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TWA-Empfangsgebäude/New York City (USA)
Mit seinem skulpturalen Entwurf für das Trans World Airline-Empfangsgebäude auf dem John- F. Kennedy-Flughafen in New York City (JFK) in den USA setzte der Architekt Eero Saarinen die Initialzündung für ein neues Verständnis der Moderne. Saarinens organische und skulpturale Architektursprache wendet sich ab vom rationalistischen Bauhaus und macht aus seinen Bauwerken Denkmäler des schöpferischen Zusammenspiels von Architektur und Ingenieursleistung.
Standort | New York City, USA |
---|---|
Bauzeit | 1956-1962 |
Architekt | Eero Saarinen |
Besonderheiten | Paradebeispiel organischer Formsprache und eines neuen Moderneverständnisses |
Nutzung | Terminal 5 des JFK-Flughafens in New York City, bis 2001 Empfangshalle der TWA-Fluggesellschaft, zur Zeit stillgelegt |
Geschichte des Bauwerks
In Auftrag gegeben wurde das TWA-Terminal von der Betreibergesellschaft des damaligen New Yorker Flughafen Idlewild (dem heutigen JFK-Flughafen), die als erste eigene Empfangsgebäude für die einzelnen Fluggesellschaften errichten ließ. Für die Auswahl des Architekten war wiederum die Fluggesellschaft selbst verantwortlich. Trans World Airlines suchte vor allem nach einem innovativen und expressiven Entwurf für das Gebäude, durch dessen Wirkung eine breite Öffentlichkeit sich mit dem Unternehmen identifizieren sollte. Eero Saarinen galt zu jenem Zeitpunkt bereits als einer der experimentierfreudigsten Architekten des 20. Jahrhunderts und so gab ihm das aufgeschlossene Unternehmen für den Bau absolut freie Hand. Saarinen initiierte mit dem TWA-Empfangsgebäude eine komplett neue Vision der Moderne, die sich von der noch immer populären Maschinenästhetik des Bauhauses abwandte. Im Jahr 1956 begann Saarinen mit dem Bau. Die Vollendung der Empfangshalle im Jahr 1962 gilt nicht nur als Moment eines optimistischen Aufbruchs in der amerikanischen Wirtschafts- und Architekturgeschichte, es erfüllte auch seinen ursprünglichen Zweck und verlieh dem Unternehmen der Trans World Airlines ein unverwechselbares und einprägsames Gesicht. Eero Saarinen jedoch erlebte die Vollendung seines architektonischen Kunstwerks nicht mehr: Er verstarb am 1.September 1961, ein Jahr vor der Eröffnung der TWA-Empfangshalle.
Beschreibung des Gebäudes
Saarinen konzipierte das Empfangsgebäude als eine Stahlbetonschale aus vier Segmenten, die sich aus einem zentralen Punkt im Inneren heraus entwickeln. Die organische Krümmung der Segmente wird ergänzt durch gewölbte Dächer und großflächige Fenster. Die Betonflügel breiten sich weit nach rechts und links aus und vermitteln dem Reisenden, der das Gebäude betritt einerseits ein Gefühl von großer Geborgenheit, andererseits aber auch ein Gefühl von starker Dynamik und der Leichtigkeit des Fliegens.
Nicht umsonst wurde das Gebäude mit seinen expressiven Formen oft mit einem Adler und dessen ausgebreiteten Schwingen verglichen. Das Innere der Empfangshalle schwingt in seinen organischen Formen mit dem Äußeren mit: Die Mauern verlaufen fließend, die Decken gehen in Wände über, die Wände wiederum scheinen übergangslos mit dem Boden zu verschmelzen. Auch die Einbauten sind in diesen sanften Linienfluss und die eleganten Krümmungen einbezogen: Sitze und Beleuchtungsanlagen führen die formale und stilistische Kontinuität des Gebäudes fort und komplettieren so eine ästhetische Einheit, die das TWA-Empfangsgebäude zu einem architektonischen Gesamtkunstwerk machen.
Nutzung, Größe
Die Empfangshalle der Trans World Airlines konnte aufgrund seines skulpturalen Entwurfs mit den wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen und dementsprechend neuen Anforderungen nicht mehr ganz mithalten. Im Jahr 2001 wurde die TWA-Fluggesellschaft von American Airlines aufgekauft. Das ehemalige TWA-Terminal mit der Nummer 5 ist seitdem geschlossen und wird aktuell durch bauliche Maßnahmen mit dem Terminal 6 der JetBlue-Fluggesellschaft zusammengelegt. Dabei werden Saarinens Strukturen nur teilweise erhalten, Halle und Gänge können jedoch nach den Erweiterungsarbeiten wieder in Betrieb genommen werden.
Besonderheiten
Es kursiert die Anekdote, Eero Saarinen hätte seinem Kollegen Kevin Roche den Entwurf des TWA-Empfangsgebäudes anhand einer Grapefruit demonstriert. Angeblich beschrieb er eines Morgens während des Frühstücks die Schalenkonstruktion mit Hilfe der Frucht. Dann drückte er sie in der Mitte nach unten, um die Vertiefung des Gebäudes zu veranschaulichen. Dabei bauchte die Grapefruit aus und die Idee der vier Ausbuchtungen des Außenbaus war geboren. Nach dieser Anekdote zu urteilen, scheint nichts treffender, als Eero Saarinens skulpturale Formsprache als "organisch" zu bezeichnen.
Der Architekt
Eero Saarinen wurde als Sohn des Architekten Eliel Saarinen am 20. August 1910 in Kirkkonumnii/ Finnland geboren. 1923 siedelte die Familie in die USA über, wo Eero Saarinen im Jahr 1934 sein Architekturstudium an der Yale University abschloss. Nach einer ausgiebigen Studienreise durch Europa nahm er 1936 seine Tätigkeit als Architekt im Büro seines Vaters in Ann Arbot/Michigan auf. Gemeinsam mit seinem Vater baute er 1938 das Berkshire Music Center in Tanglewood/ Massachusetts, im Jahr 1940 entwarf er in Zusammenarbeit mit Charles Eames seine bekannten Schalensitze aus Sperrholz. 1941 wurde er Partner im Büro seines Vaters, von 1942 bis 1945 war er gleichzeitig im Amt für strategische Studien in Washington, D.C. beschäftigt.
Von 1944 bis 1948 baute er gemeinsam mit seinem Vater und dem Architekten J. Robert Swanson das Edmundson Memorial Museum, das Des Moines Art Center und das Civic Center in Detroit. 1948 gewann er mit seinem Entwurf den Wettbewerb für den Bau des Jefferson National Expansion Memorial in St. Louis/ Missouri. Zwischen 1948 und 1956 baute er mit dem Architektenbüro Smith, Hinchman und Grylls das General Motors Technical Center in Warren/Michigan, wobei Saarinen unter anderem die Innenausstattung entwarf. 1950 gründete er sein eigenes Architekturbüro Eero Saarinen and Associates in Birmingham/Michigan.
1954 entwarf er den Gesamtplan für die University of Michigan in Ann Arbor. Ab 1956 entstanden nach seinen Entwürfen parallel mehrere innovative Gebäude an der amerikanischen Ostküste wie unter anderem das TWA-Empfangsgebäude auf dem JFK-Flughafen in New York City, das Thomas J. Watson Research Center (IBM) in Yorktown/ New York State und das Flughafengebäude des Dulles International Airport in Chantilly/ Virginia. Die Fertigstellung all jener Gebäude erlebte der Architekt jedoch nicht: Am 1. September verstarb Eero Saarinen im Alter von 51 Jahren in Ann Arbor/Michigan. Posthum verlieh ihm das American Institute of Architects Saarinen im Jahr 1962 die Goldmedaille.
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