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Friedenszentrum in Hiroshima
Am Morgen des 6. August 1945 warf ein Bomber der amerikanischen Luftwaffe über Hiroshima in Japan die erste Atombombe ab, drei Tage später folgte eine weitere über Nagasaki.
An der Stelle des Bombeneinschlags entstand in Hiroshima das Friedenszentrum des Architekten Kenzo Tange (1913-2005), ein Mahnmal für die zivilen Opfer der modernen Kriegsführung und ein Zeichen der Hoffnung auf einen andauernden Frieden.
Standort | Hiroshima, Japan |
---|---|
Bauzeit | 1949-1950 |
Architekt | Kenzo Tange |
Besonderheiten | Mahnmal für die Opfer des Atomangriffs über Hiroshima |
Nutzung | Museum, Gemeinschaftszentrum, Bibliothek, Auditorium |
Größe | Parkareal: 122.100 m2 |
Adresse |
1-2 Nakajima-cho, Naka-ku
Hiroshima 730- 0811 Telefon: 0081 (0) 82- 241- 5246 |
Geschichte des Bauwerks
Mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 auf Hiroshima begann das Zeitalter einer neuen militärischen Kriegsführung, ein Zeitalter von bislang ungeahnter menschlicher Zerstörungskraft. Hiroshima und Nagasaki sind zu Begriffen des Schreckens geworden, die sich traumatisch in die Geschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben haben.
Das Friedenszentrum in Hiroshima entstand daher nur wenige Jahre nach der Katastrophe als ein Mahnmal der kollektiven Erinnerung an die Zerstörung und das dadurch verursachte Leid. Die japanische Regierung hatte beschlossen, das vollständig zerstörte Zentrum der Altstadt Hiroshimas zu einem symbolischen Friedenszentrum (peace center) umgestalten zu lassen und schrieb diesbezüglich im Jahr 1948 einen Architekturwettbewerb aus. Nachdem Kenzo Tange den Wettbewerb gewann, begann er bereits 1949 mit den Bauarbeiten. In nur einem Jahr vollendete er das Mahnmal und den dreiteiligen Gebäudekomplex des Friedenszentrums.
Beschreibung des Gebäudes
Tanges Entwurf basierte auf der Idee eines Friedensparks an der Stelle des Bombeneinschlags, ein Areal, das von zwei Flussarmen eingeschlossen ist. Der Gebäudekomplex ist in der Blickachse auf die Ruine des so genannten Atombombendoms der Altstadt ausgerichtet, welches als Monument erhalten wurde.
Man erreicht das Areal über die von Isamu Noguchi (1904-1988) entworfene Brücke, die sich vor allem durch ihr dynamisches Betongeländer auszeichnet. Parallel zur Brücke sind die drei Gebäude des Friedenszentrums in einer geometrischen Linie angeordnet: In der Mitte befindet sich das Gedächtnismuseum, ein rechteckiger Bau mit Glasfensterfronten und Sonnenschutzblenden, der auf ca. 4 m hohen Betonstützen ruht und dadurch den Blick auf den Park und das Monument jenseits des Flusses freigibt.
Auf der Ostseite befindet sich der fast quadratische Bau des Gemeinschaftszentrums, der auf schlankeren, ca. 5 m hohen Betonstützen liegt. Westlich befindet sich der Bau des Auditoriums, ebenfalls ein rechteckiges Gebäude aus Stahlbeton und Glas, der auf Betonpfeilern ruht, sowie Hotels. Während die drei Gebäude ästhetisch in der Tradition des Internationalen Stil der Moderne stehen, verbindet das Mahnmal für die Toten von Hiroshima japanische Symboliken mit einer organischen Formsprache. In der Mitte des Parks spannt es sich parabelförmig über die Blickachse und kombiniert das japanische Symbol des Hauses mit dem des Grabes.
Die erhöhten Gebäude, die schlanken Betonstützen, die Transparenz der Glasfensterfronten und der schlichte Stahlbeton schaffen ein skelettartiges Gebäudeensemble, das in unsentimentaler Klarheit ein Bild des Todes und der Ehrfurcht vor dem Leben einfängt.
Nutzung, Größe
In nur einem Jahr vollendete Kenzo Tange das Mahnmal und das dreiteilige Gebäudeensemble des Friedenszentrums. 1955 eröffnete das Gedächtnismuseum des Friedenszentrums; nach mehreren Renovierungsarbeiten am gesamten Komplex wurde es im Juni 1994 wiedereröffnet. Im östlichen Gebäudekomplex befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte Hiroshimas vor und nach der Atombombe, Konferenz- und Tagungsräume und ein Lesesaal.
Im Westgebäude befindet sich eine Sammlung von Dokumenten und Artefakten rund um die Ereignisse des 6. August 1945. Daneben sind in dem Gebäudekomplex ein Auditorium, eine Bibliothek, mehrere Büros und zahlreiche Apartments für Teilnehmer eines Studentenprogramms untergebracht.
Das Auditorium bietet Platzkapazitäten für ca.1.500 Personen; vier weitere Konferenzräume stehen für Vorträge, Tagungen und Seminare zur Verfügung. Das Gesamtareal des Parks beträgt ca. 122.100 m2.
Besonderheiten
Kenzo Tanges Entwurf des Friedenszentrums galt seinerzeit nicht nur als eine hervorragende Synthese aus japanischer Symbolik und westlicher Architektursprache, sondern auch als ein hochgradig sensibler, städtebaulicher Entwurf, der in seinen Formen die Katastrophe Hiroshimas zu greifen vermochte.
Auf der einen Seite steht die anonyme Form einer modernen, technologisierten Welt, auf der anderen die organischen Formen, welche die Bewegungen des Lebens und der menschlichen Identität einfangen. Mit dem Friedenszentrum realisierte Tange sein erstes größeres Projekt und erlangte damit unmittelbar internationale Bedeutung als Architekt.
Der Architekt
Kenzo Tange wurde am 4. September 1913 in Imabari auf der Insel Shikoko in Japan geboren. Von 1935 bis 1938 studierte er Architektur an der Universität von Tokio und begann anschließend seine Tätigkeit als Architekt im Büro von Kunio Maekawa (1905-1986), einem früheren Mitarbeiter von Le Corbusier (1887-1965).
1946 erhielt er eine Professur für Architektur und Städteplanung an der Universität von Tokio und dozierte dort bis 1974. Im Jahr 1946 gründete er sein eigenes Architekturbüro Studio Kenzo Tange, welches aufgrund einer neuen Formation 1961 in Kenzo Tange & URTEC (Urbanists and Architects) umbenannt wurde. 1985 änderte sich die Besetzung nochmals und das Büro wurde umbenannt in Kenzo Tange Associates. 1948 entwarf Tange den Plan für das Friedenszentrum in Hiroshima, welcher bereits 1950 umgesetzt wurde. Von 1952 bis 1958 baute er unter anderem das Rathaus in Tokio und das Verwaltungsgebäude der Präfektur Kagawa in Takamatsu.
1959 promovierte er an der Universität in Tokio und wurde Gastdozent am Massachusetts Institute of Technology in Massachusetts, USA.
1960 legte er den städtebaulichen "Plan für Tokio" vor, nach dem zahlreiche städtische Bauten realisiert wurden. In den frühen 1960er Jahren entwarf Tange zahlreiche Prestigeobjekte in Japan, unter anderem die Sporthallen für die 18. Olympischen Sommerspiele und die Marienkathedrale in Tokio.
1965 erhielt er die Goldmedaille des Royal Institute of Architects, im darauf folgenden Jahr die Goldmedaille des American Institute of Architects für seinen "Plan von Skopje", nach dem die von einem Erdbeben zerstörte jugoslawische Stadt wieder aufgebaut wurde.
Von 1966 bis 1970 war Tange verantwortlich für die Gestaltung der Expo '70 in Osaka.
Ab 1970 baute er zahlreiche Gebäude außerhalb Japans, vor allem im vorderen Orient, in Afrika, Europa und den USA. 1972 wurde er Gastdozent in Harvard. In den 1980er Jahren entstanden nach seinen Entwürfen unter anderem das Kunstmuseum in Yokohama und die City Hall in Tokio.
1987 erhielt er den Pritzker Architecture Prize.
Kenzo Tange verstarb am 22. März 2005 in Tokio im Alter von 91 Jahren an Herzversagen. Bis zu seinem Tod war er als Dozent, Architekt und Städteplaner tätig.
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