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Kirche des Lichts in Osaka

Tadao Ando zählt zu den bekanntesten Architekten Japans, nicht zuletzt aufgrund seiner autodidaktischen Ausbildung. Seine Gebäude verbinden westliche und fernöstliche Ästhetiken und Materialien und erhalten ihre poetische Wirkung durch die konsequente Integration natürlicher Elemente wie Wind, Wasser und Licht.

Standort Osaka, Japan
Bauzeit 1987- 1989
Architekt Tadao Ando
Besonderheiten Ausschließliche Verwendung von natürlichem Licht
Nutzung Kirche
Platzkapazität Max. 100 Personen

Geschichte des Bauwerks

Die Kirche des Lichts ist das letzte von drei Bauwerken in Japan, die der Architekt Tadao Ando drei Naturelementen gewidmet hat: 1986 entwarf er in Kobe die Kirche auf dem Berg Rokko, auch als Kirche des Windes bekannt, und 1988 die Kirche auf dem Wasser in Hokkaido. Die Kirche des Lichts entstand zwischen 1987 und 1989 in Osaka. Andos Bauten sind unverwechselbar durch die minimalistische Reduktion und geometrische Schlichtheit, was jedoch nicht bedeutet, dass sie der modernen westlichen Architektursprache entsprechen. In einem traditionellen Holzbauland wie Japan baut Ando seine Gebäude zwar ausschließlich aus Beton, die Schalung der Wandoberflächen lassen die Betonmauern jedoch so leicht und geschmeidig wie Seidenpapier erscheinen, wodurch eine eigentümliche fernöstliche Ästhetik hervorgebracht wird.

Beschreibung des Gebäudes

Die Kirche des Lichts besteht zunächst aus einem klar umrissenen Kubus, in den auf der Südseite eine niedrigere Wand diagonal einschlägt. Dort befindet sich eine freistehende Scheibe, die sich geometrisch an einer gegenüberliegenden alten Kirche orientiert. An der südöstlichen Front des hermetisch geschlossenen Neubaus ist in den hellgrauen Beton ein scharf geschnittenes, gläsernes Kreuz eingelassen, welches nach außen hin den einzigen Hinweis auf die Bedeutung des Gebäudes gibt. Von dort aus führt ein schachtähnlicher Umgang zu der Stelle, wo die Betonscheibe auf den Kubus trifft - ein Weg, der in einer Sackgasse endet, wo lediglich ein Fenster einen Einblick in den Gemeindesaal gewährt. Erst auf der anderen Seite jener Schnittstelle befindet sich der Eingang; dort gelangt man schließlich durch einen hellen, dreieckigen Vorraum seitlich in das Kirchenschiff. Der Innenraum liegt zunächst im Dunkeln, der Altar erinnert in seiner schlichten Geometrie eher an einen Konferenztisch und entsagt jeglicher repräsentativen Ikonografie. Während der Morgenmesse jedoch brennt die aufgehende Sonne durch das eingelassene gläserne Kreuz ihr Licht in den Raum und dient somit nicht nur als Lichtquelle, sondern wird ebenso schlicht wie spektakulär zum raumflutenden Symbol christlichen Glaubens.

Nutzung, Größe

Das Gebäude wir als christlicher Versammlungsort genutzt und ist ein beliebter Ort für Hochzeitsfestivitäten. Die Kirche des Lichts ist in ihrer Größenordnung vergleichbar mit europäischen Kapellen, maximal 100 Personen finden in den Kirchenreihen Platz.

Besonderheiten

"Licht erweckt Architektur zum Leben" lautet das Credo des Autodidakten Ando. In seiner Kirche des Lichts hat er neben den tastbaren Materialien das sinnlich erfahrbare Phänomen des Lichts nicht nur benutzt, sondern zentral thematisiert. Die Kirche ist axial nach Süd-Osten ausgerichtet und somit abhängig von der aufgehenden Sonne. Die Architektur setzt auf beeindruckende Weise die urchristliche Thematik des göttlichen Lichts und der Erleuchtung um. Das Lichtkreuz erweckt hier den Eindruck, es könne selbst massive Mauern spalten.

Die labyrinthische Wegführung um die Kirche herum ist einerseits typisch für die Architektur traditioneller japanischer Teehäuser oder Tempel, andererseits jedoch ein beliebtes europäisches Stilmittel, welches im Mittelalter für Stadt- und Klostergärten verwendet wurde. Die Idee des Labyrinths ist jedoch in beiden Ansätzen nahezu identisch: Verwinkelte Zugänge und überraschende Wendungen vermitteln die Vorstellung, dass das Ziel innerer Besinnung nicht einfach und meist über Umwege zu erreichen ist und dass der Mensch sich erst von seiner Alltagswelt lösen muss, um sich auf rituelle und religiöse Handlungen vorzubereiten.

Der Architekt

Tadao Ando wurde am 13. Oktober 1941 in Osaka, Japan, geboren und wurde zunächst Profiboxer. Ab 1962 begann er sich intensiv mit Architektur zu beschäftigen und bildete sich über zahlreiche Studienreisen nach Europa, Afrika und in die USA autodidaktisch aus. 1969 gründete er in Osaka ein eigenes Architekturbüro und entwarf bis Mitte der 1970er Jahre dort mehrere Privathäuser.

Seit 1976 baute er unzählige Reihen- und Privathäuser sowie öffentliche Gebäude in Japan und wurde weltweit in mehreren Ausstellungen geehrt. Seit 1987 ist Ando Gastprofessor in Yale, Harvard und an der Columbia University. In den 1980er Jahren entstanden in Japan die drei den Naturelementen gewidmeten Kirchenbauten und das Kindermuseum in Hyogo. 1992 entwarf er den japanischen Pavillon für die Expo in Sevilla. Seitdem arbeitet Ando international auch in Europa und den USA und baute beispielsweise 1995 den Meditationsraum für die UNESCO in Paris. Neben zahlreichen Einzelausstellungen wie im Centre Pompidou Paris oder im Royal Institute of Architects in London erhielt er im Jahr 1995 für sein Werk den Pritzker Architecture Preis.


Kommentare
Luis  (Sonntag, 18.01.2015)
Ist die Kirche tatsächlich nur durch natürliches Licht beleuchtet? Auf Bildern lassen sich Lampen etc. erkennen? Ansonsten ein sehr umfassender und detaillierter Artikel!


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