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Olympiastadien in Tokio (Japan)
Zeitlebens bemühte sich der Architekt Kenzo Tange, in seinen Bauwerken Größe und monumentale Würde zu vermitteln. Seine Olympiastadien in Tokio zählen neben dem Friedenszentrum in Hiroshima zu seinen bedeutendsten Bauten und stellen den Beginn einer eigenständigen, asiatischen Moderne dar.
Standort | Tokio, Japan |
---|---|
Bauzeit | 1960-1964 |
Architekt | Kenzo Tange |
Besonderheiten | Meilenstein und Prestigeobjekt der japanischen Nachkriegsarchitektur |
Nutzung | Große Halle: vor allem Schwimmhalle, auch anderweitig nutzbar; kleine Halle: vor allem Basketball- und Boxveranstaltungen |
Größe | Große Halle: 16.200 Zuschauer, kleine Halle: 5.000 Zuschauer, heute: 60.057 Plätze insgesamt. |
Geschichte des Bauwerks
Die 18. Olympischen Spiele in Tokio im Jahr 1964 galten nicht nur als Symbol der Wiederaufnahme Japans in die internationale Völkerfamilie nach dem 2. Weltkrieg, auch architektonisch wurden sie für Tokio zum Paukenschlag. Die japanischen Regierung unterzog die Stadt einer Kompletterneuerung: Tramschienen wurden aus den Straßen gerissen und durch die Trassen der Stadtautobahn ersetzt, aus der Ansammlung eher kleinstädtisch anmutenden Häusern bündelten die Stadtplaner eine moderne Großstadt.
Die von dem japanischen Architekten Kenzo Tange entworfenen Olympiastadien gelten als Meilensteine japanischer Nachkriegsarchitektur und der Beginn einer eigenständigen asiatischen Moderne. Im Jahr 1960 begann Tange mit dem Bau der Sportstätten, im Jahr 1964 wurden sie fertig gestellt und mit der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele eingeweiht.
Beschreibung des Gebäudes
Auf einem Hügel am Yoyogi- Park gelegen, erinnern die Sportstadien in gewisser Weise an die Akropolis. Die großen, handbehauenen Basaltsteine, die für die Außenanlage verwendet wurden, erinnern an alte japanische Bautraditionen und stellen einen spannenden Kontrast zu den neuartigen Konstruktionen dar, die in den beiden Stadien zur Ausführung kamen. Die eleganten, schwingenden Formen der Stahldächer verbinden Motive des traditionellen japanischen Flechthandwerks mit modernem Ingenieursbau. Die weitläufigen Betonkonstruktionen der Zuschauertribünen sind von einer bis heute begeisternden Dynamik.
Die beiden Sporthallen liegen sich diagonal gegenüber und sind durch eine große Plattform miteinander verbunden. Für die größere Schwimmhalle entwickelte Tange gemeinsam mit dem Ingenieur Yoshikatsu Tsuboi eine Hängedachkonstruktion, die in dieser Dimension bislang unbekannt war: Zwei hoch aufragende, dramatisch modellierte Pylone aus Stahlbeton unterstützen ein Geflecht aus Stahlseilen, die zu den Betontribünen hin abgespannt wurden. Das so entstandene Netz wurde mit Stahlblechen gedeckt, die sich an die sanft modulierte Oberfläche anpassen konnten. Der einprägsame und neuartig anmutende Innenraum wird durch ein langgestrecktes Oberlicht erhellt. In der zweiten, kleineren Halle wird die Tragekonstruktion von nur einem Seil gebildet, welches schneckenförmig an einem einzigen Pylon angehängt ist. Die Holzvertäfelungen im Innenraum schaffen eine skulpturale Wirkung, die sich stark von den rationalen Zweckbauten der Nachkriegszeit absetzt und so auch in der Weltarchitektur als innovativ galt.
Nutzung, Größe
Die Olympiastadien in Tokio dienten als Hauptaustragungsort der 18. olympischen Sommerspiele im Jahr 1964. Die größere Halle wurde primär als Schwimmhalle genutzt und bot Platz für 16.200 Zuschauer. Durch eine mechanische Hubkonstruktion konnte das 50 Meter-Becken verschlossen und somit auch für andere Sportarten genutzt werden. Die zweite, kleinere Halle wurde für Basketball- und Boxveranstaltungen genutzt und bot Platz für 5.000 Besucher.
Ein weiteres Großereignis in den Olympiastadien, die heute als japanisches Nationalstadion bekannt sind, waren die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Jahr 1991. Alljährlich findet dort am 1. Januar das Finale um den Kaiserpokal, das entscheidende Pokalspiel im japanischen Fußball, statt. Derzeit hat das Nationalstadion eine Platzkapazität für rund 60.050 Besucher.
Besonderheiten
Jenseits der formalen Qualität der Olympiastadien war es Tanges außerordentliche Leistung, für die olympischen Spiele Tradition und Moderne zu verbinden. So symbolisch wie die Synthese aus westlicher und asiatischer Formsprache im Sinne einer wieder geeinigten Völkergemeinschaft war auch die Eröffnung der Stadien und der Olympischen Spiele: als Fackelträger der olympischen Flamme wurde Yoshinori Sakai gewählt, der an jenem Tag in Hiroshima geboren wurde, an dem die amerikanische Atombombe die Stadt verwüstet hatte.
Der Architekt
Kenzo Tange wurde am 4. September 1913 in Imabari auf der Insel Shikoko in Japan geboren. Von 1935 bis 1938 studierte er Architektur an der Universität von Tokio und begann anschließend seine Tätigkeit als Architekt im Büro von Kunio Maekawa, einem früheren Mitarbeiter von Le Corbusier. 1946 erhielt er eine Professur für Architektur und Städteplanung an der Universität von Tokio und dozierte dort bis 1974.
Im Jahr 1946 gründete er sein eigenes Architekturbüro Studio Kenzo Tange, welches aufgrund einer neuen Formation 1961 in Kenzo Tange & URTEC (Urbanists and Architects) umbenannt wurde. 1985 änderte sich die Besetzung nochmals und das Büro wurde umbenannt in Kenzo Tange Associates. Im Jahr 1948 entwarf Tange den Plan für das Friedenszentrum in Hiroshima, welches bereits 1950 fertig gestellt wurde. Von 1952 bis 1958 baute er unter anderem das Rathaus in Tokio und das Verwaltungsgebäude der Präfektur Kagawa in Takamatsu. 1959 promovierte er an der Universität in Tokio und wurde Gastdozent am Massachusetts Institute of Technology in Massachusetts, USA.
Im Jahr 1960 legte er den städtebaulichen "Plan für Tokio" vor, nach dem zahlreiche städtische Bauten realisiert wurden. In den frühen 1960ern entwarf er zahlreiche Prestigeobjekte in Japan, unter anderem die Sporthallen für die 18. Olympischen Sommerspiele oder die Marienkathedrale in Tokio. 1965 erhielt er die Goldmedaille des Royal Institute of Architects, im darauf folgenden Jahr die Goldmedaille des American Institute of Architects für seinen "Plan von Skopje", nach dem die von einem Erdbeben zerstörte, jugoslawische Stadt wieder aufgebaut wurde. Von 1966 bis 1970 war Tange verantwortlich für die Gestaltung der Expo '70 in Osaka. Ab 1970 baute er zahlreiche Gebäude außerhalb Japans, vor allem im Vorderen Orient, in Afrika, Europa und den USA. 1972 wurde er Gastdozent in Harvard. In den 1980ern entstanden nach seinen Entwürfen unter anderem das Kunstmuseum in Yokohama und die City Hall in Tokio, im Jahr 1987 erhielt er den Pritzker Architecture Prize, welcher als der "Nobelpreis für Architektur" gilt.
Kenzo Tange verstarb am 22. März 2005 in Tokio im Alter von 91 Jahren an Herzversagen. Bis zu seinem Tode war er als Dozent, Architekt und Städteplaner tätig.
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