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Schnabelköpfige Seeschlange, Enhydrina schistosa
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die genaue Einteilung aller Seeschlangen finden Sie bei Goruma unter Seeschlangen.
Von der Gattung Enhydrina gibt es die folgenden beiden Arten:
Enhydrina schistosa
Enhydrina zweifeli
Von der hier vorgestellten Schlangenart Enhydrina schistosa gibt es keine Unterarten.
Gliederung, Taxonomie
Familie | Giftnattern (Elapidae) |
---|---|
Unterfamilie | Seeschlangen (Hydrophiinae) |
Gruppe | Hydrophis |
Gattung | (Enhydrina) |
Art | Schnabelköpfige Seeschlange (Enhydrina schistosa) |
Ausländische Bezeichnungen:
Englisch: Beaked Seasnake
Aussehen, Verhalten
Die Schlange wird zwischen 1 m bis maximal 1,40 m lang, wobei Längen über 1,10 m eher selten sind. Das Tier iist cremefarben bis grau gefärbt und weist verwaschene blaugraue Querbänder auf. An der Unterseite des Mauls hat sie eine lange fast dolchartige Schuppe. Ihr Maul kann sie sehr weit öffnen
Die Schlange bringt zwischen 3 bis 30 Junge lebend zur Welt. Sie ernährt sich von Fischen und Gliederfüßern.
Zu den Gliederfüßern gehören beispielsweise Entenmuscheln, Insekten, Krebse, Skorpione, Spinnen oder Tausendfüer.
Auf der Jagd nach Beute lauert sie jedoch nicht im Verborgenen sondern ist aktiv auf Beutesuche unterwegs.
Diese Schlange gilt als recht unberechenbar und kann ohne ersichtlichen Grund Taucher oder Schnorchler attackieren. Das Tier ist dämmerungs- und nachtaktiv.
Vorkommen
Die Schlange kommt in den Gewässern der folgenden Länder vor:
Australien (North Territory, Queensland)
Bangladesch
Indien
Madadaskar
Malaysia (incl. Sabah und Sarawak)
Myanmar
Neu Guinea
Oman
Pakistan
Seyschellen (südlich davon)
Thailand
Vereinigte Arabische Emirate
Vietnam
Das Tier lebt in seichten Buchten und den Mündungsdeltas von Flüssen. Hin und wieder findet man sie aber auch in Süßwasserbiotopen.
Vermeidung eines Bisses
In der Regel sind Seeschlangen zwar sehr neugierig aber nicht agressiv. Leider gilt das für diese Seeschlange so nicht, da sie durchaus ohne ersichtlichen Grund Taucher oder Schwimmer attackiert. Auch wenn es schwer fallen mag, muss dabei Ruhe bewahrt werden, da hektische Bewegungen das Tier noch mehr reizen könnte. Allerdings kommt es während der Paarungszeit eher zu einem agressiveren Verhalten. Klug ist es, einen Ganzkörperanzug zu verwenden, der auch Arme und Beine bedeckt. Durch das 5 mm dicke Gewebe kommen die Giftzähne in der Regel nicht hindurch. Am besten taucht man in einer Gruppe unter Leitung eines in den jeweiligen Gewässern heimischen Tauchlehrers. Es gibt weltweit zahreiche deutsch- und englischsprachige Tauchschulen. Da die Schlange sich eher in flachen Wasser und/oder den Mündungsdeltas von Flüssen aufhält und eher nachtaktiv ist, spielt sie für Taucher insofern kaum eine Rolle. Schwimmer und Schnorchler sollten diese Gegenden meiden.
Art des Giftes
Das Gift der Schlange besteht in der Hauptsache aus einem auf das Nervensystem wirkenden Anteil sowie aus Anteilen, die zum Untergang von Gewebe führen (Myolyse). Es ist dabei erfreulicherweise so, dass es in nur etwa 20% der Bisse zu einer Giftabgabe kommt.
Die LD50 ihres Gifts beträgt etwa 0,01 mg pro kg Körpergewicht der verwendeten Versuchsmäuse. Unter der LD50 versteht man die Menge an Gift in mg (1 mg = 1/1000 g) gemessen, bei dessen Injektion die Hälfte (50%) der eingesetzten Versuchstiere pro Kilo hochgerechnet - meist weiße Mäuse - verstorben ist.
Wenn eine Maus beispielsweise 100 g wiegt, so reichen bereits 0,001 mg ( =1 Millionstel Gramm), um 50% einer größeren Anzahl Mäuse mit diesem Gewicht zu töten. Das Gift ist deswegen so effektiv, damit die Beutefische nach dem Biss nicht mehr weit davon schwimmen können.
Folgen eines Bisses
Jeder Biss muss etwa bis zu ca. 8 h nach dem Biss als lebensgefährlich angesehen werden. Erst danach kann damit gerechnet werden, dass kein oder nur sehr wenig Gift injiziert wurde. In weniger Prozent der Fälle kommt es bereits nach 2-3 h zum Tod. Ein Vollbiss mit der Abgabe einer größeren Menge Gifts muss bei dieser Schlange als absolut lebensgefährlich angesehen werden.
Es kommt normalerweilweise zu keinem Schmerz im Bereich der Bissstelle und auch zu keinen lokalen Symptomen. Bei einer starken Vergiftung können die ersten Symptome bereits nach wenigen Minuten auftreten. Die Lähmungen beginnen im Bereich des Auges sowie mit Sprach- und Schluckbeschwerden. Starke allgemeine Schmerzen beginnen sich etwas später bemerkbar zu machen. Weiterhin kann es zu Lähmungen der Skelettmuskulatur bis hin zu Atemlähmungen kommen. Ein Atemstillstand muss sofort mittels einer künstlichen Beatmung behandelt werden - ansonsten verstirbt die betroffene Person mit Sicherheit.
Auch ein Zugrundegehen von Muskelgewebe (Myolyse) ist zu erwarten und durch eine Hyperkaliämie (zuviel Kalium) kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Bedingt durch die Myolyse kann es zu Nierenschäden kommen.
Wenn der Biss überlebt wurde, ist mit einer viele Wochen andauernden Rekonvaleszens zu rechnen.
Antiserum
Es gibt gegen das Gift aller Arten von Seeschlangen nur ein polyvalentes Antiserum - mit einer nur sehr wenig spezifischen Wirkung auf die einzelnen Arten. Dabei haben sich alle Antiseren bei der Behandlung der das Gewebe zerstörenden Giftanteilen als praktisch wirkungslos erwiesen.
Alle Antiseren gegen australische Landgiftnattern weisen sollen eine gewisse Kreuzreaktivität zu Seeschlangen-Toxinen aufweisen und können daher m Notfall verwendet werden.
Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier aber nochmals erklärt
- So schnell wie möglich das Wasser verlassen und bei Tauchern das Tauchequipment ablegen
- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen oder das Bein möglichst schienen.
- sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
- die Schlange identifizieren
- die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä., und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
- alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
- sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden
- das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange sehr empfehlenswert.
Prognose
Ein Biss dieser Schlange führt ohne eine intensive Behandlung - u.a. mittels künstlicher Beatmung - mit großer Wahrscheinlichkeit zum Tod. Spätfolgen sind jedoch nicht zu erwarten, auch wenn der Gesunungsprozess viele Wochen in Anspruch nimmt.
Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:
Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Tel.: 0043 - 4275 - 23165
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.
Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland
Giftnotruf-Zentralen in Österreich und der Schweiz
Buch- und Linkempfehlung
Harald Heatwhole
Sea Snakes
Australian Natural History
sydney 1999
ISBN: 3804716393
Australian Institute of Marine Science
www.aims.gov.au
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