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Juden in Berlin, Stolpersteine

Berlin: Denkmal der ermordeten Juden Europas © goruma (Dr. Ramm)

Jüdisches Leben in Berlin
In einem Handwerksbrief der Weber aus dem Jahre 1295 wurden Juden (siehe auch Judentum) in Berlin das erste Mal urkundlich erwähnt. Ein schlimmer Exzess war die Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung im Jahre 1510, der ein christlich-religiös motivierter Gerichtsprozess vorausging – mit den damals üblichen, durch Folter erzwungenen Geständnissen. Infolge jenes Prozesses  wurden 42 Brandenburger Juden ermordet und deren Eigentum konfisziert. Die restlichen Juden wurden vertrieben. Dennoch kamen bis etwa 1571 immer wieder Juden nach Brandenburg und Berlin zurück. Aber danach gab es über 100 Jahre in der gesamten Mark Brandenburg  und damit auch in Berlin keine Juden mehr. 

Im Jahre 1671 bildete sich eine neue jüdische Gemeinde heraus. Diese Entwicklung hing mit dem Edikt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688) zusammen, auf das zahlreiche  jüdische Familien reagierten und sich in Berlin niederließen. Der Grund, aus dem heraus der Kurfürst sein Edikt erließ, lag darin, das nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig verwüstete und teilweise regelrecht entvölkerte Land wiederzubeleben. Neben den Juden waren es vor allem die französischen Calvinisten (Hugenotten), die am Wiederaufbau und der Neubesiedlung des entrückten Landes mitwirkten.

Der russische Zar Alexander III. (1845-1894) machte die Juden für die Ermordung seines Vorgängers Zar Alexander II. (1818-1881) am 13. März 1881 verantwortlich. Infolgedessen kam es zwischen 1881 und 1884 zu einer Serie von antijüdischen Pogromen aus, die im Verlauf der Verfolgungen auch auf die polnisch-sprachigen Gebiete übergriffen. Im Verlaufe dieser Pogrome  verließen etwa zwei 2 Mio. osteuropäischer Juden das Land und emigrierten nach Amerika, Frankreich und Deutschland. Viele der osteuropäischen Juden kamen auch nach Berlin und siedelten sich im mittlerweile berühmten Scheunenviertel an, das sich in den darauf folgenden Jahren zu einem regelrechten jüdischen Armenviertel entwickelte.

Im Jahre 1870 wurde die Gleichstellung der Juden im Deutschen Reich in die Verfassung aufgenommen.  Aber innerhalb des Militärs wurde diese Verfassungszusage schlicht ignoriert. So hatten Juden bis 1914  keinerlei Möglichkeiten, aktive Offiziere oder Reserveoffiziere zu werden. Diese Situation änderte sich jedoch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1914. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kaiser Wilhelm II. in seiner zweiten Balkonrede vom 1. August 1914 kundgetan, dass er keine Parteien und Konfessionen mehr kenne, sondern nur noch Deutsche. Daraufhin rief der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens ihre Mitglieder und alle anderen Juden auf, sich freiwillig für den Dienst am Vaterland zu melden. In dem Aufruf hieß es u.a.:

In schicksalsernster Stunde ruft das Vaterland seine Söhne unter die Fahnen. Daß jeder deutsche Jude zu den Opfern an Gut und Blut bereit ist, die die Pflicht erheischt, ist selbstverständlich. Glaubensgenossen! Wir rufen Euch auf, über das Maß der Pflicht hinaus Eure Kräfte dem Vaterlande zu widmen! Eilet freiwillig zu den Fahnen! Ihr alle – Männer und Frauen – stellt Euch durch persönliche Hilfeleistung jeder Art und durch Hergabe von Geld und Gut in den Dienst des Vaterlandes!

Daraufhin meldeten sich 10.000 deutsche Juden freiwillig zum Fronteinsatz - viele von ihnen kämpften sogar als Offiziere für Deutschland.

Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatte die jüdische Gemeinde von Berlin etwas weniger als 170.000 Mitglieder und war damit die größte Gemeinde ganz Deutschlands. Ein sehr großer Anteil wurde von den Nazis deportiert und ermordet. Von den Berliner Juden überlebten nur wenige die deutsch-faschistischen Verfolgungen. Im Mai 1945 gab es in Berlin gerade mal noch etwa 5.990 Juden. 1.400 von ihnen waren durch die Hilfe anderer Berliner  im Untergrund vor der Deportation bewahrt worden. Etwa 90.000 aber waren dem Morden durch Emigration entgangen. Die ersten jüdischen Gottesdienste im Berlin nach dem Zweiten Weltkriege fanden bereits wieder im Sommer 1945 statt. 
Im Jahr 2011 gab es in Berlin ungefähr 15.000 Juden, von denen die meisten aus der früheren Sowjetunion stammen. Etwa 13.000 Berliner Juden verfügten 2010 zudem auch über einen israelischen Pass (siehe Israel).

Gleis 17
Am 18. Oktober 1941 verließ der erste von insgesamt 60 Deportationszügen am Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald die Stadt auf seinem Weg in die Vernichtungslager. Von diesen Bahnhof aus wurden ca. 50.000 bis 55.000 Juden aus Berlin deportiert. Die Menschen wurden in Güterwagen oft tagelang ohne Essen und Trinken und ohne sanitäre Anlagen in die Vernichtungslager der Nazis verbracht- Frauen, Männer, Kinder, Säuglinge und Greise. An dem mittlerweile stillgelegten Gleis wird der deportierten Menschen in stiller und beeindruckender Weise gedacht.

Berlin, Gleis 17
Gedenkstätte "Gleis 17" im Bahnhof Grunewald

Berlin, Gleis 17
 "Gleis 17" im Bahnhof Grunewald

Jüdisches Museum
Das Jüdische Museum in Berlin wurde von dem in Polen geborenen US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind erbaut und am 9. September 2001 feierlich eingeweiht. Wegen seiner besonderen Bauweise zieht es neben den "normalen" Museumsbesuchern auch Architekturbegeisterte aus aller Welt an. Das Museum zeigt in Dauer- und Wechselausstellungen die deutsch-jüdische Geschichte und die schwierigen, aber auch sehr fruchtbaren Beziehungen zwischen Juden und Deutschen über nahezu zwei Jahrtausende.
Lindenstraße 9-14
10969 Berlin
Tel.: 0049 - (0)30 - 25993-3000049 - (0)30 - 25993-300

Jüdische Schule in der Großen Hamburger Straße
Nur wenige Meter von dem ehemaligen jüdischen Friedhof sowie dem früheren jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 27 in Berlin-Mitte entfernt befindet sich die frühere jüdische Freyschule, die auf Initiative von Moses Mendelssohn im Jahr 1778 ins Leben gerufen worden ist. Ursprünglich hatte die  Knabenschule  ihr Domizil in der Rosenstraße 12, zog aber 1863 an ihren heutigen Standort in die Große Hamburger Straße um, wo 1905/06 das heute noch existierende Schulgebäude errichtet wurde. Von den Nazis wurde die Schule am 11. März 1942 geräumt und am 30. Juni desselben Jahres endgültig geschlossen.
Erstaunlicherweise "überlebte" die Inschrift  "Knabenschule der Jüdischen Gemeinde" am Portal der Schule die NS-Zeit.  Seit August 1993 wird die Schule wieder von der jüdischen Gemeinde als ein auch für Nichtjuden zugängliches jüdisches Gymnasium sowie als Realschule genutzt. Im Sommer 2000 hatten die ersten Abiturienten ihr Abitur bestanden. Zur Zeit besuchen rund 300 Schülerinnen und Schüler - je zur Hälfte jüdisch und nichtjüdisch-  die Schule, die traurigerweise von einem 2,5 m hohen Stahlzaun umgeben werden muss.

Jüdisches Krankenhaus
Das Jüdische Krankenhaus ist nach dem Berliner Krankenhausplan ein "Krankenhaus der Regelversorgung" bzw. ein "Akutkrankenhaus". Es hat rund 500 Angestellte - bei 70 bis 80 ÄrztInnen. Das Haus verfügt über etwa 300 Betten und besitzt die Rechtsform einer "Stiftung des bürgerlichen Rechts" - mit der jüdischen Gemeinde und dem Land Berlin als Träger. Außerdem ist es akademisches Lehrkrankenhaus der Charité. Das Krankenhaus verfügt über folgende Abteilungen:

  • Rettungsstelle, Erste Hilfe
  • Chirurgie (inkl. Gefäßzentrum)
  • Innere Medizin (Kardiologie, Zentrum für Herzinsuffizienz, Gastroenterologie, Diabetiszentrum)
  • Psychiatrie und Psychotherapie (mit dem Schwerpunkt Suchtmedizin)
  • Neurologie (mit Multiple Sklerose-Schwerpunkt)
  • Anästhesiologie
  • Radiologie
  • Plastische Chirurgie (Abteilung mit Belegärzten).

Die Anfänge des heutigen jüdischen Krankenhauses gehen auf das Jahr 1756 zurück, als in Berlin das erste "Judenlazarett“ an der Oranienburger Straße errichtet wurde. Das von der jüdischen Gemeinde getragene Haus war seinerzeit das einzige größere, von Juden geführte Hospital in Deutschland. Bald darauf reichten die Räumlichkeiten nicht mehr aus, und man zog 1861 in die Auguststraße - in die Nähe der 1866 eingeweihten Neuen Synagoge im heutigen Berlin-Mitte. Das Jüdische Krankenhaus genoss seinerzeit sowohl bei Juden als auch bei Nichtjuden einen hervorragenden Ruf. Das hatte zur Folge, dass die Patientenzahlen stetig anstiegen und auch hier der Platz bald nicht mehr ausreichte. So zog man 1914 nach Berlin-Gesundbrunnen  in einen Klinikneubau an der Exerzierstraße um, in der heutigen Iranischen Straße.
Während der NS-Zeit wurde (bereits 1933) die Behandlung von "Ariern“ verboten und die nichtjüdischen Mitarbeiter mussten das Haus verlassen. Immer wieder wurde dem Haus die Schließung angedroht und es wurde mehrfach geplündert. Im Laufe der Jahre wurde das Haus allmählich zu einem jüdischen Ghetto umgewandelt und als Sammellager zum Abtransport von Berliner Juden in die Konzentrationslager missbraucht. Im April 1945 wurde das Krankenhaus durch die Rote Armee befreit - es hielten sich dort noch rund 370 Patienten und knapp 1.000 unter menschenunwürdigen Bedingungen Internierte auf. Später lag es in den von den Westalliierten besetzten Bezirken der Stadt. Sehr schnell wurde danach der reguläre Krankenhausbetrieb wieder aufgenommen und seitdem gab es hier zahlreiche bauliche Um- und Neubauten.

 

Frauen der Rosenstraße
Am 27. Februar 1943 wurde in Berlin durch SS und Gestapo damit begonnen, die restlichen Juden zu verhaften und zu deportieren. Dabei wurden ca. 8.000 Juden verhaftet und vor ihrer Deportation in diverse Sammellager verbracht. Etwa 2.000 der Verhafteten waren mit "arischen Partnern" verheirat. Diese Menschen wurden aussortiert und in  das Gebäude der früheren "Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde" in der Rosenstraße im heutigen Bezirk Berlin-Mitte verbracht.  Bereits am gleichen  Abend versammelten sich vor dem Gebäude betroffene Angehörige - überwiegend die Ehefrauen der Inhaftierten - die die Freilassung ihrer Angehörigen forderte. Der Rosenstraßen-Protest war die größte spontane Protestdemonstration in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus. 
Ab dem 2. März wurden - in den folgenden zwei Wochen - die in der Rosenstraße inhaftierten Juden wieder freigelassen. Wahrscheinlich kamen sogar fast alle dieser 2.000  Inhaftierten wieder frei. Sie wurden danach zur Zwangsarbeit verpflichtet. Ob allerdings dieser Protest - praktisch der einzige größere öffentliche  Potest gegen die Nazis - zur Freilassung geführt hatte, ist umstritten. Am  20. Februar 1943 gab es nämlich eine Anweisung des Reichssicherheitshauptamtes, nach der in Mischehe lebende Juden sowie andere genau beschriebene Gruppen von Deportationen auszunehmen seien, die der örtlichen SS und Gestapo entweder nicht bekannt war oder wissentlich ignoriert wurde.
Die abgebildete Gedenkstätte wurde von der Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger (1915-2009) gestaltet und im Jahr 1995 aufgestellt. 

 

Berlin: Deportationsmahnmal Putlitzbrücke © goruma (Dr. Ramm)

Eine Reihe von Biografien

Hermann Aron (1845-1913)
Im Jahre 1873 machte Aron an der Berliner Universität seinen Doktor und habilitierte dort drei Jahre später über elektrische Maßsysteme. Als "Privatdozent" lehrte er an der Artillerie- und Ingenieurschule der Preussischen Armee. Zu seinen Erfindungen gehörte der Aron'sche Pendelzähler aus dem Jahre 1884. Aus seiner Werkstatt heraus entwickelten sich die Aron-Werke, ein internationales Unternehmen, das 1933 durch die Nazis in Heliowatt umbenannt wurde. In Wien begründete er 1906 die "Elektra" Apparatenbau Gesellschaft m.b.H". Seine letzte Ruhe fand Hermann Aron auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. (Weißensee ist seit der Bezirksreform von 2001 ein Ortsteil des Bezirks Berlin-Pankow.)

Sigmund Aschrott
(1826-1915)
Der bekannte Kaufmann, Industrielle sowie Immobilienunternehmer übernahm im Jahre 1844 von seinem Vater die 1821 gegründete Leinenhandelsfirma S. H. Aschrott in Kassel , wo die Familie seit 1838 lebte. In den folgenden Jahren verhalf er der Kasseler Leinenindustrie zu Weltgeltung. Anfang der 1860er Jahre engagierte er sich darüber hinaus in Kassel im Immobiliengeschäft. Im Jahr 1887 zog Aschrott nach Berlin, wo er am 5. Mai 1915 verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee in einem riesigen Mausoleum aus rotem Granit. 

Baruch Auerbach (1793-1864)
Lehrer und Erzieher. Baruch Auerbach wurde am 14. August 1793 im Großherzogtum Posen im heutigen Polen als Sohn eines Rabbiners geboren. 1817  folgte er seinem älteren Bruder Isaac Levin Auerbach (1791-1853) nach Berlin und betätigte sich dort als Lehrer und Erzieher an einer privaten Internatsschule - dem  Nauenschen Stift. Einige Jahre später wurde er deren Leiter, eine Tätigkeit, die er bis 1837 ausübte. Im Jahre 1825 trat er der "Gesellschaft der Freunde" bei. Im Jahr 1833 hatte er in der Rosenthalerstraße ein Waisenhaus für Jungs gegründet. Nach dem Umzug des Waisenhauses für Jungs in die Oranienburger Straße gründete er in der Rosenstraße 1844 das erste Berliner Waisenhaus für Mädchen. Beide Waisenhäuser wurden bis zu seinem Tod  im Jahr 1864 von ihm selbst geleitet. Seine Grabstätte und die seiner Frau Emma (1816-1878)  befinden sich auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Pankow.

Werner Bab (1924-2010)
Werner Bab wurde am 2. Oktober 1925 in Oberhausen geboren. Im Jahr 1929 lebte Werner Bab in Berlin. Wegen der Nürnberger Rassengesetze musste er aber 1935 die Berliner Schule verlassen und auf ein Internat für jüdische Kinder in Stettin wechseln. Nach der Schließung der Schule - kurz nach den "Novemberprogromen“ von 1938 zog er wieder nach Berlin zurück.
Nach Kriegsbeginn wurde er 1939 zum Arbeitseinsatz in Berlin verpflichtet. Von hier versuchte er in die Schweiz zu flüchten, wurde dabei aber gefasst. Nach einigen Monaten im Gefängnis kam er als so genannter "Schutzhäftling" nach Auschwitz, was ihm wahrscheinlich das Leben rettete, da er ohne Genehmigung aus Berlin nicht hätte ermordet werden dürfen. In Auschwitz hatte er sich um die Hunde der SS-Offiziere zu kümmern - für ihn ein großer Segen. Auf einem Todesmarsch in andere Lager kam er zu einem der ihm anvertrauten Hunde in einen Krankenwagen und überlebte daher den Marsch. Nach Aufenthalten in Mauthausen und Ebensee wurde er dort am 6. Mai 1945 von den Amerikanern befreit. Nach Kriegsende ging er zu seiner Mutter nach San Francisco in die USA. Aber bereits 1958 kehrte er als einziger aus seiner Familie nach Berlin zurück. Hier baute er sich mit mehreren Autohäusern eine Existenz auf. Aber die Vergangenheit ließ ihn nicht los, sodass er ab 2005 besonders vor Schülern  von seinen Erlebnissen in Auschwitz berichtete. Bab verstarb am 31. Juli 2010 in Berlin und wurde neben seinem Vater auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. Sein Vater hatte sich angesichts seiner bevorstehenden Deportation im Jahr 1942 das Leben genommen

 

Leo Baeck Haus in Berlin © goruma (Dr. Ramm)

Leo Baeck (1873-1956)
Leo war Rabbiner und Vertreter eines liberalen Judentums. 1933 wurde er Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, eine Dachorganisation der jüdischen Organisationen in Deutschland. Baeck lehnte selbst nach dem Erlass der Nürnberger Rassegesetze diverse Möglichkeiten zur Emigration ab. Dabei unterhielt er sogar Kontakte zur Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler. 1943 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt verbracht. Da er als "Prominenter"  mit besonderen Rechten galt, überlebte er die Lagerzeit, wenn auch in schlechtestem Zustand. Nach seiner Befreiung ging er am 5. Juni 1945 nach London, wo er am 2. November 1956 verstarb und auch seine letzte Ruhestätte fand. Das Gebäude der Geschäftsstelle des Zentralrats der Juden in Deutschland wurde nach ihm benannt.

Ludwig Bamberger (1823–1899)
Der Bamberger Politiker, Publizist und Banker gilt als einer der führenden Vertreter des deutschen Liberalismus des 19. Jahrhunderts. Außerdem gehörte er mit Adelbert Delbrück zu den Gründern der Deutsche Bank AG.
Als aktiver Teilnehmer des Pfälzischen Aufstands im Juni 1849 - und zwar als Mitglied des rheinhessischen Hilfskorps - musste er in die Schweiz flüchten. In Abwesenheit wurde er 1849 zu einer Zuchthausstrafe und 1852 dann sogar zum Tode verurteilt. In seinem schweizer Exil Schweiz lebte er in Zürich und Genf. Die Schweiz verließ er  Ende 1849, um nach London und im Sommer 1850 nach Antwerpen zu gehen. Im Jahr 1851 ging er nach Rotterdam und  gründete dort das Bankhaus L. A. Bamberger. 
Zwei Jahre später wechselte er als  Prokurist in die Niederlassung in Paris und wurde dort Mitbegründer der Banque de Paris et des Pays-Bas. Nach erfolgreichen Verhandlungen in Berlin über die Beteiligung an Eisenbahnprojekten blieb er in Deutschland. Im folgenden wurde er ein Befürworter und während des Deutsch-Französischen Krieges (1870/1871) sogar der persönliche Berater Bismarcks.
Nach der Reichsgründung 1871 war er von 1874 bis 1890 war er Mitglied des Reichstages und der nationalliberalen Reichstagsfraktion. In dieser Zeit erwirkte er zudem eine Vereinheitlichung des Münzwesens sowie die Umstellung von Silber- auf Goldwährung. Zudem gelang ihm das Vorrecht, dass neue Goldmünzen mit einem Wert von 10 und 20 Mark ausschließlich vom Reich geprägt werden durften. Außerdem wurde die Mark als alleinige Währung eingeführt. Die Preußische Bank wurde zur Reichsbank und damit praktisch die deutsche Zentralbank.
Später wurde er ein entschiedener Gegner der Bismarck'schen Politik. Ein kurzes Wiederaufleben seines Einflusses sah er kommen, als er nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. Berater von Kaiser Friedrich III. wurde, der aber nach nur 100 Tagen im Amt 1888 an Kehlkopfkrebs verstarb. Bamberger starb am 14. März 1899 und wurde seinem Willen entsprechend ohne religiöse Zeremonie auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Pankow an der Seite von Eduard Lasker (s. weiter unten) bestattet.

Daniel Barenboim
(geb. 1942)
Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim wurde am 15. November 1942 in Buenos Aires in Argentinien als Sohn eines Pianistenehepaares geboren. Sein Debut als Dirigent gab er 1967 mit dem New Philharmonia Orchestra in London. Im Jahr 1975 wurde er der Nachfolger von Sir Georg Solti als Chefdirigent des Orchestre de Paris und blieb dort bis 1989. Von 1991 bis 2006 war er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra und zeitgleich seit 1992 der künstlerische Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.  Und seit 2007 ist er auch noch Musikdirektor an der Mailänder Scala in Italien. Barenboim erregte großes Aufsehen, als er anlässlich eines Gastspiels in Israel im Jahr 2001 einen Auszug aus Wagners "Tristan und Isolde" spielte. Barenboim besitzt übrigens die argentinische, israelische sowie spanische Staatsbürgerschaft.

Herbert Baum (1912-1942) 
Baum war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer und zusammen mit seiner Frau Marianne Gründer der bis zu 100 Mitglieder umfassenden "Gruppe Herbert Braun". Der in der Nähe von Posen geborene Braun kam bereits als Kind nach Berlin. Die aus meist jüdischen Jugendlichen  bestehende Gruppe Baum unterstützte ab 1941 jüdische Zwangsarbeiter und half Juden dabei unterzutauchen, um ihrer Deportation ins KZ zu entgehen. Er starb am 11. Juni 1942 in Haft - wahrscheinlich infolge der schweren ihm zugefügten Verletzungen. Von seiner Gruppe wurden wahrscheinlich 34 Mitglieder ermordet. Sein Grab zusammen mit einem Gedenkstein für die Mitglieder seiner Gruppe befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Julius Beer (1822-1874)
Der Arzt und Heimatforscher, ein Cousin zweiten Grades des Komponisten Giacomo Meyerbeer (s. weiter unten), wurde am 18. August 1822 in Berlin geboren. Sein Abitur legte er auf dem Gymnasium "zum Grauen Kloster" ab und studierte anschließend in Berlin Medizin. Seinen Doktor machte er im Jahre 1846. Danach ließ er sich als Arzt in der Spandauer Vorstadt nieder. In dieser Funktion kritisierte er das Niveau der medizinischen Versorgung der Berliner, zudem machte er zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung des Notarzt- und Rettungswesens. Großes Aufsehen erregte er 1856, als er die Legalisierung der Prostitution als Mittel zur Verbesserung der Sexualhygiene vorschlug. Neben seiner Tätigkeit als Arzt widmete er sich der auch der Geschichte Berlins und betrieb um 1865 die Gründung eines Berliner Geschichtsvereins. Als Vorbild diente der seit 1837 bestehende "Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg." Aufgrund seiner Herkunft widmete er sich zudem besonders der Geschichte der Juden in Berlin und der Mark Brandenburg. Beer verstarb am 18. November 1874 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Pankow bestattet.

Wilhelm Beer (1797–1850)
Wilhelm Beer war Bankier und Hobbyastronom.  Er wurde am 14. Januar 1797 in Berlin geboren und war ein Bruder des Komponisten Giacomo Meyerbeer (s. weiter unten). Nach dem Abitur am Joachimsthalschen Gymnasium Berlin ging er 1813  zum Militär und nahm von 1814 bis 1815 an den Befreiungskriegen gegen Napoléon teil. Danach trat er in das väterliche Geschäft ein, das er nach dessen Tod  im Jahr 1825 übernahm.
Seine Leistungen als Hobbyastronom in der Zeit von 1830 bis 1840 fanden auch in der Fachwelt große Anerkennung. So erstellte er mit Hilfe seines 1929 eingerichteten privaten Observatoriums im Berliner Tiergarten (in Zusammenarbeit mit dem Astronomen Mädler) eine für die damalige Zeit erstaunlich genaue Karte der Mondoberfläche. Und auch die Marsoberfläche wurde von den beiden kartografiert. Darüber hinaus wurde Beer zum Direktor der Potsdam-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft ernannt; später war er in den Aufsichtsgremien zahlreicher Eisenbahngesellschaften tätig. Aber Beer war auch sozial engagiert: So wurde er 1838 Mitglied der so genannten Armenkommission der Jüdischen Gemeinde. Später unterstützte er den Central-Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen sowie die Berliner gemeinnützige Baugesellschaft. Im Jahre 1849 erfolgte seine Wahl zum Abgeordneten der 1. Kammer des preußischen Parlaments. Beer verstarb am 27. März 1850 und wurde anschließend auf dem Jüdischen Friedhof in der  Schönhauser Allee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Julius Baruch Berger (1862-1943)
Der bekannte Kommerzienrat, Unternehmer und Begründer der Julius Berger Tiefbau AG wurde am 14. September zusammen mit seiner Frau Flora vom Bahnhof Grunewald, Gleis 17, nach Theresienstadt deportiert.
Nachdem seine Frau bereits am 18. Oktober 1942 an Hunger, Krankheit und Entkräftung im KZ Theresienstadt gestorben war, erlag auch Julius Berger (am 13. Juli 1943) den unmenschlichen Haftbedingungen des "Musterlagers". Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Moritz Becker (1830–1901)
Becker war  Kommerzienrat und Geheimer Kommerzienrat. Er förderte u.a. Bernstein aus dem Kurischen Haff. Er zog von Wien, wo er eine Zeit lang gelebt hatte, nach Berlin. Während eines Kuraufenthalts  in Heringsdorf  auf der Insel Usedom verstarb er am 25. August 1901. Seine Grabstätte befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.

Curt Bejach (1890-1944)
Bejach war Arzt. Seine Berufung als Stadtarzt in Berlin-Kreuzberg galt der Bekämpfung der Tuberkulose, dem Scharlach, der Diphtherie, dem Typhus, der Ruhr, dem Kindbettfieber sowie den Geschlechtskrankheiten. Dazu gründete er  zusammen mit dem damaligen Kreuzberger Bürgermeister das "Gesundheitshaus Am Urban". Diese Gesundheitseinrichtung verband die Aufklärung und Gesundheitsvorsorge in einer für Deutschland damals einmaligen Weise. Aber bereits 1933 verlor er als Jude seine öffentliche Anstellung und 1938 auch seine Approbation als Arzt. Am 10. Januar 1944 wurde er vom Güterbahnhof Moabit nach Theresienstadt deportiert, von wo aus er im September nach Auschwitz transportiert wurde. Dort wurde er am 31. Oktober 1944 von den Nazis ermordet.
Sein 1928/1929 von dem Architekten Erich Mendelsohn erbautes Landhaus befindet sich in Berlin-Steinstücken. Seit September 2009 hat hier die  Eirch-Mendelsohn-Stiftung ihren Sitz, das Haus diente sogar als Kulisse für Filme wie "Die drei von der Tankstelle" mit Heinz Rühmann (1930).

Samuel Bellachini - eigentlich Samuel Berlach (1828–1885)
Der zu den populärsten Zauberkünstlern des 19. Jahrhunderts gehörende Ballachini durfte sich der besonderen Gunst von Kaiser Wilhelm I. erfreuen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.

Martin Bendix (1843–1915) 
Das Grab dieses Schauspielers befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.

Walter Benjamin (1892-1940)
Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 als Antiquitäten- und Kunsthändlers Emil Benjamin und dessen Frau Pauline als erstes von drei weiteren Kindern in Berlin-Charlottenburg geboren.
Er war ein Philosoph, Literaturkritiker und hatte die Werke von Balzac, Baudelaire und Marcel Proust ins Deutsche übersetzt.
Nach seinem Abitur am Kaiser-Friedrich-Gymnasium in Berlin-Charlottenburg im Jahr 1912 begann er Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau zu studieren, was er im Wintersemester 1912/13 in Berlin fortsetzte. In Bern in der Schweiz machte er 1919 seinen Doktor mit einem Thema aus der Literatur. Danach ging er zurück nach Berlin. Sein Versuch, sich in Frankfurt/Main zu habilitieren misslang. Danach lebte er von 1926 bis 1927 in Paris. In den Jahren 1932 und 1933 vebrachte die Sommerzeit auf der Ibiza.
Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler sah er sich gezwungen, im September 1933 nach Paris zu flüchten.
Hier kam er nach Ausbruch des Krieges zusammen mit anderen deutschen Flüchtlingen drei Monate in ein Internierungslager
Nach der Haftentlassung flüchtete über Lourdes weiter nach Marseille. Im September 1940 versuchte er über Spanien und dann über Portugal in die USA-Visum auszureisen.
Im spanischen Grenzort Portbou an der Grenze zu Frankreich befürchtete er die Auslieferung an Deutschland und nahm sich deswegen am 6. September 1940 das Leben.

Heinz Berggruen (1914-2007)
Bedeutender Galerist und Kunstmäzen.
Heinz Berggruen wurde am 6. Januar 1914 in Berlin-Wilmersdorf als Heinz Berggrün geboren, änderte aber in den USA seinen Namen in Berggruen, den er bis zu seinem Tod so beibehielt. Heinz Berggruen Auf dem Goethe-Reform-Real-Gymnasium - dem heutigen Goethe-Gymnasium - in Berlin-Wilmersdorf machte er sein Abitur, um im Jahr 1932 an der heutigen Humboldt Universität mit dem Studium der Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte zu beginnen, das er später in Grenoble und Toulouse in Frankreich fortsetzte. Nach erfolgreicher Beendigung des Studiums kehrte er -
auf Wunsch seiner Mutter - im Jahr 1935 einundzwanzigjährig nach Berlin zurück und arbeitete als Journalist u.a. für die Frankfurter Zeitung - der Vorgängerin
der heutigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Als er dort aufgrund seiner jüdischen Herkunft seine Artikel nur mit seinen Initialien h.b. zeichnen durfte, wurde ihm seine Chancenlosigkeit bewusst. Im Herbst 1936 beschloss er daher Deutschland zu verlassen und bewarb sich für ein Stipendium bei der Universität von Kalifornien in Berkeley. Er war dann als Kunstkritiker für die San Francisco Chronicle tätig und wurde 1939 Kurator am San Francisco Museum of Modern Art.
Hier erhielt er den Auftrag, eine Ausstellung des mexikanischen Malers Diego Rivera vorzubereiten. Im Laufe seiner Vorbereitungsarbeiten lernte er die Malerin Frida Kahlo - die Ehefrau von Riviera - kennen und hatte mit ihr eine kurze Affäre. Fünfundzwanzigjährig heiratete er die vier Jahre ältere Lillian Zellerbach. Seine Kinder John und Helen wurden geboren; die Ehe jedoch bald wieder geschieden. Berggruens Eltern konnten noch 1939 erst nach England und 1942 in die USA emigrieren. Berggruen war inzwischen amerikanischer Staatsbürger geworden und 1942 als Soldat des US Army eingezogen. 1944 kam er im Rang eines
Staff Sergeanten der US-Army nach Deutschland zurück. 1947 wechselte er nach Paris und eröffnete bald darauf in der rue de l`Université seine berühmte
Galerie, die er bis 1980 führte. Seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft gab er im Jahr 1973 ab und erlangte wieder die deutsche. Er lebte später abwechselnd
in Paris am Jardin du Luxembourg, in Zürich und in Berlin im Stülerbau gegenüber vom Charlottenburger Schloss, in dem seit 1996 auch seine
Kunstsammlung ausgestellt ist.
Seine Sammlung von Werken von Pablo Picasso, Henri Matisse, Paul Cézanne, Paul Klee und Alberto Giacometti ist eine der wichtigsten Sammlungen der Kunst des 20. Jahrhunderts. 1983 schenkte er eine Sammlung mit Werken von Paul Klee dem Metropolitan Museum in New York. 1996 stellte er seine Sammlung im Stülerbau gegenüber vom Charlottenburger Schloss aus und übereignete vier Jahre später die Sammlung zu einem symbolischen Preis, weit unter Wert, an die Stiftung
Preußischer Kulturbesitz.
Berggruen hat aus zwei Ehen drei Söhne und eine Tochter. Sein Sohn Nicolas Berggruen (geb.1961) aus der zweiten Ehe mit der Schauspielerin Bettina Moissi wurde durch den erfolgreichen Kauf der Kaufhauskette "Karstadt" deutschlandweit bekannt. Heinz Berggruen verstarb am 23. Februar 2007 in Paris, kurz nach seinem  93. Geburtstag.
Auf seinen Wunsch hin wurde er am 2. März 2007 - in einem Ehrengrab - auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem beigesetzt.

Simon Bernferd
(1860–1940)
Bedeutender Berliner Rabbiner. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.
 
Carl  Bernstein (1842–1894) und Felicie Bernstein, geb. Rosenthal 1852–1908)
Die Eheleute Bernstein taten sich als erste deutsche Sammler von französisch-impressionistischer Malerei hervor. Gezeigt wurde die imposante Kunstkollektion im literarischen Salon der Bernsteins. Nach dem Tode ihres Mannes wurde die Impressionisten-Ausstellung von Felicie weitergeführt. Das aktive Kunstinteresse der Bernsteins hat nicht zuletzt dazu geführt, diese als "undeutsch" geltende Kunstrichtung auch in Deutschland zu etablieren. Bersteins Ruhestätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 
Es sei erwähnt, dass der bedeutende deutsche Maler, Max Liebermann im Jahre 1892 ein bekanntes Potrait von Bernstein anfertigte.

Micha Josef Bin-Gorion (1865-1921)
Der in Russland geborene Micha Josef Bin-Gorion (ursprünglicher Name Micha Josef Berdyczewski, später auch Micha Josef Bin Gorion) war ein hebräischer Schriftsteller.  Er suchte sich Berlin mehrmals als seine Wohnstätte aus, zuletzt von 1911 bis zu seinem Tode. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Gerson von Bleichröder (1822–1893)
Bankier Bismarcks.  Bleichröder wurde am 22. Dezember 1822 als Sohn von Samuel Bleichröder, der 1803 das gleichnamige Bankhaus gegründet hatte, in Berlin geboren. Später hatte er die wichtige Funktion als Korrespondent des Hauses Rothschild am Bankplatz Berlin eingenommen, die Gerson Bleichröder erfolgreich weiter ausbaute. Im Jahr 1860 hatte das Bankhaus S. Bleichröder  eine führende Position auf dem Markt für Staatsanleihen eingenommen. Gemeinsam mit dem damaligen Bankhaus Sal. Oppenheim wirkten sie z.B. an der Eisenbahn- und Industriefinanzierung mit. Bleichröder machte ein riesiges Vermögen mit der Finanzierung von russischen Unternehmen und besonders des russischen Staatshaushalts. Bleichröder war darüber hinaus maßgeblich an der Finanzierung der Monarchie und des Reiches beteiligt. Zeitweilig galt er als einer der reichsten Männer weltweit. Reichskanzler Bismarck nutzte die Geschäftsbeziehungen Bleichröders zu den Rothschilds und anderen bedeutenden Privatbankiers in zahlreichen europäischen Hauptstädten, um Informationen über die politische und ökonomische Lage dieser Länder zu erhalten. Es sei erwähnt, dass Bleichröder und  weitere Bankiers die Finanzierung des preußisch-österreichischen Kriegs von 1866 mit Hilfe von Staatsanleihen betrieben haben. Zusätzlich war Bleichröder an den Verhandlungen und der Durchführung der französischen Reparationszahlungen nach dem von den Franzosen verlorenen Deutsch-Französischen Krieg (1870-71) maßgeblich beteiligt. Bleichröder wurde nach Abraham Oppenheim im Jahr 1872 in den Adelsstand erhoben. Der nun geadelte Gerson von Bleichröder starb am 18. Februar 1893 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23 im Bezirk Berln-Pankow beigesetzt. 

Oscar Blumenthal
(1852–1917)
Blumenthal wurde am 13. März 1852 in Berlin geboren. Er gab z.B. die  gesammelten Werke von Christian Dietrich Grabbe raus und war Mitarbeiter bei einer Reihe literarischer Zeitschriften. Von 1875 bis 1887 war er als Rezensent für das Berliner Tageblatt tätig, wobei er wegen der Bissigkeit seiner Kritiken der "Blutige Oskar“ genannt wurde. Außerdem war er von 1888 bis 1897 Direktor des Berliner Lessingtheaters.
Er verstarb am 24. April in Berlin und fand auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow seine letzte Ruhestätte. 

Steffi Brandl (1897-1966)
Steffi Brandl wurde als Stefanie Katser am 8. März 1897 in Mährisch Ostrau – im heutigen Ostrava in Tschechien geboren.
Nach Abschluss ihrer Schulzeit studierte sie von 1918 bis 1921 Fotografie an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, der seinerzeit wichtigsten Fotografie-Ausbildungsstätte in Österreich.
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete sie bei der renommierten Wiener Fotografin - Trude Fleischmann – deren Stil sie stark bei ihrer späteren Arbeit geprägt hatte.
1925 hatte sie den Wiener Architekten Ernst Brandl geheiratet, der 1913 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten war. 1926 gingen sie nach Berlin. Dort eröffnete Steffi Brandl ein Fotostudio in Schöneberg – und zwar am Bayerischen Platz.
Um 1930 verlegte sie ihr Fotostudio dann an den Kurfürstendamm 211 Ecke Uhlandstrasse. Steffi Brandl befand sich damit in der Nachbarschaft anderer prominenter - und wie sie - jüdischer Fotografinnen, darunter:
Frieda Riess (1890-1955), Suse Byk (1890-1960, Lili Baruch (Lebensdaten unbekannt), Margaret Michaelis (1902-1985), Yva (1900-1942) sowie Lotte (1896-1990) und Ruth Jacobi (1899-1995).
Mitte der 1930er Jahre hatte sie Werner Olsen geheiratet. Als Stefanie Olsen emigrierte kurz darauf – 1935 - nach New York, wo sie in den 1950er Jahren wieder ihren alten Namen Brandl angenommen hatte.
Stefanie Brandl starb am 10. Januar 1966 in New York. Ein Teil ihres fotografischen Nachlasses kam 1980 in den Besitz der Berlinischen Galerie in der Alten Jakobstr. 124-128 in Berlin-Kreuzberg.

Artur Brauner
(geb. 1918)
Filmproduzent und Unternehmer. Artur Brauner wurde am 1. August 1918 in Łódź im heutigen Polen als Abraham Brauner geboren. Mit seinen Eltern und den vier Geschwistern flüchtete er 1940 vor den Nazis aus Łódź in die Sowjetunion, wo er die deutsche Besetzung überlebte.
Seinen Angaben zufolge waren 49 seiner jüdischen Verwandten Opfer der Nazis geworden. Seine Eltern waren nach dem Krieg nach Israel ausgewandert, während er in Westberlin verblieben war. Hier hatte er 1946 in Spandau die „Central Cinema Company“ gegründet, die über 500 Filme produziert hatte.
Erwähnenswert ist, dass er 1991 eine Stiftung gegründet hatte, die jährlich den Artur-Brauner-Filmpreis für besondere Verdienste bei der Verständigung zwischen Christen und Juden vergibt. Das Preisgeld beträgt 25.000 Euro.
Er hat zwei Söhne und zwei Töchter und lebt mit seiner Frau Maria - einer früheren polnischen Zwangsarbeiterin - die er 1947 geheiratet hatte, in Berlin-Grunewald im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

Lothar Brieger (1879–1949)
Der Kunsthistoriker und -kritiker Lothar Brieger war 1938 vor dem Naziterror nach Shanghai geflohen, wo damals zahlreiche Juden ihr Leben führten. Im Jahr 1947 war ihm von der Hochschule der Künste in Berlin eine Professur angeboten worden. Er reiste daraufhin mit einem Billigschiff Monate lang zurück nach Deutschland. Dabei erkrankte er und starb bald nach seiner Ankunft in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.

Meno Burg (1789–1853)
Burg wurde am 9. Oktober 1789 in Berlin geboren. Er war der erste und auch lange Zeit der einzige jüdische preußische Stabsoffizier. Sein Rang war der eines königlich-preußischen Majors der Artillerie. Sein Dienstgrad war der höchste, den ein Jude in der preußischen Armee des 19. Jahrhunderts erlangt hatte. Diese Diskriminierung wurde erst für den Ersten Weltkrieg aufgehoben.
Burg verstarb infolge einer Cholera-Epidemie in Berlin und wurde am 29. August 1853 mit militärischen Ehren auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23 im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. An der Beisetzung nahmen mehr als 60.000 Menschen teil. 

Jeffrey Burns (1950-2004)
Der US-amerikanische Pianist und Komponist wurde am 18. August 1950 in Los Angeles/USA geboren. Im Jahr 1972 kam er als Stipendiat des Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) nach Deutschland, und fünf Jahre später von1977 bis 1983 lehrte er an der Universität Münster. Zusätzlich war er Leiter  der Abteilung für Klavier an der Musikschule Steinfurt. Von 1983 bis 1986 leitete er das Kammermusikensemble Berlin und lehrte ab 1985 bis 1991 am École française de musique de Berlin. Darüber hinaus war er von 1985 bis 1991 Leiter der Musikprogramme für die Berliner Jüdischen Kulturtage. Burns starb am 19. Dezember 2004 im Alter von 54 Jahren in Berlin. Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.

David Cassel (1818-1893)
Schriftsteller, Pädagoge und Erforscher der Hebräischen Sprache. 
Cassel lehrte an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Er verstarb am 22. Januar 1893 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Oskar Cassel (1849-1923)
Politiker und ab 1917 Vorsitzender des Verbandes deutscher Juden. Außerdem war Cassel ein deutscher linksliberaler Politiker und einer der führenden Männer in der Berliner Stadtverordnetenversammlung zur Zeit des deutschen Kaiserreichs. Darüber hinaus war er Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus. Aufgrund seines großen politischen Einflusses wurde er gerne der "Ungekrönte König von Berlin" genannt. Sein besonderes Anliegen galt dem Kampf für die Gleichberechtigung der Juden. Im Jahr 1914 wurde er als erster Jude Ehrenbürger von Berlin. Cassel verstarb am 8. August 1923 in Berlin und erhielt ein Ehrengrab auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.
 
Hermann Cohen  (1842-1918)
Professor der Philosophie, insbesondere der Logik. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der jüdischen Philosophie im 20. Jahrhundert. Er verstarb am 4. April 1918 in Berlin und liegt auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow begraben.

Alfons Fedor Cohn (1878-1933)
Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer -  u.a. für Pierre Joseph Proudhon und diversen skandinavischen Autoren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Inge Deutschkron
(geb. 1922)
Deutsch-israelische Journalistin und Autorin. Inge Deutschkron wurde am 23. August 1922 in Finsterwalde im heutigen Bundesland geboren ist eine. Inge Deutschkron war die Tochter von Ella und Martin Deutschkron, einem sozialdemokratischen Gymnasiallehrers. 1927 war die Familie nach Berlin gezogen, wo sie 1933 von ihrer Mutter erfahren hatte, dass sie Jüdin sei. Im April 1933 wurde ihr Vater als SPD-Mitglied wegen „politischer Unzuverlässigkeit aus dem Schuldienst entlassen. Er unterrichtete dann an der zionistischen Theodor-Herzl-Schule Berlin. Anfang 1939 erlangte er ein Visum für Großbritannien. Da das Geld für das Visum nur für eine Person reichte, sollte die Familie nachkommen, was aber durch den Ausbruch des Zweite Weltkriegs verhindert wurde. Von 1941 bis 1943 arbeitete sie in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin-Mitte, wo sie vor der Deportation bewahrt werden konnte. Ab Januar 1943 lebte sie illegal in Berlin und versteckte sich mit ihrer Mutter bei nichtjüdischen Freunden, um dem Holocaust zu entgehen. 1946 zog sie mit der Mutter nach London zu ihrem Vater, studierte Fremdsprachen und wurde Sekretärin bei der Sozialistischen Internationale. 1955 ging sie nach Deutschland zurück und arbeitete in Bonn als freie Journalistin. 1958 wurde sie Korrespondentin für die israelische Tageszeitung Maariw. 1966 erhielt sie die israelische Staatsbürgerschaft und zog 1972 nach Tel Aviv, wo sie ganz als Redakteurin für Maariw tätig war. Ihre Autobiografie Ich trug den gelben Stern 1978 machte sie bekannt. Im Dezember 1988 kehrte sie nach Berlin zurück und lebte seit 1992 als freie Schriftstellerin sowohl in Tel Aviv als auch Berlin. Im Jahr 2001 zog sie ganz nach Berlin Eine große Ehre widerfuhr ihr, als sie am 30. Januar 2013 im Deutschen Bundestag die Rede anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus halten durfte.

Irene Dische
(geb. 1952 in New York) 
Deutsch-amerikanische und jüdisch-katholische Schriftstellerin. Im Jahr 1977 zog sie nach Berlin, wo sie - abgesehen von New York - vorwiegend lebt. Dische ist verheiratet mit einem deutschen Rechtsanwalt.
Das Paar hat zwei Kinder. Ihr letzter Roman mit dem Titel "Clarissas empfindsame Reise" stammt aus dem Jahr 2009.

 

Erinnerungstafel für Alfred Döblin © goruma (Dr. Ramm)

Alfred Döblin (1878-1957)
Arzt und kritischer Schriftsteller. Er wurde in damaligen deutschen Stettin geboren - heute Polen und war im Alter von 10 Jahren mit seiner Mutter nach Berlin gezogen. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in der Nähe des Alexanderplatzes. Nach seinem Abschluss seines Medizinstudiums arbeitete er bis 1913 als Nervenarzt - wie es damals hieß- im Krankenhaus "Am Urban" in Berlin-Kreuzberg. Danach lebte und praktizierte er in der Frankfurter Allee 194. Von 1930 bis 1933 lebte und praktizierte er dann am Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg (s. Abbildung). Seine bekanntesten Werke sind der von Faßbinder verfilmte Roman "Berlin Alexanderplatz" sowie der umfangreiche Roman "November 1918". Berühmt wurde er aber auch durch ein Porträt von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1912. Wegen der zunehmenden Judenfeindlichkeit in Deutschland flüchtete er nach dem Reichstagsbrand 1933 in die USA. Aber er kehrte nach Kriegsende nach Deutschland zurück, wo er am 26. Juni 1957 in Emmendingen bei Freiburg im Breisgau verstarb.

Jean Dufresne (1829-1893)
Deutscher Schachmeister und Autor eines berühmten Schachbuchs.  Dufresne  begann nach dem Abitur mit einem Studium, das er aber infolge Geldmangels abbrechen musste. Danach abeitet er als Jornalist und sogar als Angestellter bei der Post. Bekannt ist er durch sein 1881 erschienenes "Kleines Lehrbuch des Schachspiels". Das Buch war ein so großer Erfolg, dass bereits 1892 die 6. Auflage erschien. Nach seinem Tod wurde es durch den  Reclam-Verlage zum Lehrbuch des Schachspiels erweitert. Selbst heutzutage gilt das Buch als Klassiker, so dass im Jahr 2004 die 31. Auflage erscheinen konnte. Er verstarb am 15. April 1893 infolge eines Schlaganfalls.Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Albert Einstein (1879-1955)
Physiker und Nobelpreisträger für Physik von 1921. Er entwickelte u.a. die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie. Einstein gilt als der bedeutendste Phsiker aller Zeiten. Er lebte und forschte von 1914 bis 1932 in Berlin.
Aufgrund der wachsenden Bedeutung der Nazis in Deutschland emigierte er 1932 in die USA, wo er am 18. April 1955 in Princeton verstarb

Brunhilde Eisler, geb. Rothstein (1912-2000)
Journalistin. Brunhilde Eisler war von 1955 bis 1979 Chefredakteurin der beliebten DDR-Zeitschrift "Das Magazin". Nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs ging sie in die USA und heiratete dort Gerhard Eisler, den Bruder des bekannten Komponisten Hanns Eisler.
Im Jahr 1949 floh sie aus den USA, wo sie unter Spionageverdacht geraten war, über Großbritannien nach Deutschland

Veitel Heine Ephraim (1703-1775)
Den Berlinern ist er sicherlich als Erbauer des Ephraim-Palais bekannt. Aber er war auch Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin und königlich preußischer Hoffaktor. Sein Vermögen machte er mit Hilfe seiner  Gold- und Silber-Manufakturen. Das von ihm erbaute und  im Jahr 1766 im Rokokostil fertiggestellte Ephraimpalais wurde 1935 wegen Verbreiterung des Mühlendamms abgetragen und erst zwischen 1985 und 1987 etwa an der gleichen Stelle wieder aufgebaut. Seit 1987 dient das Palais dem Märkischen Museum für Ausstellungszwecke. Er ist einer der herausragenden Schmuckstücke des umliegenden Nikolaiviertels

Julius Falkenstein (1879-1933)
Schauspieler. Nach seinem ersten Engagement im Jahr 1904 in Berlin blieb er der Stadt bis zu seinem Tod verbunden, auch wenn an bedeutenden Bühnen in Düsseldorf oder in Wien längere Gastspiele gab. Er starb an einer Infektion der Hirnhäute am 9. Dezember 1933 in Berlin und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Samuel Fischer (1859-1934)
Verleger. Er gründete im Jahr 1886 den S. Fischer Verlag. Seine letzte Ruhe fand er in einer Familiengruft auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.
 
Albert Fraenkel (1848-1916)
Fraenkel wurde am 1848 in Frankfurt/Oder geboren. Nicht zuletzt durch die Verwandtschaft seiner Mutter mit einem Professor der Inneren Medizin wurde sein Interesse für diesen Beruf früh geweckt. Daher begann er nach dem Abitur 1866 mit dem Medizinstudium und machte bereits vier Jahre später seinen Doktor. 1877 habilitierte er sich und wurde 1884 zum Professor ernannt. Im Jahr 1890 wurde er neben Werner Körte Direktor des neu erbauten Krankenhauses Am Urban in Berlin-Kreuzberg, das noch heute existiert.
Er hat in der Medizin bis heute als Lungenfacharzt einen guten Namen. Am 6. Juli 1916 verstarb er nach einem Herzinfarkt

David Fränkel (1707-1762)
David Fraenkel wurde 1707 in Berlin geboren und war er ein Förderer von Moses Mendelssohn. Im Jahr 1743 wurde er bis zu seinem Tod am 4. April 1762  Oberlandes- und Stadtrabbiner in Berlin.
Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.
 
James Fraenkel (1859-1935)
Der Nervenarzt Fraenkel gilt als Mitbegründer der modernen Psychotherapie. Er wurde am 21. März 1859 als Sohn des Rabbiners Daniel Fraenkel in Rybnik (Oberschlesien) in Polen geboren. Nach seinem Medizinstudium ging er nach Berlin und eröffnete hier mit seinem Kollegen Albert Oliven im Jahr 1890 die private Heil- und Pflegeanstalt „Berolinum“ für Gemüts- und Nervenkranke. Nach einer schweren Erkrankung verstarb er am 7. Juni 1935 und wurde anschließend auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow begraben.

Karl Emil Franzos (1848-1904) 
Schriftsteller. Franzos wurde am 25. Oktober 1848 in der Ukraine geboren. Er war zu seiner Zeit einer der beliebtesten Schriftsteller in Österreich. 1887 zog Franzos mit seiner Frau von Wien nach Berlin. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit  engagierte er sich für seine jüdischen Glaubensfreunde in Russland.  Er verstarb am 28. Januar 1904 in Berlin infolge einer länger bestehenden Herzerkrankung und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow in einem Ehrengrab beigesetzt. 

David Friedländer (1750–1834)
Fabrikant und aufklärerischer Autor. Friedländer  kam am 6. Dezember 1750 in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad zur Welt. Im Alter von 21 Jahren ging er nach Berlin, wo er schnell von der "Berliner Gesellschaft" akzeptiert wurde.  Nach dem Tod von Moses Mendelssohn im Jahr 1786 wurde er dann in dessen Nachfolge einer der Protagonisten der jüdischen Aufklärer in Berlin. Sein Einsatz galt u.a. der Emanzipation und gesellschaftlichen Anerkennung der Berliner Juden. Sein Einfluss reichte sogar so weit, dass ihn Friedrich Wilhelm II. - der Nachfolger von Friedrich dem Großen - zusammen mit Daniel Itzig in ein Komitee über die Rechte der Juden berief. Es kam aber zu keiner Übereinkunft. Auch sein Versuch, den jüdischen Gottesdienst zu reformieren, blieb erfolglos. Erfolgreicher war er im Jahr 1778 mit  der Gründung der jüdischen Freischule "Chevrat Chinuch Ne'arim"  - Gesellschaft für Knabenerziehung. Für den dortigen Unterricht verfasste er sogar Schulbücher und übersetzte das bis dahin hebräische Gebetsbuch ins Deutsche. Nicht unerwähnt darf die Tatsche bleiben, das er ein großzügiger  Förderer von Kunst und  Wissenschaft war - Nutznießer waren u.a. Alexander und Wilhelm von Humboldt. Sein Sohn Moses Friedländer (1774-1858) gründete gemeinsam mit Joseph Mendelssohn das Bankhaus Mendelssohn & Co. David Friedländer verstarb am  25. Dezember 1834 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. 
 
Richard Friedländer (1881–1939)
Unternehmer und Kaufmann sowie der Stiefvater von Magda Goebbels. Friedländer wurde 15. Februar 1881 in Berlin als Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie geboren. Er besuchte die Volksschule und danach eine weiterbildenden Schule, wo er zum Kaufmann ausgebildet wurde.
In diesem Beruf war er auch in Brüssel tätig, wo er im Jahr 1908 Auguste Behrend - geschiedene Ritschel - heiratete. Seine Frau brachte ihr Kind "Magda" mit in die Ehe, die er adoptierte und die damit seinen Namen erhielt.
Als das erwachsene Adoptivkind "Magda Friedländer" den Industriellen Günter Quandt heiraten wollte, verlangte er, dass sie ihren jüdischen Adoptivnamen ablegen solle. Daraufhin nahm sie den Namen des geschiedenen ersten Ehemann ihrer Mutter "Ritschel“ an.
Nach Ihrer Scheidung von Quandt im Jahr 1929 heiratete sie 1931 den späteren Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, mit dem sie und mit ihren fünf Kindern am 1. Mai 1945 den Freitod wählte.
Richard Friedländer wurde im Juni 1938 verhaftet und in das KZ-Buchenwald deportiert. Hier verstarb er am 18. Februar 1939 infolge von Unterernährung, den schlimmen Misshandlungen und der schweren Arbeit in einem Steinbruch. Seine Urne wurde den Angehörigen gegen eine Gebühr übersandt und anschließend auf dem jüdischen Friedhodf in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Heinz Galinski (1912-1992)
Heinz Galinski  war von 1954 bis 1963 der erste Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und dann nochmals in der Nachfolge Werner Nachmanns von 1988 bis zu seinem Tod. Sein Nachfolger wurde 1992 Ignatz Bubis. Zudem war er von April 1949 bis 1992  der erste Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlins. Im Jahr 1987 wurde er Ehrenbürger von Berlin. Heinz Galinski wurde im Jahr 1943 zusammen mit seiner Frau und Mutter in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Während er das Dritte Reich im KZ Bergen-Belsen überlebte, wurden seine Ehefrau und seine Mutter in Auschwitz ermordet. Galinski verstarb am 19. Juli 1992 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Heerstraße in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.  
Es sei erwähnt, dass es im September und Dezember 1998 zu zwei Sprengstoffattentaten auf sein Grab kam, dabei wurde der Grabstein zerstört. Die Täter konnten nicht ermittelt werden.
In der Heinz Galinski Straße im Bezirk Berlin-Mitte (Wedding) befindet sich das Jüdische Krankenhaus.

 

Erinnerungstafel Josef Garbáty © goruma (Dr. Ramm)

Josef Garbáty (1851-1939)
Sozial engagierter Berliner Zigarettenfabrikant. Josef Garbáty wurde am 27. Juni 1851 in Lida in Weißrussland geboren.
Ende des 19. Jahrhunderts eröffnete Garbáty seine erste Zigarettenfabrik in der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Pankow. Hergestellt wurde die Marke „Königin von Saba“. Ab dem Jahr 1906 zog die Fabrikation in die Hadlichstraße nach Berlin-Pankow, wo sie bis Ende der 1930er Jahre Zigaretten produzierte. Bereits damals verfügten die Fabriken von Garbáty über eine Betriebskantine, Pausenräume, Bäder, eine Betriebswäscherei und sogar über eine Betriebsbibliothek. Außerdem gab es eine Betriebszeitung und einen Werkschor. Infolge der Naziherrschaft emigrierte 1939 - mit Ausnahme von Josef  - die  Familie Garbáty in die USA. Bereits 1938 war im Verlauf der „Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ der gesamte Garbáty-Besitz an die Jacob-Koerfer-Gruppe zwangsübertragen worden. Josef Garbáty verstarb am 29. Juni 1939 in seiner Villa „Garbáty“ in Berlin-Pankow. Er war dort  von Sophie Boroschek bis zu seinem Tod versorgt worden. Sophie Boroschek wurde im Jahre 1943 im KZ Natzweiler-Struthof ermordet. Seine letzte Ruhestätte fand Josef Garbáty auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.

 

Erinnerungstafel Abraham Geiger (1810–1874) © goruma (Dr. Ramm)

Abraham Geiger (1810–1874)
Reformrabbiner. Geiger wurde am 24. Mai 1810 in Frankfurt am Main geboren
Bereits im Alter von 17 Jahren begann er  an einem Vergleich der Rechtssysteme von Mishnah, Bibel und Talmud zu arbeiten. Nach Beendigung der Schule begann er ein Studium an der Universität Heidelberg. Dort befasste er sich mit  Archäologie, Geschichte, alten Sprachen und Philosophie. Bereits ein Semester später wechselte er an die Universität Bonn, um Arabistik zu studieren. Im Jahr 1830 hielt er seine erste Predigt als Rabbiner und war später  von 1832 bis1837 Rabbiner in Wiesbaden und Breslau. Danach ging er wieder nach Frankfurt zurück, wo er von1863 bis 1870 als Rabbiner der Israelitischen Gemeinde tätig war. Im Jahr 18790 wechselte er dann von Frankfurt nach Berlin, wo er zu den Gründungsmitgliedern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin gehörte, an der bis zu seinem Tod im Jahr 1874 lehrte. 
Mit seinen modernen Auffassungen, besonders, dass sich die Rituale an die neue Zeit anzupassen hätten, geriet er in Konflikte mit traditionell denkenden Juden. Aber er war nicht nur als Rabbiner tätig, sondern gab auch von 1835 bis 1847 die "Wissenschaftliche Zeitschrift für Jüdische Theologie" und von 18612 bis 1874 die "Jüdische Zeitschrift für Wissenschaft und Leben" heraus. Ihm zu Ehren verleiht das nach ihm benannte "Abraham-Geiger-Kolleg" - ein Aninstitut der Universität Potsdam -  seit dem Jahre 2000 alle zwei Jahre den Abraham-Geiger-Preis für "Verdienste um das Judentum in seiner Vielfalt". Abraham Geiger verstarb am 23. Oktober 1874 in der Rosenthaler Str. 40 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee im Bezirk Berlin-Pankow in einem Ehrengrab beigesetzt

Eugen Goldstein (1850-1930)
Physiker. Er beschäftigte sich u.a. mit Gasentladungen in Glaskörpern und entdeckte 1886 die Kanalstrahlen - positiv geladene Gasentladungsteilchen. Im Jahr 1925 heiratete er Laura Kempke. Da er am 25. Dezember 1930 verstarb, musste er die Deportation seiner Frau  ins KZ Theresienstadt nicht mehr miterleben, wo sie 1943 ums Leben kam. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Pankow.

Georg Haberland (1861–1933)
Bauunternehmer und Sohn von Salomon Haberland. Er wurde am  14. August 1861 in Wittstock an der Dosse als einziger Sohn von Salomon Haberland geboren, der 1866 nach Berlin zog. Nach dem Verkauf von Zweidritteln der "Berlinischen Boden-Gesellschaft" seines Vaters, wurde er geschäftsführender Vorstand der Gesellschaft, die Flächen erwarb, sie erschloss, parzellierte und zum Bebauen an Bauherren weiterverkaufte. Nach dem Ersten Weltkrieg begann er durch eine neu gegründete Tochtergesellschaft, die "Berlinische Bau-Gesellschaft", auch selber zu bauen. Später kam es zur Vereinigung mit der "Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest", in deren Vorstand Haberland eintrat. Für Berliner dürfte es interessant sein zu erfahren, dass auf Initiative der Gesellschaft die heutige U-Bahnlinie 3 nach Dahlem geplant und erbaut wurde. Zusammen mit seiner Frau Lucie liegt Haberland auf dem  jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Pankow.

Salomon Haberland (1836–1914)
Unternehmer und Vater von Georg Haberland. Salomon Haberland wurde am 27. Oktober 1836 in Wittstock geboren.  In Wittstock führte er ein Manufakturgeschäft, ging aber 1866 nach Berlin. Er gründete hier zuerst eine Textilfabrik und später ein Stadtentwicklungsunternehmen. Auf diese Weise kaufte er den Bauern Flurstücke ab, für die er dann Bebauungsläne erstellte, sie in Parzellen aufteilte und darin Straßen und Plätze anlegte. Die so erschlossenen Gebiete verkaufte er dann zur Bebauung an diverse Bauunternehmer. So entwickelte er das Gebiet um den Viktoria-Luise-Platz, das Bayerische Viertel und das Rheingauviertel um den Rüdesheimer Platz in Berlin.
Im Jahr 1893 verkaufte er rund zwei Drittel des Aktienkapitals seiner "Berlinischen Boden-Gesellschaft", wobei sein einziger Sohn Georg im Vorstand des Unternehmens den Einfluss der Familie wahrte. 1906 entstand als Tochterunternehmen die Berlinische Baugesellschaft, die Häuser für den Eigenbedarf der Terraingesellschaft baute.
Im Jahre 1906 wurde er mit dem Ehrentitel Kommerzienrat ausgezeichnet. Seine letzte Ruhestätte fand er zusammen mit seiner Frau Olga im Familiengrab auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Pankow.

Moritz Heimann (1868-1925)
Schriftsteller, Lektor, Kritiker und Journalist. 
Moritz Heimann verstarb am 22. September an einem Nierenleiden in Berlin und liegt auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow begraben.

Henriette Herz  (1764-1847)
Henriette Herz entstammte einer jüdischen Familie, deren väterliche  Vorfahren vor der Inquisition aus Portugal geflohen waren. Sie war die Ehefrau von Marcus Herz, mit dem zusammen sie Gastgeber eines Salons in Berlin für hochgestellte Gäste aus Politik und Kultur war. Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof II der Gemeinde Jerusalem- und Neue Kirche am Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg.

Marcus Herz
(1747-1803)
Arzt und Philosoph und ab 1872 Leiter des Jüdischen Krankenhauses. Im Jahr 1785 wurde er sogar  vom Fürsten von Waldeck zum Leibarzt und Hofrat ernannt.  Er heiratete im Jahr 1779 Henriette Herz, mit der er in den folgenden Jahren zum Gründer eines Berliner Salons als Treffpunkt für angesehene Gäste aus Politik und Kultur avancierte. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.

Stefan Heym (1913-2001) 
Schriftsteller. Stefan Heym kam am 10. April 1913 unter dem Namen Helmut Flieg in einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Cemnitz zur Welt. Schon in jungen Jahren engagierte er sich gegen den Faschismus, was dazu führte, dass er 1931 das Gymnasium in Chemnitz verlassen musste. Aber er konnte danach sein Abitur in Berlin am Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Berlin ablegen. Nach dem Reichstagsbrand 1933 floh er in die Tschechoslowakei, wo er dann den Namen Stefan Heym annahm. 1935 ging er mit dem Stipendium einer jüdischen Studentenverbindung in die USA, wo er sein in Berlin abgebrochenes Journalistikstudium  an der Universität von Chicago fortsetzte und 1936 abschloss. Nach einer zweijährigen Tätigkeit  in New York als Chefredakteur der deutschsprachigen Wochenzeitung "Deutsches Volksecho" arbeitete er nach deren Einstellung als freier Schriftsteller und erzielte gleich mit seinem ersten Roman Hostages 1942 einen Bestseller. Im Jahr 1943 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Daher nahm er als Mitglied einer Einheit für Psychologische Kriegführung - den "Ritchie Boys" - an der alliierten Invasion in der Normandie 1944 teil. Nach dem Ende des Krieges wurde ihm die Leitung der Ruhr Zeitung in Essen und später der Neuen Zeitung in München übertragen. Aber wegen seiner kommunistischen Einstellung wurde er bereits Ende 1945 in die USA zurückbeordert. Kurz darauf verließ Heym die Armee, um in den folgenden Jahren wieder als freier Schriftsteller zu arbeiten.
Aber im Zuge der Kommunistenhatz während der McCarthy-Ära verließ 1952 mit Charlie Chaplin, Bertolt Brecht und Thomas Mann die USA und zog zunächst nach Prag. Von dort siedelte er bereits 1953 in die DDR über. Aber auch dort geriet er bald mit den Machthabern in Konflikt, so gehörte er 1976 gehörte zu den Unterzeichnern einer Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Danach war es ihm nur noch im Westen möglich zu publizieren. 1979 wurde er aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. In den Achtzigerjahren unterstütze er  die Bürgerrechtsbewegung in der DDR und war einer der Redner auf der Alexanderplatz-Demonstration am 4. November 1989. Aber auch in der wiedervereinigten Bundesrepublik gehörte er zu den kritischen Geistern. So kandidierte er 1994 als Parteiloser bei der Bundestagswahl für die damalige PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) und das Direktmandat gegen den SPD-Politiker Wolfgang Thierse. Im neu konstituierten Bundestag hielt er als Alterspräsident  eine sehr kritische Rede. Aber bereits 1995 legte er aus Protest gegen eine geplante Diätenerhöhung sein Bundestags-Mandat nieder. Heym starb am 16. Dezember 2001 an Herzversagen am Toten Meer in Israel. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee.

Max Hirsch (1832–1905)
Schriftsteller, Sozialpolitiker und Gewerkschafter. Hirsch wurde am 30. Dezember 1832 als Sohn eines Handwerkers in Halberstadt geboren. 
Am  Magdeburger Domgymnasium machte er sein Abitur und studierte in Tübingen, Heidelberg und Berlin Volkswirtschaftslehre. Im Jahr 1867 zog er nach Berlin und gründete dort 1868 zusammen mit Franz Duncker und Hermann Schulze-Delitzsch so genannte Gewerkvereine, starke Konkurrenten der sozialistischen Gewerkschaften. Die Gewerkvereine waren im Sinne des liberalen Sozialkonzepts gedacht und propagierten Hilfe zur Selbsthilfe, während die Gewerkschaften den Staat in der Pflicht sahen. Neben seinen Tätigkeiten in den Gewerkvereinen war Hirsch auch Mitbegründer von Vereinen, die in der Volksbildung und Sozialpolitik aktiv waren. In den Jahren 1869 bis 1893 war Hirsch wiederholt Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reichstags. Und von 1898 bis 1905 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk  Berlin-Pankow.

Julius Hirschberg (1823-1925)
Augenarzt und Medizinhistoriker. Hirschberg kam am 18. September 1843 in Potsdam zur Welt. Nach dem Abitur studierte er  in Berlin Medizin, wo er 1866 seinen Doktor machte und 1867 seine Approbation als Arzt erhielt. Etwa ein Jahr war er als Assistent in der Klinik des bedeutenden Augenarztes Albrecht von Graefe tätig, um 1869 eine eigene Praxis zu eröffnen. Er betätigte sich aber weiterhin wissenschaftlich und habilitierte sich im Jahr 1870. Wegen seiner wissenschaftlichen Verdienste erhielt er 1879 eine außerordentliche und 1900 eine ordentliche Professur an der Berliner Humboldt Universität. Ab dem Jahr 1907 stellte er seine Tätigkeiten als Arzt  ein und widmete sich nur noch der Geschichte der Augenheilkunde. Er verstarb am 17. Februar 1925 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk  Berlin-Pankow bestattet.
 
Samson Hochfeld (1872 -1921 )
Der Rabbiner und Schriftgelehrte Hochfeld ist  vor allem als Repräsentant des liberalen Reformjudentums in Erinnerung geblieben. Er galt als wichtiger Vertreter des Reformjudentums und war nicht zuletzt deswegen Mitglied der „Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums“. Er verstarb am 10. August 1921 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk  Berlin-Pankow beigesetzt.

 

Mathilde-Jakob-Platz vor dem Rathaus des Bezirks Mitte © goruma (Dr. Ramm)

Mathilde Jacob (1878–1943)
Sie war die Sekretärin und zugleich enge Vertraute von Rosa Luxemburg. Sie hat Teile des Nachlasses von Rosa Luxemburg gerettet und 1939 einem amerikanischen Historiker übergeben. Außerdem brachte sie deren Briefe und Manuskripte heimlich aus dem Gefängnis. Sie wurde am 27. Juli 1942 verhaftet und danach ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 14. April 1943 starb. Ihr zu Ehren wurde der Vorplatz des Rathauses von Berlin-Mitte an der Turmstraße benannt.

Benno Jaffé (1840-1923)
Benno Jaffé war Chemiker, Unternehmer und Wohltäter. Er  ist seit 1919 Ehrenbürger Charlottenburgs, einem der heutigen Bezirke Berlins. Am Goslarer Ufer gründete er  seinerzeit eine Lanolinfabrik, und von 1902 bis 1918 war er in Charlottenburg Stadtrat und Stadtverordneter. Er war der Gründungsvater der "Benno- und Helene-Jaffé-Stiftung", die Armen in der Stadt unterstützte. Ihm zu Ehren gibt es an der Berliner Messe eine Jaffé  Straße

Max Jaffé (1841–1911) 
Biochemiker und Pharmakologe. Von 1865-1872  war er Assistent an der Klinik von Ernst Viktor Leyden in Königsberg, der im Jahr 1903 das erste Krebsforschungsinstitut auf dem Gelände der Charité gegründet hatte.
Seine letzte Ruhe fand er auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee, einem Ortsteil des Bezirks Berlin-Pankow.

Adolf Jandorf (1870–1932)
Gründer einer Warenhauskette, u.a. im Jahr 1907 das KaDeWe. Seine Grabstätte befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Regina Jonas (1902-1944)
Regina Jonas wurde am 3. August 1902 in Berlin geboren und am 12. Dezember 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet. Sie war die erste in Deutschland praktizierende Rabbinerin und gleichzeitig die erste ordinierte Rabbinerin weltweit.
Im KZ-Theresienstadt hatte sie sich zusammen mit Leo Baeck im Rahmen ihrer Möglichkeiten um die Häftlinge gekümmert

Jacques Joseph (1865–1934)
Begründer des Fachs der Plastischen Chirurgie. Joseph war während der Zeit der "Weimarer Republik" einer der renommiertesten Plastischen Chirurgen weltweit.  Bekannt war er auch unter dem "Spitznamen" Nasenjoseph.
Diese Bezeichnung erhielt er, weil er sich insbesondere mit der chrirurgischen Veränderung der Nase auseinandersetze.
Er verstarb, nachdem er von den Nazis mehrfach inhaftiert war und als Jude nicht mehr praktizieren durfte, am 12. Februar 1934 an den Folgen eines Herzinfarkts.

Wladimir Kaminer (geb. 1976)
Kaminer ist Schriftsteller und Kolumnist. Er kam bereits 1990 in die noch existierende DDR. Bekannt ist er auch durch die von ihm organisierten und regelmäßig stattfindenden Tanzveranstaltungen für Russen - der Russendisko - im Kaffee Burger in der Torstraße in Berlin-Mitte.

Gustav Karpeles (1848–1909)
Karpeles  wurde am 11. November 1848 in Eiwanowitz in der Hanna in der heutigen Tschechischen Republik geboren. Er war 1866 nach Berlin gekommen und machte sich bald als Literaturhistoriker, Schriftsteller und Kritiker einen Namen. Von ihm stammen u.a. eine Reihe von Büchern über Heinrich Heine, außerdem war er  1885 Herausgeber der Geschichte der jüdischen Literatur und seit 1890 Herausgeber der Allgemeinen Zeitung für das Judentum.

Berthold Kempinski (1843-1910)
In Posen im heutigen Polen geborener Berliner Weinhändler und Gastronom. Er ist der Namensgeber der Kempinski-Hotels.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow.

Alfred Kerr (1867-1948)
Journalist, Schriftsteller und Theaterkritiker. Alfred Kerr wurde als Alfred Kemperer in Hamburg geboren. Aber ab 1887 bezeichnete er sich in seinen Publikationen als Kerr - und 1909 erfolgte die offizielle Namensänderung in Alfred Kerr. Kerr galt als einer der einflussreichsten Kritiker in der Zeit vom Naturalismus bis 1933. Kerr entging dem Nazi-Terror, da er  am 15. 2. 1933 über Prag, Wien, Lugano und Zürich nach Paris und 1935 nach London floh. Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück, wo er nach einem Schlaganfall am 12. Oktober 1948 Selbstmord beging. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof in Olsdorf in Hamburg.

Judith Kerr (geb. 1923 in Berlin) 
Autorin auch von Kinderbüchern. Bekannt wurde sie vor allem durch das Jugendbuch "Als Hitler das rosarote Kaninchen stahl". In dem Buch wird die Geschichte der Flucht ihrer jüdischen Familie aus dem nationalsozialistischen Deutschland und das Leben in der Emigration erzählt. 

Arthur Koppel (1851–1908)
Gründer der Firma Orenstein & Koppel, die am 1. April 1876 von ihm und Benno Ohrenstein (s. unten) als oHG  gegründet und 1897 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. A
ber bereits im Jahr 1885 war er aus der Firma ausgeschieden. Koppel verstarb am 1908 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Bertold Lasker (1860-1928)
Berliner Schachmeister, Bruder von Weltmeister Emanuel Lasker. Zudem war er Arzt  für Haut- und Beinerkrankungen sowie schriftstellerisch tätig. Er war der Ehemann von Else Lasker-Schüler.  Er verstarb am 19. Oktober 1928 in Berlin.

Eduard Lasker (1829–1884)
Politiker des deutschen Liberalismus. Lasker wurde am 14. Oktober 1829 in Jarotschin in der Provinz Posen - im heutigen  Polen - geboren. anfangs erhielt er Privatunterricht, kam aber dann im Jahr 1842  auf ein Gymnasium in Breslau. Hier begann er nach dem Abitur  1847 mit dem Studium von Mathematik und Philosophie. Die Zeit der Revolution von 1848/49 verbrachte er in Wien, kehrte aber bald wieder an die Universität Breslau zurück. Aber geprägt durch die politischen Ereignisse begann er, Jura zu studieren. 1851 legte er das erste und zwei Jahre später das zweite Staatsexamen ab. Nach dem zweiten Examen ging er bis 1857 nach Großbritannien. 
Danach  kehrte er nach Deutschland zurück, wurde aber als Jude nicht in den Staatsdienst übernommen, aber im Jahr 1865 errang er bei der Nachwahl ein Mandat im Preußischen Abgeordnetenhaus. Bis 1866 war Lasker Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei und gehörte dann nach ihrer Spaltung 1866 zu den liberalen Abgeordneten, welche das Indemnitätsgesetz befürworteten. Im Jahr 1867 gehörte er zu den Mitbegründern der Nationalliberalen Partei (NLP). Von dieser seiner eigenen Gründung  trennte er sich 1880 und gründete  gemeinsam mit anderen - insbesonders mit Ludwig Bamberger (s.oben) - die Liberale Vereinigug. Diese  Partei fusionierte 1884 mit der Deutschen Fortschrittspartei zur Deutschen Freisinnigen. Wegen seiner konsequenten Verfolgung einer Reihe von Skandalen geriet er in Konflikt mit Bismarck. Er erkrankte im Jahr 1875 und verstarb nach langer Krankheit am 5. Januar 1884 in New York. Er wurde erst 1901 neben Ludwig Bamberger (s. oben) auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Alle im Bezirk Berlin Pankow in einem Ehrengrab beigesetzt.

Emanuel Lasker (1868-1941)
Mathematiker und Philosoph und der bislang einzige deutsche Schachweltmeister - von 1894 bis 1921. Lasker wurde am 24. Dezember 1868  in Berlinchen im heutigen Polen geboren und kam bereits 1878 zu seinem Bruder nach Berlin. Im Jahr 1902 ging er nach New York, um dort eine  eine akademische Laufbahn einzuschlagen, was ihm aber nicht gelang. 1908 ging er von New York nach Berlin. Dort widmete er sich neben dem Schach weiteren Spielen, wie dem Go-Spiel, dem Bridge-Spiel und sogar dem Poker-Spiel. 
Wegen der extrem antijüdischen Politik der Nazis verließ er 1933 gemeinsam mit seiner Frau Deutschland und ging in die Niederlande, von wo sie ein Jahr später 1934 nach London gingen. Im Jahr 1935  wurde er von der  Akademie der Wissenschaften in die Sowjetunion eingeladen. Lasker nahm die Einladung an und zog nach Moskau. Obwohl er offiziell an einem mathematischen Institut der Universität angestellt war, bestand seine Tätigkeit darin, sowjetische Meisterspieler zu trainieren. Er verließ 1937 die Sowjetunion wegen des dortigen Terrors und der steigendem Judenfeindlichkeit. Er und seine Frau blieben daraufhin bei seiner Stieftochter in New York. Ende 1940 erkrankte er schwer und starb am 11. Januar 1941. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Beth Olom in Queens - einem der New Yorker Stadtbezirke.

Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Dichterin des Expressionismus. Else Lasker-Schüler  wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld im heutigen Wuppertal geboren. Im Jahr 1894 heiratete sie den Arzt Jonathan Berthold Lasker und zog nach Berlin um. Dort arbeitete sie im Rahmen ihrer zeichnerischen Ausbildung. Am 24. August 1899 wurde ihr Sohn Paul geboren. 1903 wurde die Ehe mit Berthold Lasker geschieden und noch im selben Jahr heiratete sie den Schriftsteller Georg Lewin. Von Lewin wurde sie dann 1912 geschieden. Mit  Gottfried Benn - dem Berliner Arzt und Dichter - entstand  ab 1912 eine sehr intensive Freundschaft, die sich in einer großen Zahl von Liebesgedichten manifestierte, die sie Benn widmete. Eines ihrer Werke "Ein alter Tibetteppich", wurde von Karl Kraus als eines der entzückendsten und ergreifendsten Gedichte, die er je gelesen hatte, bezeichnet. In den 1910-er und 1920-er Jahren gehörte sie zur Bohème Berlins und verkehrte damals oft im damaligen "Café des Westens" am Kurfürstendamm. Der Tod ihres Sohnes Paul im Jahr 1927 stürzte sie in eine schwere Lebenskrise. Am 19. April 1933 floh sie vor dem Naziterror nach Zürich, erhielt dort jedoch Arbeitsverbot. Von Zürich aus besuchte sie zweimal Palästina, 1934 und 1937. Während ihres dritten dortigen Besuchs brach der Zweite Weltkrieg aus, so dass sie nicht mehr in die Schweiz zurück konnte.  Infolge eines Herzinfarkts starb sie am 22. Januar 1945 in Jerusalem und wurde auf dem dortigen Ölberg begraben. 

Alfred Lemm,
eigentlich: Alfred Lehmann (1889-1918)
Essayist und Schriftsteller des Expressionismus. Der in Berlin geborene  Alfred Lemm arbeite u.a. bei der "Neuen Rundschau" mit. Er verstarb sehr jung am Oktober 1918 in Berlin, wo man sein Grab auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow findet.

Julius Lessing (1843–1908)
Er war der erste Direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums.

Louis Lewandowski (1821-1894)
Der am 3. April 1821 im heutigen Polen geborene spätere Komponist und Chordirigent wurde von seinen Eltern - um der heimatlichen Armut und Enge zu entgehen - bereits im Alter von 12 Jahren nach Berlin geschickt. Hier wurde man in der jüdischen Gemeinde auf sein musikalisches Talent aufmerksam und half, dieses Talent durch eine gute Ausbildung zu fördern. Er ist heutzutage besonders wegen seiner Reform der Synagogenmusik bekannt .

Max Heinrich Lewandowsky (1876-1918)
Neurologe. Max Heinrich Lewandowsky wurde am 28. Juni 1876 in Berlin geboren. Nach seinem Abitur, das er in Berlin abgelegt hatte, studierte er in Marburg, Berlin und Halle Medizin. Im Jahr 1902 habilitierte er sich in Berlin im Fach Physiologie und wechselte zwei Jahre später an die Universität in Heidelberg. Nachdem er zum "Außerplanmäßigen Professor" ernannt worden war, arbeitete er viele Jahre am Städtischen Krankenhaus, im heutigen Bezirk Frierichshain-Kreuzberg. Mit Alois Alzheimer (1864-1915) - dem Entdecker der Alzheimer Erkrankung -  gründete er 1910 die "Zeitschrift für Neurologie und Psychiatrie". Er verstarb am 4. April 1918 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.
 
Louis Lewin (1850–1929)
Arzt und Begründer von toxikologischen Untersuchungen in der Industrie und Begründer einer systematischen Drogenforschung. Dafür erstellte eine System der Klassifierung, das auf der pharmakologischen Wirkung von Drogen und psychotisch wirkenden Pflanzen beruhte. Louis Lewin verstarb am 1. Dezember 1929 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. Es sei abschließend darauf hingewiesen, dass in Hellersdorf  im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf eine Straße sowie ein Bahnhof der U-Bahnlinie 5 nach ihm benannt sind.

 

Max Liebermann (1847-1935)
Liebermann war ein bedeutender Berliner Maler und einer der bedeutendsten deutschen Vertreter des damals verfemten Impressionismus. Er wurde neben seiner Malerei auch durch folgende Äußerung bekannt, die er anlässlich des Vorbeimarschs von Fackel tragenden NS-Anhängern tätigte: "Ich kann gar nicht so viel fressen wie ich Kotzen möchte". Liebermann kam am 20. Juli 1847 in Berlin als Sohn von wohlhabenden Eltern zur Welt. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er in Weimar,  in Paris und den Niederlanden. Aber er weilte auch in Italien. Anfangs malte er eher naturalistische Werke - oft mit einer sozialkritischen Thematik. Über seine Studien der französischen Impressionisten kam er seit 1880 zu einer lichten Farbigkeit, die stark an die Impressionisten erinnerte. Als Präsident der Berliner Sezession förderte er den Übergang von der traditionellen Kunst des 19. zur Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts.  Von 1920 bis 1933 leitete er die Preußische Akademie der Künste. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er verstarb am 8. Februar 1935 in seinem Haus am Pariser Platz 7, neben dem Brandenburger Tor in Berlin. Bei seiner Beerdigung am 11. Februar 1935 war unter den wenigen nichtjüdischen Trauergästen der berühmte Berliner Chirurg Ferdinand Sauerbruch, der hinter seinem Sarg herging und ihm damit die letzte Ehre erwies. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23–25 im heutigen im Bezirk Berlin-Pankow.

Martha Liebermann (1857-1943)
Martha Lieberman war seit 14. September 1884 die Ehefrau von Max Liebermann. Nach dem Tode ihres Mannes musste sie sowohl ihr Haus am Brandenburger Tor als auch die Villa am Wannsee zwangsverkaufen. Im Jahr 1942 erlitt sie einen Schlaganfall und wurde bettlägerig. Als Jüdin wurde sie am 5. März 1943 aufgefordert, sich zur Deportation in ein "Altersheim" in Theresienstadt bereit zu halten. Sie nahm daraufhin das Schlafmittel Veronal und starb am 10. März 1943 im jüdischen Krankenhaus in Berlin. Kurz vor ihrem Tod wurde sie noch lebend auf einem Dreirad-Lieferwagen abtransportiert  -  zusammen mit einer anderen alten jüdischen Frau aus der heutigen Hiroshimastraße, wo sie zuletzt gelebt hatte. Sie hinterließ ihre im August 1885 geborene Tochter Marianne Henriette Käthe  - kurz Käthe - die 1939 mit ihrem Mann in die USA emigrierte und 1952 verstorben ist. Ihr Grab befindet sich seit 1960 an der Seite ihres Mannes auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23–25 im heutigen im Bezirk Berlin-Pankow.

Esther Liebmann (1648-1714)
Esther Liebmann, wurde 1648 als Esther Schulhoff in Prag geboren. In erster Ehe heiratete sie Israel Aron, der als erster Jude das Niederlassungs- und Handelsrecht in Berlin besaß und zudem Hofjude beim Großen Kurfürst  (1620-1688) wurde. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1673 wurde sie auf ihre Bitten hin vom Kurfürsten zur ersten Hofjüdin in Brandenburg. Im Jahr 1676 heiratete sie den aus dem Westen zugewanderten Jost Liebmann, der dank ihrer Fürsprache am Hofe  dieselben Privilegien wie sie selbst erhielt. Beide wurden u.a. durch den Perlen- und Juwelenhandel reich.
Im Jahr 1701 wurde Kurfürst Friedrich III. (1657-1713) als Friedich I.  König in Preußen. Da er sich von iEsther Liebmann große Teile seiner Ausgaben finanzieren ließ, machte er sie zur Münzmeisterin des Königreichs - nach heutigem Recht  Finanzministerin und Bundesdruckereichefin in einer Person. Aber nach dem Tod des Königs verlor sie ihren mächtigen Fürsprecher und wurde unter dessen Nachfolger König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) sogar wegen Betrugs angeklagt und ihr Vermögen beschlagnahmt. Aber sie kam trotz ihrer Unschuld erst frei, nachdem sie auf die Rückzahlung aller Schulden bei Hofe verzichtet hatte.
Danach flüchtete sie nach Frankfurt an der Oder. Dort verstarb sie verarmt am 15. April 1714 .

Bernhard Loeser (1835–1901)
Loeser & Wolff war eine deutsche Tabakwarenfabrik und -handlung in Berlin. Hergestellt, importiert und vertrieben wurden insbesondere Zigarren. Zeitweise war sie die größte Zigarrenfabrik Europas.
Im Jahr 1865 gründete der am 17. April 1835 in Quedlinburg geborene Bernhard Loeserund zusammen mit Carl Wolff (geboren 1825) eine Tabakwarenhandlung, deren  Hauptsitz sich seit 1867 in der Alexanderstraße 1 in Berlin befand. Im Jahre 1874 wurden aus dem importierten Tabak rund 27.000 Zigarren in Handarbeit produziert. Aufgrund der stetig anwachsenden Nachfrage fanden in den folgenden Jahren erhebliche Betriebserweiterungen und Neugründungen in weiteren Städten statt. Für seine großen Verdienste erhielt Loeser am 29. Januar 1895 den Ehrentitel eines "Königlich-preußischen Kommerzienrats". Am 2. Mai 1901 verstarb er in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Ludwig Loewe (1837–1886)
Fabrikant, Firmengründer und Reichstagsabgeordneter. Er gründete um 1861 die Ludwig Loewe & Co., ein Unternehmen zum Handel sowie zur Produktion von Nähmaschinen, Maschinen, Werkzeugmaschinen, Waffen und Munition. Die Firma arbeitete aus juristischen Gründen  ab 1869/70 als Ludwig Loewe & Co. KG a. A. !  Zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870 erhielt seine Firma Aufträge von der preußischen Armee zur Produktion von Gewehren und Munition. Daneben stellte sie aber  Werkzeug-, Dampfmaschinen sowie Röhrenkessel her. Das Unternehmen war zudem in einem gewissen Umfang an der bekannten Waffenfabrik "Mauser"  beteiligt. Interessant dürfte zudem sein, dass einer seiner Mitarbeiter - Georg Luger - die Parabellum (Pistole) entwickelt hatte. Für den Russisch-Türkischen Krieg  (1877-1878) lieferte die Firma rund 70.000 Exemplare Smith & Wesson - Modell 1874 - an die russische Armee. Der "linksliberale" Ludwig Loewe war aber auch politisch sehr aktiv. Seit 1865 fungierte er als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Berlin, wo er sich besonders auf dem Gebiet des Bildungswesens engagierte. Und 1877 wurde er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, wo er bis 1884 die Fortschrittspartei und später bis zu seinem Tod die Deutsch-freisinnige Partei vertrat. Außerdem wurde er 1878 in den Deutschen Reichstag gewählt. Nach seinem Tod am 11. September 1886 in Berlin wurde die Leitung der Firma von seinem jüngeren Bruder Isidor Loewe übernommen. Ludwig Loewe wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

 

Berlin: Denkmal für Rosa Luxemburg © goruma (Dr. Ramm)

Rosa Luxemburg (1871-1919)
Rosa Luxemburg wurde am 5. März 1871 als Rozalia Luksenburg in Zamość (im heutigen Polen) geboren. Sie gilt neben Karl Liebknecht als eine der herausragenden sozialistischen und pazifistischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Infolge der Unterstützung der SPD gründete sie am 5. August 1914 die „Gruppe Internationale“. Im Jahr 1916 entstand daraus der "Spartakusbund", den sie gemeinsam mit Karl Liebknecht leitete.
Ihre Eltern, deren fünftes Kind sie war, zogen 1880 nach Warschau, wo sie das Gymnsasium besuchte und dieses 1888 mit Auszeichnung abschloss. Noch als Schülerin  engagierte sie sich ab 1886 in der polnischen Arbeiterpartei „Proletariat“. Diese 1882 gegründete Partei wurde später aufgelöst und vier ihrer Anführer infolge eines Streiks hingerichtet. Um ihrer drohenden Verfolgung zu entgehen, floh sie 1889 nach Zürich. Dort machte sie im Jahr 1897 ihren Doktor - mit summa cum laude. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten, heiratete sie im Jahr 1898 den Schlosser Gustav Lübeck. In Berlin wurde sie dann Mitglied der SPD. Wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber der herrschenden Ordnung und vor allem wegen des Krieges saß sie drei Jahre und vier Monate im Gefängnis. Ihre dort verfassten Briefe an ihre Freundinnen Mathilde Jacob und Sonja Liebknecht ("Briefe aus dem Gefängnis") gelten noch heute als ein bewegendes Zeugnis einer engagierten und zutiefst demokratischen und sozialistischen Frau. Nach dem Eintritt der USA in den Krieg gegen Deutschland im April 1917 gründeten die Kriegsgegner, die mittlerweile aus der SPD ausgeschlossen worden waren, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Der Spartakusbund trat nach anfänglichen Bedenken der neuen Partei bei, behielt  aber seinen Status als eigene Gruppe. Besonders nach dem Ende des Krieges beteiligte sich Rosa Luxemburg an der Gründung eines sozialistischen und demokratischen Deutschlands, was ihr den Hass ihrer alten Genossen aus der SPD, aber besonders der reaktionären Kräfte eintrug. Am 15. Januar 1919 wurde sie zusammen mit Karl Liebknecht in der Mannheimer Straße in Berlin-Wilmersdorf festgenommen und der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin übergeben. Im Hotel Eden wurde sie verhört und misshandelt. Auf Befehl des Generalstabsoffiziers Waldemar Pabst (1880-1970) wurde sie abtransportiert und unterwegs durch den Freikorps-Leutnant Hermann Souchon mit einem Kopfschuss getötet. Zuvor war sie bereits durch den Soldaten im Rang eines Jägers, Otto Wilhelm Runge mit einem Gewehrkolben schwer verletzt worden. Ihre Leiche warf man in den Landwehrkanal. Am 1. Juni 1919 wurde eine Frauenleiche an einer Schleuse des Kanals gefunden und  von  zwei Forensikern als Rosa Luxemburg identifiziert. Sie wurde am 13. Juni neben dem Grab des mit ihr ermordeten Karl Liebknecht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der „Gedenkstätte der Sozialisten“ beigesetzt. Das Denkmal - ihr zu Ehren mit einer Erinnerungstafel an der Stelle, wo sie in den Landwehrkanal geworfen wurde - befindet sich unmittelbar vor der Lichtensteinbrücke (Fußgängerbrücke) in der Nähe des Katharina-Heimroth-Ufer.

 

Moritz Manheimer (1826–1916) 
Unternehmer und Wohltäter.  Moritz Manheimer wurde am  1. Mai 1826 in Gommern bei Magdeburg geboren.  Aber bereits 1837 ging er zusammen mit seinen Brüdern David und Valentin nach Berlin und gründete dort noch im selben Jahr die Konfektionsfirma „Gebr. Manheimer“ in der Jerusalemer Straße 17. Im Jahr 1857 trat Manheimer der Gesellschaft der Freunde bei. Durch Aufträge zur Bekleidung des preußischen Militärs wurde er ab 1866 ein reicher Mann. Da er sich aber den Idealen Moses Mendelssohns verplichtet fühlte, widmete er sich ab 1872, nachdem er die Firma verlassen hatte, praktisch nur noch wohltätigen Zwecken. So finanzierte er gemeinsam mit anderen das jüdische Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26. Das Altersheim ist leider als Deportationsstätte der Nazis in schlimmer Erinnerung geblieben. Später stiftete er das Lehrlingsheim Pankow sowie das Hospital in der Oranienburger Straße. Erwähnenswert ist weiterhin, dass er im Jahr 1882 ein großes Grundstück in der heutigen Schönhauser Allee 22 aufkaufte, um darauf die Zweite Jüdische Versorgungsanstalt bauen zu lassen - ein Altersheim für arme Juden. Das Gebäude liegt unmittelbar neben dem Jüdischen Friedhof, auf dem Mannheimer nach seinem Tod am 27. März 1916 in Berlin seine letzte Ruhestätte fand.

Paul Mankiewitz (1857-1927)
Bankier, von 1919 bis 1923 Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Mankiewitz wurde am 7. November 1857 in Mühlhausen in Thüringen geboren. Im Verlauf des  Ersten Weltkriegs beriet er die Reichsbank bei der Finanzierung der Kriegskosten und später beim Abwickeln der Reparationsforderungen. Er war Förderer der "Antibolschewistischen Liga" von Eduard Stadtler, die einen nationalen Sozialismus propagierte. Er verstarb am 22. Juni 1924 auf seinem Gut Selchow in Brandenburg. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Lise Meitner (1878-1968)
In Wien geborene Physikerin, die 1907 nach Berlin kam und später enge Mitarbeiterin von Otto Hahn wurde. Sie hatte maßgeblichen Anteil an den Arbeiten Otto Hahns im Berliner Kaiser Wilhelm Institut auf dem Gebiet der Kernspaltung, die Otto Hahn und Fritz Straßmann im Dezember 1938 gelang. Die theoretische Deutung erfolgte jedoch in einer Publikation im Februar 1939 durch sie und ihren Neffen Otto Frisch. Wegen der Machtergreifung der Nazis in Österreich, womit sie Deutsche geworden war, emigrierte sie 1938 nach Schweden. Sie starb am 27. Oktober 1968 in Cambridge. Bis heute gibt es viele Physiker, die der Auffassung sind, der Nobelpreis hätte eher ihr als Hahn zugestanden. Trotz zahlreicher Aktivitäten beim Nobelpreiskomitee - auch durch Otto Hahn selber - verblieb ihr diese größte Ehrung zeitlebens versagt.

Erich Mendelsohn (1887-1953)
Architekt. Mendelsohn wurde am 21. März 1887 als fünftes von sechs Kindern einer Hutmacherin und eines Kaufmanns in Allenstein in Ostpreußen geboren. Hier besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er auch sein Abitur machte. Im Jahr 1906 begann er zunächst in München Volkswirtschaft zu studieren, wechselte aber 1908 für ein Architekturstudium an die Technische Hochschule Berlin, um zwei Jahre später wieder nach München zu gehen und sein Studium dort 1912 abzuschließen. Ende 1918 gründet er in Berlin ein eigenes Büro. Nach der Machtergreifung der Nazis erkannte er deren antijüdische Gefährlichkeit und emigrierte nach Großbritannien, wo er im Jahr 1938 die britische Staatsbürgerschaft erhielt. Im Jahr 1941 ging er in die USA und lebte dort ab 1945 bis zu seinem Tod am 15. September 1953 in San Francisco. Seine bekanntesten Werke in Berlin und Umgebung sind ohne Zweifel der Einstein Turm in Potsdam sowie das Kino Universum, die heutige Schaubühne am Lehniner Platz am Kurfürstendamm sowie die Hutfabrik in Luckenwalde. Am 6. September 2009 wurde in Berlin die Erich-Mendelsohn-Stiftung gegründet, die ihren Sitz in dem von Mendelsohn für den Arzt und Sozialreformer Curt Bejach erbauten Landhaus in Berlin-Steinstücken hat.

Joseph Mendelssohn (1770–1848)
Bankier. Joseph Mendelssohn wurde am 11. August 1770 in Berlin geboren. Er war der älteste Sohn des großen jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. Er gehörte zu den Mitbegründern (1792) der Gesellschaft der Freunde, einem Verein jüdischer Junggesellen, die sich den Idealen der Bildung und Aufklärung (hebr. Haskala) verpflichtet fühlten. Im Jahr 1795 machte er sich selbständig und eröffnete ein Bankhaus, das er mit verschiedenen Partnern sowie zeitweilig auch mit seinem Bruder Abraham (1804-1821) leitete. Im Jahre 1823 gründeten er und andere Berliner Bankiers den Berliner Kassen-Verein, der den Zahlungsverkehrs zwischen den verschiedenen Banken erleichtern sollte. Nach seinem Tod am 24. November 1848 in Berlin wurde er auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

 

Jüdischer Friehof in der Großen Hamburger Straße © goruma (Dr. Ramm)

Moses Mendelssohn (1729-1786)
Mendelssohn war ein berühmter Philosoph und das Vorbild für die Figur des Nathan in Lessings Werk "Nathan der Weise". Er gilt als bedeutendster Wegbereiter der jüdischen Aufklärung.
Mendelssohn wurde 6. September 1729 in Dessau als Sohn eines jüdischen Küsters und Gemeindeschreibers geboren. Trotz der relativ großen Armut seiner Familie legte man schon früh Wert auf eine gute Ausbildung, nicht zuletzt, da man die besondere Begabung des Jungen schnell erkannt hatte. Um das Jahr 1739 kam er in die Klasse des Oberrabbiners David Fränkel (1707-1762), eines bedeutenden jüdischen Gelehrten. Als Fränkel 1743 als Oberrabbiner nach Berlin berufen wurde, folgte er ihm an die 1742 neu gegründete Talmudschule in Berlin nach, wo er bis zum Jahr 1750 in der Probstgasse 3 lebte. In diesen Jahren lernte er - neben seinen Talmudstudien in Hebräisch - Latein, Französisch und Englisch. Bereits damals zeigte sich seine Neigung zur Philosophie.
Nach sieben Jahren in ärmlichten Verhältnissen wurde er im Jahr 1750 von dem reichen Seidenhändler Isaak Bernhard als Hauslehrer für dessen Kinder eingestellt, wo er sich zum Buchhalter emporarbeitete und es 1754 sogar bis zum Geschäftsführer und Teilhaber brachte. 
Im Jahr 1762 heiratete er Fromet Gugenheim und begründete damit eine Familie, die in den kommenden Jahrzehnten mitbestimmend  und prägendfür das kulturelle Leben in Berlin war. Einer seiner Enkel war der Musiker Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847).
Auf Initiative von Mendelssohn wurde im Jahr 1778  die jüdische Knabenschule errichtet, die ursprünglich ihr Domizil in der Rosenstraße 12 hatte, aber 1863 an ihren heutigen Standort in die Große Hamburger Straße  27 umzog.
Mendelssohn starb am  4. Januar 1786 in Berlin und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Berliner Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße, der von den Nazis geschändet und zerstört wurde. Heute erinnert nur noch  ein rekonstruierter Grabstein an ihn. Die Figurengruppe vor dem Friedhof stammt von Will Lammert und wurde dort im Jahr 1985 aufgestellt.
Im Juni 2012 kamen zahlreiche Nachfahren Mendelssohns nach Berlin und trafen sich u.a am 24. Juni in der Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg zu festlicher Musik. 

Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Komponisten, Pianisten und Organisten des 19. Jahrhunderts. Zudem gründete er die erste Musikhochschule in Deutschland.
Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy wurde am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren. Sein Vater war Abraham Mendelssohn Bartholdy (1776 -1835), der 1822 gemeinsam mit seiner Frau zum Protestantismus konvertierte und dabei zusätzlich den christlichen Namen Bartholdy annahm Felix Mendelssohn Bartholdy war daher der Enkel von Moses Mendelssohn.
Wegen der Besetzung Hamburgs durch die Franzosen zog die Familie 1811 nach Berlin, wo er auch seinen ersten Musikunterricht erhielt.
Im Jahr 1816 wurde Felix protestantisch getauft; dabei erhielt er seine beiden Taufnamen Jakob und Ludwig. Zwischenzeilich besuchte er Paris und bezog nach dem letzten Parisaufenthalt in Berlin in ein Haus mit einer heute sehr bekannten Adresse - es ist der heutige Sitz des Bundesrates in der Leipziger Straße 3.
Nach Aufenthalten in Düsseldorf, London und Frankfurt kam er 1835 nach Leipzig, wo er bis 1841 lebte. Anschließend lebte er von 1841 bis 1845 in Berlin - kurzfristig auch in London und Frankfurt.
Nach einem kürzeren Aufenthalt in Frankfurt kehrte er im September 1845 nach Leipzig zurück, um dann 1847 ein letztes Mal nach England zu reisen, um die Aufführungen des Elias in Exeter Hall, in Manchester und Birmingham zu leiten.
Nach seiner Rückkehr erhielt er die Nachricht vom Tod seiner Schwester Fanny am 14. Mai 1847. Daraufhin zog er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und ging für mehrere Monate nach Süddeutschland und in die Schweiz.

Nach seiner Rückkehr nach Leipzig starb er am 4. November 1848 an den Folgen zweier Schlaganfälle. Sein Wohnhaus in Leipzig, in dem er auch verstarb, befindet sich in der heutigen Goldschmidtstraße 12. Es ist mittlerweile ein Museum.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg - in der Nähe der U-Bahnstation "Hallesches Tor".

Richard Moritz Meyer (1860–1914)
Literaturhistoriker und Philologe. Meyer wurde am 5.Juli 1860 als Sohn einer vermögenden Bankiersfamilie in Berlin geboren. Nach dem Abitur am Friedrichs-Gymnasium in Berlin begann er 1878 mit einem Studium  der germanischen Philosophie in Leipzig. Seine Promotion beendete er im Jahr 1883 erfolgreich. Nach dem Studium wurde er 1887 Mitglied der Goethe-Gesellschaft. In dieser Zeit veröffentlichte er 1895 eine große Goethe-Biografie, die vier Auflagen erreichte. Im Jahr 1913 gab er eine Aufehen erregende Monographie über Nietzsche heraus. Die Schwerpunkte seiner Forschung und Lehrtätigkeit waren die deutsche Gammatik, die Runenlehre sowie altgermanische, neuhochdeutsche und neuere Literaturgeschichte. Im Jahr 1901 wurde Meyer zum außerordentlichen Professor der deutschen Literaturgeschichte ernannt. Er verstarb am 14. Oktober 1914 und wurde anschließend auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.  

Giacomo Meyerbeer,
Jakob Meyer Beer (1791-1864)
Komponist  und Dirigent. Er gilt als einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und als Meister der französischen Grand opéra. Leider ist er immer noch mehr bekannt durch die Verleumdungen Richard Wagners als durch seine Musik. Auch mit Felix Mendelssohn-Bartholdy war es zu künstlerischen und konfessionellen Spannungen gekommen.
Anfang 1813 ging er nach Wien und arbeitete zehn Monate lang bei Antonio Salieri. Anschließend wechselte er 1814 nach Paris und Ende 1815 nach Italien, von wo aus er 1824 nach Paris zurückkehrte. Im Jahr 1842 wurde er von Friedrich Wilhelm IV. zum Generalmusikdirektor ernannt - mit der Verpflichtung, die Berliner Oper im Jahr vier Monate lang zu dirigieren. Während seines Aufenthalts in Paris, um die Aufführung seiner bereits 20 Jahre zuvor vollendeten großen Oper L'Africaine (dt. Die Afrikanerin) vorzubereiten, verstarb er dort am 2. Mai 1864. Seinem Testament zufolge wurde sein Leichnam nach Berlin überführt - während in Paris eine große Totenfeier stattfand. Seine letzte Ruhestätte fand Meyerbeer auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23–25 im Bezirk Berlin-Pankow.

Lina Morgenstern (1830-1909)
Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Sozialarbeiterin, bekannt als „Suppen-Lina“. Lina Morgenstern (geb. Bauer) kam am 25. November 1830 als drittes von sechs Kindern des jüdischen Möbel- und Antiquitätenhändlers Albert Bauer und dessen Frau Fanny in Breslau zur Welt. Ihr soziales Engagement begann sie hier bereits im Jahr 1848 mit der Gründung des "Pfennigvereins zur Unterstützung armer Schulkinder". Nach ihrer Hochzeit mit dem Breslauer Kaufmann Theodor Morgenstern (1827-1910) zog das Ehepaar 1854 nach Berlin. Wegen finanzieller Schwierigkeiten ihres Mannes begann sie 1857 Kinderbücher zu schreiben. Im Jahr 1859 gründeten sie und Adolf Lette den Berliner Frauen-Verein zur Förderung der Fröbel'schen Kindergärten. Während der Zeit ihres Vereinsvorsitzes zwischen 1861 und 1866 wurden acht Kindergärten gegründet sowie eine der ersten Bildungsanstalten zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen errichtet.
Angesichts des drohenden Preußisch-Österreichischen Krieges machte sie 1866 den Vorschlag, Großküchen für die Bevölkerung einzurichten und Mahlzeiten zum Selbstkostenpreis an die Bevölkerung auszugeben. Wie in Deutschland üblich, wurde zu diesem Zweck der "Verein der Berliner Volksküchen" gegründet, der am 4. Juli 1866 die erste derartige Einrichtung eröffnete. Aber sie war auch auf anderen Gebieten aktiv und gründete 1868 eine Akademie zur Fortbildung junger Damen und 1869 einen Kinderschutzverein. Während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/1871 half sie bei der Versorgung der durch Berlin reisenden Soldaten und richtete sogar eine Art Feldpoststelle ein. Außerdem kümmerte sie sich um die Versorgung von verwundeten Soldaten. Nach diesem Krieg gründete sie Kinderschutzvereine sowie Erziehungs- und Krankenpflegeschulen. Von 1874 an gab sie die "Deutsche Hausfrauenzeitschrift" heraus, die sie anschließend über 30 Jahre leitete. Lina Morgenstern verstarb am 16. Dezember 1909 in Berlin und wurde anschließend auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt

Isaac Albert Mosse (1846–1925)
Jurist und Rechtsberater der japanischen Regierung. Isaac Albert Mosse wurde am 1. Oktober 1846 in Grätz in geboren.
Sein Jurastudium absolvierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der heutigen Humboldt Universität. Sein erstes Staatsexamen bestand er 1868 und das zweite 1873. Im Jahr 1875 wurde er Hilfsrichter beim Kreisgericht in Berlin und 1886 schließlich Landrichter. Auf Betreiben der japanischen Regierung war er von 1886-1890 als Rechtsberater für die Meiji-Regierung in Japan tätig. Während dieser Zeit - zwischen 1868 und 1912 - ist Japan unter dem damaligen Tenno (dt. Kaiser) Mutsuhito von einem rückständigen Feudalstaat zu einer modernen Großmacht geworden. Nachdem Mosse aus Japan zurückgekehrt war, wurde er Staatsanwalt in Königsberg. Aber er kehrte einige Jahre später nach Berlin zurück, da er in Königsberg aufgrund seiner jüdischen Herkunft erheblichen Diskriminierungen ausgesetzt war. In Berlin engagierte er sich u.a. in der jüdischen Gemeinschaft. Erwähnenswert ist auch, dass der Verleger Rudolf Mosse sein Bruder war und dass seine Tochter Martha die erste Polizeirätin Preußens wurde. Mosse verstarb am 31. Mai 1925 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Rudolf Mosse (1883-1920)
Zeitungsverleger und Bruder von Isaac Albert Mosse. 
Rudolf Mosse wurde am 9. Mai 1843 in Grätz im heutigen Polen geboren. Nach einer Buchhandelslehre arbeitete er bei verschiedenen Verlagen. Im Jahr 1867 machte er sich  mit der  "Annoncen-Expedition Rudolf Mosse" in Berlin selbstständig. Anfangs vermittelte er nur Anzeigen, weitete aber bald sein Geschäft zum Anbieter und Vermarkter von Anzeigen diversen Zeitungen aus. Gemeinsam mit seinem Schwager  vergrößerte er sein Unternehmen durch die Gründung eines eigenen Verlags und gab ab 1872 das Berliner Tageblatt, ab 1889 die Berliner Morgen-Zeitung und ab 1904 die Berliner Volks-Zeitung heraus. 1872 wurde er Mitglied der "Gesellschaft der Freunde". Zusammen mit seiner Frau Emilie stiftete er ein Gebäude für ein interkonfessionelles Waisenhaus, das zwischen 1893 bis 1895 errichtet wurde. Es befindet sich zwischen der Rudolf Mosse Straße, der Mecklenburgischen Straße und der Soden Straße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Heute gehört das Haus zum Bezirksbesitz. Rudolf Mosse starb infolge eines Unfalls am  8. September 1920 in Brandenburg und wurde danach auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Erich Mühsam (1878-1934)
Autor, Anarchist und Kommunist. Erich Mühsam kam am 6. April 1878 in Berlin zur Welt, verbrachte aber seine Kindheit und Jugend in Lübeck, wo sein Vater eine Apotheke besaß und von 1887 bis 1915 als Abgeordneter der Lübecker Bürgerschaft saß. Mühsam zog 1901 nach Berlin, wo er bis 1904 lebte. Danach zog er durch verschiedene Städte, bis er ab 1909 in München sesshaft wurde. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurde er noch 1918 in München Mitglied des Revolutionären Arbeiterrats und nach der Ermordung des bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner durch einen Rechtsextremen, gehörte er ab dem 7. April 1919 zusammen mit Eugen Leviné (1883 - hingerichtet 1919) zu den Gründern der "Münchner Räterepublik". Nach deren Niederschlagung wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt - aber 1924 begnadigt. Danach zog er nach Berlin, wo er sich weiterhin politisch betätigte, so z.B. in der Roten Hilfe Deutschlands. Kurz nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler im Januar 1933 wurde er verhaftet und ins KZ-Oranienburg verschleppt. Dort wurde er am 10. Juli 1934 von der SS regelrecht totgeschlagen.
Seine letzte Ruhestätte befindet sich in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem.

Franz Oppenheimer (1864-1943)
Franz Oppenheimer wurde am 30. März 1864 als Sohn der Lehrerin Antonie Oppenheimer (geb. Davidson) und des Rabbiners der jüdischen Reformgemeinde Berlin - Julius Oppenheimer - in Berlin geboren.
Er war als Arzt, Publizist, Soziologe und Ökonom tätig. Zudem verfocht er den Zionismus.
Er studierte in Freiburg und Berlin Medizin und machte 1865 bei Paul Ehrlich seinen Doktor. Danach widmete er sich bis 1895 als niedergelassener Arzt den Armen von Berlin. Ab 1890 war er zudem Chefredakteur der "Welt am Montag" tätig. Danach wandte er sich von der Medizin ab und der Soziologie zu. , so war er am 3. Januar 1909 in Berlin einer der Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Im gleichen Jahr promovierte er in Kiel zum Dr. phil. Von 1909 bis 1917 war er als Privatdozent in Berlin tätig. Im Jahr 1919 nahm er einen Ruf auf den ersten Soziologie-Lehrstuhl Deutschlands an der Johann Wolfgang Goethe-Universität an. Hier verblieb er bis 1929. Später lehrte er in Palästina und ging 1939 nach Japan. Aber auf Druck der Nazis musste er Japan verlassen und emigrierte in die USA. Er verstarb am 30. September 1943 in Los Angeles.
Aber seine letzte Ruhestätte fand er am 21. Mai 2007 in einer Urne auf dem Frankfurter Südfriedhof.

Benno Orenstein
(1851-1926)
Industrieller. Benno Orenstein wurde am 2. August 1851 in Posen im heutigen Polen geboren. Zusammen mit Arthur Koppel (s. oben) gründete er im Jahr 1878 die Firma Orenstein & Koppel.  Die Firma war zunächst im Bahnfahrzeugbau tätig, fertigte aber später neben Lokomotiven und Waggons auch Rolltreppen, Getriebe, Gabelstapler, Kompressoren, Raupenlader, Radlader, Muldenkipper, U-Bahnen-Züge, S-Bahnen, Omnibusse, Traktoren, Straßenwalzen und sogar Fracht- und Passagierschiffe an. Orenstein war mit  der geborenen Rosa Landsberger (1849-1941) verheiratet, was ihn zum Schwager von Hermann Aron (s. oben) machte. Er starb am 11. April 1926 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof  in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Eugen Panofsky (1855–1922)
Bankier und Berliner Kommunalpolitiker.  
Im Alter von 20 Jahren verließ Panofsky seine schlesische Heimat und ging nach Berlin. Dort stieg er vom Kassierer zum Mitinhaber des renommierten Bankhauses Jacquier & Securius auf. Daneben war er in einer Anzahl von Vereinen und Projekten engagiert. Besonders erwähnenswert ist dabei seine Tätigkeit als Schatzmeister der ersten deutschen Antarktisexpedition. Außerdem engagierte er sich aktiv im "Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens". Im Jahr 1911 wurde er sogar  Stadtrat  in Berlin und erhielt 1919 zusammen mit neun weiteren Bürgern den Ehrentitel eines Stadtältesten. Er repräsentiert noch heute eine ganze Generation von jüdischen Bürgern aus der Wirtschaft und dem Finanzsektor, die wesentlich zur Entwicklung Berlins beigetragen haben. Er war Mitglied der "Gesellschaft der Freunde", die am 29. Januar 1792 auf Anregung von Isaac Euchel, Aron Wolfssohn, Joseph Mendelssohn, Nathan Oppenheimer und Aron Neo gegründet worden war. Die Gesellschaft war eine Art Verein aufklärerischer Junggesellen, die sich im Fall von Verarmung, Arbeitslosigkeit und Krankheit unterstützten sollten. Panofsky verstarb in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow bestattet.

Martin Emanuel Philippson (1846-1916)
Historiker. Martin Emanuel Philippson wurde am 27. Juni 1846 in Magdeburg als Sohn eines Rabbiners geboren.  Nach seinem Abitur in Magdeburg begann er an der Universität in Bonn - der heutigen Friedrich Wilhelns Universität - Geschichte zu studieren. Im Verlauf seines Studiums wechselte er an die Universität in Berlin, die heutige Humboldt Universität, wo er sein Studium mit dem Doktortitel abschloss und später noch habilitierte. Danach wechselte er wieder nach Bonn, wo er sich 1871 im Alter von 25 Jahren habilitierte. Vier Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Als Jude war es für ihn aber so gut wie unmöglich, in Deutschland einen Lehrstuhl als "ordentlicher" Professor zu erhalten. Daher folgte er 1878 einer Berufung an die Universität Brüssel als ordentlicher Professor für Geschichte. Aber reaktionäre und antisemitische Kollegen machten ihm das Leben dort so schwer, dass er im Jahr 1890 alle Ämter niederlegte und nach Berlin zurückkehrte. Hier betätgte er sich als freier wissenschaftlicher Schriftsteller. In Berlin gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der "Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums".
Später leitete er den "Deutsch-Israelitischen Gemeindebund", und im "Verband deutscher Juden" wurde er in den Vorstand  gewählt.
Philippson verstarb am 2. August 1916 in Berlin und wurde anschließend auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow

Arno Philippsthal (1887-1933)
Arno Philippsthal wurde am 13. September 1887 in Güsten, Anhalt geboren. Er war ein deutsch-jüdischer Arzt und eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus in Berlin.
Nach dem Abitur am Gymnasium in Bernburg studierte er von 1907 bis 1912 Medizin in München und Berlin. Nach seiner Approbation 1913 praktizierte er in Rogasen in der Provinz Posen im heutigen Polen. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1914–1918 als Militärarzt im Einsatz. Nach seiner Rückkehr zog er nach Berlin. Seine Honorarforderungen als Arzt orientierte er an den finanziellen Möglichkeiten seiner Patienten. Anfang der 1930er Jahre wollte er auf einem eigens dafür gekauften Grundstück eine Klinik errichten. Aber am 21. März 1933 wurde er von mehreren SA-Männern in seiner Praxis ohne jegliche Begründung und ohne einen Haftbefehl festgenommen - nur weil er Jude war. Im SA-Gefängnis Papestraße wurde er schwer misshandelt. Dieses Spezial-Gefängnis der SA befand sich von März bis Dezember 1933 in der Berliner General-Pape-Straße - dem heutigen Werner-Voß-Damm 54a. Philippsthal verstarb infolge der Misshandlungen durch die SA am 3. April 1933 in Berlin. Er war damit eines der ersten unpolitischen Todesopfer der Nazis nach deren Machtergreifung. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow

Emil Rathenau (1838-1915)
Industrieller, der im Jahr 1887 die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) gründete. Er ist der Vater des ermordeten Politikers Walter Rathenau. Er starb am 20. Juni 1915 in Berlin an den Folgen seiner Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab der Rathenaus auf dem Städtischen Waldfriedhof Oberschöneweide im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick.

 

Denkmal für Walter Rathenau © goruma (Dr. Ramm)

Walter Rathenau (1867-1922)
Industrieller und liberaler Politiker der von ihm mitbegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Er ist der Sohn von Emil Rathenau. Er war u.a. von Mai 1921 bis Ende Oktober desselben Jahres Wiederaufbauminister unter Reichskanzlers Joseph Wirth und schloss in dieser Funktion im Oktober mit Frankreich das Wiesbadener Abkommen ab. Am 31. Januar 1922 wurde er zum Außenminister ernannt. In dieser Funktion schloss er am 16. April 1922 in Rapallo in Italien einen bilateralen Sondervertrag mit der Sowjetunion ab, was Deutschland außenpolitisch mehr Handlungsfreiheit verschaffen sollte. Er wurde am 24. Juni 1922 in seinem Wagen von Angehörigen der rechtsextremen Organisation Consul mittels einer Handgranate und Schüssen aus einer Maschinenpistole ermordet. Das Attentat wurde in der Koenigsallee in Berlin-Grunewald verübt. An dieser Stelle - also dort wo die Wallotstraße und die Engererstraße zusammenstoßen und in die Königsallee münden - befindet sich der abgebildete Gedenkstein. Rathenaus letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab der Rathenaus auf dem Städtischen Waldfriedhof Oberschöneweide im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick.
Anmerkung
Mit welcher auch verbalen Menschenverachtung bereits zu dieser Zeit von nationalistisch Gesinnten gegen ihre Gegner vorgegangen wurde, sei an folgendem Spruch verdeutlicht. "Schlagt tot den Walter Rathenau - die gottverdammte Judensau"

Markus Reich (1844-1911)
Markus Reich ist heute noch bekannt als der Initiator der ersten deutschen Taubstummenanstalt in Fürstenwalde in Brandenburg. Er wurde am 15. April 1844 in Kolin/Böhmen als Sohn eines Kunstglasers geboren. Bereits im Alter von 13 Jahren verließ er sein Elternhaus. Bestimmend für sein weiteres Leben war die  Begegnung mit einem in Wien ausgebildeten sprechenden aber gehörlosen jungen Mann, der ihn den Entschluss fassen ließ, als Lehrer solchen Kindern zu helfen. Da die Schulpflicht für Taubstumme und Blinde in Deutschland erst im Jahr erst 1911 eingeführt wurde, gab es zu seiner Zeit nur konfessionelle Einrichtungen, an denen jüdische Kinder nicht aufgenommen wurden oder wohin Juden ihre Kinder nicht schicken wollten. Daher reifte in ihm der Entschluss, selber eine Schule für Taubstumme zu gründen.
Mit Hilfe von Spenden eröffnete er daher am 15. Juli 1873 in Fürstenwalde die Israelitische Taubstummenanstalt (ITA) - am Anfang für nur für sieben Kinder bei ihm zu Hause. Auf Initiative des 1884 gegründeten Vereins "Jedide Ilmim“ (= Freunde der Taubstummen) wurde im Jahre 1888 in Berlin-Weißensee - in der heutigen Parkstraße 22 - ein Grundstück erworben und im Folgejahr ein Gebäude für die Schüler und die Lehrer errichtet, das am 31. Mai 1891 feierlich eingeweiht wurde. Reich selber war im August 1890 mit seiner Familie und zehn Schülern nach Berlin-Weißensee gezogen. Markus Reich leitete diese Schule bis 1911. Er verstarb am 23. Mai 1911 nach einer Operation. Im Jahr 1911 erfolgte der Anbau des Seitenflügels und ein umfangreicher Umbau. Am 14. April 1912 erfolgte die Einweihung der durch die Modernisierung und Erweiterung bestausgestatteten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland - die Reich aber nicht mehr miterleben konnte.
Ende 1941 wurde die Anstalt von den Nazis in Blinden- und Taubstummenheim umbenannt und im April 1942 mit allen anderen jüdischen Schulen geschlossen. Nach 1945 übernahm das Bezirksamt Weißensee  die Gebäude und das Grundstück und ab 1955 kam die Kreisleitung der SED in das Gebäude.
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Gebäude der Stephanus-Stiftung zur Nutzung übergeben und 1997 von der "Jewish Claims Conference" als Entschädigungsvertreter übernommen und gegen den Wunsch der "Interessengemeinschaft Gehörloser Jüdischer Abstammung in Deutschland“ dann an die Stephanus-Stiftung verkauft. Seitdem werden hier Behinderte im christlichen Sinne unterrichtet.

Max Reinhardt (1873-1943)
Max Reinhardt wurde am 9. September 1873 in Baden in Niederösterreich als Maximilian Goldmann geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten Schauspieler, Theater- und Filmregisseure sowie Theaterdirektoren.
Max Reinhardt, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, wuchs in Wien auf, wo er von 1884 bis 1888 das Realgymnasium besuchte. Nach dem Ende seiner Schulzeit begann er mit einer Banklehre und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Seinen ersten Auftritt hatte er 1890 am Fürstlich Sulkowskischen Privat-Theater in Wien. Danach trat er u.a. am Neuen Volkstheater in Wien in Preßburg und von 1893 bis 1894 am Stadttheater in Salzburg auf. Im selben Jahr erhielt er ein Engagement als Schauspieler am Deutschen Theater in Berlin, dem er bis 1902 angehörte.
1898 war er Mitbegründer der Secessionsbühne am Neuen Theater in Berlin, wo er auch seine ersten Erfahrungen als Regisseur gemacht hatte. 1901 hatte er sein erstes Theater, die Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“ gegründet - aus dem 1902 das Kleine Theater und das heutige Berliner Ensemble hervorging.
Zudem hatte er die Leitung des Neuen Theaters – dem heutigen Theater am Schiffbauerdamm übernommen und bis 1906 innegehabt. Von 1905 bis 1920 war er Direktor des Deutschen Theaters. Im Jahr 1910 hatte er die Schauspielerin Else Heims (1878–1958) geheiratet.
Es sei erwähnt, dass er von 1911 bis 1921 im Magnus-Haus gegenüber dem Pergamon-Museum gewohnt hatte. Heutzutage hat hier die Berliner Physikalische Gesellschaft ihren Sitz.
1918 hatte er zudem das Schloss Leopoldskron in Salzburg gekauft, das er bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten 1938 zu einem wichtigen Treffpunkt für Künstler machte.
Außerdem hatte er 1920 zusammen mit Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) und Richard Strauss (1864–1949) die Salzburger Festspiele ins Leben gerufen.
1919 eröffnete Max Reinhardt in Berlin den umgebauten Zirkus Schumann als Großes Schauspielhaus in Berlin – den heutigen Friedrichstadtpalast und schloss diesem sein Kabarett „Schall und Rauch“ an, die er beide geleitet hatte.
Im August 1920 gab Max Reinhardt die Leitung seiner Berliner Theater ab, behielt sie aber in seinem Eigentum.
1924 eröffnete Max Reinhardt die Komödie am Kurfürstendamm in Berlin und 1928 das Berliner Theater. Im Dezember 1932 gab er jedoch die Leitung all seiner Berliner Bühnen endgültig auf.
Im März 1933 verließ Max Reinhardt Deutschland und ging nach Wien, obwohl im Joseph Goebbels (1897–1945) sogar die „Ehren-Arierschaft“ angeboten hatte 1937 emigrierte Max Reinhardt mit seiner Frau in die USA - zuerst nach Hollywood und 1941 nach New York.
1940 hatte er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. Bemerkenswert ist, dass Reinhardt einen Aufruf von österreichischen Exilanten unterzeichnet hatte, in dem gefordert wurde, sich einem geplanten „Austrian Bataillon“ zur Befreiung Deutschlands von den Nazis anzuschließen.
Er war am 31. Oktober 1943 in New York infolge mehrer Schlaganfälle verstorben. Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Mausoleum auf dem jüdischen Westchester Hills Cemetery in New York.

Ernst Julius Remak (1849–1911)
Neurologe. Ernst Julius Remak wurde am 26. Mai 1849 in Berlin geboren und folgte später seinem Vater, der bereits ein bekannter Neurologe war, auf dem Weg in diesen Zweig der Medizin nach.
Sein Abitur machte er am Maria-Magdalenen-Gymnasium in Berlin. Danach begann er ab 1867, an diversen Universitäten Medizin zu studieren. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 diente er als Feldarzt. Danach ging er als Arzt an die Charité in Berlin, dort wurde er im Jahr 1877 Privatdozent und 1893 Professor.
Den Ärzten ist er bis heute durch den Remak-Reflex bekannt. Dieser Relex  führt zu einer Beugung des Hüft- und Kniegelenks sowie des Fußes nach Berührung der Oberschenkelinnenseite.  
Ernst Julius Remak starb am 24. Mai 1911 in Wiesbaden und wurde auf dem Jüdischen Friedhof  in der Schönhauser Allee 23 im heutigen Bezirk Berlin-Pankow bestattet.

Robert Remak (1815–1865)
Zoologe, Physiologe und Neurologe und  außerdem der Vater von Ernst Julius Remark.
Robert Remak wurde am 26. Juli 1815 in Posen im heutigen Polen geboren. 1833 begann er sein Medizinstudium an der Friedrich Wilhelm Universität in Berlin, der heutigen Humboldt Universität. Remak kann als Begründer der modernen Embryologie angesehen werden. So hatte er 1842 die drei Keimblätter des Embryos - das  Ektoderm, Mesoderm und Endoderm - beschrieben. Zudem erkannte er den Zellkern als Grundstruktur für die Zellteilung und beschrieb sogar schon damals das Reizleitungssystem des Herzen. Er starb am 29. August 1865 in Bad Kissingen und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee 23 im heutigen Bezirk Berlin-Pankow bestattet.

Max Rothmann (1868–1915)
Neurologe. Max Rothmann wurde am 26. April 1868 in Berlin geboren. Er studierte in Berlin und Freiburg im Breisgau Medizin und erhielt im Jahr 1889 die Doktorwürde. Anschließend war er von 1891 bis 1893 als Assistentsarzt im Berliner Urbankrankenhaus in Kreuzberg tätig und ab 1896 in einer Poliklinik für Innere Medizin und Nervenkrankheiten. Im Jahr 1899 habilitierte er sich an der Friedrich-Wilhelms-Universität - der heutigen Humboldt Universität -  und wurde dort 1910 zum außerordentlichen Professor für Innere Medizin und Neurologie ernannt.  Er verstarb am 12. August 1915 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof  in der Schönhauser Allee 23 im Bezirk Berlin-Pankow bestattet.

Ort des früheren jüdischen Altersheims und Friedhofs © (Dr. Bernd Ramm)

Martin Riesenburger (1896-1965)
Rabbiner und später Landesrabbiner in der DDR. 
Seit 1933 war er Prediger und Seelsorger im Altersheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße (seit 1844). Im Jahr 1943 wurde die Jüdische Gemeinde zu Berlin aufgelöst und der Rabbiner Riesenburger nach Weißensee versetzt. Nach dem Krieg 1945 widmete er sich dem Neuaufbau der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die sich 1953 in die Gemeinden Berlin (West) und Berlin (Ost) spaltete, aber sich im Januar 1991 nach der deutschen Vereinigung wieder zu einer Gemeinde vereinte. Er weihte u.a. die wieder restaurierte Neue Synagoge in der Rykestraße und 1987 wurde eine Straße in Hellersdorf nach ihm benannt. Seiner letzte Ruhe fand er zusammen mit seiner 1999 verstorbenen Frau Klara auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.
Anmerkung:
Da Riesenburger der Prediger und Seelsorger im Altersheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße gewesen war, soll noch kurz etwas über dieses Bauwerk gesagt werden. Es stammte aus dem Jahre 1844 und wurde 1942 als "Judenlager" der Gestapo in ein Gefängnis mit Gittern und Scheinwerfern umgewandelt. 1943 verwüsteten SS-Angehörige den alten jüdischen Friedhof, wobei sie die ausgegrabenen Gebeine der Toten schändeten und über den Gräbern Splittergräben aushoben, die mit den zertrümmerten Grabsteinen gesichert wurden. Im April 1945 diente das Gelände dann als Massengrab für gefallene Soldaten und getötete Zivilisten. In den 1970er Jahren beseitigte das Ost-Berliner Stadtgartenamt die übrig gebliebenen jüdischen Grabsteine sowie die für die Bombenopfer aufgestellten Holzkreuze. Zur Erinnerung an die tragischen Geschehnisse blieben ein symbolisches Grabmal für Moses Mendelssohn und ein Sarkophag aus zerstörten Grabsteinen. Etwa 3.000 Soldaten und Zivilisten fanden hier neben den ca. 3.000 jüdischen Verstorbenen ihre letzte Ruhestätte.

Hans Rosenthal (1925-1987)
Entertainer, Journalist und Regisseur. Hans Rosenthal wurde am 2. April 1925 in Berlin geboren. Er hatte schon früh seine Eltern verloren und war im Prenzlauer Berg im heutigen Bezirk Berlin-Pankow aufgewachsen.
Rosenthal entging der Deportation durch die Nazis nur dadurch, dass er sich ab 1943 bis zum Kriegsende in der Kleingartenkolonie „Dreieinigkeit“ in Berlin-Lichtenberg versteckt hatte.
Vorher war er als Zwangsarbeiter Totengräber in Neuendorf im Sande bei Fürstenwalde/Spree Sowie in einer Blechemballagenfabrik in Berlin-Weißensee und Torgelow eigesetzt.
Nach dem Krieg wurde er von 1971 bis 1986 als Moderator der ZDF-Sendung Dalli Dalli mit seiner stets wiederholten Frage an das Publikum „Sie sind der Meinung, das war …?“ hatte das Publikum mit „Spitze!“ geantwortet, dabei hatte er einen Luftsprung gemacht.
Er war am 10. Februar 1987 in seiner Geburtsstadt Berlin an Krebs verstorben. Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Ehrengrab auf dem jüdischen Friedhof an der Heerstraße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

 

Erich Salomon (1886-1944)
Salomon wuchs in Berlin in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus auf, das aber nach dem Ersten Weltkrieg ihr Vermögen verloren hatte. So suchte sich der promovierte Jurist Salomon eigene Tätigkeiten - u.a. auch als Taxiunternehmer. Später fand er zur Fotografie und bezeichnete sich selber als "Bildjournalist". Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 emigrierte er noch im selben Jahr nach Den Haag in die Niederlande. Dort wurde er nach dem Einmarsch der Naziz denunziert und verhaftet. Anschließend wurden er und seine Familie nach Auschwitz deportiert, wo er am 7. Juli 1944 ermordet wurde. Ihm zu Ehren wird seit 1971 von der "Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh)" jährlich der "Dr. Erich Salomon Preis" an einen Fotografen für die "vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik" verliehen.

Werner Scholem
(1895-1940)
Scholem war ein deutscher Abgeordneter und Parteiführer der KPD im Reichstag.
1917 trat er der USPD bei. Im Jahr 1920 trat er zur KPD über. Nach einiger Zeit als Abgeordneter im Preußischen Landtag, gehörte er  von 1924 bis 1928 dem deutschen Reichstag an. Aufgrund seiner Mitwirkung bei der Erklärung der 700 gegen die Unterdrückung der Vereinigten Linken Opposition in der Sowjetunion wurde er im November 1926 aus der KPD ausgeschlossen. Daraufhin trat er zur "Gruppe der Linken Kommunisten" im Reichstag über, die er auch wieder verließ und danach parteilos war. Scholem wurde als Jude und dazu noch Kommunist bereits 1933 verhaftet und am 17. Juli 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Seine letzte Ruhestätte fand er später auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. 

Joseph Schwarz (1880-1926)
Bariton-Opernsänger. Joseph Schwarz kam am 10. Oktober 1880 in Riga in sehr armen Verhältnissen zur Welt. Zuerst lernte er in Riga das Schneiderhandwerk. Da man jedoch schon früh seine ungewöhnlich schöne Stimme entdeckt hatte, konnte er aufgrund der Spenden von reichen Förderern in Brünn Gesang studieren. Seinen ersten großen Auftritt hatte er 1900 in Linz in Österreich, worauf er mit großem Erfolg Tourneen durch Europa machte. Nach einem Auftritt an der Wiener Volksoper wurde er dort 1909 zum fest angestellten Mitglied der Wiener Hofoper, wo er an der Seite des legendären Enrico Caruso riesige Erfolge feierte. Aber nach einem sehr erfolgreichen Gastspiel im Jahr 1915 in Berlin wechselte Schwarz an die dortige Oper. Und im Jahr 1921 trat er sogar in den USA auf. Joseph Schwarz wurde nicht nur wegen seiner schönen Stimme, sondern auch wegen seines herausragenden schauspielerischen Talentes zu einem Liebling. Er verstarb am 10. November 1926 in jungen Jahren in Berlin an den Folgen eines Nierenleidens und fand auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee im Bezirk Berlin-Pankow seine letzte Ruhestätte

Tom Seidmann-Freud (1892–1930)
Kinderbuch-Autorin. Tom Seidmann-Freud wurde am 17. November 1892 als Martha Gertrud Freud in Wien geboren. Ihre Mutter war übrigens eine Schwester von Sigmund Freud. Im Jahr 1898  zog die Familie nach Berlin, wo der Vater ein Importgeschäft betrieb. Als sie 15 Jahre alt war, nahm sie den Vornamen Tom an. Nach ihrem Schulabschluss ging sie nach London an eine Kunstschule und begann dort Bilderbücher im Jugendstil zu entwerfen, die sie um 1914 veröffentlichen konnte.  Im Jahr 1920 heiratet sie den Schriftsteller Jakob Seidmann, mit dem sie intensiv zusammenarbeitete. Im Jahre 1932 erschien in dem von ihr und ihrem Mann gegründeten  Peregrin-Verlag das Bilderbuch "Die Fischreise". Aber sie brachte auch Spielbücher für Kinder auf den Markt, so z.B. 1927 "Das Wunderhaus" oder 1929 "Das Zauberboot". Infolge der Weltwirtschaftskrise, die mit dem Börsenkrach an der New Yorker Börse im Oktober 1929 ihren Anfang genommen hatte, ging ihr Verlag bankrott und ihr Mann nahm sich deswegen das Leben. Sie selber verstarb am 7. Februar 1930 - nicht allzu lange nach seinem Tod -  infolge einer Überdosis Schlaftabletten und wurde neben ihrem Mann auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Rafael Seligmann (geb. 1947)
Journalist, Publizist und Autor - und jüdischer Querdenker.
Seligmann wurde am13. Oktober 1947 in Tel Aviv in Israel geboren. Seiner in Berlin geborenen Mutter Hannah war die Flucht vor den Nazis noch gerade rechtzeitig gelungen. Sie hatte lange in der Krausnickstraße 22 in Berlin-Mitte gelebt. Aber fast alle Verwandten der Mutter kamen in den KZ der Nazis ums Leben. Dennoch wanderten seine Eltern bereits 1957 nach Deutschland aus. Er lebte bis 1998 in München und danach in Berlin. Nach einer Lehre als Radio- und Fernsehmechaniker holte er das Abitur nach und studierte anschließend  Politische Wissenschaften und Neuere Bayerische Geschichte. Von 1981 bis 1982 war er als Referent bei der CDU tätig und danach bis 1884 als Redakteur bei der Zeitung "Die Welt und von 1985 bis 1990 als Dozent an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Seit dieser Zeit ist er als freier Schriftsteller und Autor tätig. Im Herbst 2010 kam sein Buch "Deutschland wird dir gefallen" auf den Markt. In ihrer Sonntagsausgabe vom 19. September 2010 widmete die "Berliner Morgenpost" ihm eine ganze Seite.

Hansi (geb. 1924) und Alfred (geb.1927) Silberstein
Der Vater der beiden Geschwister war im ersten Weltkrieg Frontsoldat. Beide Eltern eröffneten im Jahr 1924 ein Modegeschäft in Berlin-Steglitz. Im Zuge der Reichsprogromnacht zwischen dem 9. und 10. November 1936 wurde ihr Geschäft vom Mob zertrümmert und der Vater ins KZ-Sachsenhausen verschleppt. Er kam aber bereits Anfang Dezember 1938 wieder frei. Ihr Geschäft wurde später arisiert und die Familie musste in ein so genanntes Judenhaus einziehen. Dabei wurde die Familienmitglieder zur Zwangsarbeit verpflichtet - der Vater als Arbeiter im Garten und der Küche im Haus, in der später die Wannseekonferenz stattfand. Am 27. Februar 1943 wurde die Familie - wie alle noch im Reich verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter - verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. Die Tochter Hansi kam dann am 2. März 1943  und Alfred am 4. März nach Auschwitz.. Hansi kam im Januar 1945 nach Bergen Belsen, wo sie von befreit wurde. Alfred kam von Auschwitz ins Lager Mittelbau-Dora, von wo aus er Anfang April 1945 flüchten konnte. Nach dem Krieg sagte er vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Nürnberg aus. Die Schwester war nach Neuseeland ausgewandert und Alfred folgte ihr im Jahr 1948. In Auckland in Neuseeland gründeten beide Geschwister Familien und kehrten nie wieder nach Deutschland zurück. Im Jahr 2006 erhielt Alfred Silberstein im Namen der Königin die "QUEEN’S SERVICE MEDAL FOR COMMUNITY SERVICE"

 

Henri James Simon (1851-1932)
Kaufmann, Sammler, Förderer der Berliner Museumslandschaft. 
Simon wurde am 17. September 1851 in Berlin geboren. Er verkehrte in höchsten Kreisen und war sogar ein Gesprächspartner von Kaiser Wilhelm II. Die gemeinsamen Interessen gingen freilich auch über Fragen der Ökonomie und des Judentums weit hinaus. Für eines der Lieblingsprojekte von Kaiser Wilhelm - der "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ - spendete Simon einen Betrag von 100.000 Reichsmark. Außerdem waren er und der Kaiser große Freunde der Antike. Simon war daher 1898 einer der Gründer der „Deutschen Orient-Gesellschaft“, mit Wilhelm von Bode, dem Direktor der Berliner Museen.
Einer der größten Erfolge waren die um 1911 von Simon finanzierten Ausgrabungen im ägyptischen Tell el-Amarna. Neben vielen anderen Funden wurde hier auch die gut erhaltene  Büste der Nofretete gefunden, der Ehefrau des Renegaten-Pharaos Echnaton. Aufgrund von Privatverträgen gingen die Funde in den Privatbesitz von Simon über. Im Jahr 1920 vermachte er seine ägyptische Sammlung den Berliner Museen.
Mittlerweile gibt es massive Bestrebungen der Ägyptischen Regierung, die Nofretete zurück zu erhalten. Dem im Jahr 1904 eröffneten Kaiser-Friedrich-Museum - das heutige Bode-Museum - auf der Museumsinsel vermachte er anfangs seine  Renaissancekollektion. Simon gilt als einer der bedeutendsten Kunstmäzene seiner Zeit. Er verstarb am 23. Mai 1932 in Berlin und wurde anschließend auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. 

Hermann Staub
(1856–1904) 
Jurist. Hermann Staub (ursprünglich Samuel Staub) wurde am 21. März 1856 in Nicolai im heutigen Mikołów in Polen in einer kleinbürgerlichen jüdischen Familie geboren. Nach seinem Abitur begann er in Breslau mit einem Studium der Rechtswissenschaften, wechselte aber nach vier Semestern vom Oktober 1876 bis zum Mai 1877 an die Königliche Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, der heutigen Humboldt Universität. Vor Beginn seiner Studentenzeit hatte er, um Diskriminierungen zu entgehen, seinen Vornamen von Samuel in Hermann umgeändert. Vor Abschluss des Studiums wechselte er erneut nach Breslau, wo er sein Studium mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Danach machte er ab November 1877 sein Referendariat am Appellationsgericht in Ratibor, dem heutigen polnischen Racibórz. Nachdem er 1882 das zweite Staatsexamen - das Assessorexamen - bestanden hatte, ließ er sich in Berlin als Anwalt nieder. Sein 1893 veröffentlichter Kommentar zum Handelsgesetzbuch erlangte große Bedeutung in der Rechtsprechung, was sich nicht zuletzt darin zeigte, dass bis 1933 insgesamt 14 Auflagen erschienen. Während der Nazizeit gab es natürlich keine Neuauflagen. Heutzutage wird sein Werk - der Entwicklung der Rechtsprechung angepasst -  als siebenbändiger Kommentar beim Berliner Verlag Walter de Gruyter herausgegeben. Ab Januar 1886 war Staub zudem Mitbegründer und -herausgeber der Deutschen Juristenzeitung. Aber sein wichtigstes Vermächtnis besteht ohne Zweifel in der Einführung des Begriffs der "Positiven Vertragsverletzungen" anlässlich eines Vortrags im Jahr 1902 vor dem Deutschen Juristentag. Bei der Reform des Schuldrechts im Jahr 2002 wurde der Begriff als „Pflichtverletzung“ im § 280 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) berücksichtigt. Hermann Staub verstarb am 2. September 1904 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. 

Moritz Steinschneider (1816–1907)
Orientalist 

Chajim Heymann Steinthal (1823-1899)
Philosoph und Philologe. 
Chajim Heymann Steinthal wurde am 16. Mai 1823 in Gröbzig im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Nach dem Abitur ging er nach Berlin, wo er Sprachwissenschaft und Mythologie an der Universität Berlin, der heutigen Humboldt-Universität studierte. Bereits im Alter von 27 Jahren wurde er 1850 zum Privatdozenten für Philologie und Mythologie ernannt. Sein besonderes Interesse galt den  Theorien Wilhelm von Humboldts, dessen Sprachwissenschaftliche Werke er dann Jahre 1884 verlegte. Von 1852 bis 1855 ging er nach Paris, wo er sich besonders der chinesischen Sprache widmete. Nach seiner Rückkehr nach Berlin bekam er 1863  er eine außerordentliche Professur an der Universität. Er war 1869 einer der Gründungsmitgliedern der "Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte". Ab 1872 arbeitete Steinthal zusätzlich als Dozent für Religionsphilosophie, außerdem war er von 1883 an einer der Direktoren des "Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes". Er verstarb am 14. März 1899 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im heutigen Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Julius Stern (1820-1883)
Musikpädagoge und Komponist

Ferdinand Straßmann (1838–1931)
Arzt, Politiker und seit 1915 Ehrenbürger Berlins. 
Ferdinand Straßmann (auch: Strassmann) wurde am 24. Februar 1838 in Rawitsch im heutigen Polen geboren. Dort besuchte er die Jüdische Bürgerschule, wechselte dann an das Gymnasium in Lissa, wo er 1857 sein Abitur ablegte. Nach einer anschließenden einjähriger Kaufmannslehre zog er nach Berlin, um dort Medizin zu studieren. Seinen Doktor machte er im Jahr 1862 und praktizierte danach als Arzt in Berlin. Sein Bruder Fritz Wolfgang Samuel Strassmann war übrigens drei Jahrzehnte lang Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts der Charité. Große Verdienste erwarb er sich bei der Bekämpfung einer Choleraepidemie im Jahr 1863. Während des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/1871) leitete er ein Barackenlazarett. 1884 ging Straßmann in die Politik - zunächst in der Schuldeputation und ab 1889 als unbesoldeter Stadtrat für Medizin. In Fragen der Gesundheitspolitik wurde er  im Berliner Magistrat nahezu unentbehrlich. Obwohl er bis 1911 praktisch ohne Bezahlung arbeitete, gab er seine eigene Praxis auf. In dieser Zeit förderte er die Aufmerksamkeit für vernünftige Desinfektionen, verbesserte das Sanitätswesen und setzte sich für den Bau neuer Krankenhäuser und Pflegeanstalten ein. Diese Bauvorhaben wurden durch den erfahrenen Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann tatkräftig unterstützt. Erst ein schwerer Unfall zwang ihn am 24. März 1919, seine Ämter in der Gesundheitsverwaltung der Stadt niederzulegen. Am 19. April 1931 verstarb er im gesegneten Alter von 94 Jahren. Ferdinand Strassmann wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt. 

Fritz Straßmann (1858-1940)
Rechtsmediziner. Fritz Straßmann wurde am  27. August 1858 in Berlin geboren. Er stammte aus einer angesehenen Berliner Ärztefamilie. In Berlin ging er auf das Friedrichs-Gymnasium und studierte nach dem Abitur anschließend in Heidelberg, Leipzig und Berlin Medizin. Im Jahr 1879 bestand er in Berlin sein Staatsexamen und machte am 11. Oktober 1879 seinen Doktor. In den Jahren 1881 bis 1883 war er als Assistentsarzt an der Medizinischen Klinik der Universität Jena tätig und danach in den Jahren 1883 und 1884 als Assistent am Pathologischen Institut der Universität Leipzig. Von 1884 bis 1890 assistierte an der Praktischen Unterrichtsanstalt für Staatsarzneikunde in Berlin. In diesem Fach habilitierte er sich  am 18. Mai 1889 bei Rudolf Virchow und Ernst von Leyden. Bereits zwei Jahre später 1891 wurde er  kommissarischer Leiter des Berliner Instituts für Gerichtsmedizin und 1894 dann regulärer Direktor dieses Instituts. 1921 erhielt er eine ordentliche Professur für gerichtliche Medizin. Am 1. Oktober 1926 wurde er dann im Alter von 68 Jahren emeritiert. Er verstarb am 30. Januar 1940 im Alter von 81 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf etwas außerhalb Berlins in Brandenburg.

Hermann Tietz (1837-1907)
Warenhausgründer. Hermann Tietz  wurde am 29. April 1837 in Birnbaum in Provinz Posen im heutigen Polen geboren. Tietz finanzierte als Teilhaber seinem Neffen Oscar Tietz im Jahr 1882 ein Textilgeschäft in Gera. Hermann Tietz schied zwar im selben Jahr als Teilhaber aus dem Unternehmen aus, dennoch behielt die Firma seinen Namen. Seinen Neffen Oscar Tietz unterstützte er aber auch nach seinem Ausscheiden beim Ausbau des Unternehmens sowie bei der Expansion in andere Städte. Tietz verstarb am 3. Mai 1907 in Berlin und fand in einem Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow seine letzte Ruhestätte. 

Oscar Tietz
(1858–1923)
Warenhausbesitzer. 
Der am 18. April 1858 in der Provinz Posen im heutigen Polen geborene Oscar Tietz war der Neffe von Hermann Tietz, der ihm ein Textilgeschäft in Gera finanzierte, das er am 1,. März des Jahres 1882 dort eröffnete. Er ist der Begründer des Kaufhaus-Konzerns Hermann Tietz (= Herti). Ab 1886 eröffnete er weitere Warenhäuser in einer Reihe von deutschen Städten und im Jahr 1900 auch in Berlin. Oscar Tietz wurde als Sohn des Fuhrmanns Jakob Tietz und seiner Frau Johanna in der Provinz Posen geboren. Tietz war aber nicht nur als Kaufhausgründer und -eigner tätig, sondern engagierte sich auch in der "Standespolitik". So gründete 1903 den Verband Deutscher Waren- und Kaufhäuser (VDWK) und initiierte 1919 die Gründung der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels. Im Jahr 1909 trat er der Gesellschaft der Freunde bei. Zudem setzte er sich stark für die Belange der Juden ein - als Vorstandsmitglied des "Hilfsvereins der deutschen Juden", als Mitglied der "Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin" sowie in besonderer Weise bei der Aufnahme jüdischer Flüchtlinge nach den Pogromen in Russland in den Jahren 1903/05. Sein Bruder Leonhard (1849–1914) war  übrigens der Begründer des späteren Kaufhof-Konzerns. Er verstarb am 17 Januar 1923 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow bestattet.

Louis Traube
(1818–1876)
Arzt, Mitbegründer der experimentellen Pathologie. 

Ludwig Traube (1861–1907)
Klassischer Philologe, Mediävist in München

 

Berlin: Lübecker Straße 13, Geburtshaus von Kurt Tucholsky © goruma (Dr. Ramm)

Gedenktafel an Tucholskys Geburtshaus © goruma (Dr. Ramm)

Kurt Tucholsky (1890-1935)
Tucholsky wurde am 9. Januar 1890 geboren. Zu dieser Zeit lebten seine Eltern  in der Lübecker Straße 13 in Berlin-Moabit. Der Journalist, Schriftsteller, Sozialist, Pazifist gilt als einer der  bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Schon früh warnte er vor den Gefahren des Natioalsozialismus, den er vor allem in der Justiz, dem Militär und der Wirtschaft weit verbreitet sah. Vom Dezember 1926 bis zum Mai 1927 hatte er die Leitung der Wochenzeitung "Die Weltbühne" inne, die er danach an Carl von Ossietzky weitergab. Bereits im Jahr 1930 - also 3 Jahre vor der Machtübernahme der Nazis - zog Tucholsky nach Hindås bei Göteborg in Schweden. Dort verstarb er am 21. Dezember 1935 infolge einer Überdosis Barbituraten, die er wegen starker Magenbeschwerden einnehmen musste. Ob es ein Unfall oder ein Selbstmord war, ist bis heute ungeklärt.

Alex Tucholsky (1855-1905) und Doris Tucholsky (1869-1943 in Theresienstadt)
Eltern von Kurt Tucholsky

Leopold Ullstein (1826-1899)
Mäzen und Gründer des Ullstein Verlags. 
Leopold Ullstein wurde am 6. September 1826 in Fürth geboren. Seine Ausbildung erhielt er zunächst in der Papiergroßhandlung seines Vaters in Fürth, die er dann 1847 mit seinen Brüdern übernahm. Sie verlegten die Papiergroßhandlung in den 1850ern nach Leipzig. Später kam es unter den Ullstein-Brüdern zu erheblichen Meinunggsverschiedenheiten in dessen Folge sich Leopold aus dem Familienunternehmen zurückzog. Daraufhin gründete er im Jahr 1855 in Berlin seine eigene Papiergroßhandlung. Im Jahr 1871 wurde er Mitglied der "Gesellschaft der Freunde " und vom selben Jahr an bis 1877 war er in der Stadtverordnetenversammlung von Berlin aktiv. Im Jahr 1877 erwarb er das „Neue Berliner Tagblatt“, die Druckerei „Stahl und Aßmann“ sowie die „Berliner Zeitung“ und gründete damit den Ullstein Verlag. Im Jahr 1894 kam die 1892 gegründete „Berliner Illustrirte Zeitung“ noch dazu. Der Ullstein-Verlag war während der Bismarckära das Sprachrohr seiner Zeit für liberale und obrigkeitsferne Kritiker. Leopold Ullstein verstarb am 4. Dezember 1899 kurz vor der Jahrhundertwende in Berlin. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Else Ury (1877–1943 in Auschwitz)
Schriftstellerin besonders von Kinderbüchern. 
Else Ury wurde am 1. November 1877 in Berlin als dritte Tochter des wohlhabenden und liberal gesinnten Tabakfabrikanten Emil Ury und seiner Frau Franziska geboren. Ihr bekanntestes Werk ist die Reihe "Nesthäkchen", in der sie in zehn Bänden - vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis 1925  - das Leben der blonden Arzttochter Annemarie Braun erzählt.  Ein weiteres bekanntes Werk von ihr ist "Studierte Mädchen" von 1906. Ihr letzter Roman "Jugend voraus" erschien im Jahr 1933. Als ihre Mutter im April 1940 starb, war Else Ury praktisch allein in Berlin, da alle anderen  Familienmitglieder nach London und Amsterdam emigriert waren. 1941 bemühte sich Klaus Heymann um ein Kuba-Visum für seine Tante. Dies zu bekommen erwies sich jedoch als unmöglich. Ihre Schwester Käthe und ihr Schwager Hugo Heymann, die mit Tochter, Schwiegersohn und einem Enkel in Amsterdam lebten, wurden nach der Besetzung der Niederlande verhaftet und in Auschwitz ermordet. Else Ury selber wurde am 6. Januar 1943 in die Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße 26 in Berlin verbracht. Am 12. Januar 1943 wurde sie dann nach Auschwitz deportiert und am 13. Januar direkt nach ihrer Ankunft in der Gaskammer vergast.

 

Erinnerungstafel an Lesser Ury in Berlin (Dr.Ramm)

Lesser Ury (1861-1931)
Maler und Grafiker. Lesser Ury wurde am 7. November 1861 in Birnbaum in der Provinz Posen im heutigen Polen geboren. Seine Bilder, die teilweise in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel ausgestellt sind, beinhalten wunderbare Landschaften, Bilder von Großstädten sowie Stillleben im Stil des Impressionismus. Während seiner künstlerischenn "Spätzeit" erschuf er biblische Monumentalbilder. Ury hatte in Düsseldorf und Brüssel Malerei studiert und holte sich in München, Paris, London sowie Belgien zahlreiche Anregungen. Seit 1887 lebte und arbeitete er in Berlin. Dort hatte er von 1920 bis zu seinem Tode  eine Wohnung und sein Atelier am Nollendorfplatz 1 in Berlin-Schöneberg.  Anlässlich seines 60. Geburtstag im Jahr 1921 wurde er vom Oberbürgermeister Berlins, Gustav Böß (1873-1946), als "künstlerischer Verherrlicher der Reichshauptstadt" geehrt. Nach einer Parisreise im Jahr 1928 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Malers infolge eines Herzinfarkts. Zu seinem 70. Geburtstag sollte er u.a. von der Nationalgalerie geehrt werden, aber drei Wochen vorher - am 18. Oktober 1931 - verstarb Ury in seinem Berliner Atelier. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow. Die abgebildete Erinnerungstafel hängt an der Außenfassade des U-Bahnhofs Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg.

Oscar Wassermann (1869 - 1934)
Bankier. Oscar Wassermann wurde am 4. April 1869 in Bamberg geboren. Seine Familie stammte aus Regensburg. Sein Großvater Samuel zog 1850 nach Bamberg und gründete dort die Bank A. E. Wassermann, deren Leitung später seine Söhne Angelo Wassermann (1834-1914) und Emil Wassermann (1842-1911) übernahmen. Aus der Ehe von Emil Wassermann und seiner Frau Emma Oppenheimer ging Oscar Wassermann als ältestes von insgesamt 10 Kindern hervor. Der Tradition der Familie gemäß trat er zuerst eine Banklehre in München und Paris an. Im Jahr 1889 kam er in die neu errichtete Berliner Filiale des Bamberger Stammhauses und übernahm  1900 zusammen mit seinem Cousin Max von Wassermann deren Leitung. Im Jahr 1898 wurde er Mitglied der "Gesellschaft der Freunde", deren Vorsitzender er von 1924 bis 1934 war. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Mitglied der deutschen Finanzkommission bei den Verhandlungen zum Versailler Vertrag, was ihm später den Hass aller rechtsgerichteten und nationalen Kräfte einbrachte - zumal er Jude war. Von 1912 bis 1933 gehörte er dem Vorstand der Deutschen Bank an und war von 1923 bis 1933 sogar deren Sprecher. Obwohl er an sich bis Ende 1933 deren Sprecher bleiben sollte, wurde er im Juni 1933 ohne sein Wissen von seinen Vorstandskollegen vor der Hauptversammlung sein Rücktritt bekanntgegeben. Juden waren in Deutschland der Nazis nicht mehr erwünscht. Wassermann verstarb am 8. September 1934 eines natürlichen Todes und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Bernhard Weiß (1880-1951)
Bernhard Weiß war von 1927 bis zu seiner Entlassung am 2. März 1932 Polizei-Vizepräsident von Berlin. Vorher von 1925 bis 1927 war er Chef der Berliner Kriminalpolizei.
Weiß war 1918 in den Polizeidienst eingetreten. Er war der Hassgegner von Josef Goebbels, der seit 1926 Gauleiter der NSDAP in Berlin war.
Er musste sich unglaubliche Beleidigungen von Goebbels gefallen lassen, da er im Gegensatz zu Goebbels Beamter und kein Politiker war und daher kaum in der Lage war, adäquat zu reagieren.
Im Jahr 1933 konnte er mit Unterstützung früherer Mitarbeiter über Prag nach England emigrieren, wo er am 29. Juli 1951 verstarb.
Am Kaiserdamm 1 und am Steinplatz 3 in Berlin erinnern Gedenktafeln an ihn. Und am 24. Oktober 2011 wurde ihm zu Ehren eine Straße, die vom Alexanderplatz ausgeht, nach ihm benannt.
Hinweis
Die korrekte Schreibweise seines Namens ist "Weiß" und nicht "Weiss"

Gotthilf Weisstein
(1852-1907)
Schriftsteller und Journalist. Gotthilf Weisstein wurde am 6. Februar 1852 in Berlin geboren, wo er  1870 am Königlich Französischen Gymnasium sein Abitur machte. Anschließend studierte er in Berlin Philologie, Philiosophie, Sanskrit und später auch Germanistik. Seine Verdienste lagen in bedeutenden Beiträgen in der Forschung zur Literaturgeschichte. Aber der Berliner Geschichte und besonders der Theatergeschichte galt seine besondere Liebe. Weisstein verstarb am 21. Mai 1907 und wurde auf dem auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Joseph Weizenbaum (1923-2008)
Computerpionier und Gesellschaftskritiker. Er selbst bezeichnete er einmal als "Dissident und Ketzer der Informatik.
Weizenbaum wurde am 8. Januar 1923 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kürschnermeisters geboren. Wegen des Naziterrors in Deutschland emigrierte die Familie 1936 in die USA. Dort studierte er Mathematik, und war eine Zeit lang als Meteorologe bei der US Army tätig, bis er als Assistent beim Entwurf und Bau eines Großcomputers eingesetzt wurde. Von da an blieb er bei der Informatik, die er aber zunehmend kritisch begleitete. Ab 1996 lebte Weizenbaum  wieder in Berlin, in der Nähe seiner Tochter Naomi und nicht weit von der ehemaligen elterlichen Wohnung. Weizenbaum starb am 5. März 2008 in Gröben bei Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Bernhard Wolff (1811–1879)
Mediziner, Verleger, Gründer von "Wolffs Telegraphisches Bureau (WTB)"

Julius Wolff (1836-1902)
Geheimer Medizinalrat, Mitbegründer der wissenschaftlichen Orthopädie. 
Wolff war im Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) als Chirurg im Einsatz. Aufgrund seiner Tätigkeiten und genauen Beobachtungen formulierte er das Wolffsche Gesetz, in dem der Zusammenhang zwischen der Geometrie von Knochen und den auf sie wirkenden mechanischen Einflüsse beschrieb. Seine Arbeiten waren einer der Gründe, dass es der Orthopädie gelang, sich als eine eigenständige Disziplin innerhalb der Medizin zu etablieren. 

Theodor Wolff (1868-1943)
Schriftsteller, Journalist und Kritiker. 
Theodor Wolff  wurde am 2. August 1902 in Berlin in eine großbürgerliche jüdische Famile hinein geboren. Sein  Vetter Rudolf Mosse nahm Wolff in die Redaktion seines Verlages auf und sorgte dafür, dass er eine gründliche journalistische Ausbildung erhielt  In dieser Zeit verfasste er mehrere zeitgenössische Theaterstücke und 1889 war er einer der Mitbegründer der Freien Bühne in Berlin. Für das Berliner Tageblatt war er als Paris-Korrespondent tätig und wurde durch seine Berichte zur Dreyfus-Affäre bekannt. Rudolf Mosse übertrug ihm 1906 die Leitung des Berliner Tageblatts, dessen Chefredakteur er bis 1933 blieb. Wegen ihm und der kritischen Haltung der Zeitung wurde sie ab 1918 als "Judenblatt" diffamiert. Nach dem Ersten Weltkrieg - im November 1918 - war Wolff einer der Mitgründer der Deutschen Demokratischen Partei, aus der er am 4. Dezember 1926  wieder austrat und zwar wegen der Zustimmung eines Teiles der DDP-Reichstagsabgeordneten zu verschärften Zensurbestimmungen. Nach der Machtübernahme der Nazis floh Wolff zunächst nach Tirol und anschließend in die Schweiz.. Da er dort aber keine Aufenthaltserlaubnis erhielt, ging er Ende 1933 zusammen mit seiner Frau nach Nizza. Es sei erwähnt, dass Wolffs Bücher 1933 öffentlich verbrannt wurden. In seinem Exil in Nizza arbeitete er als Schriftsteller. Seinen letzten Roman, "Die Schwimmerin", widmete er übrigens seiner Berliner Sekretärin Ilse Stöbe. Nach der teilweisen Besetzung Frankreichs im Juni 1940 versuchte er erfolglos, in die USA auszuwandern. Am 23. Mai 1943 wurde er verhaftet und an die  Gestapo ausgeliefert. Diese veranlasste seine Einlieferung in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Wolff  verstarb am 23. September 1943 im Jüdischen Kranhaus in Berlin, wohin man ihn aufgrund einer schweren Infektionserrkrankung aus dem KZ Sachsenhausen verlegt hatte. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Bezirk Berlin-Pankow.

Leopold Zunz (1794–1886)
Begründer der modernen Judaistik. 
Zunz wurde am 10. August 1794 in Detmold geboren. Von 1803 bis 1809 besuchte er eine Schule in Wolfenbüttel und kam als erster Jude auf das dortige Gymnasium, das er 1811 mit dem Abitur beendete. Im Jahr 1815 wechselte er nach Berlin, wo er ein Studium der Geschichte begann. Für seine Promotion wechselte er nach Halle, wo er 1821 seinen Doktorgrad erhielt. Nach seiner Ordinierung als Rabbiner war er von 1820 bis 1822 als Prediger in einer Reformsynagoge in Berlin tätig. Da er dort mit seinen Ansichten jedoch auf Unverständnis und Widerstände stieß, gab er das Amt auf und verdingte sich als Redakeur bei der Haude- und Spenersche Zeitung, wo er von 1824 bis 1831 tätig war. Gleichzeitig amtierte er von 1826 bis 1830 als Direktor einer jüdischen Grundschule. Die Position gab er aber auch wieder auf, da er sich mit seinen Reformideen kein Gehör verschaffen konnte. Zu seiner Genugtuung erhielt er aber im Jahr 1840 die Direktorenstelle eines Lehrerseminars in Berlin, von dem er 1850 zurücktrat. Zunz zeigte sich darüber hinaus stark an der allgemeinen Politik interessiert und engagierte sich während der "Revolution" von 1848 - auch in Form öffentlicher Auftritte. Zudem stritt er für das Recht der Juden auf die deutsche Staatsbürgerschaft sowie die staatliche Förderung der Wissenschaft des Judentums. Im Jahr 1874 verstarb seine Frau Adelheid, die er 1822 geheiratet hatte. Danach trat er in der Öffentlichkeit nicht mehr auf. Zunz starb am 17. März 1886 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee im Bezirk Berlin-Pankow beigesetzt.

Stolpersteine
Vor zahlreichen Häusern  befinden sich in den Boden bzw. den Trittoir eingelassene kleine Erinnerungstafeln aus Messing - mit einer Größe von rund 10 cm X 10 cm.
Diese Stolpersteine sollen an Juden, Sinti und Roma, an  Menschen des religiösen und politischen Widerstands, Opfer der Euthanasie, Homosexuelle, Zeugen Jehovas sowie an so genannte Asoziale erinnern.
Die Vorrübergehenden sollen im übertragenen Sinne "darüber stolpern" und wenigstens für einen kurzen Moment zum Nachdenken angeregt werden. Außerdem sollen diese verschleppten und ermordeten Menschen nicht dem völligen Vergessen anheimfallen.
Die Idee zu den Gedenksteinen stammt von dem Künstler Gunter Demning, der 1996 in der Oranienstraße in  Berlin-Kreuzberg den ersten Stein verlegt hatte.
Mittlerweile liegen in 500 Städten und Ortschaften in Deutschland  und in einer Reihe europäischer Länder über 53.000 dieser Stolpersteine.
Allein in Berlin gab es Ende 2015 rund 6.200 dieser Gedenksteine.
Jeder Spolperstein wird von dem Bildhauer Michael Friedrichs-Friedländer aus Berlin von Hand als Einzelstück erstellt - so wie jeder Mensch ein Einzelschicksal darstellt.

Stolperstein für Elli Smula
Stolperstein für Elli Smula © goruma (Dr.Ramm)

Stolperstein für Elli Smula
Exemplarisch für ein "nichtjüdisches" Opfer der Nazis soll hier das Schicksal von Elli Smula kurz dargestellt werden. Sie wird dadurch vor dem Vergessen bewahrt.
Da viele Männer - darunter auch Angestellte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) -  als Soldat dienen mussten, wurden an ihrer Stelle zahlreiche Frauen zur BVG z.B. als Fahrerinnen oder Kontrolleurinnen dienstverpflichtet.
Darunter war auch die aus der damaligen Blumenstraße stammende Elli Smula. Sie wurde 1914 geboren und erhielt aus Geldmangel keine Ausbildung. Infolge einer Denunziation von Mitarbeitern der BVG, dass sie lesbische Orgien veranstaltet hätte, wurde sie am 12. September 1940 von der Gestapo verhaftet.  Nach ihrer Verhaftung war sie zwischen dem 12. September 1940 und dem 30. November im Polizeigefängnis am Alexanderplatz.
Von hier aus kam sie mehrfach zu Verhören zur Gestapo im Prinz-Albrecht-Palast, wo es ein eigenes Homosexuellenreferat gab.
Da der Homosexuellenparagraph 175 des StGB nur für Männer galt, konnte sie daher nicht der "normalen" Justiz übergeben werden.
Daher kam sie am 30. November ins Frauen-KZ Ravensbrück, wo sie am 8. Juli 1943 unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.
Nach einer Zeugenaussage von 1956 soll sie an Tb (Tuberkulose) gelitten haben und im Krankenrevier von einer Lagerärztin mittels einer Giftspritze ermordet worden sein
Der Stolperstein zu ihrer Erinnerung wurde am 16. November 2015 vor ihrem letzten Wohnsitz, der heutigen  in der Singerstraße 120 in Berlin-Mitte - in Anwesenheit von ca. 80 Personen durch den Initiator der Stolpersteine Gunter Demning verlegt.

Hinweis

Eine sehr ausführliche Biografie von Elli Smula, die von der Historikerin Dr. C. Schoppmann recherchiert wurde, finden Sie unter folgender URL:
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/7460




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