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Kongresszentrum in Brasilia
Über mehr als sechzig Jahre hinweg erkundete der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer die Möglichkeiten, freiere und fließendere Formen in die städtebauliche Architektur einzuführen. Ihre maximale Plastizität erreichten seine Bauwerke in der Planstadt Brasília, das Kongressgebäude der neuen Hauptstadt von Brasilien stellt ein südamerikanisches Manifest der architektonischen Moderne dar.
Standort | Brasília, Brasilien |
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Bauzeit | 1958-1960 |
Architekten | Oscar Niemeyer |
Nutzung | Senat, Abgeordnetenhaus und oberste Verwaltungsbehörde |
Größe | Gesamtfläche: rund 2. km² |
Adresse / Telefon | Praça dos Três Poderes (Platz der Drei Gewalten) |
Besonderheit | Architektonisches "Herzstück" der Planstadt Brasília |
Geschichte des Bauwerks
Die erste Amtshandlung des brasilianischen Präsidenten Juscelino Kubitschek de Oliveira im Jahr 1957 bestand in einer Zusammenkunft mit den drei bedeutendsten Architekten Brasiliens, Lúcio Costa, Oscar Niemeyer und Roberto Burle-Marx, um das Projekt der neuen brasilianischen Hauptstadt Brasília zu beschließen. Der Anlass, die neue Hauptstadt im geografischen Zentrum des Landes zu bauen, war der Bedarf nach einer neutralen, föderalen Hauptstadt, durch welche die Infrastruktur des Binnenlandes gefördert werden sollte. Präsident Kubitschek ernannte Oscar Niemeyer zum Chef des staatlichen Bauamtes und zum Projektleiter des Baus der Planhauptstadt. Bereits 1957 wurde mit der Gestaltung des 472,12 km2 großen Geländes für die neue Stadt begonnen.
1958 begann Niemeyer mit dem Bau des Kongressgebäudes, welches als architektonischer Höhepunkt der Stadtplanung zu betrachten ist. Am 21. April 1960 wurde die fertig gestellte Stadt durch den Präsidenten Kubitschek eingeweiht.
Brasília stellt eine der wenigen realisierten Idealstädte des 20. Jahrhunderts dar, eine gebaute "Utopie", eine am Reißbrett entstandene Planstadt. Lúcio Costa, Niemeyers ehemaliger Lehrer, entwarf den so genannten "Plano Piloto", den flugzeugförmigen Generalplan der Stadt, den Oscar Niemeyer mit seiner eigenwilligen, skulpturalen Architektur fast bühnenbildartig bestückte. Roberto Burle-Marx war in dem Projekt maßgeblich für die Gestaltung der Plätze und Parks verantwortlich.
Kurze Zeit nach der Einweihung Brasílias verließ Niemeyer das Land; aufgrund der politischen Umwälzungen im Land durch die Machtergreifung der Militärs sah er sich als langjähriges Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens gezwungen, zur seiner eigenen Sicherheit ins Exil nach Frankreich zu gehen. Erst zum Ende der 1960ern Jahre kehrte er nach Brasilien zurück und setzte dort seine Arbeit fort.
Beschreibung des Gebäudes
Das Kongressgebäude liegt am Scheitelpunkt des Platzes der Drei Gewalten und bildet den Endpunkt einer zentralen, die gesamte Stadt durchschneidenden Achse. Niemeyer hat mit dem imposanten Bauwerk dessen staatstragende Funktion symbolisch zum Ausdruck gebracht. Es ist einerseits als ein weit sichtbares Wahrzeichen konzipiert, anderseits als eine riesige Terrasse, zu der die Öffentlichkeit uneingeschränkten Zugang hat und dort die großartige Aussicht genießen kann. Der Hauptbaukörper liegt wie eine flache Platte in einer leichten Senke, die seitlich durch Straßendämme bis zur Höhe des Dachs begrenzt wird.
Auf der Dachterrasse befinden sich zwei große, plastische Objekte: eine Halbkugel über dem Senat, eine Schale über dem Abgeordnetenhaus. Eine riesige Rampe führt von ebener Erde auf die Terrasse hinauf, ein Element, das die Vorderansicht des Gebäudes dominiert, obgleich sich der Geschäftseingang im Untergeschoss befindet. Hinter diesem Baukörper ragen die beiden schmalen Türme der Obersten Verwaltungsbehörde in den Himmel.
Die beiden Türme, welche als die höchsten Bauten der Stadt gelten, werfen ihre Schatten auf das künstlich angelegte, quadratische Wasserbecken, welches hinter ihnen anschließt. Niemeyer verwendete fast ausschließlich Beton als Baumaterial für das Kongressgebäude. Charakteristisch für das Gebäude sind die kurvenreichen, weichen Konturen und das Verhältnis von freiem Raum und Volumen, wie es beispielsweise an Schale und Kuppel zu sehen ist.
Nutzung / Größe
Das Kongressgebäude befindet sich am "Praça dos Três Poderes", am Platz der drei Gewalten. Gemeint sind die Exekutive, Legislative und Judikative, wodurch die Grundpfeiler der Demokratie hier auch städteplanerisch das Herz der Stadt darstellen. Das Kongressgebäude ist im Rahmen öffentlicher Führungen für Besucher zugänglich.
Besonderheiten
Der eigentümliche Charakter der Stadt Brasília war von Anfang an nicht unumstritten. Ihre Gebäude sind wie aus einem Guss, die Führung ihrer Verkehrsadern ist klar, ihre Gestaltung verbindet futuristische Formen mit gesellschaftspolitischen Utopien. Einige kritisieren ihre angeblich kühle Ästhetik, ihre Linienführung, die nicht organisch gewachsen ist, sondern in einem städtebaulichen und künstlerischen Entwurf von Menschenhand gezogen wurde.
Die meisten erkennen jedoch die einzigartige Besonderheit Brasílias in genau jener Kombinatorik aus Monumentalität, in der Architektur zur öffentlichen Aussage wird, und südamerikanischem Symbolismus, der in seinen Formen menschliche Züge trägt. Niemeyer selbst nannte das Kongressgebäude eine "Symphonie der Formen", die abstrakt- poetischen, politischen und ästhetischen Visionen folgt, von denen jedoch viele seit der Gründung der Stadt verblasst sind. Die Entwicklung des urbanen Lebensumfeldes vermochte das monumentale Bauwerk kaum zu fördern und die gewaltigen Baukosten brachten Niemeyer und den weiteren am Projekt Beteiligten ebenfalls vehemente Kritik ein. Brasília wurde im Jahr 1987 zum UNESCO- Weltkulturerbe erklärt.
Der Architekt
Oscar Niemeyer wurde am 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro in Brasilien geboren. Von 1930 bis 1934 studierte er Architektur an der Akademie der schönen Künste in Rio de Janeiro. Im Jahr 1936 begann er seine Zusammenarbeit mit Lùcio Costa in dessen Büro und wirkte am Neubau des Erziehungsministeriums in Rio de Janeiro unter der Leitung von Le Corbusier mit. 1939 realisierte er Costas Entwurf des brasilianischen Pavillons für die Weltausstellung in New York. In den 1940er Jahren baute Niemeyer unter anderem die Boavista- Bank in Rio de Janeiro und entwarf mehrere Neubauten in den dortigen Vororten.
1954 entstand nach seinem Entwurf der Palast der Industrie im Ibiraquera-Park in. Im Jahr 1957 ernannte ihn der brasilianische Präsident Kubitschek zum Projektleiter für den Bau der neuen Hauptstadt Brasília. Zwischen 1958 und 1960 entstanden dort zahlreiche von ihm entworfene Bauwerke, allem voran das Kongressgebäude. 1960 sah sich der Kommunist Niemeyer gezwungen, aufgrund der politischen Umwälzungen in Brasilien das Land zu verlassen. Es folgten Großprojekte in Algerien und Europa, unter anderem das Zentrum der KPF in Paris im Jahr 1967, die Hauptverwaltung von Mondadori in Mailand im Jahr 1968 und die Universität Constantine in Algerien im Jahr 1969. Ende der 1960er kehrte er wieder nach Brasilien zurück und setzte dort seine Arbeit fort. 1978 entwarf er das Theater- und Kongresszentrum in Venedig, im Jahr 1988 erhielt er den Pritzker Architecture Prize.
Im darauf folgenden Jahr baute er das Memorial da America Latina in São Paulo. In den 1990er Jahren erhielt Niemeyer weitere zahlreiche Auszeichnungen wie beispielsweise den goldenen Löwen der Biennale in Venedig und die Goldmedaille des Royal Institute of British Architects in London.
Oscar Niemeyer feiert im Jahr 2007 seinen 100. Geburtstag und ist noch immer als Architekt tätig. Derzeit plant er ein Freizeitbad in Potsdam, dessen Eröffnung zu Niemeyers großem Geburtstag geplant ist.
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