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Pavillon für die Weltausstellung in Montreal (Kanada)

Expo-Pavillion der USA, 1967 in Montreal

Die technologieversessenen Zukunftsvisionen der 1950er und 1960er Jahre hatten in Richard B. Fullers Pavillon für die Weltausstellung in Montreal in Kanada ihr Bild und ihre Form gefunden: Die transparente, geodätische Kuppel wurde in den 1950ern zum absoluten Symbol technischer Innovation. In den 1960ern wiederum wurde sie zum Sinnbild einer Generation, die eine Alternative zur rechtwinkligen Geometrie der westlichen Architekturkonvention suchten.

Standort Montreal, Kanada
Bauzeit 1966-1967
Architekt Richard Buckminster Fuller
Besonderheiten Stützenfreie, aus Ikosaederstrukturen abgeleitete Raumkonstruktion
Nutzung Amerikanischer Expo-Pavillon auf der Weltausstellung im Jahr 1967, heute Ecowatch Center (Multimedia- Museum)
Größe Durchmesser: 76 m, Gewicht: 800 t
Adresse / Telefon Ecowatch Center, 160 Chemin Tour de l'Isle auf der Île Sainte- Hélène, Montreal. Tel. 001 (0) 514 283 5000

Geschichte des Bauwerks

Der amerikanische Expo-Pavillon des Architekten Buckminster Fuller war die spektakulärste und großformatigste Realisierung der 1954 patentierten stützenfreien, aus Ikosaederstrukturen (Körper aus 20 gleichseitigen Dreiecken) abgeleiteten Raumkonstruktion. Fuller hatte die neuartige Bauweise bereits an zahlreichen klein- und großmaßstäblichen Varianten und Materialkombinationen durchgespielt. Auf der Basis jenes faltbaren Raumfachwerkes aus Stahl oder Aluminiumröhren baute er militärische Wohn- und Zweckgehäuse, serielle Studentenunterkünfte, Radarkuppeln, Planetarien, Werkhallen, amerikanische Repräsentationsgebäude, ein arktisches Forschungslabor und den so genannten "Einfamiliendom". Im Jahr 1966 bekam Fuller den Auftrag, für die USA einen repräsentativen Bau für die Weltausstellung zu entwerfen. 1967 wurde der Pavillon fertig gestellt und galt tatsächlich als das bemerkenswerteste Bauwerk der Expo im Jahr 1967.
Während Sanierungsarbeiten, die im Jahr 1976 auf dem Expo-Gelände durchgeführt wurden, setzte ein durch Schweißarbeiten entstandener Funkenflug Fullers Pavillon in Brand, wobei jedoch die Tragstruktur erhalten blieb. 1997 wurde das Bauwerk renoviert und umgebaut und beherbergt inzwischen das Ecowatch-Center und ist somit noch immer auf dem ehemaligen Expo-Gelände zu bewundern.

Beschreibung des Gebäudes

Die geodätische Kuppelkonstruktion des Pavillons basierte auf einem falt- und zerlegbaren Raumfachwerk aus Stahl- und Aluminiumröhren, wie es auch für den Brückenbau verwendet wird. Ausgespannt wurde die Kuppel mit Polyesterfiberglas und einer transluzenten (durchscheinenden), mit Fotozellen bestückten Acrylhaut. Im Inneren baute Fuller zwei Ausstellungsebenen aus Beton und Stahl. Die Flächen erhielten durch die klare Geometrie ihre größtmögliche Ausdehnung, über Rolltreppen, die ebenfalls der strengen Ausdrucksweise des Internationalen Stils der Moderne folgen, gelangten die Besucher auf die obere Ebene des Ausstellungsraumes. Die Fiberglasoberfläche der Pavillons ermöglichte eine ausschließlich natürliche Beleuchtung.

Neben der enormen technischen Innovativität demonstriert der Pavillon jedoch vor allem Fullers umweltphilosophische Auffassung von der Fragilität der Erde. Der poetische, nahezu sphärische Raum des Expo-Pavillons ist in diesem Sinne nicht nur als das technologische Wunderwerk der 1950er Jahre, sondern auch als eine kosmische Metapher zu betrachten.

Nutzung, Größe

Durch das faltbare Raumfachwerk ließen sich nahezu unbegrenzte Spannweiten konstruieren: Die Kuppel des Expo-Pavillons war mit ihrem Durchmesser von 76 m zu jener Zeit das größte und mit 800 Tonnen gleichzeitig das leichteste Bauwerk auf der Basis einer stützenfreien Raumkonstruktion. Während der Expo im Jahr 1967 diente der Pavillon als Ausstellungsfläche der USA und war jedoch selbst das wichtigste Ausstellungsstück: Fullers Kuppelkonstruktion wurde selbst zum Paradebeispiel amerikanischer Innovation und technologischer Zukunftsvisionen.

Das Ecowatch-Center, der nach der Rekonstruktion des ausgebrannten Pavillons Ende der 1990er Jahre dort einzog, ist ein Multimedia-Museum über dem Wasserreservoir des Great Lakes und des St. Lawrence Rivers.

Besonderheiten

Fullers Ziel war es zunächst, mit dem Prinzip der geodätischen Kuppel flexible und mobile Raumelemente zu schaffen, die leicht zu transportieren und zusammenzusetzen waren und sich so den unterschiedlichsten Nutzungen anpassen ließen. Daraus entwickelte der pragmatische Visionär Fuller die Utopie, anhand des faltbaren Raumfachwerks und der Verwendung besagter Materialien klimatisch kontrollierte Räume schaffen zu können, die als gigantische Klimahüllen die Bewohnbarkeit in urbanen Ballungszentren oder unwirtlichen Weltregionen wie der Arktis dauerhaft sichern konnten.

Der Self-made-Technologe Fuller, der zunächst vor allem von militärischen Nutzanwendungen inspiriert wurde, entwickelte sich im Laufe der 1960er Jahre zum Umweltphilosophen und -technologen. In seinen zahlreichen Projekten und Vorträgen propagierte er eine neue Philosophie der globalen Verantwortung und Schonung der natürlichen Ressourcen und widersetzte sich damit der funktionalistischen Technikgläubigkeit der Moderne.

Der Architekt

Richard Buckminster Fuller wurde am 12. Juli 1895 in Milton im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Von 1913 bis 1915 absolvierte er das Studium an der Harvard University. Nach zweimaliger Relegation wegen "Desinteresse und Verantwortungslosigkeit" brach er das Studium ab und setzte seine Ausbildung als Autodidakt fort. 1917 trat er als Freiwilliger in die US- Marine ein. Im Jahr 1922 gründete gemeinsam mit seinem Schwiegervater, dem Architekten J.M. Hewlett, eine Baufirma, die sich mit der Produktion von Füllstoffen und leichten Bauelementen nach dm Patent von Hewlett beschäftigte. 1927 wurde er zum Rückzug aus der Firma gezwungen.

Im selben Jahr entwickelte Fuller seine Dymaxion-Konzeption und entwirft das Dymaxion House, eine komplett ausgestattete und industriell zu fertigende "Wohnmaschine". 1933 gründete er die 4D-Company, die später in Dymaxion Corporation umbenannt wurde. In diesen Jahren entwickelt Fuller den Prototyp des Dymaxion- Autos und verschiedene Wohneinheiten im Rahmen des Dymaxion-Programms. Parallel dazu entstanden seine ersten Studien zur energetischen Geometrie, welche die Grundlage der geodätischen Kuppel bildeten. Von 1944 bis 1947 plant und entwickelt Fuller die Wichita-Wohnmaschine.

1947 folgten die ersten geodätischen Kuppeln, deren Konstruktionssystem im Jahr 1954 patentiert wurde. 1957 nimmt Fuller einen Lehrstuhl an der Southern Illinois University an, 1962 wird er Gastdozent in Harvard. Es folgten mehrere Vortragsreisen und Publikationen, im Jahr 1963 wird er zum Berater der NASA. In den Jahren 1966/67 entstand sein architektonisches Meisterwerk, der Expo-Pavillon der USA für die Weltausstellung in Montreal. Richard Buckminster Fuller verstarb am 1. Juli 1983 im Alter von 98 Jahren in Los Angeles, Kalifornien.




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