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US-amerikanische Botschaft in Lima (Peru)

Das Architekturbüro Arquitectonica gilt als die Begründer der so genannten “Miami School“, die sich durch die Verbindung von Formen der Moderne, kräftigen Farbgebungen und einer neuen Form des Art Deco auszeichnet. Mit der von ihnen realisierten US-amerikanischen Botschaft in Lima in Peru hat der Stil von Arquitectonica eine weitere Nuance erhalten: In dem Gebäude vereinen sich Grundprinzipien nordamerikanischer Architektur mit südamerikanischen Materialien und Bautraditionen.

Standort Lima in Peru
Bauzeit 1993-1995
Architekten Arquitectonica
Konzept Rechtwinkliger Gebäudekomplex nach dem Vorbild der Moderne mit präkolumbianischem Erscheinungsbild
Nutzung Sitz der US-amerikanischen Botschaft in Peru
Größe Gesamtfläche: 11.000 m2
Adresse Embassy of the United States of America
Avenida La Encalada cdra. 17 s/n, Surco
Lima 33
Peru
Tel: 0051 (0) 1434-3000
Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 8:00 bis 17:00, 
geschlossen an peruanischen und amerikanischen Feiertagen

Geschichte des Bauwerks

Die meisten Architekten müssen mindestens das 50. Lebensjahr überschritten haben, um mit wirklichen Großprojekten betraut zu werden und international nicht nur Anerkennung zu erfahren, sondern auch weitere bedeutende Aufträge zu bekommen. Die Eheleute Bernardo Fort-Brescia und Laurinda Spear, die gemeinsam das in Florida ansässige Architekturbüro Arquitectonica leiten, mussten jene magische Altersgrenze jedoch nicht ansatzweise erreichen, um ihre persönliche, von einem spektakulären Modernismus geprägte Formsprache im Mainstream zeitgenössischer Architektur zu behaupten. Die klare Geometrie ihrer Gebäude, welche formal in der Tradition des russischen Konstruktivismus steht, überzeugte selbst das U.S. State Department, welches Anfang der 1990er Jahre das Büro Arquitectonica mit der Realisierung der US-amerikanischen Botschaft im peruanischen Lima beauftragte.

Bereits 1988 hatte Arquitectonica in Peru die Banco de Crédito entworfen und seinerzeit eine erste Verbindung aus klaren Formen mit dekonstruktivistischen Elementen und der typisch südamerikanischen Materialität, Farbigkeit und Bautradition geschaffen. Dem Chef-Architekten Fort-Brescia, der selbst aus Peru stammt, war es gelungen, an den rasanten Entwicklungen im Bauwesen und urbanen Umgestaltung Limas teilzuhaben. Mit dem Botschaftsgebäude, dessen Bau im Jahr 1993 begonnen wurde, wurde der Anfang eines umfassenden Bebauungsplans gemacht, nach dem insgesamt 11 ha Land für das Areal der US-amerikanischen Botschaft erschlossen wurde. Innerhalb einer Bauzeit von zwei Jahren entstand die neue, 1995 eröffnete US-Botschaft in Lima, die als ein erster Vorbote einer neuen, südamerikanischen Architektursprache gilt.

Beschreibung des Gebäudes

Das fünfgeschossige Bürogebäude der US-amerikanischen Botschaft folgt der klaren Geometrie eines Rechtecks. Arquitectonica kreierten auch dieses Bauwerk mit einer Gesamtfläche von 11.000 m2 nach den Prinzipien der klassischen Moderne. Dennoch verschwindet die Form hinter der Gestaltung der Gebäudefassade, welche die Tradition des Art Deco aufgreift und in Vertäfelungen und attraktiven Mustern die Baumaterialien zur Schau stellt, welche in ihrer Textur an präkolumbianische Stoffe erinnern. Von der Basis aufwärts erstrahlt das Gebäude zunächst in hellem Gestein, welches spielerisch durch ein Muster von schlanken, vertikalen und anthrazitfarbenen Marmorbändern gebrochen wird und so den scheinbar unmöglichen Effekt schafft, das horizontal angelegte, massive Bauwerk schlank und schlackenfrei erscheinen zu lassen.

Die kleinen, dunklen Fenster erinnern auf der hellen Fassade an Schießscharten und ergeben so eine gewisse Ahnung von den Sicherheitsbestimmungen, die den Bau dieses Gebäudes bestimmten. Dennoch wirken auch sie durch ihre punktierte Anordnung eher verspielt und heiter, so dass es auch hier die Architekten schaffen, die Hochsicherheitsfestung formschön zu verschleiern. Das riesige Eingangsportal liegt zurückgesetzt und wird in sechs geometrischen, farbig gestalteten Abstufungen an die Fassade angeglichen, wodurch es eine optische Vergrößerung erfährt und bis unter das Dach zu reichen scheint. Oberhalb der kassettenförmigen Portalstufen zieht sich ein Band aus blauen und anthrazitfarbenen Vertäfelungen horizontal um das gesamte Gebäude.

Darüber schließt das flachgedeckte Gebäude mit einem sandsteinfarbenem Band ab. Der obere Abschluss wurde in zwei leicht voneinander abweichenden Farbtönen diagonal vertäfelt. Durch diese Raffinesse wurde ein atemberaubender, optischer Effekt geschaffen: Die beiden verschiedenen Farbtöne lassen ein Spiel aus Licht und Schatten vermuten, wodurch der obere Teil des Gebäudes im Sonnenlicht zu schimmern scheint, als sei es dort mit Bronze überzogen. Darüber hinaus verschleiert die diagonale Struktur der Vertäfelung das Flachdach und erweckt den Anschein einer Plastizität, die an eine Sonnenkrone erinnert. Im Inneren des Gebäudes werden verschiedene geometrische Formen kombiniert und evozieren dadurch spannende und dennoch klare Strukturen.

So werden beispielsweise die langen Gänge der Büroflure von leicht verengten, diagonal angelegt Eingängen gesäumt. Während die Fassade in ihrer Farbgebung eher südamerikanische Nuancen aufgreift und sowohl in ihrer Helligkeit als auch in dem dunkler gestalteten Portal stets aus den warmen Tönen der Farbpalette schöpft, finden sich im Inneren vor allem das dunklere Anthrazit der Marmorböden und das warme Braun der Wandvertäfelungen. Die dezente Deckenbeleuchtung sorgt dabei jedoch auf den edlen Materialien für sanfte Lichtspiele und lässt das Gebäude auch im Inneren nicht düster erscheinen.

Nutzung, Größe

Das fünfgeschossige Bürogebäude der US-amerikanischen Botschaft beherbergt auf 11.000 m2 sämtliche Funktionen und Einrichtungen der Botschaft. Der Bau des Gebäudes kostete allein 41.000.000 US-Dollar und stellte nur den Beginn eines noch größeren Bauprojektes dar. Auf einem Areal von insgesamt 11 ha, welches das gesamte Gelände des ehemaligen Golf Lima Clubs umfasst, entstanden inzwischen eine Vielzahl weitere Einrichtungen des U.S. State Department.
Die Botschaft ist montags bis freitags von 8:00 bis 17:00 geöffnet; ausgenommen sind amerikanische und peruanische Feiertage. Informationen zum Service der US-Botschaft in Lima sind telefonisch unter 0051 - (0) - 1434-3000 zu erfragen. Gebäudebesichtigungen sind aufgrund seiner Nutzung als Botschaft natürlich kaum möglich.

Besonderheiten

Auch wenn Arquitectonica selbst geometrische Formen bevorzugt, folgte der Entwurf der US-amerikanischen Botschaft in Lima vor allem den Vorgaben des U.S. State Departments. Aus Furcht vor eventuellen Anschlägen war die rechtwinklige Konstruktion eine dieser Vorgabe des Auftraggebers, da die rechtwinklige Form eventuellen Bombenattentaten mehr Widerstand zu bieten vermag als komplexe und in sich gewundene Gebäude; auch die Größe der Fenster wurde aus jenem Grund eingeschränkt. Das Gebäude vermittelt sowohl in der Innengestaltung als auch von außen jene Übersichtlichkeit, die in gewisser Weise auch repräsentativ für das U.S. State Department stehen soll. Arquitectonica gelang trotz all jener Vorgaben, ein Festungsgebäude zu schaffen, welches sich nach außen hin freundlich und formschön verhält und sich zudem trotz seiner besonderen Erscheinung maßvoll in die Umgebung integriert.

Die Architekten

Bernardo Fort-Brescia wurde 1951 in Lima, Peru geboren und studierte bis 1973 Architektur in Princeton, bevor er 1975 in Harvard das Studium mit dem Master’s Degree abschloss. 

Seine Frau Laurinda Hope Spear wurde 1950 in Rochester, Minnesota geboren und schloss ihr Architekturstudium 1975 an der Columbia University und anschließend das Studium der Stadtplanung am Massachusetts Institute of Technology ebenfalls mit dem Master’s Degree ab. 1977 gründete das Ehepaar das gemeinsame Architekturbüro Arquitectonica mit Hauptsitz in Coral Gables, Florida in den USA. Bereits ihre ersten Projekte in den 1970er Jahren, vorrangig Wohnhäuser wie das Spear House (1976-1978), weisen klare geometrische Formen in der Tradition des russischen Konstruktivismus und der Farbigkeit postmoderner Ästhetiken auf.

In den 1980er Jahren entstanden erste Großprojekte, unter anderem die Banco de Crédito in Lima, Peru (1983-1988) und der North Dade Justice Center in Miami, Florida (1984-1987), die allesamt als urbane Solitäre konzipiert wurden und erste dekonstruktivistische Züge tragen. Dennoch blieb Arquitectonica unmissverständlich einer neuen Form des Modernismus treu und begründete somit den Beginn der so genannten “Miami School“. Ihren internationalen Durchbruch erlangte das Team mit ihrem europäischen Debüt, der Banque de Luxembourg im Jahr 1994 und der US-amerikanischen Botschaft in Lima, Peru (1993-1995). Ende der 1990er Jahre wurde Arquitectonica unter anderem mit der Neugestaltung des Miami International Airports betraut und realisierte zahlreiche weitere Projekte in Asien und Lateinamerika.




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