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Architekturführer Pjöngjang in zwei Bänden

Der erste Architekturführer über Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, nach George Bush einem der letzten Schurkenstaaten auf der Achse des Bösen (axis of evil) ist ein Widerspruch in sich. Denn Reise- bzw. Architekturführer setzen die Möglichkeit der individuellen Entdeckung einer Stadt, das Flanieren und zielloses Treibenlassen in derselben voraus.

Das ist jedoch so in Pjöngjang nicht möglich, wie die Autoren bei der Buchpräsentation wissen lassen! Dem geneigten Touristen bzw. Besucher der Stadt werden i.d.R. drei Personen zur Seite gestellt, ein Fahrer, ein Begleiter sowie ein Übersetzter, die genauestens darüber wachen, wohin sich der Besucher begibt. 

Diese Anstrengungen bzw. Einschränkungen wird nicht jeder auf sich nehmen. Und so sind die vorliegenden zwei Bände über Pjöngjang sicherlich - wenn als Reiseführer verstanden - nicht für jedermann gedacht, sondern eher nur für ein paar exotische Traveller.

Als Architekturbücher verstanden, werden die Bände aber schon für ein wesentlich größeres Publikum interessant.
Denn in ihrer pompösen Maßstäblichkeit sowie in ihrer konsequenten Inszenierung, wie sie nur in einem totalitären Staatssystem möglich ist, kann man sich der Wirkung der Architektur nicht entziehen.
Die Inszenierung der Stadt wird nachts auf die Spitze getrieben, in einem ansonsten weitgehend dunklem Umfeld werden nur die Denkmäler, bzw. besondere Bauwerke der Stadt illuminiert.

Auch für die bunten Agitationsbilder innerhalb des Stadtraums bilden die grauen Häuser einen idealen Hintergrund. In Band 2 widmet sich ein Kapitel mit dem Namen „Lernen von Pjöngjang“ z. B. der Blumensymbolik, die immer wieder auf den farbigen Plakaten erscheint. Die Blumen stehen für die unangefochtenen Herrscher im Staat, wie die Kimilsungie, eine real existierende botanische Züchtung, für Kim il-sung.

Band 1 hat eher einen offiziellen Charakter, er entstand in Zusammenarbeit mit dem nordkoreanischen "Verlag für Fremdsprachige Literatur" und bringt dem Leser 100 Bauwerke unterschiedlicher Typen, wie Kulturbauten, Wohnbauten, Denkmäler, Hotels, … nahe.
Wie auch das Bildmaterial unterstreicht, befindet sich in diesem Band die "offizielle Selbstdarstellung“ des Landes, die in Band 2 kritisch und ironisch hinterfragt wird.
Ob wir wirklich von Pjöngjang lernen werden und nicht mehr von Las Vegas - das wird sich zeigen.
 




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