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Siedlungen der Moderne

Einführung

Berlin: Weiße Siedlung © goruma (V. Koppenwallner)

Auf ihrer 32. Sitzung am 7. Juli 2008 in Quebec/Kanada nahm die Unesco die "Siedlungen der Moderne" in Berlin in den Kreis der UNESCO-Weltkulturerbestätte auf. Es ist das erste Mal, dass "normale" Wohnsiedlungen von der Unesco mit dem Prädikat "Weltkulturerbestätte" ausgezeichnet wurden. Die anderen UNESCO-Welterbestätten von Berlin finden Sie unter UNESCO-Welterbestätten von Deutschland


Hier gilt mehr als bei anderen Weltkulturerbestätten, dass Authenzität vor Ästhetik geht. Die sechs Siedlungen waren seinerzeit geradezu sensationell, da es das erste Mal war, dass auch für sozial schwache Bevölkerungsschichten schöne und moderne Wohnungen geschaffen wurden. Die Wohnungen besaßen fließendes Wasser, eine Zentralheizung und Küche und Bad. Teilweise an Parks erinnernde Grünanlagen lockerten die Wohnanlagen nicht nur auf - nein - sie waren auch ein Ort der Erholung und Erbauung für die dort lebenden Menschen.

Die offizielle Begründung für die erfolgreiche Bewerbung des Landes Berlin lautete im Kern:
"....Wegen der weltweiten Bedeutung des Berliner Siedlungsbaus der 1920er-Jahre für die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts."

Bei den sechs Siedlungen in einer Reihe verschiedener Bezirke der Stadt handelt es sich um  Wohnsiedlungen aus der Zeit von 1913 bis kurz nach dem Beginn der NS-Zeit  im Jahr 1933/34. Als Architekten wirkten u.a. so bekannte Vertreter der Moderne mit wie:
Hans Bernhard Scharoun
Walter Gropius
Otto Bartning
Hugo Häring
Bruno Taut
Martin Wagner
Heinrich Tessenow


In den sechs Siedlungen leben derzeit zusammen rund 11.000 Menschen.                   

 

Siedlung Schillerpark

Berlin: Schillerpark © goruma (V. Koppenwallner)

Berlin: Schillerpark Eckdetail © goruma (V. Koppenwallner)

Diese im Bezirk  Mitte im Ortsteil Wedding, in der Nähe der Charite - Standort Wedding - liegende Siedlung wurde in den Jahren 1924 bis 1930 von  Bruno Taut (1880-1938) errichtet. Die Siedlung ist nicht allzu weit von der "Siedlung Weiße Stadt" entfernt. Taut orientierte sich an niederländischen Architekten und dabei besonders an den Backsteinbauten Amsterdams. Die Grünanlagen und Freiflächen stammen von Bruno Taut selber und ab 1954 von dem Berliner Gartenbau-
architekten Walter Rossow.

Die Komplettierung der Siedlung nach dem 2. Weltkrieg fanden durch den jüngeren Bruder Max Taut (1884-1967) und Hans Hoffmann (1897-1957) in den Jahren 1951 bis 1957 statt. Dabei ist zu bemerken, dass die Siedlung den Krieg mit nur wenigen Zerstörungen überstanden hatte. Lediglich ein Haus am Ende der Bristolstraße wurde nach dem Krieg neu und wenige Meter höher erbaut, so dass es die Namen ironisch gemeinte Bezeichnung "Hochhaus" erhielt. Die Siedlung umfasst 303 Wohnungen mit rund 740 Bewohnern - auf einer Fläche von 4,6 ha. Es ist eine reine Wohnsiedlung praktisch ohne Läden, Kneipen oder Kleingewerbe. Die Größe der Wohnungen reicht von 1 1/2- bis 4 1/2-Zimmerwohnngen. Gegenüber den Häusern an der Bristolstraße liegt der weitläufige Schillerpark. In einer Reihe der Hinterhöfe wurden leider in den 1950er-Jahren querstehende Rauhputzhäuser integriert. Die Siedlung ist u.a. mit der U-Bahnlinie 6 - Bahnhof Rehberge - zu erreichen. Derzeit leben dort rund 740 Menschen.

Straßen an bzw. in der Siedlung (alphabetisch)
Barfusstraße
Bristolstraße
Corker Straße
Dubliner Straße
Oxforder Straße
Windsorer Straße

 

Siedlung Weiße Stadt

Berlin: Weiße Siedlung © goruma (V. Koppenwallner)

Diese im Bezirk Reinickendorf - in der Nähe der Siedlung Schillerpark - liegende Siedlung wurde in den Jahren 1929 bis 1931 unter der Federführung der Architekten Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940), Bruno Ahrends (1878-1948) und Wilhelm Büning (1881-1958) errichtet. Damit wurden für die sozial schwächeren Menschen der Stadt, die meist in gräßlichen Mietskasernen mehr hausten als lebten, moderne Wohnungen mit Küche, Bad und Toilette sowie zentraler Heizung geschaffen. 

Das Ensemble umfasst 1.268 Wohnungen auf einer Fläche von 14,3 ha. Derzeit leben dort rund 2.100 Menschen. Die Wohnungen besitzen eine Größe von 1 bis 3 1/2 Zimmer. Anfangs gab es in der Siedlung 25 zerstreut gelegene Läden, ein Café, eine Arztpraxis sowie ein Heizkraftwerk mit einer angeschlossenen Wäscherei. Diese wurden aber Ende der 1960er Jahre abgerissen. 

In den Jahren 1949 bis 1954 wurde die teilweide zerstörte Siedlung unter der Beratung von Wilhelm Büning nach den alten Vorbildern wieder aufgebaut und die erhaltenen Gebäude grundrenoviert. Derzeit befinden sich in dem Wohn-Komlex u.a. ein Imbiss in Form einer Pizzeria, ein Elektrikladen, ein Umzugsladen, ein Schreibbüro, ein Friseur und eine Apotheke. Das über die Aroser Allee querstehende Gebäude der Siedlungsanlage macht leider auf den ersten Blick den Eindruck eines Sozialpalastes. Die vierspurige Aroser Allee zerschneidet außerdem die Siedlung, wird aber durch den Querbau optisch und faktisch miteinander verbunden.

Es sei angemerkt, dass sich die Siedlung dem architetonischen Laien nicht unbedingt sofort als eine besondere oder gar besonders schöne Architektur erschließen wird. Die Siedlung ist u.a. mit der U-Bahnlinie - Bahnhof Paracelsus Bad - zu erreichen.
 
Straßen an bzw. in der Siedlung (alphabetisch)
Aroser Allee
Baseler Straße
Bieler Straße
Emmentaler Straße
Genfer Straße
Gotthardstraße
Ramanshorner Weg
Schillerring
Sankt-Galler-Straße

 

Wohnstadt Carl Legien

Berlin: Carl Legien Siedlung © goruma (V. Koppenwallner)

Berlin: Carl Legien Siedlung - Straßenfassade © goruma (V. Koppenwallner)

Diese im Bezirk Pankow im Ortsteil Prenzlauer Berg liegende Wohnstadt wurde in den Jahren 1928 bis 1930  von den beiden Architekten Bruno (Julius Florian) Taut (1880-1938) und Franz Hilinger errichtet. 

Wenn man mit dem Kfz. aus Richtung Alexanderplatz anreist, findet man die Siedlung (Wohnstadt) Carl Legien, indem man auf der Prenzlauer Allee einige hundert Meter hinter dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee rechts in die Erich-Weinert-Straße einbiegt. Nach wenigen Hundert Metern hat man die Siedlung dann erreicht. Wer mit Hilfe des öffentlichen Nahverkehrs anfährt, kann dies bequem mit der S-Bahnlinie tun. Man steigt dann am Bahnhof  Prenzlauer Alle aus und geht noch einige Hundert Meter zu Fuß bis zur Erich-Weinert-Straße. 

Ihren Namen erhielt die Wohnstadt nach Carl Legien (1861-1920), der von 1890 bis 1919 Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands und ab 1919 der Vorsitzende des Allgemeinen Deuschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) war. Er war durch die Ausrufung des Generalstreiks maßgeblich an der Niederschlagung des Kapp-Putsches von 1920 beteiligt.

Die Wohnstadt, die sich in einem hervorragenden Zustand befindet, umfasst 1.149 Wohnungen  auf einer Fläche von 8,4 ha. Bauherr war die Gemeinnützige Heimstätten-Spar- und Bau AG (GEHAG. Von etwa 1995 bis 2004 wurde das Ensemble unter Beachtung des Denkmalschutzes renoviert und saniert. Derzeit leben dort rund 1.200 Menschen. Es gibt an der Ecke Erich-Weinert-Straße Sodtkestraße ein Sportstudio, eine Bäckerei und eine ambulante Hauskrankenpflegestation. Die wunderschönen Gartenanlagen zwischen den Häuserblocks wurden wahrscheinlich auch von Bruno Taut konzipiert und werden von den heutigen Bewohnern zum Spielen, Grillen oder auch nur zum Entspannen gerne genutzt.

Straßen an bzw. in der Siedlung (alphabetisch)
Erich-Weinert-Straße
Georg-Blank-Straße
Gubitzstraße
Küselstraße
Lindenhoekweg
Sodtkestraße
Sültstraße
Trachtenbrodtstraße

 

Großsiedlung Siemensstadt - Ringsiedlung

Berlin: Siemensstadt - Hugo Häring Bau © goruma (V. Koppenwallner)

Berlin: Siemensstadt - Schiffsarchitektur © goruma (V. Koppenwallner)

Allgemeines
Die Region der heutigen Siemensstadt war bis 1897 ein Wiesen-, Wald- und Sumpfgebiet - also eine Art Wildnis. Da es im damaligen Berlin keine größeren freien Flächen  für Industrieansiedlungen mehr gab, begann die Fa. Siemens 1897 hier mit dem Bau eines Kabelwerks, das bereits 1899 fertig gestellt war. In den Hochzeiten waren in allen Siemenswerken dann bis zu 66.000 Menschen beschäftigt, heute sind es nur noch etwa 11.500.

Die Großsiedlung
Die im heutigen Bezirk Spandau und Charlottenburg-
Wilmersdorf liegende Siedlung wurde in den Jahren 1929 bis 1931 - der letzte Teil von 1933 bis 1934 - unter den Architekten Bernhard Hans Bernhard Scharoun (1893-1972), Paul Rudolf Hennig (1886-1986), Otto Bartning (1883-1959), und Hugo Häring (1882-1958) und Fred Forbat (1897-1972 ) errichtet. Den Auftrag zum Bau der Siedlung erteilte die Stadt Berlin, um auch den sozial schwachen Bürgern ein schönes und vor allem menschenwürdiges Wohnen zu ermöglichen. Derzeit leben in der Großsiedlung rund 2.800 Menschen, von denen ca. 20% Ausländer. Es leben dort auch viele jüngere Familien und Menschen mittleren Alters. In bzw. in unmittelbarer Nähe der Siedlung befinden sich u.a. ein Restaurant, ein Feinkostladen, eine Bäckerei, ein Friseur, ein SB-Waschsalon, ein Jalousiegeschäft sowie einige Supermärke Die Großsiedlung Siemensstadt ist Teil der aus insgesamt sieben Siedlungen bestehenden Siemensstadt, mit der sie nicht gleichgesetzt bzw. verwechselt werden darf. Die Großsiedlung wurde von den beteiligten Architekten in sechs verschiedenen Baustilen zu einer baulich harmonischen Gesamtheit vereinigt. 

Berlin: Siemensstadt - Scharoun Bau - Blick auf Sharouns Wohnung © goruma (V. Koppenwallner)

Berlin: Siemensstadt - Langer Jammer © goruma (V. Koppenwallner)


Im Jungfernheideweg - der direkt von der großen Nonnendammallee abzweigt - wurden die meisten Gebäude von Scharoun erbaut, der hier in der Nummer 4 selber 30 Jahre gelebt hatte, bevor er in eine von ihm gebaute Atelierwohnungen in Berlin-Charlottenburg zog, wo er dann 1972 verstarb. Im Krieg wurde das Gebäude Jungfernheideweg Nr. 1 völlig und die Gebäude Nr. 3 und 5 stark beschädigt. In den Gebäuden - z. B. des Jungfernheidewegs - befinden sich große Dachterrassen und Tröckenböden, die von den Mietern genutzt werden können - selbst für heutige Verhältnisse nicht alltäglich und damals, zumal in So-
zialwohnungen, geradezu eine Sensation. 

Der von Scharoun gebaute Teil der Siedlung gilt als so genannte "Schiffsarchitektur", als Symbol für den modernen Wohnungsbau in der Weimarer Republik. Die Schifffahrt galt als Symbol für Freiheit, Weltläufigkeit, Modernität und Funktionalität. Wegen der speziellen Gestaltung erhielt der Scharoun-Teil der Siedlung auch den Namen "Panzerkreuzer".
Die in der Goebelstraße parallel zur Straße liegende nahezu 500 m lange Häuserfront stammt von Otto Bartning und erinnert ein wenig an Bauten aus den 1950er und 1960er-Jahren. Die Häuserfront besitzt den Namen "Langer Jammer". Aber die Rückseite des Gebäudekomplexes ist hell und von angenehmer Ästhetik und ermöglicht einen herrlichen Blick auf die teilweise parkähnlichen Grünanlagen. Auf dieser Seite der Anlage Langer Jammer befindet sich das von dem Ingenieur Max Mehringhaus erbaute zentrale Wasch- und Heizhaus, das heute ein Mieterpunkt der 1924 gegründeten GSW Immobilien GmbH in Berlin ist, die Teile der Siedlung verwaltet. Eigner ist seit dem Jahr 2004 der US-Investor Cerberus/Whitehall.

Die erste senkrecht zur Göbelstraße und parallel zum Jungfernheideweg liegende Anlage stammt von Gropius, die sich daran anschließenden Gebäude bzw. Anlagen - auch mit schönen Grünanlagen - stammen von Hugo Häring.  Mit der U-Bahnlinie 7 - Bahnhof Siemensdamm - kommt man unmittelbar zum Jungfernheideweg. Mit der Eröffnung der U-7 im Jahr 1980 wurde der Betrieb der seit 1929 bis dahin existierenden rund 4,5 km langen S-Bahn (Bahnhof Siemensstadt)  zwischen den Stationen Gartenfeld und Jungfernheide - die direkt durch Siemenstadt führte - eingestellt. Das aber war wohl nur indirekt der Grund - der wahre Grund waren wohl Streiks der Westberliner Angestellten der Reichsbahn, der seinerzeit die S-Bahnstrecken auch im Westteil Berlins gehörten. Im Zuge dieses Streiks schloss die Reichsbahn dann diese immer unrentablere Strecke.  Es sei erwähnt, dass die Bahn AG die Strecke bereits seit 2007 endgültig entwidmen will - der Berliner Senat aber dagegen ist.

Straßen an bzw. in der Großsiedlung (alphabetisch)
Geißlerpfad
Goebelstraße
Heckerdamm
Jungfernheideweg
Mäckeritzstraße

Hinweis
Ausführliche und weitergehende Informationen zur Siemensstadt insgesamt und zur Großsiedlung im Speziellen, finden Sie von dem Siemens-Stadtkenner und dortigen Stadtführer Karl H.P. Bienek unter:
www.siemens-stadt.de/
Tel.: 0049 - (0)30 - 381 75 07

 

Gartenstadt Falkenberg - Tuschkastensiedlung

Berlin: Tuschkastensiedlung - Geschosswohnungsbau © goruma (V. Koppenwallner)

Diese im Bezirk Treptow-Köpenick im Ortsteil Bohns-
dorf liegende Gartenstadt wurde in den Jahren 1913 bis 1916 unter der Federführung der beiden Architekten Bruno Julius Florian Taut (1880-1938)und Heinrich Tessenow (1876-1950) errichtet. Die Siedlung gefällt auf den ersten Blick durch ihre fast liebliche und dezente Schönheit in einer ländlich anmuteten Umgebung.In der als Genossenschaft organisierten Anlage scheinen die Bewohner gerne zu leben. Die Gärten und sonstigen Außenanlagen konzipierte der Landschaftsarchitekt Ludwig Lesser (1969-1957). Die Gartenstadt umfasst auf einer Fläche von 4,4 ha = 44.000 m² - mit rund 230 Bewohnern 128 Wohnungen - davon 80 Einfamilienhäuser, wobei die meisten aus Erd-und Obergeschoss bestehen. 

Berlin: Tuschkastensiedlung © goruma (V. Koppenwallner)


Eine Renovierung bzw. Sanierung fand unter strikter Einhaltung des Denkmalschutzes von 1992 bis 2002 statt. Seit 2001 wird die Gartenstadt unter Federführung und nach Plänen des Architekturbüros Quick Bäckmann Quick & Partner um seinerzeit nicht realisierte Abschnitte erweitert. Das Büro hatte bereits 1993 einen Architekturwettbewerb gewonnen, der von dem Mehrheitseigentümer der Gartensiedlung - der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 -ausgelobt worden war. Besonders auffällig sind die an den Expressionismus erinnernden leuchtend bunten Farben und die kleinen verschlungenen Wege durch die Gärten zwischen den Häusern am Akazienhof und dem Gartenstadtweg. Man erreicht die Gartenstadt u.a. bequem mit der S-Bahnlinie - Bahnhof Grünau.

 

Berlin: Tuschkastensiedlung - Reihenhäuser © goruma (V. Koppenwallner)

Kapp-Putsch
Geschichtlich Interessierte seien darauf hingewiesen, dass sich am Anfang der Straße Akazienhof eine Tafel zur Erinnerung an bewaffnete Arbeiter aus der Siedlung befindet, die im März 1920 mit halfen, den Kapp-Putsch niederzuschlagen.

Straßen an bzw. in der Siedlung (alphabetisch)
Akazienhof
Am Falkenberg
Gartenstadtweg

Hinweis
In der Sophie Charlotte Str. 7-  im Stadtbezirk Zehlendorf-Steglitz - erinnert an seinem von ihm selbst erbauten Wohnhaus eine Gedenktafel an Heinrich Tessenow.

Kurzbiografien der Architekten: Otto Bartning

Otto Bartning kam am 12. April 1883 in Karlsruhe zur Welt. Von 1904 bis 1908 studierte er in Berlin und Karlsruhe Architektur. Bereits im Jahr 1906 arbeitete er an seinem ersten Auftrag beim Bau der  evangelischen Friedenskirche in Peggau im österreichischen Bundesland Steiermark. 1918 wurde Vorsitzender des Unterrichtausschusses im Arbeitsrat für Kunst. Hier hatte er maßgeblichen Anteil an der Formulierung neuer Ideen, die später zur Gründung des Bauhauses führten. In den folgenden Jahren macht er sich in der neuen Kirchenbaubewegung einen Namen. Bekannt ist dazu sein Buch von 1919: "Vom neuen Kirchenbau" Im Jahr 1926 wird er der erste und auch einzige Direktor der Staatlichen Bauhochschule in Weimar. Diese Hochschule stand in der Nachfolge des Bauhauses in Dessau. Die Hochschule wurde bereits im Jahr 1930 geschlossen. Bekannt aus dieser Zeit ist  die so genannte "Stahlkirche" in Köln, die später nach Essen versetzt und im Krieg zerstört wurde. Von 1950 bis 1959 war Bartning Präsident des "Bundes Deutscher Architekten". sehr spektakulär war seine Zeit 1951 als Leiter der "Technischen Kommission für den Wiederaufbau Helgolands". Im Jahr 1953 war er als städtebaulicher Berater der Stadt Berlin und auch als Vorsitzender des Ausschusses der "INTERBAU" tätig.
Er verstarb am 20. Februar 1959 in Darmstadt. 

Eine Auswahl bedeutender Werke Bartnings

  • Im Jahr 1910 - die evangelisch-lutherische Kirche am Moltkeplatz in Essen, sie war die erste von  Bartning erbaute Kirche in Deutschland
  • In den Jahren 1911–1912 - das Wohnhaus für Ernst von Simson im Berliner Ortsteil Dahlem im Bezirk Steglitz-Zehlendorf
  • Im Jahr 1913 - das Wohnhaus Hessel in Berlin im Grunewald
  • In den Jahren 1921–1922 - das Wohnhaus Goetz in Köln
  • In den Jahren 1921–1924 - das Wohnhaus Haus Wylerberg, in der Nähe von Kleve
  • In den Jahren 1923–1925 - den Wasserturm und Direktorenwohnhaus u.a. für die Braunkohlen- und Dachsteinwerke Zeipau (heute Szczepanów - Polen)
  • Im Jahr 1926 - den Deutschen Pavillon für die Mailänder Messe
  • In den Jahren 1926–1928 - die Siedlungsbauten in Berlin-Schöneberg (heute Bezirk Tempelhof-Schöneberg) 
  • In den Jahren 1927–1928 - die Kinderklinik des Rittberg-Krankenhauses in Berlin-Lichterfelde
  • In den Jahren 1927–1930 - das Wohnungsbau in der Großsiedlung Siemensstadt in Berlin
  • Im Jahr 1928 - die Stahlkirche anlässlich der Internationalen Presseausstellung Köln (Pressa) die Kirche wurde 1931 in Essen als Melanchtonkiche wiederaufgebaut und während des Krieges 1943 zerstört
  • Im Jahr 1928 - die evangelische Christuskirche in Brandenburg/Havel - in der Siedlung Wilhelmshof
  • In den Jahren 1928–1929 - das Musik-Landheim - das spätere Kleist-Theater in Frankfurt/Oder
  • In den Jahren 1928–1930 - das Studentenhaus und die Mensa der Universität in Jena
  • In den Jahren 1929–1930 - die evangelische Auferstehungskirche in Essen
  • In den Jahren 1930–1931 - die evangelische Kirche in Dornbirn/Österreich
  • In den Jahren 1932–1934 - die evangelische Gustav-Adolf-Kirche in Berlin-Charlottenburg
  • In den Jahren 1932-1934 - die evangelische Kirche in Lissabon
  • In den Jahren 1934–1935 - die evangelische Markuskirche in Karlsruhe
  • Im Jahr 1936 - die evangelische Kreuzkirche in Chemnitz
  • Im Jahr 1937 - ein eigenes Wohnhaus in Berlin im Stadtteil Westend
  • In den Jahren 1937–1938 - die evangelische Christuskirche in Görlitz-Rauschwalde
  • Im Jahr 1938 - die evangelische Paul-von-Hindenburg-Gedächtnis-Kirche in Stetten am kalten Markt
  • Im Jahr 1946 - die Versuchssiedlung in Neckarsteinach
  • In den Jahren 1948–1951 - insgesammt 43 so genannte „Notkirchen“ des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland
  • Ab dem Jahr 1952 - Wiederaufbau der von den Briten im Jahr zerstörten  Insel Helgoland
  • In den Jahren 1952–1953 - Umbau der Burg Fürsteneck zur Bildungsstätte
  • In den Jahren 1952–1954 - die Frauenklinik in Darmstadt
  • In den Jahren 1954–1955 - die evangelische Kirche in Leverkusen-Manfort
  • In den Jahren 1954–1956 - die evangelische Himmelfahrt-Kirche in Berlin-Wedding (heute Bezirk Mitte-Wedding) 
  • In den Jahren 1955–1959 - Wiederaufbau der Dreifaltigkeitskirche in Worms
  • In den Jahren 1956-1957 - die evangelische Erlöserkirche in Marl-Brassert
  • Im Jahr 1957 - das Krematorium in Bremen
  • In den Jahren 1957–1960 - die Sparkasse in Heidelberg
  • In den Jahren 1957–1969 - die Deutsche Schule in Lissabon (Portugal), die Schule wurde erst nach seinem Tod 1963 fertig gestellt

     

Kurzbiografien der Architekten: Walter Gropius

Walter Gropius kam am 18. Mai 1883 als Kind des Geheimen Baurats und seiner Frau Manon geb. Scharneweber zur Welt. in Berlin zur Welt. Er ist der Nachwelt aber nicht nur als einer der Gründer des Bauhauses und Mitbegründer der Neuen Architektur der Nachwelt bekannt, sondern auch durch eine besondere Liebschaft. Er hatte ein Liebesverhältnis mit der Ehefrau von Gustav Mahler - Alma Mahler - die er im Jahr 1915 Jahre nach den Tod Mahlers heiratete. Ihre 1916 geborene Tochter starb bereits 1935. Gropius studierte ab 1903 an der Technischen Universität München Architektur - schloss das Studium aber nicht ab. Das hinderte ihn aber nicht, im Jahr 1907 in das Büro von Peter Behrens in Berlin einzutreten, in dem neben ihm u.a. auch Mies van der Rohe und Le Corbusier arbeiteten. Im Jahr 1910 ließ er sich als Architekt und Industriedesigner nieder. Sein erstes Werk, das in Alfeld befindliche Fagus-Werk gilt als richtungsweisende Architektur und als Vorbild für Bauten der "Neuen Sachlichkeit", die in den 1920er-Jahren weltweites Aufsehen erregte.

Der wohl wichtigste Meilenstein in seiner Architektenlaufbahn war sicherlich seine Ernennung zum Direktor  der "Großherzoglichen-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar". Aus dessen Vereinigung mit der Kunstschule Weimar entstand später das Bauhaus. Gropius benannte die Schule in "Staatliches Bauhaus in Weimar" um. Er hatte den Direktorsposten zunächst in Weimar und ab 1925 in Dessau bis 1928 inne. Bis 1930 führte es dann der Schweizer Hannes Meyer. Ab 1930 führte es Mies van der Rohe und 1932 musste es dann nach Berlin umziehen - bis es 1933 von den Nazis geschlossen wurde.  Die Nazis diffamierten das Bauhaus als Kirche des Marxismus. Gropius emigrierte vor den Nazis erst nach Großbritannien und später in die USA. Er arbeitete nach dem Krieg wieder mit zahlreichen deutschen Architekten - besonders Berlin - zusammen

Eine Auswahl bedeutender Werke von Gropius
Im Jahr 1925-1926  - das Bauhaus in Dessau
In den Jahren 1926-1931 - die Siedlung Dessau- Törten
In den Jahren 1928-1929 - die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe
In den Jahren 1929-1930 - Wohnblocks in der Großsiedlung Siemensstadt in Berlin
In den Jahren 1930-1931 - das Projekt Wannsee-Uferbebauung in Berlin
Im Jahr 1957 - im Rahmen der "Interbau" ein Wohnhaus im Hansa-Viertel in Berlin
In den Jahren 1957-1959 - der Pan Am Wolkenkratzer in Manhattan/New York
In den Jahren 1956-1961 - Botschaft der USA in Athen
In den Jahren 1962-1969 - Planung und Bau der Gropius-Stadt in Berlin im heutigen Bezirk Neuköln

 

Kurzbiografien der Architekten: Hugo Häring

Hugo Häring wurde am 22. Mai 1882 in Biberach im  heutigen Regierungsbezirk Tübingen in Baden-Württemberg geboren. Er gilt als einer der wichtigen Wegbereiter des Stilform des Neuen Bauens und der Neuen Sachlichkeit, das sich massiv von der bis dahin herrschenden Form des Historismus abgrenzte. Besonders Scharoun berief sich immer wider auf die theoretischen Erkenntnisse Härings. Der Historismus erlebte übrigens in Berlin nach der Wende eine gewisse Renaissance, so z.B. in der Tatsache, dass sich eine Bewegung "Historisches Berlin e.V" gründete, die nicht ohne Einfluss auf die Gestaltung der Stadt war und ist.

Im Jahr 1899 machte er in Neu-Ulm sein Abitur, um danach bis 1901 an der TH in Stuttgart und danach bis 1902 an der TU Dresden zu studieren. Seinen Abschluss machte er 1903 in Stuttgart. Danach ging er 1904 nach Hamburg, um sich dort als Architekt nieder zu lassen, er blieb bis 1913 in Hamburg. Den ersten weltkrieg verbrachte er von 1916 bis 1918 als Dolmetscher auf dem Balkan. 1921 siedelte er nach Berlin um, dort wurde er z.B. Sekretär der Architektenvereinigung "Der Ring". An der Werkkundeaustellung in Wien im Jahr 1932 beteiligte er sich mit einem Beitrag. Und 1935, bereits unter den Nationalsozialisten, übernahm er die Leitung der Reimannschule, die er danach in "Schule Kunst und Werk umbenannte. Nach der Zerstörung der Schule im Jahr 1943 kehrte er in seine Geburtsstadt Biberach zurück. Von Biberach aus war er von 1947 bis 1950 Mitarbeiter Scharouns am Institut für Bauwesen an der Akademie der Wissenschaft in Berlin. Übrigens erhielt er 1950 von der Universität in Stuttgart den Dr. h.c. Häring verstarb am 17. Mai 1958 in Göppingen im heutigen Regierungsbezirk Stuttgart in Baden-Württemberg.

Eine Auswahl bedeutender Werke von Häring
In den Jahren 1922-1928 - Gutsanlage Garkau in Scharbeutz in Schleswig Holstein an der Ostsee
In den Jahren 1926-1927 - Bauten in der Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte in Berlin im Stadtbezirk Steglitz-Zehlendorf, im Ortsteil Zehlendorf.
In den Jahren 1926-1927 - Bauten in der Goebelstraße der Großsiedlung Siemenstadt in Berlin
In den Jahren 1929-1931 - Blockrandbebauung in der Prinzenallee in Berlin im Bezirk Mitte-Wedding
In den Jahren 1930-1932 - Wohnhaus auf der Wiener Werkkundeausstellung
Im Jahr 1936 - Haus Ziegler in Berlin
Im Jahr 1950 - Hugo-Häring-Häuser in Biberach in Baden Württemberg
Im Jahr 1950 - ein Haus für Guido Schmitz in Biberach in Baden Württemberg

 

Kurzbiografien der Architekten: Hans Bernhard Scharoun

Scharoun wurde am 20. September 1893 in Bremen geboren - er wuchs jedoch in Bremerhaven auf. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der so genannten "Organischen Architektur". Bereits als 14-jähriger hielt er in Bremerhaven Vorträge über Architektur. Als Gymnasiast schlug er vor, den Hafen von Bremerhaven zuzuschütten und dort u.a. das Rathaus zu erbauen. Und im Alter von 17 entwarf eine Kirche.

Nach dem in Bremerhaven abgelegten Abitur im Jahr 1912 begann er in Berlin an der damaligen "Königlich Technischen Hochschule zu Berlin"  - heute Technische Universität Berlin (TU) -  Architektur zu studieren. Er brach das Studium aber bereits 1914 ohne einen Abschluss ab und meldete sich als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg. Nach dem Krieg im Jahr 1919 übernahm er als freier Architekt das Büro seines Förderers Paul Kruchen und Mentors in Breslau, der hatte ihm vorher eine Stelle im "Wiederaufbau-Programm Ostpreußen" besorgt. Von Breslau aus realisierte er zahlreiche bauliche Projekte, organisierte aber auch die erste Ausstellung der Künstlergruppe "Die Brücke" in Ostpreußen.

Hohe akademische Ehren wurden ihm 1925 zuteil, als er Professor an der "Akademie für Kunst und Gewerbe"  in Breslau wurde. Er behielt diese Stellung bis zur Schließung der Akademie im Jahr 1932. Es sei erwähnt, dass er 1926 Mitglied der Architektenvereinigung "Der Ring" wurde, die 1926 in Berlin mit dem Ziel gegründet wurde, das "Neue Bauen" zu fördern und sich damit von dem bis dahin vorherrschenden Historismus absetzte. Auch an einem Bau in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung im Jahr 1927 war er beteiligt.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Architekten- insbesonders die des Bauhauses - blieb er während der NS-Zeit in Deutschland - obwohl ihn die Nazis als Kulturbolschewisten beschimpften - und passte seine Wohnhäuser, die er in dieser Zeit baute zumindest in der Außenfassade dem NS-Zeitgeist an. Als typisches Beispiel sei das Haus Schminke in Lobau/Sachsen, das 1933 fertig wurde, erwähnt.

Da er von den Alliierten als politisch unbelastet galt wurde er in der noch ungeteilten Stadt Berlin zum Stadtbaurat und zum Chef der Abteilung Bau- und Wohnungswesen des damaligen Berliner Magistrats ernannt. Und bereits im Jahr 1946 wurde er ordentlicher Profesor - also Lehrstuhlinhaber - am Institut für Städtebau an der TU-Berlin. Sein wohl bedeutendstes Werk ist sicherlich die in den Jahren 1956 bis 1963 erbaute Berliner Philharmonie, in der u.a. Herbert von Karajan große Triumphe feierte. Es sei erwähnt, dass die Deutsche Botschaft in Brasilia/Brasilien, die von 1963 bis 1969 erbaut wurde, das einzige Gebäude von ihm außerhalb der jeweiligen deutschen Grenzen war.

Von 1955-1968 war er Präsident der Akademie der Wissenschaften von Berlin und danach deren Ehrenpräsident - und im Jahr 1969 wurde er Ehrenbürger der Stadt Berlin. Und noch erwähnenswerter ist die Tatsache, dass er, wie oben bereits erwähnt, von 1930 bis 1960 in der von ihm mit erbauten Großsiedlung Siemensstadt - im Jungfernweg 4 - gelebt hatte. 
Scharoun verstarb am 25. November 1972 in Berlin.

Eine Auswahl bedeutender Werke Scharouns
Im Jahr 1927 - eines der Gebäude in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung
In den Jahren 1929 -1931 - Teile der Großsiedlung (Jungfernheideweg) im Stadtteil Siemensstadt im Bezirk Berlin-Spandau.
In den Jahren 1930 -1933 - das Wohnhaus des Nudelfabrikanten Fritz Schminke neben seiner Fabrik in Löbau/Sachsen
Im Jahr 1934 - das Haus Hoffmeyer (sein Schwager) in der Friesenstr. 6 in Bremerhaven
In den Jahren 1956-1963 - die Philharmonie in Berlin, in der Nähe des Potsdamer Platzes
In den Jahren 1963-1969 - die Deutsche Botschaft in Brasilia/Brasilien
Im Jahr 1969 - Entwurf des Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven, das erst 1975, also nach seinem Tod fertig gestellt wurde

 

Kurzbiografien der Architekten: Bruno Taut

Bruno Julius Florian Taut wurde am 4. Mai 1880 in Königsberg- heute Kaliningrad/Russland -  als zweiter Sohn eines dortigenKaufmanns geboren. Im Jahr 1897 machte er in Königsberg sein Abitur und studierte danach an der dortigen Baugewerbeschule Architektur. Er schloss das Studium erfolgreich ab.

Er war ein Vertreter des "Neuen Bauens". der sich bewusst von dem bis dahin vorherrschenden Historismus absetzte. Besonders die Nazis bekämpften diese als Kulturbolschewismus bezeichnete Stilrichtung.

Von1902 bis 1903 arbeitete er in Hamburg und Wiesbaden bevor er 1903 dann in Berlin bei Bruno Möhring arbeitete. Von 1904 bis 1908 arbeitete er in Stuttgart bei Prof. Theodor Fischer - vor allem auch auf dem Gebiet der Stadtplanung. Aber 1908 kehrte er nach Berlin zurück und eröffnete ein Jahr später hier sein erstes eigenes Architekturbüro. Während der Zeit des ersten Weltkriegs (1914-1918) widmete er sich vornehmlich theoretischen Studien.

In Magdeburg war er nach einem Ruf des dortigen Bürgermeisters  von 1921 bis 1924 tätig. Dort gestaltete er zahlreiche Häuserfronten in auffallenden Farben, außerdem machte er weitere Planungen für die "Gartenstadt Reform". Reform ist ein Stadtteil Magdeburgs. Da Taut in Magdeburg nach Abschluss seiner Arbeiten keine Zukunftsperspektive mehr sah, bat er am 1. April 1924 um seine Entlassung aus den Diensten der Stadt und kehrte nach Berlin zurück. In dieser Zeit entstanden die Hufeisensiedlung in Britz und die Gartensiedlung "Onkel Toms Hütte" in Zehlendorf sowie die Wohnstadt Carl-Legien im Prenzlauer Berg. In Berlin wurde er im Jahe 1930 Professor für das Siedlungs- und Wohnungswesen an der TU-Berlin. 

Aber den Unruhegeist Taut hielt es nicht mehr in Berlin und bereits 1932 ging er - von den kommunistischen Ideen begeistert - nach Moskau. Aber dort stießen seine Überzeugungen mit der Realität zusammen, so dass er bereits 1933 nach Berlin zurückkehrte. aber hier herrschten jetzt die Nazis, die ihm Professur und Akademiemitgliedschaft entzogen. Daher ging er wenige Wochen nach seiner Rückkehr über die Schweiz nach Japan. Dort erhielt er allerdings keine Aufträge, so dass er gerne den Ruf als Professor für Architektur an der Akademie der Künste in Istanbul in der Türkei annahm und dorthin übersiedelte. Taut starb am 24. Dezember 1938 an einem Asthmaanfall in Istanbul.

Eine Auswahl bedeutender Werke von Taut
In den Jahren 1913-1916 - die Gartenstadt Falkenberg - auch als Tuschkastensiedlung bezeichnet - im Bezirk Treptow-Köpenick im Ortsteil Bohnsdorf
Im Jahr 1913 -  Beginn der Planung der Gartenstadt Reform in Magdeburg (fertggestellt 1930)
In den Jahren 1913-1916 - gemeinsam mit Taut Bau der Gartenstadt
Im jahr 1914 - den "Glaspavillion" anlässlich der Werkbundaustellung der Deutschen Glasindustrie in Kön
In den Jahren 1925 -1930 - die Hufeisensiedlung in Britz im Bezirk Berlin-Neukölln
Im Jahr 1928 - 1930 - die Wohnstadt Carl-Legien im Bezirk Berlin-Pankow Ortsteil Prenzlauer Berg
In den Jahren 1926-1932 - die Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte" im Stadtbezirk Berlin Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Zehlendorf am Rand des Grunewalds
Im Jahr 1930 - Bau des Gymnasiums in Senftenberg in der Niederlausitz/Brandenburg
Im Jahr 1931 - Bau der Berufsschule in Senftenberg in der Niederlausitz/Brandenburg
Im Jahr 1937 - die Fakultät für Literaturwissenschaften der Universität in Ankara
Im Jahr 1938 - den Katafalk für den türkischen Staatsgründer Ata Türk

 

Kurzbiografien der Architekten: Heinrich Tessenow

Heinrich Tessenow war kein Vertreter der Architektur "Der Moderne", sondern eher ein Vertreter des Heimatstils.

Tessenow wurde am 7. April 1876 als Sohn eines Zimmermeisters in Rostock geboren. Nach dem Abschluss mit der Mittleren Reife trat er in den Betrieb seines Vaters ein. Anschließend besuchte er die Baugewerbeschule in Rostock und nach deren Abschluss begann er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule (TH) in München. Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er zunächst als Lehrer an Baugewerbeschulen, um dann von 1909 bis 1911 als Asssistent an der TH-Dresden tätig zu sein. Danach wurde er 1913 Professor an der Kunstgewerbeschule in Wien und  im Jahr 1920 Professor der Akademie der Künste in Dresden und Leiter der Architekturabteilung. Hier blieb er bis zu seiner Berufung an die Technische Hochschule im Jahr 1926 in Berlin. Es sei erwähnt, dass der Architekt und spätere Reichsminister Albert Speer dort sein Assistent war. Im Jahr 1941 wurde er im Alter von 65 Jahren emeritiert und zog sich 1943 in die Einsamkeit nach Mecklenburg Vorpommern zurück. 

Nach Beendigung des Krieges half er beim Aufbau einer Reihe von Städten in Mecklenburg Vorpommern und Lübeck. Im Jahr 1947 erhielt er einen Ruf auf seinen früheren Lehrstuhl an die in Technische Universität unbenannte frühere Technische Hochschule in Berlin. 

Tessenow starb am 1. November 1950 in seiner Wahlheimat Berlin. An seinem von ihm selbst erbauten Wohnhaus in der Sophie Charlotte Str. 7 im Berliner Bezirk Zehlendorf-Steglitz erinnert eine Gedenktafel an ihn.

Eine Auswahl bedeutender Werke von Tessenow
In den Jahren 1909-1912 - die Gartenstadt Dresden-Hellerau im Freistaat Sachsen
In den Jahren 1911-1912 - Bildungsanstalt Jaques Delcroze (Festspielhaus) in Dresden-Hellerau
In den Jahren 1913-1916 - gemeinsam mit Bruno Taut die Gartenstadt Falkenberg (Tuschkastensiedlung) in Berlin im Stadtbeziek Neukölln
In den Jahren 1925-1927 - Bau des Internats der Sächsischen Landesschule Dresden in Dresden-Klotzsche
im Jahr 1930 - Inneneinrichtung des heute noch bestehenden Schwimmbades in der Gartenstraße in Berlin im Stadtbezirk Mitte-Wedding.
Im Jahr 1931 - Umbau der "Schinkelschen"  Neuen Wache in Berlin an der "Straße unter den Linden", als Gedenkstätte für die Toten des 1. Weltkrieges
Im Jahr 1935 - Planung und Bau des Verwaltungsgebäudes der "Vereinigten Ölfabriken Hubbe&Fahrenhol
Im Jahr 1947- der nicht ausgeführte Wiederaufbauplan für des im Krieg stark zerstörte Dresden.




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