gehirn mit einem Volumen von ca. 400 cm3. Die Ursprünge des Homo florensis gehen auf ca. 38.000 v.Chr. zurück, er lebte dort bis ca. 18.000 v.Chr., also in einer Zeit, als auch der Homo sapiens existierte. Trotz seines relativ kleinen Gehirns verwendete er beispielsweise Werkzeuge, die man gemeinhin nur dem Homo sapiens zuschrieb.
X-Mensch (in Russland vor ca. 40.000 Jahren)
Im Jahr 2008 wurde in der Denisovahöhle im Altaigebirge in Südsibirien in einer Erdschicht ein ca. 40.000 Jahre alter Finger gefunden. Genetische Untersuchungen zufolge handelt es sich dabei um die Überreste einer neuen Art von Urmensch.
Homo sapiens (seit ca. 190.000 - in Europa erst seit 40.000 Jahren bis heute)
Seinen Namen erhielt der Homo sapiens aus dem lateinischen Wort sapiens = weise, klug. Mit ihm bezeichnet man den heutigen Menschen. Man rechnet den Beginn des Homo sapiens vor ca. 190.000 Jahren. Seine Ursprünge lagen in Afrika. Er entwickelte sich, der heutigen Kenntnis nach, dort aus dem Homo erectus. Eine wesentliche Entdeckung machte man mit dem Fund des Skeletts einer ca. 20-jährigen Frau in der Qafzeh Höhle inIsrael. Das Alter dieses Fundes wurde auf ca. 100.000 Jahre bestimmt. Interessanterweise fand man nur 35 km von der Höhle entfernt die Überreste von Neandertalern, deren Alter dort auf 45.000 - 60.000 Jahre geschätzt wurde. Über viele Jahrzehntausende haben Homo sapiens und der Neandertaler hier anscheinend nebeneinander gelebt. Nach Europa ist der Homo sapiens wahrscheinlich vor 40.000 Jahren aus Afrika eingewandert und hat auch hier über 10.000 Jahre zeitgleich mit dem Neandertaler gelebt.
Die bekanntesten Fossilien des Homo sapiens sind die im Jahr 1868 gemachten Funde in der Cro Magnon Höhle in einem Kalksteinmassiv, das in dem französischem Department Dordogne im Südwesten des Landes gelegen ist. Zum Cro Magnon Mensch werden alle Menschen gezählt, die bis vor ca. 10.000 in Europa gelebt haben und als unsere direkten Vorfahren gelten. Von ihnen stammen u.a. auch die weltberühmten Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien. Der Cro Magnon-Mensch war etwa 1,70 m groß und besaß ein Hirnvolumen von bis zu 1.550 cm3. Er verwendete zahlreiche Werkzeuge, wie Speere, Harpunen sowie Pfeil und Bogen, aber auch Nadeln zum Nähen, Kämme, Hämmer u.ä.
Man kann davon ausgehen, dass der "moderne Mensch", also der Homo sapiens erst seit etwa 13.000 "allein" auf der Erde vorkommt. Bis dahin lebte er mit dem Neandertaler, dem vor kurzem entdeckten X-Menschen und dem Homo Florensis (Hobbit) gemeinsam auf der Erde.
Steinzeitmenschen in Gökekli Tepe (vor ca. 11.600 Jahren)
Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts stießen Berliner Forscher bei Ausgrabungsarbeiten auf dem Göbekli Tepe (Nabelberg) im südanatolischen Bergland in der Nähe von Sanliurfa an der Grenze zu Syrien auf geradezu sensationelle Funde. Auf dem Bergkamm stießen sie auf etwa 11.600 Jahre alte Steinpfähle, von denen einige über 7 m hoch sind und rund 50 Tonnen wiegen. Sie bildeten seinerzeit Räume mit einem Durchmesser von rund 20 m. Wahrscheinlich diente diese Anlage einem rituellen Totenkult und nicht als Wohnstätte. Die Stelen waren mit Symbolen versehen, die von den Forschen als eine Art Hieroglyphenschrift interpretiert werden, und das rund 6.000 Jahren vor dem Bau der ersten Pyramiden. Da für den Bau der Anlage viele hundert Menschen für eine längere Zeit zusammen gelebt haben müssen, muss es zu dieser Zeit bereits Anfänge von Ackerbau und Viehzucht gegeben haben. Diese Erkenntnis steht allerdings im Widerspruch zu den bisherigen Vorstellungen zur Sesshaftwerdung des Menschen.
Ötzi (vor ca. 5.300 Jahren)
Am 19. September des Jahres 1991 fand das Ehepaar Helmut und Erika Simon aus Nürnberg/Deutschland in der Nähe der Bergsteigerhütte Hauslabjoch oberhalb des Niederjochferner in 3.210 m Höhe die sehr gut erhaltenen Überreste eines Menschen (homo sapiens). Die Fundstelle lag in Südtirol dicht an der Grenze zu Österreich. Bei den späteren zahlreichen und intensiven Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Mann etwa um 3.300 v.Chr., also vor rund 5.300 Jahren zur Zeit der Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. dem Beginn der Kupferzeit gelebt hatte. Seine Bezeichnungen reichen von "Ötzi" über "Homo tylolensis" bis zu "Mann vom Hauslabjoch". Die gut erhaltene Mumie wird im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ausgestellt.
Literaturhinweise
Klaus Schmidt
"Sie bauten die ersten Tempel"
Das rätselhafte Heiligtum der Steinzeitjäger
Die archäologische Entdeckung am Göbekli Tepe
282 Seiten
ISBN 3406535003
Verlag: C.H.Beck (2006)
Richard Leakey
"Die ersten Spuren"
Über den Ursprung des Menschen
219 Seiten
ISBN 3442150310
Verlag: Goldmann Wilhelm GmbH (1999)
Donald Johanson und Blake Edgar
"Lucy und ihre Kinder"
Mit Photographien von David Brill
272 Seiten
ISBN 3827410495
Spektrum-Verlag (2000)
Ralf W. Schmitz und Jürgen Thissen
"Neandertal"
Die Geschichte geht weiter
327 Seiten
ISBN 3827413451
Spektrum Akademischer Verlag (2002)
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