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Kansai International Airport in Osaka
Übersicht
Mit dem Kansai International Airport hatte das japanische Osaka nicht nur einen weiteren Flughafen gewonnen, sondern gar ein Stück Land neu erschaffen. Der Realisation des von Renzo Piano entworfenen Projektes ging zunächst die aufwändige und spektakuläre Aufschüttung einer künstlichen Insel voran. Darauf entstand ein Flughafen, der die Impressionen des Meeres und der Winde zu einer von Leichtigkeit gezeichneten Architektur verbindet.
Standort | Osaka/Japan |
---|---|
Bauzeit | 1988-1994 |
Architekten | Renzo Piano |
Besonderheiten | Das Terminal-Gebäude des Flughafens auf der künstlich angelegten Insel gilt als das längste, zusammenhängende Gebäude der Welt |
Nutzung | |
Größe | die Insel: rund 15 km2; der Gebäudekomplex: ca. 80 000 m2; |
Adresse / Telefon | Kansai International Airport (KIX) Osaka 549-0001 Japan Informationszentrum: Tel. 0081 (0)72-455-2500 |
Geschichte des Bauwerks
Da in der japanischen Stadt Osaka mit ihren rund 3 Millionen Einwohner akuter Platzmangel herrscht, stellte sich bei der Planung des neuen Flughafens die ernsthafte Frage nach einem entsprechenden Ort. Man beschloss, auf das Meer hin auszuweichen. Da es dort es keine Insel gab, konstruierte in der Bucht von Osaka eine künstliche, auf dem Meeresboden aufgeschüttete Plattform, die durch eine 3,75 km lange Brücke mit dem Festland verbunden ist. Mehr als 1.000 Stützpfosten waren für die herausragende Anlage erforderlich. Mit jedem einzelnen Pfahl mussten erst 20 m Wasser und darunter eine 20 m Schlammschicht durchstoßen werden, bis die Träger schließlich noch in 40 m Felsen eingerammt wurden.
Als der italienische Architekt Renzo Piano und Preisträger des international ausgeschriebenen Flughafen-Wettbewerbs den Ort im Jahr 1988 erstmals besichtigte, beschrieb er sein Gefühl wie das eines Schiffbrüchigen:
Die Verlorenheit inmitten eines scheinbar unendlichen Raums ließ ihn Anhaltspunkte außerhalb des physischen Kontexts suchen, im kollektiven Bewusstsein, in der Erinnerung und in der Kultur.
Er orientierte sich bei seinen Entwürfen schließlich an den Wellenbewegungen des Meeres, an Ebbe und Flut und an den Strömungen des Windes. Im Jahr 1990 begann man schließlich mit dem Bau des Flughafengebäudes, der 42 Terminals, der Landebahnen und der Zufahrten. Nach einem kurzen Baustopp aufgrund von Finanzierungslücken kurz vor der Fertigstellung des Flughafens, vollendete Renzo Piano den Kansai International Airport im Jahr 1994 schließlich ohne jegliche Änderungen seines ursprünglichen Entwurfs. Bei der Eröffnungsfeier am 4. September 1994 hob der damalige Flughafenpräsident nicht zu Unrecht hervor, dass sich Osaka mit der Flughafeninsel de facto um 15 km2 vergrößert hatte.
Beschreibung des Gebäudes
Renzo Piano entschied sich bei seinem Flughafen-Entwurf für Formen und Strukturen, welche die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit des Flugs und der Reise implizieren. Er ließ sich von Wind und Luft inspirieren und entwarf langgestreckte, leichte Formen, die nicht zuletzt auch den häufigen Erdbeben, von denen jene Region häufig heimgesucht wird, trotzen sollen. Bereits 1995 wurde der Kansai International Airport bei einem jener schweren Erdeben auf die Probe gestellt, trug keinerlei Schaden davon und bewährte sich demzufolge mit Bravour.
Der Form des Terminaldachs liegt die Idee der dynamischen Luftströmungslinien zugrunde. Rund 82 000 Edelstahlpaneelen liegen auf einer Aneinanderreihung von Bögen in jeweils unterschiedlichem Radius auf und bilden so eine umgekehrt aerodynamische Dachkonstruktion, durch die im Inneren des Gebäudes die Luftströme ohne den Einsatz geschlossener Klimarohre kontrolliert und zur Flugpiste hin ableitet werden können.
Aus der Vogelperspektive erschließt sich die gesamte poetische Dimension des Entwurfs von Piano: Von oben betrachtet sieht der Kansai International Airport aus wie ein auf dem Boden ruhendes Segelflugzeug: Das Hauptgebäude assoziiert den Rumpf, die Zufahrtsstraßen ahmen formal die beiden Querruder des Schwanzteils nach und das 1.700 m lange, schmale Flugabfertigungsgebäude mit seinen 42 Gates bildet die ausgestreckten Flügel. Durch das helle Schimmern der edelstählernen Dachhaut scheint das Gebäude in der Sonne zu vibrieren und der Betrachter erhält den Eindruck, das silbrige Gebäude erhebe sich mit fast schwereloser Leichtigkeit in die Lüfte – ein optischer Genuss, in den freilich nur die an- oder abreisenden Fluggäste kommen.
Nutzung, Größe
Der Kansai International Airport liegt in der japanischen Region Kinki und gehört anteilig zu den Präfekturen Osaka und Wakayama. Der 5 km vor der Küste gelegene Flughafen bedient vorrangig internationale Fluggesellschaften, wird jdeoch auch von einigen regionalen Unternehmen angeflogen. Der Flughafen ist mit seinen zwei Landebahnen auf einen 24h-Betrieb ausgerichtet, gilt jedoch bis heute aufgrund der regen Konkurrenz in der Region als nicht rentabel.
Rund 180 m3 Sand und Erde mussten einst aufgeschüttet werden, um die künstliche Insel für den Flughafen aus dem Meer zu heben. Über 1.000 Stahlstützen, jede fast 100 m lang tragen die Plattform, die sich auf 4, 37 km Länge und 1, 27 km Breite in der Bucht erstreckt. Zwischen 1990 und 1994 arbeiteten rund 6.000, in Hochzeiten sogar rund 10.000 Bauarbeiter an dem Gebäudekomplex, der als das derzeit größte zusammenhängende Gebäude der Welt gilt. Über die Empfangshalle und die 1.700 m lange Flugabfertigungshalle erstreckt sich eine Dachkonstruktion von 90.000 m2. Die Kosten für den gesamten Flughafenkomplexes werden auf rund 15 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Neben den üblichen Finanz-, Versicherungs,- und Mietwagenanbietern, den Business-Support-Einrichtungen, einem First-Class-Hotel und dem medizinischen Betreuungszentrum befinden sich auf dem Kansai International Airport unter anderem mehrere Internet- und WLAN-Support-Areas, ein Gebetsraum, diverse Tagungsräume und der so genannte Event-Square für außerordentliche Veranstaltungen und Präsentationen.
Man erreicht den Flughafen von Osaka aus mit der Stadtbahn, dem Bus, einer Hochgeschwindigkeitsfähre oder auch mit dem eigenen Pkw über die Zugangsbrücke. Die Nutzung der Zugangsbrücke ist kostenpflichtig.
Das Informationszentrum des Flughafens erreicht man telefonisch unter 0081 (0) 72-455-2500.
Besonderheiten
Aufgrund wirtschaftlicher Probleme entschlossen sich die japanischen Bauherren zu einer Zeit, in der das Projekt bereits kurz vor der Fertigstellung stand, zu strikten Einsparungsmaßnahmen und einer neuen Ausgaben-Obergrenze für das Projekt. Renzo Piano reagierte mit einer wirksamen Provokation: Er wusste, dass man keinen Teil einfach hätte weglassen können, ohne die Komposition und deren Gleichgewicht zu stören. So schlug er den Bauherren vor, ausgerechnet die Flügel - und somit die Terminals und zukünftigen Einnahmequellen - zu stutzen. Ein Bluff, der bestens funktionierte: Das Budget wurde unmittelbar wieder aufgestockt und das Flügelpaar wurde in der ursprünglich vorgesehenen Länge ausgeführt.
Der Architekt
Renzo Piano wurde am 14. September 1937 in Genua, Italien geboren. 1964 schloss er sein Architekturstudium in Mailand ab und nahm seine Tätigkeit als Architekt im Büro seines Vaters auf. Zwischen 1965 und 1970 arbeitete er unter anderem mit Louis I. Kahn in Philadelphia und mit Z.S. Makowsky in London. Von 1971 bis 1977 arbeitete er in Bürogemeinschaft mit Richard Rogers in seinem eigenen Büro in Genua und London.
1971 gewannen die beiden Architekten den Wettbewerb für das Centre Pompidou. In den 1980er Jahren realisierte Piano unter anderem das Museum für die Menil Collection in Houston, Texas, den Umbau der Fiat Lingotto Fabrik in Mailand und das San Nicola Fußballstadion in Bari. 1988 begann er mit dem Bau des Kansai International Airport in Osaka, zwischen 1992 und 1997 erarbeitete er den Masterplan für den Potsdamer Platz in Berlin. Zwischen 1994 und 1997 realisierte er das Museum für die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel und parallel dazu erbaute er zwischen 1995 und 1998 das Tjibaou Art #special_entities##38; Cultural Centre in Noumea, Neu-Kaledonien. 1998 erhielt er den Pritzker Architecture Prize, den so genannten “Nobelpreis“ für Architektur. Seit 2000 realisierte er unter anderem das New York Times Building in New York City, den London Bridge Tower in London, das Whitney Museum of American Art in New York City und den Masterplan für den Porto di Genova in Genua.
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