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Belgien: Geschichte
Vorbemerkung
Eigentlich beginnt die Geschichte Belgiens im engeren Sinn erst mit der Staatsgründung 1830. In den Jahrhunderten davor kann man nur von Provinzen sprechen, die man als Teile der Niederlande verstehen kann. Diese Provinzen haben eine lange politische Tradition, auf der sich der Staat Belgien begründet. Nicht ohne Grund konnte erst die Errichtung eines Bundesstaates 1993 die langanhaltenden Konflikte zwischen Wallonen und Flamen befrieden.
Vor dem Jahr 1000
In den Jahrhunderten vor der Zeitenwende siedelte im nordöstlichen Teil Galliens eine germanisch-keltische Mischbevölkerung, die Julius Caesar im Zuge der Eroberung 57 v. Chr. unter dem Begriff belgae zusammenfasste. Das Gebiet wurde zur römischen Provinz "gallia belgica" und im Laufe der Zeit romanisiert. Jeder der in der Schule Latein gelernt hat, wird sich sicherlich an den Beginn von Julius Caesars "De bello Gallico" erinnern:
"Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. Gallos ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. Horum omnium fortissimi sunt Belgae, ..."
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches entwickelte sich die Region nach der Einwanderung der Franken (westgermanische Völker) vom Niederrhein zum Kerngebiet des entstehenden Frankenreiches. Chlodio, der Gründer der Merowinger-Dynastie, machte 440 n. Chr. Tournay zur Hauptstadt seines Reiches. Von hier aus nahm die Entwicklung des Frankenreiches seinen Anfang, das in seiner Blüte unter Karl dem Großen, der in der Nähe von Lüttich geboren wurde, weite Teile West- und Mitteleuropas umfasste. Schon in der Mitte des 5. Jahrhunderts setzte die Christianisierung ein, welche im 7. Jahrhundert ihre Vollendung erlebte.
Nach dem Zerfall des Frankenreiches bildeten sich zahlreiche Grafschaften, Bistümer und Abteien.
Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert
In der Folge des Hochmittelalters geht die Region in Burgund auf, bis 1477 das Gebiet von Habsburg übernommen wird. Karl V. formte aus dem Gebiet den "Burgundischen Kreis" einen von 10 Reichskreisen des Deutschen Reiches. Es handelt sich um insgesamt 17 neue Provinzen aus ehemals deutschen und französischen Lehen, die im Kreis ein eigenes Parlament erhielten und nicht mehr dem Reichstag verantwortlich waren. Sie waren nur dem Kaiser gegenüber steuerpflichtig.
Als Folge des achtzigjährigen Krieges, der 1568 ausbrach, wurde die Region geteilt. Ursache war das brutale Unterdrückungsregime, das der Sohn Karls V. (1500-1558), Phillip II. (1527-1598) von Spanien, durch seinen Verwalter Fernando Álvarez de Toledo, bekannt als Herzog von Alba (1507-1582), in den Niederlanden installierte. Mit Hilfe der Inquisition sollte der vorherrschende Protestantismus unterdrückt werden, wogegen sich die Provinzen wehrten. Mit ausschlaggebend war, dass dem erzkatholischen Phillip II. die relative Unabhängigkeit der Flandrischen Städte im aufkommenden Absolutismus ein Dorn im Auge war. Im Jahr 1581 erklärten sich die Nordprovinzen als "Republik der Sieben Vereinigten Niederlande" unabhängig. Daraus entstand das Königreich der Niederlande. Die südlichen Provinzen blieben weiterhin ein Teil der "Spanischen Niederlande" unter Habsburgischem Regime.
Im 18. und 19. Jahrhundert
1780 erklärten sich die "vereinigten belgischen Staaten" für unabhängig. 1794 wurden sie aber von Frankreich annektiert. Die Region wurde nach der Niederlage Napoleons beim Wiener Kongress 1815 den Niederlanden zugesprochen. Dies sorgte innerhalb der Belgischen Provinzen für erhebliche Unruhe.1830 brach in Brüssel nach einer Opernaufführung - in der Heimat und die Freiheit der Neapolitaner von Spanien eine Rolle spielten - ein Aufstand aus, der zur Unabhängigkeitserklärung vom 4. Oktober 1830 führte. Das neu entstandene Königreich wählte Leopold von Sachsen-Coburg zum König Leopold I. (1790-1865). er regierte als erster belgischer König von 1831 bis 1865. Er musste einen Eid auf die Verfassung ablegen und das parlamentarische System, die Souveränität des Volkes und die Grundrechte der Bürger akzeptieren.
Als Wiege der Industrialisierung in Wallonien, der Stärke der flandrischen Handelsstädte und territorialer Besitztümer in Afrika (Belgisch Kongo) entwickelte sich das Land zu einer wohlhabenden Nation.
20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert wurde Belgien Schauplatz der beiden Weltkriege. 1914 marschierten im 1. Weltkrieg deutsche Truppen ohne Kriegserklärung in das neutrale Belgien ein, um die starken französischen Grenzbefestigungen zu umgehen. Allerdings schlug der "Schlieffenplan" der deutschen Generalität fehl, so dass Flandern zum Austragungsort des brutalen Stellungskrieges wurde. Viele Städte wurden dabei zerstört. Als Entschädigung nach der Niederlage Deutschlands im Jahr 1918 annektierte Belgien das Gebiet Eupen-Malmedy vom Deutschen Reich.
Im 2. Weltkrieg wiederholte sich das Vorgehen. Deutsche Truppen besetzten am 10.Mai 1940 Belgien, um die französischen Befestigungen (Maginot-Linie) zu umgehen. Der so genannte "Sichelschnitt" (ähnlich dem "Schlieffenplan") was durch technische Fortschritte im Bereich Mobilität auch gelang.1944/45 fand bei der Rückeroberung durch die Alliierten in der "Schlacht in den Ardennen" der Entscheidungsschlag an der Westfront gegen die deutschen Truppen statt.
Nach dem überaus grausam geführten Krieg in Belgisch-Kongo, der 1960 zur Unabhängigkeit der Kolonie führte, verlegte Belgien seine Außenpolitik auf den Sitz der Nato und der EU. Die Rolle Belgiens, der USA (CIA) sowie des belgischen Königshauses unter Bauduin bei der Ermordung des kongolesischen Freiheitskämpfers Patrice Lumumba 1960, der darauf zum Idol des afrikanischen Unabhängigkeitsstrebens wurde, ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Innenpolitisch ist die Nachkriegszeit stark geprägt von großen Spannungen zwischen den französisch sprechenden Wallonen und den Flamen. Die Wallonen waren zunächst tonangebend, aufgrund der industriellen Stärke ihrer Region durch den Bergbau. Der Niedergang der Bergbauindustrie und das Erstarken Flanderns mit Brüssel (Entwicklung des tertiären Wirtschaftssektors) sind die ausschlaggebenden Gründe für die Uneinigkeit. Erst die Verfassungsreform von 1993 konnte hier für eine gewisse Ruhe sorgen.
Stabilisierend und einigend wirkt das Könighaus. Durch Albert II. als König halten die konkurrierenden Kräfte seit 1993 zusammen.
Ein weiteres innenpolitisches Problem ist die starke Verflechtung der Politik im Bund. Der Skandal um den Missbrauch von Kindern, der in den Medien stark präsent war, ist zudem nicht zu unterschätzen.
Bei den Parlamentswahlen vom 13. Juni 2010 siegten im flämischen Teil des Landes die nationalistische Neu-Flämische Allianz (NVA) unter ihrem Chef Bart De Wever, die ein unabhängiges Flandern fordert. Die nationalistische Neu-Flämische Allianz (NVA), die ein unabhängiges Flandern fordert, ist mit 27 Mandaten (28,3%) neu die stärkste Kraft im Parlament. Die Christdemokraten (CDV) des amtierenden Ministerpräsidenten Yves Leterme kamen nur auf 17,5 Prozent der flämischen Stimmen. Die Sozialisten holten hier 15%, gefolgt von den Liberalen (Open VLD) mit 14%. Für die rechtsextreme Vlaams Belang votierten 12,7%. Die Wahrscheinlichkeit für ein Auseinanderfallen Belgiens ist damit ein wenig näher gerückt.
Bei den französischsprachigen Belgiern im wallonischen Teil des Landes sowie in Brüssel gewannen jedoch die Sozialisten mit 36,5% die meisten Stimmen, gefolgt von den Liberalen (MR) mit 24,8 Prozent und den Zentristen (CDH) mit 14,8 Prozent.
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