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West-Nil-Fieber
Übersicht
Das West-Nil-Fieber ist eine akute, nur selten schwer verlaufende fieberhafte Erkrankung, verursacht durch eine Infektion mit dem West-Nil-Virus. Dieses Virus-Reservoir bilden vor allem wild lebende Vögel, aber auch Säugetiere wie Pferde oder Katzen, von denen der Erreger durch Mücken auf den Menschen übertragen werden kann
Das West-Nil-Virus gehört zu den am weitesten verbreiteten Viren und kommt auf der gesamten Welt vor. Neben den regelmäßig betroffenen Regionen in Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten, Südostasien sowie Nord- und Mittelamerika kommt es auch in Europa immer wieder zu saisonalen Ausbrüchen vor allem in den südlichen Ländern. Auch in Deutschland, wo bislang nur sporadisch eingeschleppte Erkrankungsfälle beobachtet werden, könnte die Erkrankung zukünftig an Bedeutung gewinnen. Wichtiger Faktor bei der Einschleppung sind dabei Zugvögel. Die Gefahr von Krankheitsfällen steigt, wenn für die übertragenden Mückenarten günstige Lebensbedingungen herrschen und die Temperaturen hoch genug für eine Vermehrung des Erregers in den Mücken sind. Die langfristigen klimatischen Veränderungen könnten der Erkrankung deshalb den Weg in immer nördlichere Regionen ebenen.
Ein berühmtes frühes Opfer des West-Nil-Virus war möglicherweise Alexander der Große. Dabei stützen sich die Anhänger dieser Theorie auf historische Quellen, die berichteten, dass vor Alexanders Hinscheiden die Raben tot vom Himmel gefallen seien. Andere Quellen sprechen allerdings von der Malaria als mögliche Todesursache. Wie auch immer: Es ist auf jeden Fall eine interessante Geschichte!
Name | West-Nil-Fieber |
---|---|
Familie | I nfektionskrankheiten |
Vorkommen | Alle Erdteile! Besonders betroffen: Afrika, Israel, Westtürkei, Mittlerer Osten, Indien, Teile Südostasiens, Nord- und Teile Mittelamerikas |
Ursachen | Virusinfektion |
Erreger | West-Nil-Virus (Familie Flaviviridae) |
Übertragungsweg | Von Tieren (v.a. Vögel) auf den Menschen durch Stechmücken. Von Mensch zu Mensch: Blut (z. B. Bluttransfusionen, Laborarbeit), Organtransplantation, während der Schwangerschaft |
Risikofaktoren, Riskiogruppen | Günstige Bedingungen für Vermehrung und Verbreitung von Stechmücken Aufenthalt in Risikogebieten v. a. während der saisonalen Ausbrüche ältere Menschen (höhere Sterblichkeit bei Befall des Gehirns) |
Inkubationszeit | 2-14 Tage |
Krankheitszeichen (Symtome) | Meist asymptomatischer oder leichter Verlauf mit abrupt auftretendem unspezifischem Fieber und grippeartigen Beschwerden 50% der Fälle zeigen ein blasses Exanthem; selten schwere Verläufe mit Hirnhautentzündung (Meningitis), noch seltener Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) |
Komplikationen | Schwerer meningitischer bzw. enzephalitischer Verlauf mit neurologischen Komplikationen und Ausfällen (Bewusstseinsveränderungen, Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen); selten Befall von Herz oder Leber |
Diagnostik | Klinische Verdachtsdiagnose; Sicherung durch Antikörpernachweis im Serum bzw. Liquor |
Therapie | Symptomatische Therapie; keine sichere antivirale Therapie verfügbar |
Verlauf, Prognose | Meist komplikationslose Ausheilung; nur bei schwerem Verlauf mit Enzephalitis häufig Spätfolgen (rund 50%) und deutlich erhöhte Sterblichkeit (15-40%, besonders Ältere) |
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) | Expositionsprophylaxe: Schutz vor Mückenstichen Vorsicht im Umgang mit Erkrankten v. a. bei Kontakt mit Blut und Gewebe |
Ursachen/Erreger
Das West-Nil-Fieber wird durch eine Virusinfektion mit dem West-Nil-Virus ausgelöst, welches erstmalig 1973 im West-Nil-District Ugandas isoliert und nach diesem benannt wurde. Es handelt sich um ein in zwei Subtypen vorkommendes RNS-Virus, das zur Familie der Flaviviridae gehört. Die Viren können sich sowohl in Wirbeltieren als auch in Insekten vermehren, wobei sie dabei aber nur in den Wirbeltierzellen nennenswerte Schäden verursachen können, während die Überträger-Insekten durch die Viren unbeeinträchtigt bleiben.
Übertragungswege
Beim West-Nil-Fieber handelt es sich um eine Zoonose, es wird also von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Der Erreger befällt dabei in erster Linie Vögel aber auch Säugetiere, insbesondere Pferde und auch Katzen. Auf den Menschen wird der Erreger in erster Linie durch den Stich von Mücken übertragen, die sich zuvor beim Stechen befallener Tiere infiziert haben.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch durch den Kontakt mit infiziertem Blut oder blutigen Ausscheidungen, bei Organtransplantationen oder von der infizierten Mutter auf ihr Kind während der Schwangerschaft ist möglich.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit des West-Nil-Fiebers beträgt in der Regel drei bis zwölf Tage, einigen Quellen zufolge kann die Erkrankung aber schon nach zwei oder erst nach vierzehn Tagen ausbrechen.
Anzeichen, Symptome
Das West-Nil-Fieber nimmt in den meisten Fällen einen asymptomatischen oder leichten Verlauf. Nur etwa ein Fünftel der Infizierten entwickelt eine fieberhafte Erkrankung, die einer Grippe ähnelt. Typisch sind ein abrupter Krankheitsbeginn mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Schüttelfrust, grippeartige Beschwerden mit Kopf-und Rückenschmerzen, Schwäche und allgemeines Krankheitsgefühl. Typisch sind fernerhin Lymphknotenschwellungen und bei etwa der Hälfte der Erkrankten einen blassen, knotig-fleckigen Ausschlag (Exanthem), welcher sich vom Körperstamm aus auf Arme und Beine sowie den Kopf ausbreitet.
Schwere Verläufe kommen nur bei etwa jeder 150. infizierten Person vor. Dabei kann es ein bis zwei Tage nach Ausbruch des Fiebers zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) mit Nackensteife, Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit und Erbrechen kommen. In seltenen Fällen resultiert ein Befall des Gehirns (Enzephalitis). Mögliche Folgen sind dann neurologische Ausfallserscheinungen, Muskelschwäche, Lähmungen, Bewegungsstörungen, Krampfanfälle, Verwirrtheit und andere mentale Veränderungen.
Sehr selten wurden auch Entzündungen der Leber oder des Herzens beobachtet.
Diagnose
Bei typischer Ausprägung und vor allem, wenn ein vorausgegangener Aufenthalt des Patienten in einem vom West-Nil-Virus betroffenen Gebiet bekannt ist, kann der erfahrene Arzt aus Krankengeschichte und klinischer Untersuchung meist die entsprechende Verdachtsdiagnose stellen; dennoch ist die Sicherung der Diagnose nur durch eine weiterführende Diagnostik, möglichst in einem Speziallabor, möglich.
Dabei stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung stehen, um spezifische Antikörper gegen das Virus im Blut oder im Liquor nachzuweisen. Auch der direkte Virusnachweis ist möglich und wird vor allem bei Gewebeproben angewandt.
Differenzialdiagnose
Gerade zu Beginn unterscheidet sich die Symptomatik West-Nil-Fiebers kaum von anderen Viruserkrankungen wie der Virusgrippe. Darüber hinaus kann es besonders im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in Risikogebieten auch mit anderen fieberhaften Tropenkrankheiten wie der Malaria sowie den anderen von Viren verursachten tropischen Fiebern wie Lassa-, Dengue- oder Gelbfieber verwechselt werden. Bei Befall von Hirnhaut und Gehirn kommen andere Meningitis- bzw. Enzephalitis-Erreger, Viren wie auch Bakterien, als Differenzialdiagnose infrage.
Behandlung/Therapie
Ein Medikament, welches das West-Nil-Virus direkt bekämpft, ist bislang nicht auf dem Markt. Die Behandlung ist deshalb bisher ausschließlich symptomatisch. Schwer Erkrankte bedürfen dabei der ärztlichen Überwachung. Sie sollten unter strengen Isolationsvorkehrungen umfassend symptomatisch behandelt werden, gerade bei Komplikationen nach Möglichkeit unter intensivmedizinischen Bedingungen.
Da die Patienten meist stark austrocknen, muss besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten und Flüssigkeit - oral oder intravenös - geachtet werden. Darüber hinaus müssen ggf. alle anderen auftretenden Komplikationen wie beispielsweise zusätzliche Infektionen behandelt werden.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Es sind keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten bekannt.
Prognose
Die Prognose des West-Nil-Fiebers ist im Allgemeinen gut und die Krankheit heilt beim überwiegenden Teil der Infizierten komplikationslos aus. Kommt es allerdings zu einem schweren Verlauf mit Befall des Nervensystems, ist in etwa der Hälfte der Fälle mit Spätfolgen zu rechnen.
In einigen Fällen kann die Erkrankung zum Tode des Betroffenen führen: Bei stationär aufgenommenen, schwer erkrankten Patienten muss nach Angaben des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf mit einer Sterblichkeit von 10 bis 14 Prozent gerechnet werden, für Enzephalitis-Fälle gibt das Robert-Koch-Institut sogar Sterblichkeitsraten von bis zu 40 Prozent an. Das Risiko für schwere und tödliche Verläufe ist dabei für ältere und immungeschwächte Menschen deutlich erhöht.
Vorkommen
Grundsätzlich kommt das West-Nil-Virus auf der ganzen Erde vor. Besonders betroffen sind Afrika, Israel, die Westtürkei, der Mittlere Osten, Indien, Teile Südostasiens, Nord- und Teile Mittelamerikas sowie zunehmend auch andere ost- und südeuropäische Länder und weitere Mittelmeer-Anrainerstaaten.
USA
Seit der Jahrtausendwende hat sich das 1999 erstmals in New York aufgetauchte West-Nil-Virus besonders in Nordamerika sprunghaft ausgebreitet. Mittlerweile gibt es jedes Jahr in den Sommermonaten dramatische Erkrankungswellen. So wurden nach Angaben der CDC für das Jahr 2012 5.387 Erkrankungsfälle aus 48 Bundesstaaten registriert, mit rund einem Drittel der Fälle stammten die meisten Meldungen aus Texas. In 2.734 Fällen (51%) kam es zu einem Befall von Gehirn und Hirnhäuten, 243 Personen erlagen der Krankheit.
Europa
Auch die EU und angrenzende Staaten sind betroffen, wobei vor allem sommerwarme Regionen und Gebiete in der Nähe von Flussniederungen und -deltas betroffen sind. In den letzten Jahren wurden Ausbrüche von West-Nil-Fieber vor allem aus Südrussland und Griechenland gemeldet, aber auch in Italien, in Rumänien, in Ungarn und in der Türkei kam es zu Erkrankungen.
Risikogruppen
Das Risiko von schweren und tödlichen Verläufen steigt jenseits des 50. Lebensjahrs deutlich an, weshalb ältere Menschen durch das West-Nil-Virus besonders gefährdet sind. Das gilt auch für immungeschwächte Menschen, wie Transplantat-Empfänger oder AIDS-Kranke, sowie Menschen mit Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, Krebsleiden oder Lebererkrankungen.
Vorsichtsmaßnahmen/Prophylaxe
Obwohl hoffnungsvolle Kandidaten für eine Impfung beim Menschen vorliegen, ist bislang kein Impfstoff gegen das West-Nil-Virus zugelassen. Bis dahin bleibt die Expositionsprophylaxe, also der umfassende Schutz vor Mücken beim Aufenthalt in betroffenen Gebieten, der einzig wirksame Schutz vor einer Infektion.
Im Umgang mit Erkrankten sollten auf die strenge Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen sowie besonderer Schutzmaßnahmen beim Kontakt mit Blut bzw. blutigen Ausscheidungen geachtet werden.
Wegen der Übertragungsgefahr bei Bluttransfusionen hat das Paul-Ehrlich-Institut Beschränkungen für Blutspender erlassen: Menschen, die sich während der West-Nil-Saison (Juni bis November) in den stark betroffenen Gebieten USA, Kanada oder Mexiko aufgehalten haben, dürfen in den ersten vier Wochen nach ihrer Rückkehr kein Blut in Deutschland spenden.
Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es sind keine naturheilkundlichen Vorsichtsmaßnahmen oder eine Vorbeugung durch eine spezielle Ernährung bekannt. Da ein umfassender, klassischer Mückenschutz auch vor anderen, schwereren Erkrankungen zu schützen vermag, ist von Experimenten mit nicht gesichert wirksamen Vorsichtsmaßnahmen unbedingt abzuraten!
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