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Oberes Mittelrheintal
Das Obere Mittelrheintal bezeichnet den geographischen Streckenabschnitt des Rheins zwischen Bingen / Rüdesheim und Koblenz. Die wichtigsten Orte zwischen diesen Endpunkten sind Lorch, Bacharach, Kaub, Oberwesel, St.Goar, St Goarshausen, Boppard, Braubach, Rhens und Lahnstein.
Der Rhein hat sich auf diesem Flussabschnitt auf 67 km Länge - vom Stromkilometer 526 bis 593 - durch das Schiefergebirge gegraben und dadurch eine Landschaft geschaffen, die besonders schön ist. An diesen bevorzugten Orten entstanden seit Jahrhunderten immer wieder Burgen, Schlösser, Denkmäler und Kirchen.
Eine empfehlenswerte Seite:
www.welterbe-atlas.de
Das Obere Mittelrheintal mit seinen Burgen, Klöstern und Weinbergen wurde im Jahr 2002 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.
Es wurde der Rhein-Radweg angelegt, Gebäude wurden renoviert und die Uferpromenade neu gestaltet. Störend ist jedoch der starke Eisenbahnverkehr durch das Tal.
Rüdesheim
Die Lage von Rüdesheim am Übergang der Rheingauer Terrassenlandschaft zum Durchbruchstal des Rheins zog schon sehr früh Siedler an. Der erste Bericht über Rüdesheim stammt aus dem Jahr 1074. Im Jahr 1818 erhielt Rüdesheim dann die Stadtrechte. Die drei Burgen, die 1.000 Jahre alte Brömserburg, die Boosenburg und die Burgruine Ehrenfels geben der Stadt ein besonderes Flair. In der Altstadt sind zahlreiche Fachwerkhäuser zu sehen, sowie der aus dem 16. Jahrhundert stammende Klunkhardshof und die alte Stadtbefestigung mit dem Adlerturm. Die extrem stark besuchte Drosselgasse ist aufgrund ihrer Fachwerkhäuser und vielen Weinhäuser sehr bekannt, sie verbindet die Oberstraße mit der Rheinuferpromenade. Das Kloster der Hildegard von Bingen, das in den Jahren 1147 - 1152 erbaut wurde, liegt etwas außerhalb von Rüdesheim. Im Jahr 1877 wurde der Bau für das Niederwald-Denkmal begonnen, das nach 6 Jahren fertig gestellt wurde. Es wurde zur Erinnerung an die Einigung Deutschlands im Jahr 1871 gebaut. Man erreicht es mit einer Kabinenseilbahn, und man hat einen Ausblick auf das enge Rheintal, kann bis nach Bingen auf der anderen Rheinseite schauen, sieht die Nahemündung und die weiten Weinberge des Rheingaus.
Bingen
Bingen am Rhein liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Kelten, die hier schon siedelten, gaben dem Ort den Namen Bingium, was soviel wie „Loch im Fels“ heißt. Die Verbindung zum „Binger Loch“ ist naheliegend. Am Binger Loch fließt der Rhein nicht mehr in Ost-West Richtung, sondern er macht einen scharfen Knick nach Norden. In der Mitte liegt eine Insel, auf der der „Mäuseturm“ aus dem 14. Jahrhundert steht. Da die Schifffahrt an der Stelle durch Untiefen gefährdet war, diente der Turm als Signalturm. Aber er war auch Wachturm, um die Zollsperranlagen der Burg Ehrenfels zu unterstützen, die rechtsrheinisch liegt. Gegenüber von Bingen mündet die Nahe in den Rhein.
Der Rochusberg hat eine Höhe von 242 m und ist die höchste Erhebung von Bingen, auf dem ein 50 m hoher UKW-Sendemast installiert wurde. An den Hängen des Berges wird Wein angebaut..
In der Rochuskapelle liegen seit dem Jahr 1814 Reliquien des heiligen Rupert von Bingen.
Die Burg Klopp wurde im Jahr 1277 fertiggestellt und urkundlich erwähnt. Auch sie wurde für Zolleinnahmen ebenso wie der Mäuseturm und die Burg Ehrenfels eingesetzt. Die Burg wurde mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut. Im Jahr 1711/1712 wurde die Burg dann fast vollständig zerstört, es blieben nur die unteren Mauern des Bergfriedes, der Halsgraben und Reste der südlichen Ringmauer mit Wehrgang. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Brücke, das Torhaus, der Wehrgang und der Hauptturm (Bergfried) wieder aufgebaut.
Lorch
Die Gegend um Lorch war schon von den Kelten besiedelt, später von den Ubiern und im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern. Urkundlich wird die Stadt im Jahre 1085 erwähnt. Das Kloster Lorch wurde um 1100 als Grablege der Staufer gegründet. Im 13. Jahrhundert wurde in Lorch eine Pfarrei eingerichtet.
Bacharach
Bacharach hat einen reichen Bestand an Fachwerkhäusern, wie z. B. der „Alte Posthof“ und das „Alte Haus“, das aus dem Jahr 1568 stammt. Die besonders schön ausgestattete Pfarrkirche „St. Peter“ wurde im Jahr 1100 erbaut.
Die Stadt erhielt im Mittelalter das Stapelrecht (also das Recht einer Stadt, von fremden Kaufleuten zu verlangen, ihre Waren in der Stadt für einen bestimmten Zeitraum abzuladen,) und durch den Handel und die günstige Lage am Rhein wurde Bacharach zu einem bedeutenden Ort in der Region. Oberhalb von Bacharach steht die Burg Stahleck, die im 11. Jahrhundert errichtet worden war und im letzten Jahrhundert wieder aufgebaut wurde. Unterhalb der Burg liegt die Ruine der gotischen Wernerkapelle, für deren Bau etwa 140 Jahren gebraucht wurden. Bacharachs Stadtmauer stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist sehr gut erhalten. Man kann die Mauer an der Rheinfront begehen. Auch die Wehrtürme sind noch gut erhalten.
Im Jahr 1801 dichtete Brentano in seinem Roman „Godwi“ die Ballade von der Lore Lay. Es beginnt mit folgenden Zeilen:
Zu Bacharach am Rheine
Wohnt eine Zauberin,
Sie war so schön und feine
Und riß viel Herzen hin....
Kaub
Auch Kaub war schon um 500. v. Chr. besiedelt. Urkundlich erwähnt wurde es aber erst im Jahr 983. Mit dem Bau der Burg Gutenfels wurde im Jahr 1220 begonnen, um den Schiffern Zölle abzunehmen. Die Wehrmauer wurde kurze Zeit später errichtet. Im Jahr 1324 bekam Kaub Stadtrechte und 1326 wurde die Burg „Pfalzgrafenstein“ auf der Felseninsel Falkenau im Rhein errichtet, um Zölle besser erheben zu können. In den Rheinanlagen von Kaub steht ein Blücherdenkmal, das daran erinnert, dass die schlesische Armee unter Generalfeldmarschall Blücher in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein überquert hat, um den Engländern gegen Napoleon zu Hilfe zu eilen.
Oberwesel
An der Stelle des heutigen Oberwesels befand sich schon 50 v. Chr. eine keltische Siedlung. Die Römer richteten hier ca. 12 v. Chr. eine Militärstation ein, und urkundlich wurde die Stadt im Jahr 966 erstmals erwähnt. Erst um 400 n. Chr. wurde der Ort Verwaltungssitz eines fränkischen Königs. Die ca. drei Kilometer lange Stadtmauer ist sehr gut erhalten und begehbar. Von den ehemals 21 Wehrtürmen sind allerdings nur noch 16 erhalten. Die Rundtürme an der Rheinfront – der Ochsenturm und der Haagsturm sind bemerkenswert. Über der Stadt liegt die Schönburg aus dem 10. Jahrhundert, eine der ältesten Hochburgen im Rheintal. Die Burg gehörte dem Grafen von Stahleck und Friedrich I. "Barbarossa" übernachtete dort im Jahr 1166. In der Liebfrauenkirche von 1331 finden sich ein wertvoller, geschitzter Altar und ein gotischer Lettner (eine steinerne oder hölzerne Schranke, die den Raum für die Priester vom übrigen Kirchenraum trennte). Oberhalb der Stadt steht die gotische St.-Martins-Kirche aus dem Jahr 1303. Sie hat einen mächtigen Glockenturm, der früher ein Teil der Stadtbefestigung war, sein Hochaltar im Stil des Barock stammt aus dem 17. Jahrhundert
St. Goar/ St. Goarshausen
In St. Goar siedelten bereits die Römer. Im Jahr 550 gründete der heilige Goar eine Herberge für Arme und Reisende. Sein Grab wurde später eine Wallfahrtsstätte. Auf dieses Grab wurde die heutige Stiftskirche gebaut in der die Gebeine von Philipp II. und seiner Gemahlin Anna Elisabeth von Bayern liegen.
Auf der anderen Rheinseite befindet sich die Burg Rheinfels.
Zudem liegt hier bei Sankt Goarshausen sam östlichen rechten Rheinufer die Loreley. Sie ist ein 125 m hoher und steiler Felsen, der vom Rhein in einer engen Schleife auf drei Seiten umflossen wird. An dieser Stelle ist der Rhein bis zu 25 m tief. Im Jahr 1939 wurde die Freilichtbühne Loreley gebaut, in der bis heute Großveranstaltungen stattfinden. Von der Loreley aus sieht man die Burg Katz in St.Goarshausen. Der Legende nach wurde die schöne Nixe Loreley mit ihrem langen, goldenen Haar und ihrem Gesang den Schiffern zum Verhängnis, weil sie in der gefährlichen Strömung die Loreley bewunderten und deswegen mit ihren Schiffen an den Felsen zerschellten. Eine Statue seit 1983 von einer russischen Bildhauerin erstellt steht als Symbol für die Loreley unterhalb des Loreley-Felsens auf einer ca. 500 m langen Landzunge im Rhein. Heinrich Heine dichtete das folgende Gedicht über die Loreley. Hier ist die 1. Strophe des Gedichtes, das F. Silcher vertonte:
Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn….
Während der NS-Zeit wollte man den Juden H. Heine nicht als Autor nennen, daher hieß es offiziell: "Lied eines unbekannten Dichters".
Boppard
Sehenswert in Boppard sind u.a. das Römer-Kastell, eine sehr gut erhaltene Festungsanlage aus dem 4. Jahrhundet n. Chr., die im Mittelalter durch die Stadtmauer erweitert wurde und 28 halbrunde Türme sowie ein wunderschönes Tor besitzt – das Binger Tor - und die St. Severus-Kirche, die aus spätromanischer Zeit stammt. Auch sehenswert sind der Adelssitz des Ritter-Schwalbachs aus dem 15. Jahrhundert und die Benediktiner-Propstei, ein sehr altes ehemaliges Kloster.
Braubach
Urkundliche wird Braubach schon im Jahre 691 erwähnt.
Der Ort hat wunderschöne Fachwerkhäuser in verwinkelten Gassen.
Die Marksburg thront über dem Ort. Es ist die einzige unzerstörte Burg am Mittelrhein aus dem 11. Jahrhundert. Die alte Stadtbefestigung mit ihren Türmen, dem Obertor, dem Pankgrafenturm kann noch besichtigt werden. Die Wehranlage schloss auch die Marksburg und den Turm der frühgotischen Barbarakirche aus der Zeit um 1200 mit ein. Die Philippsburg wurde in den Jahren 1568-1571 errichtet und war eine Nebenresidenz von Philipp II von Hessen-Reinfels. In der Altstadt sind noch zahlreiche Häuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert zu bewundern.
Rhens
Im Mittelalter trafen sich hier die Mächtigen des Deutschen Reiches - die Bischöfe von Köln, Trier und Mainz sowie der pfälzische Kurfürst- um sich untereinander in der Politik abzustimmen. Im Jahr 1338 wurde in Rhens die Unabhängigkeit des Königs vom Segen des Papstes beschlossen. Im Jahr 1346 wurde in Rhens Karl IV. zum Römischen Kaiser gekürt. Sehenswert ist in Rhens die Altstadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, das Fachwerk-Rathaus aus dem Jahr 1514, der Scharfenturm, der im Jahr 1396 errichtete wurde und zur Stadtmauer gehört. Er diente als Zolltür und wurde in den Jahren 1629-1648 als Gefängnis genutzt. Bei den Hexenverfolgungen wurden 1645/46 Hexen nach harten Folterungen durch den Scharfrichter hingerichtet.
Lahnstein
Um 3.000 v. Chr. war Lahnstein schon besiedelt. Im 3. Jahrhundert n. Chr. kamen die Römer an die Lahnmündung, dort bauten sie einen steinerne Turm zu ihrem Schutz. Im Jahr 1240 wurde der Grundstein für die Burg Lahneck gelegt. Im 14. Jahrhundert befestigte man die Stadt mit einer zweifachen Stadtmauer, hob Gräben aus und setzte Türme auf die Anlage. Der Wehrgang mit 16 Türmen ist noch erhalten. Im 13. Jahrhundert wurde die Martinsburg am Rheinufer gebaut.
Sehenswert sind u.a. zahlreiche Bürgerhäuser, das alte gotische Fachwerk-Rathaus aus dem Jahr 1500, das Johannis-Kloster mit seiner romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert, der romanische Salhof aus dem Jahr 1160 und der Dietkirchener-Hof aus dem Jahr 1170, sowie das Wirtshaus an der Lahn, das von Goethe mehrmals besucht wurde. Hier soll folgender Spruch entstanden sein: "Wasser allein macht stumm, das zeigen im Bach die Fische. Wein allein macht dumm, siehe die Herrn am Tische. Da ich keins von beiden will sein, trink ich Wasser mit Wein."
Koblenz
Bei Koblenz am so genannten „Deutschen Eck“ fließt die Mosel in den Rhein. An dieser Stelle steht das große Reiterdenkmal von Kaiser Wilhelm I, dem ersten Kaiser des geeinten Deutschlands. Der Name Koblenz leitet sich von dem lateinischen Wort „Confluentes“ - die Zusammenfließenden - ab.
Als die römischen Truppen im 5. Jahrhundert Koblenz verließen, kamen die Franken, die einen Königshof gründeten. In der Kastorkirche fanden die Verhandlungen statt, die dazu führten, dass das Fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun im Jahr 843 geteilt wurde.
Die romanische Basilika St. Kastor ist die älteste Kirche Koblenz. Sie steht hinter dem Deutschen Eck. Der klassizistische Kastorbrunnen zum Ruhme des Feldzuges Napoleons gegen Russland wurde im Jahr 1812 auf dem Platz vor der Basilika errichtet. Er ließ folgende Inschrift eingravieren:
Im Jahre 1812/ Denkmal für den Feldzug gegen die Russen/ Unter dem Präfekturat von Jules Doaza.
Als die Franzosen infolge der verlorenen Schlacht im Jahr 1814 Koblenz verlassen mussten, setzte der Befehlshaber der Franzosen unter die alte Inschrift ironisch eine in französischer Sprache verfasste neue Inschrift, sie lautet übersetzt:
Gesehen und genehmigt durch uns, russischer Kommandant der Stadt Koblenz, am 1. Januar 1814
Sehenswert ist in Koblenz das Kastell Niederberg, das ein Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes war.
Der Obergermanisch-Rätischen Limes war ein 550 km langer Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau.
Im Jahr 1020 wurde die Burg Ehrenbreitstein gebaut, die Schritt für Schritt zu einer Festung ausgebaut wurde. Im 12. Jahrhundert wurde die Liebfrauenkirche errichtet und im 13. Jahrhundert entstanden die Burg Stolzenfels als Zollburg - zerstört und wieder aufgebaut - und die Alten Burg, eine ehemalige Wasserburg.
Mit dem Bau der Balduinbrücke konnten die Mosel wieder problemlos überquert werden.
Das neu erbaute, barocke Schloss Philippsburg am Fuße der Festung Ehrenbreitsteins wurde während des Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) der Sitz von Kurfürsten. Es wurde im Jahr 1801 von den Franzosen zerstört, aber es blieben Reste bestehen.
Der Kühkopf liegt im Stadtwald und er ist mit 382 m die höchste Erhebung der Stadt.
Das Obere Mittelrheintal wurde im Jahr 2002 in die Liste Der UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen
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