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Parlamentsgebäude in Dhaka (Bangladesch)
Insgesamt 20 Jahre dauerte der Bau des Parlamentsgebäudes in Dhaka . Der Bürgerkrieg um die Unabhängigkeitserklärung des Staates Bangladesch, die Umgestaltung des ursprünglichen Entwurfs und schließlich der Tod des Architekten Louis I. Kahn im Jahr 1974 führten zu jener rekordverdächtigen Bauzeit. Entstanden ist ein beeindruckender Gebäudekomplex, der den hoffnungsvollen Geist einer jungen demokratischen Republik widerspiegeln sollte.
Standort | Dhaka, Bangladesh |
---|---|
Bauzeit | 1963-1983 (mit Unterbrechungen) |
Architekt | Louis I. Kahn |
Besonderheiten | Rekordverdächtige Bauzeit von 20 Jahren |
Nutzung | Parlamentsgebäude der Regierung Bangladeschs |
Größe |
Geschichte des Bauwerks
Im Jahr 1959 entschied sich die pakistanische Regierung in Ost- und Westpakistan zwei neue Hauptstädte zu bauen. Das ostpakistanische Sher-e-Bangla Nagar lag in der Nähe Dhakas auf flachem, von Überflutungen bedrohtem Farmland. 1962 erhielt der amerikanische Architekt Louis I. Kahn, der sich zu jenem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand, von der ostpakistanischen Regierung eine erste Anfrage bezüglich eines Entwurfs für das neue Parlamentsgebäude. Der Auftrag umfasste nebst Parlament auch die Gestaltung des gesamten Areals, welches neben weiteren öffentlichen und administrativen Gebäuden auch Wohnanlagen und infrastrukturelle Einrichtungen enthalten sollte.
Kahns erste Entwürfe stammen aus dem Jahr 1963, die Bauarbeiten begannen im darauf folgenden Jahr und das Fundament des Parlamentsgebäudes wurde 1965 gelegt. Das Dach des Gebäudes war ursprünglich als Pyramide geplant: Erst nach den Verhandlungen mit der neuen Regierung und der Überarbeitung des Masterplans entwickelte Kahn 1971 die Konstruktion des flachen Dachgewölbes.
Es sei erwähnt, dass Bangladesch Ende 1971 ein unabhängiger Staat wurde.
Beschreibung des Gebäudes
Kahns Entwurf zeichnet sich aus durch eine neuartige Architektursprache, die westliche und östliche Traditionen, Formen und Materialen verbindet. So platzierte er beispielsweise aufgrund der großen Bedeutung des Elementes Wasser in der bengalischen Tradition den Gebäudekomplex des Parlamentes an einen künstlich angelegten See. Weitläufige Platz- und Treppenanlagen sowie Rasenflächen isolieren das zitadellenhafte Monument von seiner Umgebung. Die Mauern des archaisch wirkenden Gebäudes bestehen aus grau- braunem Beton; weißer Marmor betont die breiten Horizontal- und Vertikalfugen. Rund um den zentralen Versammlungsraum sind verschiedene geometrische Einzelkörper angelegt und in die Mauern sind große, geometrische Öffnungen in unterschiedlichen Formen eingeschnitten, die den Kontrast von Licht und Schatten betonen und natürliches Licht als Beleuchtung nutzbar machen. An der Ostseite des Gebäudekomplexes befinden sich mehrere zylinderförmige Bauten, die unter anderem als Wohnanlagen dienen.
Obgleich sich Kahns Gebäude durch strenge geometrische Formen und gliedernde Mittelachsen und Diagonalen auszeichnen, sind sie geprägt von der Grundidee, Orte zu schaffen, an denen Menschen sich wohl fühlen und die ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechen; sie laden ein zu Kommunikation und Gemeinschaft. So spiegelt auch das Parlamentsgebäude in Dhaka die Idee des transzendenten Charakters der Versammlung, welches die hoffnungsvollen Gründerjahre des unabhängigen Staates Bangladesh bestimmte, wider.
Nutzung, Größe
Das Gebäudeensemble umschließt neben den administrativen und öffentlichen Einrichtungen und Wohngelegenheiten den zentralen Komplex des Parlaments, sondern auch eine von Louis I. Kahn entworfene Moschee - eine Initiative, die von Kahns intensiver Beschäftigung mit den kulturellen Traditionen des Landes zeugt.
Besonderheiten
Bis 1971 war das heutige Bangladesh als östlicher Teil Pakistans vom über 2.000 km entfernten Westpakistan abhängig. Die Forderungen Ostpakistans nach Unabhängigkeit lösten im Jahr 1971 einen achtmonatigen Bürgerkrieg aus, durch den auch der Bau des Parlamentsgebäudes bis 1973 ausgesetzt wurde. Im Jahr 1972 verhandelte Kahn mit der neuen Regierung des jetzt unabhängigen Staates Bangladesh und überarbeitete den Masterplan des Areals soweit, dass es 1974 zum Vertragsabschluss kam. Kurz darauf verstarb er bei seiner Rückreise aus der Nahostregion. Das Architekturbüro David Wisdom & Associates vervollständigte den Entwurf und die ausstehenden Konstruktionen. Aufgrund der ständigen politischen Veränderungen in den frühen Jahren des Staates zog sich der Bau des Gesamtareals bis ins Jahr 1983 hin. Das Parlamentsgebäude wurde im Jahr 1982 eingeweiht.
Der Architekt
Louis I. Kahn wurde am 20. Februar 1901 auf Saaremaa in Estland geboren. Seine Familie emigrierte bereits 1906 in die USA, wo Kahn von 1920 bis 1924 das Architekturstudium an der University of Pennsylvania in Philadelphia absolvierte. In den Jahren 1925 und 1926 entwarf er als Chefdesigner die Ausstellungsgebäude der Sesquicentennial International Exhibition in Philadelphia. Ab 1935 arbeitete er als selbstständiger Architekt in intensiver Beschäftigung mit Siedlungsprojekten.
Zwischen 1951 und 1969 entwarf er unter anderem die Yale University Art Gallery in New Haven, Connecticut, das Alfred Newton Richards Medical Research Building der University of Pennsylvania und die First Unitarian Church and School in Rochester, New York und erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen. Von 1955 bis 1974 dozierte er als Professor für Architektur an der University of Pennsylvania in Philadelphia. 1963 begann er sowohl den Bau des Parlamentsgebäudes in Dhaka , Bangladesh, als auch des Indian Institute of Management in Ahmedabad, Indien. Von 1966 bis 1972 entstand nach Kahns Entwurf das Kimbell Art Museum in Fort Worth, Texas. Louis I. Kahn verstarb am 17. März 1974 in New York City.
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