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Bode-Museum auf der Museumsinsel (Berlin)

Bode Museum in Berlin © goruma (Dr.Ramm)

Kaum ein anderes Bauwerk in Deutschland kann auf einen derartig langen Restaurationsprozess zurückblicken wie das Bode-Museum in Berlin. Seit Kriegsende war man mit nur kurzen Unterbrechungen damit beschäftigt, den neobarocken Repräsentationsbau wieder herzustellen.

Das Bodemuseum ist eines der insgesamt fünf Museen auf der Museumsinsel in Berlin und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Seit dem 17. Oktober 2006 sind die Arbeiten an dem rund 100 Jahre alten Gebäude endlich abgeschlossen und die erstklassige Skulpturensammlung sowie das Museum für Byzantinische Kunst sind endlich "heimgekehrt.

Standort Berlin (Deutschland)
Bauzeit 1897-1904, Eröffnung nach der Restaurierung: 17. Oktober 2006
Architekt Ernst von Ihne
Besonderheiten Exempel des neobarocken Baustils der Weimarer Republik
Größe 66 Ausstellungsräume auf 6.600 m2
Nutzung Museum für Byzantinische Kunst, Skulpturensammlung & Münzkabinett
Adresse / Telefon Bode-Museum, Monbijoubrücke (Besuchereingang)
10178 Berlin-Mitte
Tel. 0049 - (0)30 - 2090 5577
Öffnungszeiten (ab 21.10. 2006), Montag bis Sonntag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag 10:00 bis 22:00 Uhr

Geschichte des Bauwerks

Blick auf die Museumsinsel, Berlin
Blick auf die Museumsinsel © goruma (B.Ramm)

Um 1871 entwickelte sich im engeren Umfeld des langjährigen Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich III. die Konzeption eines Kunstmuseums, welches sich direkt am Spreeufer befinden sollte. Zu den Ideengebern zählte insbesondere der Kunstsammler und erste Direktor des Museums Wilhelm von Bode.

Den Planungsauftrag für das Kaiser-Friedrich-Museum, wie das Museum zunächst im Gedenken an den im Jahr 1888 (Dreikaiserjahr) verstorbenen Friedrich III. hieß, erteilte Kaiser Wilhelm der II. dem Hofarchitekten und Oberbaurat Ernst von Ihne, der zu den prominentesten Architekten des "Wilhelminischen Barocks" zählte. Im Jahr 1897 begannen die Arbeiten an dem dreiflügeligen Bau, den von Ihne um mehrere Innenhöfe gruppierte, um so den optischen Eindruck eines aus dem Wasser aufsteigenden Gebäudes zu erwecken.

Die herrschaftliche Ausstrahlung des Bauwerks wird durch seine dominante Kuppel, zwei opulente Treppenhäuser, monumentale Pilaster und Halbsäulen sowie reichhaltige Dekorationselemente hervorgerufen. Wilhelm von Bode trug mit seinen Vorschlägen zu den Proportionen der Räume sowie zur Lichtführung wesentlich zur Gebäudestruktur bei. Bodes didaktischer Ausstellungsanspruch wurde wegweisend für die Museumsdidaktik des vergangenen Jahrhunderts; sein Gestaltungskonzept zielte auf eine möglichst authentische Darstellung der Kunstwerke ab. So wurden die Werke weitestgehend in ihrem zeitlichen Kontext präsentiert - originales Mobiliar, Gobelins und Kamine wurden auf die Werke abgestimmt und selbst Decken und Türgewände wurden im Sinne einer maximalen Authentizität ausgewählt. Im Jahr 1904 wurde das Museum fertig gestellt und eröffnet.

Während der Luftangriffe im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt; insbesondere die Kuppel wurde zu großen Teilen zerstört. In den 1950er und 1960er Jahren erfolgte parallel zum laufenden Museumsbetrieb ein langwieriger Wiederaufbauprozess. 1956 wurde das Museum nach seinem Initiator und ersten Direktors Wilhelm von Bode benannt. Zu jenem Zeitpunkt war im Bode-Museum das Ägyptische Museum mit seiner Papyrussammlung, das Museum für Ur- und Frühgeschichte, eine Gemäldegalerie, die Skulpturensammlung sowie das Münzkabinett untergebracht.

Die Instandsetzung des Gebäudes und die Restaurierung der Innenräume zogen sich letztendlich hin bis ins Jahr 1987. Bereits 1990 wurden jedoch so zahlreiche Mängel in der Restaurierungsarbeit festgestellt, dass 1997 eine erneute Generalinstandsetzung beschlossen wurde. Im Rahmen dieser denkmalgerechten Restaurierung wurde der gesamte, inzwischen 100-jährige saniert und zahlreiche, seit dem Krieg erneuerte Bau- und Dekorelemente fachgerecht erneuert. Bereits im August 2000 wurde die Grundinstandsetzung abgeschlossen, so dass das Münzkabinett am 22. Oktober 2004 wieder im Bode-Museum eröffnen konnte.

Am 17. Oktober 2006 eröffnete nach der nun vollständig abgeschlossenen Sanierung das Bode-Museum und präsentiert in neuem Glanz seine herausragende Skulpturensammlung, das Museum für Byzantinische Kunst und ausgewählte Werken der Gemäldegalerie.

Beschreibung des Gebäudes

Das Bode-Museum in Berlin-Mitte stellt eines der monumentalsten Zeugnisse des Neobarock und somit der Baukunst der Weimarer Republik dar. Auf einem ungleichen, dreieckigen Grundstück an der nord-westlichen Spitze der Museumsinsel erhebt es sich wie ein Palast über der Spree. Trotz der Asymmetrien des Baugrundstücks erweckt das Gebäude den Eindruck klassischer Symmetrie und formaler Harmonie, was insbesondere der Ausrichtung des Gebäudes an seinen halbrunden Eingangstrakt zu verdanken ist.

Zum Besuchereingang führte einst die 1903 von Ernst von Ihne entworfene Monbijou-Brücke, die am Ende des zweiten Weltkriegs von den deutschen Truppen gesprengt und seither durch ein Provisorium ersetzt wurde. Die im Jahr 2006 erneuerte Brücke gleicht wiederum dem Original des Architekten. Der mit Fenstern versehene Quadersockel des Bode-Museums scheint direkt aus der Spree emporzusteigen. Darüber befinden sich zwei weitere Etagen, die von korinthische Halbsäulen und übergiebelten Risaliten gegliedert werden.

Der Bau ist mit Sandstein verkleidet und die reichhaltige Dekoration der Attika geht auf die Bildhauer August Vogel und Wilhelm Widemann zurück; das Dekor zeigt Allegorien der Künste und berühmter Kunststädte.

Der über eine Treppe ansteigende Eingang wird von einer spektakulären Kuppel überwölbt, unter der im Innern des Gebäudes die ovale und reichgegliederte Treppe verläuft. Das Zentrum des Teppenaufgangs wird von einer Nachbildung des Reiterstandbilds des Großen Kurfürsten von Andres Schlüter dominiert.

Die so genannte Basilika ist der Hauptraum des Museums und verläuft über zwei Stockwerke des Gebäudes. Die Basilika und die darin ausgestellten Kunstwerke sollten in Verbindung miteinander den Eindruck eines authentischen Renaissance-Kirchenraums erwecken. Mit Räumen wie dem Gobelinsaal oder dem Tiepolo-Zimmer beabsichtigte von Bode eine lebendige Veranschaulichung der Atmosphäre vergangener Epochen. Das im Krieg zerstörte Tiepolo-Zimmer wurde anhand einer Fotografie während der Sanierung Ende der 1990er Jahre komplett rekonstruiert.

Die Struktur des Bauwerks wird stark durch die angelegten Quergebäude bestimmt, durch die unter anderem fünf Innenhöfe entstanden, welche nach der Sanierung als Besucherrundgang mit einer Skulpturenausstellung im Freien erschlossen wurden.

Nutzung, Preise, Öffnungzeiten, Verkehrsanbindung

Rund 162 Millionen Euro kostete die letzte Generalinstandsetzung des Bode-Museums, die sich über fast ein ganzes Jahrzehnt hinzog; die Sanierungskosten trug der Bundeshaushalt. Allein 10 Millionen der Gesamtsumme wurden für die Inneneinrichtung und neuesten Sicherheitstechniken aufgewendet. Entsprechend dem "Masterplan Museumsinsel" wurden Pergamonmuseum und Bode-Museum durch eine direkte Anschlussstelle miteinander verbunden.

In den 66 Sälen des Bode-Museums sind auf einer Fläche von rund 6.600 m2 nahezu 1.700 Skulpturen und Kleinplastiken sowie 150 Werke aus der Gemäldegalerie zu sehen. Des Weiteren stellt das separate Münzkabinett rund 4.000 Münzen und Medaillen aus. Neben den Ausstellungen und dem Skulpturenparcour im Innenhofbereich gibt es eine Kindergalerie, einen Museumsshop sowie ein Café im Eingangsbereich.

Der Besuchereingang des Bode-Museums befindet sich an der Monbijoubrücke in 10178 Berlin-Mitte. Das Museum ist rollstuhlgerecht. Informationen zum Bode-Museum, zu den Ausstellungen sowie zur Museumsinsel im Allgemeinen sind erhältlich unter 0049 - (0) 30 - 2090 5577. Führungen für Schulklassen und Gruppen können mit dem Besucherdienst telefonisch unter 0049 - (0)30 - 266 3666 vereinbart werden. Ab dem 21. Oktober ist das Bode-Museum von Montag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr und donnerstags von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet.

Die regulären Eintrittspreise für alle Museen auf der Museumsinsel betragen normalerweise 12 € und ermäßigt 6 €. Im Zeitraum vom 7. Oktober 2006 bis 21. Januar 2007 gelten jedoch andere Preise (regulär 14 € und ermäßigt 7 €), die auch die Sonderausstellung "Transit zwischen Okzident und Orient. Faszination und Inspiration der islamischen Kultur im Werk des Künstlers Heinz Mack" einschließen.

Die Museumsinsel liegt unweit zahlreicher Verkehrsknotenpunkte und ist daher mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, unter anderem mit der U-Bahnlinie 6 (Friedrichstraße), den S-Bahnlinien S1, S2, S25 (Friedrichstraße) oder S5, S7, S75, S9 (Hackescher Markt), der Tram M1, M12 (Am Kupfergraben) sowie der M2, M4, M5, M6 (Hackescher Markt) und den Buslinien 100, 200 (Lustgarten), 147 (Friedrichstraße) und der Linie TXL (Staatsoper).

Besonderheiten

Die Sammlungen des Bode-Museums können in ihrem kulturellen Wert gar nicht hoch genug eingeschätzt werden:
Die Skulpturensammlung des Bode-Museums zählt zu den größten Sammlungen für ältere Plastik in Deutschland und zeichnet sich durch ihr umfassendes Repertoire bedeutender Bildwerke vom frühen Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert aus den deutschsprachigen Ländern, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien aus.

Die bedeutende Sammlung der spätgotischen deutschen Skulptur umfasst Werke von unter anderem Hans Multscher, Tilman Riemenschneider, Hans Brüggemann, Niclaus Gerhaert von Leyden sowie Hans Leinberger und gilt demzufolge als eine der bedeutendsten Sammlungen im deutschsprachigen Raum. Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt stellt die Italienabteilung dar, in der Hauptwerke der mittelalterlichen Skulptur und Meisterwerke der Frührenaissance zu sehen sind. Neben der Sammlung deutscher Barock- und Renaissanceplastik sind im Bode-Museum eindrucksvolle Beispiele der baugebundenen Plastik von der Romanik bis hin zum 19. Jahrhundert sowie die Studiensammlung zur italienischen Renaissance zu sehen.

Ergänzt wird die Ausstellung in den kommenden drei Jahren durch die 30 Leihgaben der “Kunstkammer Würth“, bei denen es sich vor allem um deutsche Kleinbildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts handelt.
Die Sammlung spätantiker und byzantinischer Kunstwerke und Alltagsgegenstände, die im Museum für Byzantinische Kunst zu sehen ist, gilt als bedeutendeste Sammlung in diesem Bereich. Der Akzent der Sammlung liegt auf der Kunst des Byzantinischen und des Weströmischen Reichs zwischen dem 3. und 15. Jahrhundert.

Vier Schwerpunkte bestimmen das Ausstellungskonzeptes des Bode-Museums: Spätantike Sarkophage und Sarkophagfragmente bieten eine breites Spektrum der frühchristlichen Ikonografie Roms, während eine Vielzahl figürlicher und ornamentaler Plastik des Oströmischen Reichs das Studium der stilistischen Vielfalt Byzanz ermöglicht. Alltagsgegenstände aus Ägypten geben wiederum einen Einblick in das tägliche Leben und die liturgischen Praktiken der frühen Christen in jener Region, während kostbare Schnitzarbeiten von den handwerklichen und künstlerischen Traditionen und Fertigkeiten des byzantinischen Hofes zeugen.
Eine Vielzahl nachbyzantinischer Ikonen und Kleinkunstwerke ergänzen die Sammlung.

Der Architekt

Ernst von Ihne wurde am 23. Mai 1848 in Elberfeld im Rheinland geboren. Nachdem er den Großteil seiner Kindheit in England verbracht hatte, kehrte er 1863 nach Deutschland zurück und besuchte das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg, wo er im Jahr 1864 sein Studium aufnahm. 1865 wechselte von Ihne an die Bauschule der TH in Karlsruhe, kurz darauf an die Bauakademie in Berlin, wo er 1867 sein Studium vorläufig abschloss.

Zwischen 1870 und 1872 nahm er erneut das Studium an der Ecole des Beaux Arts in Paris auf. Im Jahr 1877 gründete er gemeinsam mit Paul Stegmüller sein eigenes Büro für Architektur + Kunstgewerbe in Berlin, wo er zwei Jahre später als Gründungsmitglied des Vereins der Berliner Architekten auftrat. Am 24. Mai 1888 wurde von Ihne zum Hofbaurat und Hofarchitekt Kaiser Friedrich III. ernannt. 1895 heiratete er in Heidelberg Frau Maria Antoinetta Palloni, im darauf folgenden Jahr wurde er zum Geheimen Oberhofbaurat ernannt. 1899 wurde er zum Außerordentlichen Mitglied der Akademie des Bauwesens ernannt, am 27. Februar 1906 erfolgte die Verleihung des erblichen Adels.

Zwischen 1907 und 1912 wurde er unter anderem zum Ehrendoktor der Universität Pittsburg, USA, zum Ehrenmitglied des Ecole des Beaux Art in Paris sowie zum Wirklichen Geheimen Oberhof-Baurat anlässlich der Einweihung der Kaiser Wilhelm-Institute (KWI) für Chemie und für physikalische Chemie & Elektrochemie ernannt. Im Jahr 1913 erhielt er die Große Goldene Medaille für Kunst der Berliner Kunstausstellung, 1914 ernannte man von Ihne anlässlich der Eröffnung der Königlichen Bibliothek zur Exzellenz. Ernst von Ihne verstarb am 21. April 1917 in Berlin.
Zu seinen bedeutendsten Bauwerken zählen unter anderem das Jagdschloss Hummelshain in Kahla, Thüringen (1878-1885), das Kriegerdenkmal in Kremmen (1882), das Schloss Kronberg im Taunus für Kaiser Friedrich (1889-1893), die Kraftzentrale der Siemenswerke in Berlin-Charlottenburg (1890), der Neue Marstall in Berlin (1896-1901), das Kaiser Friedrich-Museum in Berlin (heute Bodemuseum, 1896-1904), die Königliche Bibliothek in Berlin (heute Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz, 1903-1914), und das Denkmal für die Schlacht von Leuthen (1905-1907).






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