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Wüsten-Hornviper, Cerastes cerastes

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines
  2. Systematische Einteilung
  3. Aussehen, Verhalten
  4. Vorkommen
  5. Vermeidung eines Bisses
  6. Art des Gifts
  7. Folgen eines Bisses
  8. Erste Hilfe
  9. Gegenserum (Antiserum)
  10. Prognose
  11. Zusammenarbeit
  12. Giftnotruf-Zentralen

Allgemeines

Diese Schlangenart kommt im Norden von Afrika und auch in Israel,  Jordanien und der Arabischen Halbinsel vor. 
Sie sollte nicht mit der in Europa - und besonders auf dem Balkan - vorkommenden Europäischen Hornotter (Vipera ammodytes) verwechselt werden.
Von der Gattung der Hornviper (Cerastes) gibt es folgende Arten:

  • Cerastes boehmei
  • Cerastes cerastes
  • Cerastes gasperettii
  • Cerastes vipera

Von der hier dargestellten Art der Wüsten-Hornviper (Cerastes cerastes) gibt es sie beiden folgenden Unterarten:
- Cerastes cerastes cerastes
- Cerastes cerastes hoofieni

 

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Gattung Hornvipern (Cerastes)
Art Wüsten-Hornviper (Cerastes cerastes)

 Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Desert Horned Viper
  • Französisch: Vipère à corne

Aussehen, Verhalten

Die Schlangeart wird nur zwischen etwa 60 bis 90 cm lang. Sie besitzt eine grau-braune Grundfärbung mit dunklen Flecken auf der Rückenseite. Ihre Bauchseite ist weißlich. Über den beiden Augen erkennt man jeweils ein größeres Schuppenhorn, nach dem sie auch ihren Namen erhalten hat. In der Mitte des Körpers weist sie 26 bis 36 gekielte Schuppen auf. Sie hat einen relativ kurzen Schwanz. Der Kopf besitzt eine Dreiecksform und ist deutlich vom Rumpf abgesetzt. Sie bewegt sich wie die Seitenwinder-Klapperschlange durch seitliches Winden fort, was ihr die Fortbewegung in dem lockeren Sand sehr erleichtert und ihr sogar ein schnelles Fortbewegen ermöglicht. Die Hornviper ist  größtenteils nachtaktiv und vergräbt sich tagsüber in Erdlöchern unter Pflanzen oder gräbt sich im Sand ein. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Nagern, Echsen oder auch Vögeln. Um potenzielle Feinde zu warnen oder abzuschrecken, reibt sie ihre rauen Schuppen an den Flanken so aneinander, dass dabei ein deutlich vernehmbares Geräusch entsteht. Das Tier legt zwischen etwa 10 und 25 Eier.

Fortbewegung, Biotechnik
Ihre Fortbewegung geschieht nahezu senkrecht zu ihrer Längsachse, was eine typische seitenwindende Fortbewegung ist.
Dabei hebt sie abwechselnd ein Stück des Körpers hinter dem Kopf und vor dem Schwanz vom Boden hoch und setzt sie versetzt wieder ab. Dabei hinterlässt sie die typischen Spuren der Seitenwinder.
Ihre Fortbewegungsart hat Biotechniker dazu inspieriert, einen schlangenähnlichen Roboter zu entwickeln, der ua. Rohre oder dünne Bäume emporklettern kann.

 

Vorkommen

Die beiden Unterarten der Wüsten-Hornviper kommen in folgenden Ländern vor:
Ägypten
Algerien
Israel
Jordanien
Libyen
Mali
Marokko
Mauretanien
Niger
Oman
Sudan
Tunesien
Westliche Sahara

Sie lebt vor allem in den dortigen Sand- (Sahara), Stein- oder Geröllwüsten sowie in Oasen.

Vermeidung eines Bisses

Beim Fortbewegen in den Wüstengebieten, in denen die Schlangenart vorkommt, sollte man hohes und festes Schuhwerk tragen. Das Tier ist normalerweise beim Laufen in seinem Versteck nicht zu erkennen.
Beim Übernachten in Oasen darauf achten, dass  die Zelte geschlossen sind und auch keine Wohnwagen- oder Autotüren offen bleiben. Sehr leichtsinnig wäre es, in einem Schlafsack oder ähnlichem im Freien zu nächtigen.

Art des Giftes

Der Hauptanteil des Giftes dieser Schlangenart ist ein die Blutgerinnung massiv störendes Enzym. Über eine Reihe von Zwischenprozessen katalysiert das Gift das Prothrombin, ein wichtiger Faktor im Ablauf des Gerinnungsprozesses, zum Fibrin und führt damit zu einer abnorm starken Blutgerinnung. Dieser Prozess kann so ausgeprägt sein, dass bereits nach einigen Stunden der gesamte „Vorrat“ an Prothrombin verbraucht ist und das Blut nicht mehr gerinnen kann. Man bezeichnet diesen Prozess als Verbrauchskoagulopathie. 
Derartige Zwischenfälle ereignen sich hin und wieder im Verlauf von Operationen in den Krankenhäusern und bedeuten einen dramatischen lebensgefährlichen Zustand.

Folgen eines Bisses, Symptome

Es treten als erste Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlangenart im Bereich der Bisswunde Schwellungen auf und es kommt in deren Umgebung zu blass-bläulichen (lividen) Verfärbungen. Außerdem kommt es sehr schnell nach dem Biss zu sehr starken Schmerzen. 
Es tritt ein Zahnfleischbluten auf und auch ältere Kratz- und Rasierwunden oder sonstige kleinere Verletzungen beginnen zu bluten. Es kommt zu Einblutungen in das Gewebe mit starker Ödembildung. Dabei können die Ödeme und Einblutungen in dem Magen-Darmtrakt so große Ausmaße annehmen, dass es zu hämorrhagischen Schockzuständen kommt. Blutungen in den Magen-Darmtrakt zeigen sich durch Blut im Stuhl oder blutigem Erbrechen. Auch ein lebensbedrohendes Nierenversagen kann auftreten. Die Gerinnungsstörungen können wochenlang anhalten. Sofern eine so genannte Verbrauchskoagulopathie auftritt, ist das gesamte Gerinnungssystem außer Funktion. Dies bedeutet eine extrem lebensbedrohliche Situation.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Bequemlichkeit halber hier nochmals abgedruckt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange möglichst eindeutig identifizieren
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee.
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt.
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden.
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen.

Das Anlegen eines Immobilisierungs - Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht empfehlenswert.

Gegenserum (Antiserum, Antitoxin)

Es gibt diverse polyvalente Antiseren und ein monovalentes Antiserum. Ein monovalentes Antiserum wirkt spezifisch gegen eine Schlangenart bzw. -unterart, während polyvalente Antiseren gegen mehrere - aber meist nicht so wirksam - wirken. Aber die Anwendung von Antiseren ist nur bei sehr schweren Vergiftungs-Fällen erforderlich und sinnvoll - und zwar bei einem klinisch messbaren Fibrinogenabfall - nicht zuletzt deswegen, weil die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden ist. 

Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt in einem entsprechenden Zentrum erfolgen. Wegen der ausgedehnten Ödeme ist die sofortige Infusion von physiologischer Kochsalzlösung sinnvoll. Der Hämatokrit, das Fibrin sowie die Plasmaelektrolyte sind kontinuierlich zu prüfen und Normabweichungen ggf. therapeutisch zu behandeln.

Prognose

Ohne Behandlung ist durchaus mit dem Tod zu rechnen, obwohl es nur wenige dokumentierte Todesfälle gibt. 
In den relativ seltenen Fällen einer cerebralen (ins Gehirn) Einblutung ist mit Folgeschäden wie nach einem Schlaganfall zu rechnen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Ein Besuch des des Zoos eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:

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