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Amöbenruhr

© goruma.de

Die Amöbenruhr (auch: Amöbiasis, Entamöbose) ist eine tropische Infektionskrankheit, die durch Parasiten verursacht wird.

Sie betrifft in erster Linie den Darm, allerdings können auch die Leber und weitere Organe befallen sein.

Die Amöbenruhr ist zwar eine Tropenkrankheit, sie wird allerdings zunehmend auch in gemäßigten Breiten beobachtet. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind weltweit ca. 500 Millionen Menschen mit Entamoeba histolytica infiziert, von denen rund 40-50 Millionen erkranken. Bis zu 100.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen der Infektion.

Name der Erkrankung Amöbenruhr
Weitere Bezeichnungen Amöbiasis, Entamöbose
Unterformen  
Vorkommen/Häufigkeit weltweit, v.a. in tropischen und subtropischen Gebieten
Schätzungen zufolge gibt es 500 Millionen Infizierte
Vorkommen Weltweit in allen tropischen und subtropischen Regionen bis 2000 Metern Höhe (Ausnahme: Australien).
In Teilen Asiens, Afrikas (südlich der Sahara), Zentral- und Südamerika, Ozeanien und auf bestimmten karibischen Inseln endemisch.
Ursachen Infektion mit Parasiten
Erreger Entamoeba histolytica
Familie Amöben (Amoebina)
Übertragungsweg Nahrungsmittel (Obst, Gemüse)
Trinkwasser
Übertragung von Mensch zu Mensch (Hautkontakt)
Risikofaktoren, Risikogruppen Rucksackreisende
Kinder
Immungeschwächte
Inkubationszeit variiert von 2-4 Wochen bis Monate und sogar Jahre
Krankheitszeichen (Symptome) nichtinvasive Form:   keine Symptome
invasive Form:            krampfartige Bauchschmerzen, blutig-schleimiger Durchfall
Komplikationen Austrocknung mit Störungen des Elektrolythaushalts,
chronische Entzündungen des Dickdarms mit Verwachsungen und Darmverschlüssen;
Befall der Leber oder anderer Organe
Diagnose Erregernachweis im Stuhl
Antikörpertest im Blut
Therapie Flüssigkeitszufuhr
Amöbizide, v.a. Metronidazol
Verlauf, Prognose unbehandelt langwierige, teilweise lebensbedrohliche Verläufe;
bei rechtzeitiger Behandlung bestehen gute Heilungsaussichten
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) hygienische Maßnahmen

Ursachen / Erreger
Ursache für die Amöbenruhr ist eine Infektion mit Entamoeba histolytica, auch Ruhramöbe genannt.
Bei Entamoeba histolytica handelt es sich um einen tierischen Einzeller (Protozoen), der zur Familie der Amöben (griech. amoibé = Wechsel, Veränderung) gehört. Amöben, auch Wechseltierchen genannt, sind einzellige, mehrere Millimeter große Parasiten. Sie können jederzeit ihre Gestalt verändern und bewegen sich mit Hilfe einfacher Zellfortsätze. Unter den Amöbenarten, die beim Menschen Krankheiten auslösen, spielt Entamoeba histolytica die bedeutendste Rolle.

Übertragungs- bzw. Ansteckungswege
Übertragen wird Entamoeba histolytica in Form kugeliger Zysten. Infizierte Personen scheiden die Zysten mit dem Stuhl aus. Sie gelangen ins Trinkwasser oder verunreinigen Nahrungsmittel, wobei häufig Fliegen und Schaben als Zwischenträger fungieren. Durch die Aufnahme von kontaminiertem Trinkwasser oder Lebensmitteln können sich weitere Personen mit den Erregern anstecken. Auch eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist - bei Hautkontakt - möglich, z.B. durch ungewaschene Hände nach dem Toilettengang.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Beginn der Infektion (Aufnahme der Erreger) und dem Auftreten von Krankheitszeichen, variiert bei der Amöbenruhr sehr stark. In manchen Fällen erscheinen die ersten Symptome bereits nach zwei bis vier Wochen, in anderen erst nach Monaten oder gar erst nach Jahren.

Krankheitszeichen (Symptome)
Im Darm von Infizierten entwickeln sich aus den Zysten zwei verschiedene Formen, die Minuta- und Magnaform genannt werden. In der Minutaform leben die Erreger auf der Schleimhaut des Dickdarms, ohne diese zu schädigen (nichtinvasive Form).Die Magnaform dagegen dringt in die Darmwand ein und verursacht akute Symptome (invasive Form).

  • Nichtinvasive Form
    In 90% der Fälle verläuft die Infektion nichtinvasiv. Die Betroffenen haben keinerlei Beschwerden. Sie scheiden jedoch die Zysten mit ihrem Stuhl aus und sind somit potenzielle Überträger der Krankheit.
  • Invasive Form
    Die invasive Form ist eine akute Erkrankung des Dickdarms. Hierbei dringen die Amöben in die Darmwand der Infizierten ein und beginnen, das Gewebe aufzulösen (daher der Name "histolytica" - griech. histos = Gewebe; lysis = Auflösung). In der Schleimhaut des Dickdarms entstehen Entzündungsherde und Geschwüre, die unter Narbenbildung abheilen. Die Patienten leiden unter krampfartigen Bauchschmerzen und immer wiederkehrenden Durchfallepisoden unterschiedlicher Dauer und Stärke. Der Stuhl ist in diesen Durchfallphasen meist blutig-schleimig ("himbeergeleeartig").

Diagnose
Da die Amöbenruhr in unseren Breiten eher selten ist, spielt die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), vor allem im Hinblick auf Auslandsaufenthalte in tropischen Gebieten, eine entscheidende Rolle für die Diagnosestellung.
Die Erreger der Amöbenruhr sind im Stuhl der Infizierten nachweisbar. Insbesondere bei der invasiven Form finden sich häufiger auch Antikörper im Blut.
Sind andere Organe als der Darm (z.B. Leber oder Milz) von einer Infektion mit Amöben betroffen, können die Auswirkungen dieses Befalls meist mit Hilfe bildgebender Verfahren wie Ultraschall (Sonographie), Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht werden.

Therapie
Für die Behandlung der Amöbenruhr stehen Amöben-abtötende Medikamente, sog. Amöbizide, zur Verfügung (z.B. Hydroxychinoline, Tetracycline, Cloroquin). Als besonders effektiv hat sich in der Vergangenheit die Behandlung mit Metronidazol erwiesen. Die Substanz wirkt sowohl bei einer Besiedelung des Darms als auch beim Befall anderer Organe.

Sie kann in Tablettenform oder als Infusion über eine Vene verabreicht werden. Die Therapie mit Metronidazol dauert bei einer akuten Amöbenruhr zehn Tage. Auch infizierte Personen, bei denen keine Beschwerden auftreten, sollten behandelt werden. Sie scheiden die Erreger mit dem Stuhl aus und stellen somit eine potenzielle Gefahr für andere dar. Darüber hinaus kann die Krankheit auch zu einem späteren Zeitpunkt noch ausbrechen.

Kinder dürfen - in geringeren Dosen - ebenfalls mit Metronidazol behandelt werden.
Bei starken Durchfällen muss für eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit gesorgt werden. Können die Patienten nicht genügend trinken, werden Flüssigkeit und Elektrolyte mittels einer Infusion über eine Vene zugeführt.

Alternative Therapien
Wirksame alternative Behandlungsmöglichkeiten sind bei der Amöbenruhr nicht bekannt.

Verlauf, Prognose
Bei starken Durchfällen kann es zu Austrocknungen der Patienten mit lebensbedrohlichen Störungen des Elektrolythaushalts kommen. Vor allem bei Kindern und Personen mit geschwächter Immunabwehr werden immer wieder schwerwiegende Verläufe von akuter Amöbenruhr beobachtet.

In den meisten Fällen heilt die akute Krankheit ohne Folgen für die Betroffenen aus. Mitunter entwickelt sich jedoch eine über Monate oder Jahre anhaltende Entzündung des Dickdarms. Die Erreger verursachen in der Darmwand tiefreichende Geschwüre, die zu Narben und Verwachsungen des Gewebes führen. In der Folge können Darmverschlüsse und chronisch wiederkehrende Bauchfellentzündungen entstehen.

In seltenen Fällen werden die Erreger über die Blutbahn in die Leber verschleppt. Dort kommt es zu einer gefährlichen Ansammlung von Eiter (Leberabszess), die von Fieber und Schmerzen im Oberbauch begleitet wird. In extremen Fällen brechen solche Abszesse in die Lunge durch. Auch andere Organe wie die Harnblase, die Milz oder das Gehirn können von Amöben befallen werden.
Wird rechtzeitig mit einer adäquaten Behandlung der Erkrankung begonnen, bestehen gute Heilungsaussichten.

Vorkommen, Häufigkeit
Die Amöbenruhr ist zwar eine Tropenkrankheit, sie wird allerdings zunehmend auch in gemäßigten Breiten beobachtet. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind weltweit ca. 500 Millionen Menschen mit Entamoeba histolytica infiziert, von denen rund 40-50 Millionen erkranken. Bis zu 100.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen der Infektion.

Risikofaktoren/Risikogruppen.
Besonders gefährdet sind folgende Personen:

  • Rucksackreisende
    Rucksackreisende, die in tropischen Ländern unterwegs sind, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit dem Erreger der Amöbenruhr zu infizieren. Besondere Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Lebensmitteln und Getränken sind deshalb ratsam.
  • Kinder
    Bei Kindern verläuft die Erkrankung häufig besonders schwer. Vor allem großer Flüssigkeitsverlust durch anhaltenden Durchfall kann bei ihnen schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.
  • Immungeschwächte
    Personen mit geschwächter Immunabwehr, z.B. Organtransplantierte oder HIV-Infizierte, haben ein besonders hohes Risiko, bei einer Infektion mit Entamoeba histolytica eine akute Amöbenruhr mit lebensbedrohlichen Komplikationen zu entwickeln.

Impfungen
Eine wirksame Impfung zur Vorbeugung der Amöbenruhr existiert nicht. 

Chemoprophylaxe
In der Vergangenheit wurde zur medikamentösen Vorbeugung von Infektionen mit Entamoeba histolytica vielfach Clioquinol eingesetzt. Da das Medikament jedoch zu teilweise schwerwiegenden Nervenschädigungen führen kann, wird von seiner vorbeugenden Anwendung heutzutage abgeraten. 

Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Die Erreger der Amöbenruhr werden in erster Linie durch verunreinigte Nahrungsmittel und verunreinigtes Trinkwasser übertragen. Aus diesem Grund seien Reisenden in entsprechende Risikogebiete zum Schutz vor einer Infektion folgende hygienische Maßnahmen empfohlen:

  • Vor dem Essen grundsätzlich die Hände mit abgekochtem Wasser waschen.
  • Rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr am besten gründlich mit abgekochtem Wasser waschen bzw. schälen.
  • Alle Speisen gut garen. Auf den Genuss von rohem Fleisch (z.B. Tatar) oder rohen Meeresfrüchten möglichst verzichten.
  • Wasser - auch Leitungswasser - vor dem Trinken abkochen oder mithilfe spezieller Mikrofilter reinigen. Zu beachten ist, dass die sonst üblichen Entgiftungstabletten zur Reinigung von Wasser gegen Amöben unwirksam sind. Beim Kauf von Wasserflaschen ist auf den Originalverschluss zu achten, da die Flaschen in manchen Ländern nach ihrem Erstgebrauch nicht selten mit Leitungswasser wieder aufgefüllt werden.




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