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Indien: Geschichte

Bis etwa zum Jahr 1000

Die frühesten Spuren menschlichen Lebens in Indien gehen zurück auf die Zeit um 200.000 vor Christus. Aus dieser Zeit sind Steinwerkzeuge und Höhlenmalereien überliefert. Ackerbaukultur und die ersten Siedlungen fanden im vierten Jahrtausend vor Christus statt. Ausgehend davon, entwickelte sich eine ausgedehnte Stadtkultur (Harappa-Kultur). Auf diese Zivilisation gehen das indische Kastenwesen und die hinduistische Vorstellungen von der richtigen Lebensführung zurück.

Die Umbruchphase der indischen Zivilisation im 6. Jahrhundert vor Christus war geprägt durch militärische Auseinandersetzungen von Hindu-Königreichen im Norden Indiens und durch eine Verhärtung des Kastenwesens. In dieser Zeit entwickelte sich der Buddhismus in Indien.

Im dritten Jahrhundert entstand das erste Hindu-Königreich (Magadha), das bereits einen großen Teil des späteren Gesamtindien beherrschte. Das Königreich verfügte über eine Armee und Beamtenschaft. Der bekannteste Herrscher dieser Zeit, Kaiser Ashoka, beendete die militärische Expansion und entwickelte eine neue Staatsphilosophie sozialer Verantwortlichkeit. Nach Ashokas Tod verfielen sein Reich und seine Staatsideologie. Brahmanen und die von ihnen legitimierten Könige bekamen wieder die Oberhand.

Gegen Ende des Altertums gelang es der Gupta-Dynastie, ein Großreich zu errichten. Die Herrschaftszeit dieser Dynastie im vierten bis zum Ende des fünften Jahrhunderts gilt als die Blütezeit der klassischen Sanskritliteratur. Die klassische Periode des alten Indiens unter der Gupta-Dynastie wurde später als goldenes Zeitalter Indiens betrachtet. Sie brachte einen erheblichen Aufschwung der Literatur und Wissenschaften. Das Reich ging jedoch in den Anstürmen der Hunnen unter.

Südindien erlebte in dieser Zeit eigene territoriale und dynastische Konflikte. Am bekanntesten ist hier die Chola-Dynastie, die mit ihrer Flotte den Golf von Bengalen beherrschte und Teile von Ceylon annektierte.

 

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Ende des zehnten Jahrhunderts nach Christus drangen islamische Turkvölker nach Nordwestindien ein und eroberten bis zum 13. Jahrhundert Delhi und die Ganges-Ebene. Die Sultane von Delhi gründeten ihre Herrschaft auf die Scharia und zogen von Nicht-Muslimen Schutzgelder ein. Sie strebten aber nicht die völlige Unterwerfung unter den Islam und die Beseitigung der hinduistischen Sozialordnung an, wenngleich etliche Tempel zerstört wurden.

Indien, Agra, Taj Mahal
Taj Mahal © goruma (D.Jesse)


Anfang des 16. Jahrhunderts fielen die Moguln aus Zentralasien in Nordindien ein und brachten mit ihrer technisch überlegenen Armee weite Teile Indiens unter ihre Kontrolle. Aus der Zeit der Mogul-Herrscher stammen unvergängliche Bauwerke wie das Grabmal Taj Mahal in Agra und die große Moschee Jama Masjid in Delhi. Eine der bekanntesten Herrschergestalten war Akbar (1556 - 1605), der das Reich erheblich ausdehnte. Er schaffte die Reformen für einen stabilen Religionsfrieden zwischen Hindus und Muslimen und garantierte religiöse sowie kulturelle Freiheiten.

Ein Jahrhundert nach Akbar kam mit Aurangzeb ein Mogul an die Macht, dessen Politik dazu führte, dass sich Hindus und Muslime tief in feindliche Fronten spalteten. Aurangzeb (1658 - 1707) verfolgte einen orthodox-religiösen Kurs, ließ Hindu-Tempel niederreißen und hinderte die Bevölkerung an der Religionsausübung. Durch diese Vorgehensweise und die zunehmende steuerliche Ausbeutung der landwirtschaftlichen Bevölkerung kam es zu Rebellionen, die zum Ende der Dynastie führten.

 

Im 18. und 19. Jahrhundert

Die Herrscher aus der Gegend um Bombay, die versuchten die Moguln zu beerben, brachten mit hohen Abgaben die Bevölkerung gegen sich auf. Sie scheiterten bei der Bildung eines Großreiches, unterlagen gegen die eindringenden Afghanen 1761 und rieben sich zuletzt in Kriegen gegen die englische Ostindiengesellschaft (East India Company, 1708 - 1857), einer privaten Kaufmannsgesellschaft unter dem Schutz der britischen Krone, auf. Die britischen und französischen Niederlassungen unterstützten unterschiedliche Fraktionen in den dynastischen Nachfolgekämpfen Süd- und Nordindiens. Französische Kräfte konnten sich gegenüber den Briten jedoch nicht lange behaupten. Diese schlugen in der Schlacht von Plassey im Jahr 1757 den Nawab von Bengalen, der sie sechs Jahre zuvor aus Kalkutta vertrieben hatte, und leiteten damit den Beginn der englischen Herrschaft auf dem Subkontinent ein. Großbritannien herrschte bis zu den Unruhen 1857 durch die Ostindiengesellschaft über Indien. Südindien und die Gangesebene fielen Ende des 18. Jahrhunderts unter britische Herrschaft, 1830 folgten Zentral- und Nordostindien, 1849 wurde der Panjab annektiert. Die Inbesitznahme Indiens durch die Ostindiengesellschaft war in ihrer Anfangszeit von einer extremen Ausbeutung des Landes begleitet, bis die britische Regierung versuchte diesem Treiben mit dem India Act 1784 ein Ende zu bereiten. Unter dem Generalgouverneur Lord Bentick wurden das indische Zivil- und Strafrecht nach englischem Muster kodifiziert und besonders gegen die Menschenwürde verstoßende Praktiken wie die Witwenverbrennung oder Ritualmorde wurden verboten. Die Einführung westlichen Unterrichts in englischer Sprache zwang die bislang persischsprachige Verwaltungselite zur Umstellung. Englisch wurde zur alleinigen Amtssprache.

 

20. Jahrhundert bis heute

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Indien von den Briten als Basisstützpunkt genutzt. Rund zwei Millionen indische Soldaten kämpften für die Briten. Die Unterbrechung der Reisimporte aus Birma und spekulative Preistreiberei führten zu dramatischen Hungersnöten in Bengalen. Ein Entgegenkommen der Briten wurde 1942 mit der Quit India-Kampagne ("Raus aus Indien"), einer von der Kongresspartei beschlossenen Protestkampagne, beantwortet. Sie wurde jedoch von den Briten niedergeschlagen, und die Kongressführung blieb für den Rest des Krieges im Gefängnis.

Die Wahlen 1945 brachten in London eine Labour-Regierung an die Macht. Die neue Regierung zögerte Indiens Unabhängigkeit wiederherzustellen. Im Juni 1947 kündigte der britische Vizekönig, Lord Mountbatten, seinen Unabhängigkeits- und Teilungsplan an. Pakistan und Indien wurden unabhängig und entwarfen je eine eigene Verfassung. Die Fürstenstaaten, darunter auch Kaschmir, mussten sich für ihre jeweilige Zugehörigkeit entscheiden. Für den Panjab und Bengalen wurden Grenzkommissionen eingesetzt.

Gandhi und sein engster Vertrauter Jawaharlal Nehru waren gegen die Teilung, akzeptierten sie dann aber, um weitere Konflikte zu vermeiden.

Für Indien und Pakistan war die Teilung ein Desaster. Die jeweiligen Minderheiten, vor allem im Panjab, wurden Opfer gewalttätiger Gruppen. Es gab circa eine Million Tote. Zwölf Millionen Menschen wurden auf beiden Seiten in die Flucht getrieben. Zudem konnte die Teilung das Problem der Religionskonflikte nicht lösen, da nur zwei Drittel der Muslime in Pakistan lebten, ein Drittel jedoch in Indien blieb. Gandhi, der sich für eine faire Behandlung Pakistans bei der Teilung der kolonialen Erbmasse eingesetzt hatte, wurde am 30. Januar 1948 von einem Hindu-Fanatiker erschossen. Der Mörder, ein Brahmane, gab bei seiner Vernehmung an, er habe Gandhi getötet, weil er der muslimischen Minderheit in Indien die gleichen Rechte wie den Hindus zugebilligt habe.

Unmittelbares Problem nach der Teilung war die Integration der Fürstenstaaten. Besondere Probleme stellten Hyderabad und Kaschmir dar. In Hyderabad hoffte der muslimische Herrscher auf internationale Anerkennung, brachte aber die Unruhen seiner weitgehend hinduistischen Bevölkerung nicht unter Kontrolle. Indische Truppen marschierten daraufhin im August 1948 ein. Kaschmir, mit seiner überwiegend muslimischen Bevölkerung, wurde von einem hinduistischen Maharadscha regiert, und das bei überwiegend muslimischer Bevölkerung.

Die nach der alten Verfassung gewählte Konstituierende Versammlung entwarf nach der Unabhängigkeit die Verfassung der Indischen Republik, die 1950 in Kraft trat und einen föderalen Staat mit starken zentralistischen Elementen schuf. Die zum Teil sehr großen Bundesstaaten fassten Bevölkerungen unterschiedlicher Muttersprachen und kultureller Identität zusammen.

1993 hatte sich die Lage in Kaschmir durch die Ermordung lokaler geistlicher und politischer Führer zugespitzt. Die Zahl der Sicherheitskräfte wurde beträchtlich erhöht. Die Beteiligung an schweren Menschenrechtsverletzungen veranlasste die internationale Öffentlichkeit zu scharfen Protesten. Im gleichzeitigen Panjab-Konflikt, bei dem es um die mit Gewalt beanspruchte Unabhängigkeit des Unionsstaates ging, beruhigte sich dagegen die Lage sichtlich. Im Jahresverlauf begann sich auch die Lage in Kaschmir leicht zu entspannen. Die indische Regierung hatte eine Nationale Menschenrechtskommission eingesetzt, ausländische Delegationen wurden zur Begutachtung der Situation eingeladen und gewaltsames Vorgehen der Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung in Kaschmir erstmals verfolgt und geahndet. Diese Erfolge waren allerdings nur von kurzer Dauer. Nachdem ein Tempel zerstört wurde, in dem sich im Februar 1995 kaschmirsche Rebellen verschanzt hatten, kam es erneut zu Unruhen. Auch im Nordosten Indiens wurden separatistische Gruppierungen 1995 wieder aktiver, die vor allem die Vertreibung von Landesfremden aus ihren Unionsstaaten betrieben. Die Situation im Konflikt zwischen Indien und Pakistan treibt seit dem 13.12.2001 auf einen verschärften bewaffneten Konflikt der beiden Atommächte zu.

Am 13.12.2001 verübten pakistanische Extremisten einen blutigen Anschlag auf das indische Parlament in Neu Delhi. Indien fordert von Pakistan die Verfolgung der Attentäter und der Hintermänner bzw. der Gruppierungen. Gleichzeitig ziehen beiden Staaten Truppenverbände in der Region zusammen, die sich seit dem 11.1.2002 immer wieder Feuergefechte liefern. Eine erste Annäherung der verfeindeten Staaten gab in dem umstrittenen Gebiet nach dem verheerenden Erdbeben am 10.Oktober des Jahres 2005 mit wahrscheinlich 80.000 bis 90.000 Toten in beiden Ländern.

Bei der Wahl im April/Mai 2009, die aus Sicherheitsgründen und organisatorischen Gründen innerhalb eines Monats abgehalten wurde, verfehlte die regierende Kongresspartei nur knapp ihre absolute Mehrheit und erreichte damit ihr beszes Ergebnis seit 20 Jahren. Damit kann Ministerpräsident (Premierminister) Manmohan Singh weiter regieren. Er regiert seit dem 22. Mai 2004






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