Es war um das Jahr 823 herum, als ein eher unbedeutendes Dorf namens Sanābād zur heiligsten Stadt Persiens wurde, nämlich zu Maschhad (Aussprache masch-had). Fünf Jahre zuvor war dort der Überlieferung nach an Gift der 8. Imam des schiitischen Islam gestorben, der Imam Reza. Nach dessen Martyrium wurde Sanābād zu Maschhad ar-Rida, zum „Ort des Märtyrers“, denn dort entstand zu Ehren des Imams ein gewaltiges Heiligtum, das heute eine der reichhaltigsten Sammlungen von Kunst und Kultur des gesamten Iran beherbergt. Teil des riesigen, sich ständig erweiternden Komplexes (Haram) ist auch die wundervolle Goharschad-Moschee, ein betörend schöner Bau, der als eine der beeindruckendsten architektonischen Meisterleistungen in ganz Asien angesehen wird. Diese Moschee macht Maschhad auch zu einer der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams. Über die Jahrhunderte wurde der gewaltige Schrein-Komplex vergrößert, erneuert, erweitert. Zahlreiche Gebäude in seiner Umgebung fielen den frenetischen Bauaktivitäten zum Opfer und wer sich heute für einen Besuch in Maschhad an alten Reiseführern orientiert, wird schnell bemerken, dass nichts mehr an seinem früheren Ort, sondern vom Schrein verschluckt wurde.

Maschhad ist aber nicht nur Grablege des einzigen Imams, der auf iranischem Boden beerdigt wurde, sondern auch Hauptstadt des iranischen Bundesstaates Razavi-Khorasan und zweitgrößte Stadt des Landes. Nach dem etwa 850 km entfernten Teheran ist Maschhad die bevölkerungsreichste Stadt und ein politisches wie religiöses Zentrum. Glaubt man manchen Quellen, so kommen pro Jahr etwa 15 bis 20 Millionen Touristen und Pilger nach Maschhad und besuchen den heiligen Schrein mitsamt seiner wundervollen Museen. Maschhad, das auch seiner Nähe zu Afghanistan und Turkmenistan ein wichtiger Ort für Reisende aus aller Welt ist, zeigt sich dennoch oder gerade deshalb als turbulente Großstadt, in dem sich schiitisch-religiöses Leben bestens beobachten und miterleben ist. Nicht nur zum Todestag des Imam Reza, sondern auch im restlichen Jahr kommen die Gläubigen in den Haram und trauern um ihren Imam, als wäre dieser erst gestern zu Tode gekommen. Wer nach Maschhad pilgert, darf stolz den Titel eines Maschti vor seinem Namen tragen.

Der iranische Hauptumschlagplatz für Safran ist aber auch als Heimatort einiger der berühmtesten iranischen Künstler und Literaten bekannt. Dazu gehören große Namen wie Mehdi Akhavan-Sales und Mohammad-Reza Shajarian sowie natürlich Ferdowsi, der mit der Schāhnāme das wohl berühmteste Heldenlied der Iraner geschrieben hat. Und der persische Groß-Herrscher Nadir Schah hatte Maschhad einst zur Hauptstadt seines Riesenreiches auserkoren. Ja, die Bedeutung Maschhads für das persische Leben von einst und das iranische Leben der Moderne kann nicht überbetont werden.