Wissen » Giftschlangen » Giftschlangen: Weißlippenkobra, Waldkobra

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Weißlippenkobra, Schwarz-weiße Kobra, Naja melanoleuca

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines
  2. Systematische Einteilung
  3. Aussehen, Verhalten
  4. Vorkommen
  5. Vermeidung eines Bisses
  6. Art des Giftes
  7. Folgen eines Bisses
  8. Gegenserum (Antiserum)
  9. Erste Hilfe
  10. Prognose
  11. Zusammenarbeit
  12. Giftnotruf-Zentralen

Allgemeines

Weißlippenkobra © goruma (Jürgen Hergert, Schlangenfarm Schladen)

Die Weißlippenkobra - eine echte Kobra der Gattung Naja - gilt als ausgesprochen giftig - nach der Kapkobra ist sie die giftigste afrikanische Kobra.
Sie wird auch als Schwarz-weiße Kobra bezeichnet.
Es sei erwähnt, dass von der Weißlippenkobra zwei verschiedene Formen existieren. Die zweite Form wird unter der Bezeichnung "subfulva" geführt und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht (Aussehen, Verhalten, Lebensraum) von der "Normalform". Es ist möglich, dass nach genauer wissenschaftlicher Abklärung diese als Unterart der Naja melanoleuca geführt wird oder aber sogar als naja subfulva in den "Artrang" erhoben wird.
Der deutsche Trivialnahme für diese neue Kobraart könnte in Anlehnung an ihren Lebensraum "Steppenkobra" sein.

Es gibt (derzeit) die folgenden Arten und Unterarten von Kobras. Diese lassen sich in die asiatischen und afrikanischen Kobras unterteilen, wobei die Weißlippenkobra zu den afrikanischen Kobras gehört:

Die afrikanischen Kobras mit ihren Unterarten

Naja anchietae Naja annulata
- Naja annulata annulata
- Naja annulata stormsi
Naja annulifera
Naja arabica Naja ashei Naja christyi
Naja haje Naja katiensis Naja melanoleuca
Naja mossambica Naja multifasciata  Naja nigricincta
- Naja nigricincta nigricincta
- Naja nigricincta woodi
Naja nigricollis Naja nivea Naja nubiae
Naja pallida Naja senegalensis  

Systematische Einteilung

Familie Giftnattern (Elapidae)
Gattung echte Kobra (Naja)
Art Weißlippenkobra, Schwarz-weiße Kobra (Naja melanoleuca)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Black-and-white-lipped cobra
  • Französisch:

Aussehen, Verhalten

Die Weißlippenkobra gehört mit zu den größten aller Kobras. Sie wird zwischen 2 m bis ca. 2,70 m lang. Die Farbe ihrer Körperoberseite ist in der Regel ein eintöniges braun, aber es gibt auch schwarz gefärbte Exemplare, die von kleinen weißen Flecken bedeckt sind. Die Schläfen und die Bauchseite sind gelb oder weiß - mit oder ohne dunkle Flecken oder Bändern.
Sie ist eine schlanke, jedoch sehr kräftige Schlange mit einem kurzen Kopf, der sich nur wenig vom Hals absetzt. Von den sieben und hin und wieder acht Oberlippenschilden berühren der dritte und vierte Schild die Augen des Tieres. Die Anzahl der Bauchschilde (ventralia) schwankt zwischen 198 und 226. Durch Spreizen der beweglichen Halsrippen wird ihr typisches Halsschild gebildet. Sie gilt in der Regel als sehr aggressiv. Wenn sie sich bedroht fühlt, richtet sie ihren Vorderkörper auf, wobei sie ihre Halsregion zu einem breiten Schild ausbreitet. Ihren Kopf hält sie dabei in waagerechter Haltung auf den potenziellen Angreifer hin ausgerichtet. Wer ein derartiges Verhalten der Schlange proviziert hat, sollte sofort solange absolut regungslos verharren, bis die Schlange wieder in eine friedliche Haltung übergegangen ist. Dabei ist zu beachten, dass auch kleine Bewegungen ausreichen können, um die Schlange erneut zu provozieren. Oft beißt diese Kobra aber auch zu, ohne den Nackenschild zur Warnung aufzustellen. Sie ist in ihrer Schnelligkeit und Agressivität durchaus mit den Mambas zu vergleichen. Interessanterweise gilt die "subfulva-Form" dagegen als geradezu unagressiv und scheu. 
Die Weißlippenkobra lebt vorwiegend in Regenwäldern, während die "subfulva-Form" größtenteils Trockensavannen vorzieht. Die Schlange und ist tagaktiv. In einigen Regionen lebt sie an Flussufern auf den dort herabhängenden dichten Wurzeln oder auch in Uferhöhlungen. sehr gerne hält sie sich auch im Geäst von Büschen und Bäumen auf. Ihre Verbreitung reicht vom Meeresspiegel bis zu Höhen von ca. 2.800 m. Die Schlange ernährt sich von Kleinsäugern (Ratten, Mäuse), Vögeln und deren Eiern, außerdem von Eidechsen, Schlangen, Fröschen und Kröten. Da sie auch im Wasser lebt, ernährt sie sich auch von Fischen.

Vorkommen

Die Weißlippenkobra kommt in den folgenden Ländern vor:

Äthiopien
Angola 
Benin 
Burkina Faso
Demokratische Republik Kongo
Elfenbeinküste
Gabun
Gambia
Ghana
Guinea
Guinea Bissau
Kamerun
Kenia
Liberia
Malawi
Mali
Mosambique
Niger
Nigeria
Republik Südafrika
Sao Tome
Sambia
Senegal
Sierra Leone
Simbabwe
Somalia
Sudan
Tansania
Togo
Tschad
Uganda
Zentralafrikanischen Republik

Da die Schlange Feuchtigkeit liebt, lebt sie in feuchten Mittelgebirgs- und Tieflandwäldern in der Nähe von Wasser sowie wegen der Ratten in Reisfeldern. Sie taucht aber auch in der Nähe menschlicher Lebensräume auf. Aber auch in Termitenhügeln, Getreidespeichern, Steinhaufen, Müllhalden oder mit Gestrüpp überwachsene Gebäuden findet man sie. 
Die "subfulva-Form" dagegen bevorzugt eher trockenere Regionen. 

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern nicht in Felsspalten u.ä. fassen. Beim Suchen von Pilzen und Beeren nicht ohne besondere Vorsicht in Gebüsche, Sträucher o.ä. greifen. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen fest auftreten.
Da sich diese Schlange aber auch gerne im Geäst von Büschen und Bäumen aufhält, ist allerdings auch mit einem Angriff von "oben" zu rechnen. Einen kleinen Schutz bietet da ein Tropenhelm mit einem langen und festen Nackenschutz. Das Tier sollte bei einer Begegnung nicht gereizt und auf keinen Fall sollte versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. sich vorsichtig entfernen.

Art des Giftes

Die Weißlippenkobra besitzt ein sehr starkes Neurotoxin als Gift, also ein Gift, das auf das Nervensystem wirkt, und zwar im Bereich der Synapsen, also den winzigen Spalten zwischen Nervenenden untereinander sowie zwischen Nerven und Muskeln. Ihr Gift gilt nach dem der Kapkobra als das zweitwirksamste der afrikanischen Kobras.

Folgen eines Bisses

Die Symptome nach einem Biss sind die folgenden: Meist nur gering ausgeprägte Lokalsymptome wie Schmerz und Ödem, evtl. kommt es zur Blasenbildung und einer Lymphknotenschwellung. Die Rückbildung der Lokalsymptome erfolgt meist ohne Nekrose. Die neurologischen Symptome können bereits nach 15 min. aber auch erst nach 10-20 h nach dem Biss erfolgen. Eine mögliche Atemlähmung tritt nach 2-12 h auf und hält bis zu 7 Tagen an. Weiterhin kommt es zu Lähmungen mit Ptosis (Augenlidlähmungen), Taubheit im Bereich der Lippen, Ophthalmoplegie (Augenmuskellähmung.), sowie zu Schluck- und Sprachstörung. Als frühes Allgemeinsymptom treten Übelkeit mit Erbrechen auf.

Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist unbedingt zu vermeiden. Am Besten legt man sich auf den Boden und wartet auf Hilfe. Der Arzt sollte auf keinen Fall selber zu Fuß aufgesucht werden. Es kommt daher ein Transport per Kfz oder am Bestenmit einem Hubschrauber in Frage. Eventuell muss der Verletzte zur nächsten Ansiedlung getragen werden, um von dort aus Hilfe zu holen. Ein Aussaugen der Bissstelle ist zu unterlassen, da das Gift möglicherweise über den Mund in den Blutkreislauf eindringen kann. Ein Abbinden der Extremitäten ist ebenfalls zu unterlassen. Als gute zumindest lebensverlängernde Maßnahme hat sich das Anlegen eines Immobilisierungs - Druckverbands erwiesen.

Es darauf hinzuweisen, dass es sehr wichtig ist, bevor ein Gegenserum verabreicht wird, abzuwarten, ob es sich bei dem Biss um einen Vollriss  oder einen Verteidigungsbiss gehandelt hat.  Bei einem Verteidigungsbiss muss nicht zwangsläufig auch Gift injiziert worden sein. Beim Vollbiss dagegen ist damit zu rechnen, dass eine größere Menge Gift injiziert wurde.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt eine Reihe von polyvalenten (gegen eine Reihe verschiedener Schlangen wirksam) Gegenseren gegen das Gift der Weißlippenkobra,das bekannteste davon ist das SAIMR (Polyvalent Antivenom Zentral- und Südafrika). Die Wirksamkeit des Antiserums ist bezüglich der neurologischen Giftwirkungen schwach und relativ sehr langsam. Die Wirksamkeit ist jedoch besser sofern man das Antiserum gibt, bevor die ersten Lähmungserscheinungen eingetreten sind. Es sei darauf hingewiesen, dass die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden sein kann. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte möglichst nur durch einen erfahrenen Arzt oder anderes Fachpersonal erfolgen.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Neben diesen allgemeinen Maßnahmen empfiehlt sich bei einem Biss der Kobra das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes. Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange empfehlenswert,

Prognose

Ohne den Einsatz eines Antiserums und einer intensiv-medizinischen Behandlung ist bei einem Vollbiss durchaus mit dem Tod zu rechnen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Tel.: 0043 - 4275 - 23165
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

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