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Östliche Braunschlange, Pseudonaja textilis

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines
  2. Systematische Einteilung
  3. Aussehen, Verhalten
  4. Vorkommen
  5. Vermeidung eines Bisses
  6. Art des Gifts
  7. Folgen eines Bisses
  8. Gegenserum (Antiserum)
  9. Erste Hilfe
  10. Prognose
  11. Zusammenarbeit
  12. Giftnotruf-Zentralen
  13. Buchempfehlung

Allgemeines

Östliche Braunschlange © Goruma (Barbara Barkhausen, Sydney)

Die östliche bzw. gewöhnliche Braunschlange, die in bestimmten Regionen von Australien und auf Neuguinea vorkommt, gilt als eine der giftigsten Schlangen weltweit. Es ist eine Besonderheit dieser Gattung von Schlangen, dass sie gleich mehrfach zubeißen, und das kann durchaus 4-5 mal sein. Interessant ist, dass der Riesenvaran regelrecht Jagd auf diese Schlange macht und sie vollständig auffressen kann.
Sie gehört zur Familie der Giftnattern und zur Gattung der Braunschlangen. Sie wird auch als gewöhnliche Braunschlange bezeichnet. Es gibt neben der östlichen Braunschlange noch weitere 6 Arten der Braunschlange, es sind dies die:

  • Dugite-Braunschlange (Pseudonaja affinis)
  • Gefleckte Braunschlange (Pseudonaja guttata)
  • Geringelte Braunschlange (Pseudonaja modesta)
  • Halbinsel Braunschlange (Pseudonaja inframacula)
  • Ingrams Braunschlange (Pseudonaja ingrami)
  • Westliche Braunschlange (Pseudonaja nuchalis), auch als Gwadar bezeichnet

Alle Arten der Braunschlange leben in Australien und teilweise auf Neuguinea. Da über 70% der Schlangen in Australien und Neuguinea Giftschlangen sind, muss man bei der Begegnung mit einer Schlange stets davon ausgehen, dass das Tier zu den Giftschlangen gehört und sich entsprechend vorsichtig verhalten.

Systematische Einteilung

Familie Giftnattern (Elapidae)
Gattung Braunschlange (Pseudonaja)
Art Östliche oder gewöhnliche Braunschlange (Pseudonaja  textilis)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Eastern brown snake; Common brown snake
  • Französisch: à l'est de serpent de marron

Aussehen, Verhalten

Die Schlange wird im Mittel ca. 1,5 m lang, wobei aber auch Exemplare mit einer Länge von 2,4 m gefunden wurden. Ihre Färbung variiert sehr stark Dabei sind die ausgewachsenen Tiere meist hell oder dunkelbraun (daher auch der Name), aber auch schwarz gefärbte Exemplare werden beobachtet. Sie besitzt einen abgerundeten Kopf und streckt bei Gefahr ihre Zunge raus
Wenn die Schlange angreift, windet sie sich vorher zu einer S-Form und beißt dann extrem schnell zu. Diese Schlange gilt als besonders gefährlich, da sie sehr nervös ist und bei einer (vermeintlichen) Bedrohung sehr aggressiv werden kann und meist sofort zubeißt.
Die Braunschlange ist meistens tagaktiv, außer bei sehr heißem Wetter; dann jagt sie auch gerne während der Dämmerung. Sie ernährt sich von Ratten, Mäusen, Vögeln, Eidechsen und sogar von anderen Schlangen. Sie legt bis zu ca. 30 Eier.

Vorkommen

Die östliche Braunschlange kommt vor allem in Australien, und dort in New South Wales, den Northern Territories, Queensland, Süd Australien, Victoria und West Australien, aber auch auf Neuguinea vor. Sie lebt vor allem in trockenen Wäldern, Savannen oder in mit Sträuchern bewachsenen Biotopen.

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Ncht in Felsspalten u.ä. fassen. Beim Laufen fest auftreten. Auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu reizen, zu berühren oder gar zu fangen. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich ggf. über die sehr seltene Begegnung freuen.

Art des Gifts

Das Gift der Braunschlange ist ein die Blutgerinnung massiv beeinflussendes Eiweiß und zwar, indem es das Prothrombin aktiviert und zu Thrombin umwandelt, einem wichtigen Schritt zur Blutgerinnung. 
Außerdem hemmt es das Plasmin, ein Protein, das Blutgerinnsel auflöst und außerdem den Blutgefäß-Tonus steuert. Somit bewirkt dieser Giftanteil erstens eine verstärkte Blutgerinnung und weiterhin hemmt es deren spätere Auflösung. In der Wissenschaft hat sich die Bezeichnung Textilinin für diesen Giftanteil eingebürgert. Wegen der starken Blutgerinnung werden die zur Gerinnung erforderlichen Proteine (Gerinnungsfaktoren) bald so stark verbraucht, dass das Blut danach nahezu ungerinnbar wird. Man bezeichnet diesen extrem gefährlichen Zustand als Verbrauchskoagulopatie.
Außerdem wirkt das Gift stark neurotoxisch und zwar an den Synapsen und dort an den präsynaptischen Endplatten. Die in dem Gift vorhandenen Phospholipasen A2 führen zu einer vollständigen Unterbrechung der Freisetzung des Acetylcholins, einer sehr wichtigen Transmittersubstanz. Das führt zu einer Störung bzw. Hemmung der elektrischen Impulsausbreitung von den Nerven zu den Muskeln, mit der Folge einer neuromuskulären Blockade, also einer Muskellähmung.
Das häufig auftretende Nierenversagen kann die Folge der Blutgerinnungsstörung, z.B. durch das Auftreten von Mikrothromben, oder die direkte Folge der Nierentoxizität des Giftes sein. Auch eine das Herz schädigende Wirkung, möglicherweise auch durch Mikrothromben, wurde festgestellt. 
Die mittlere Giftmenge bei einem Biss beträgt etwa 4 mg, obwohl Rekorde bis zu 60 mg festgestellt wurden. Die Schlange gilt, neben dem Taipan, als eine der giftigsten weltweit. Ihre LD50 beträgt bei Mäusen etwa 0,05 bis 0,06 pro kg Mäusegewicht. Unter der LD50 versteht man die Menge des Gifts, bei der die Hälfte (50%) der Versuchstiere, auf 1 kg Mäuse-Gewicht hochgerechnet, an dem Gift versterben.
 

Folgen eines Bisses

Die Folgen eines Bisses mit Giftinjektion sind sehr vielfältig, so treten Übelkeit mit Erbrechen, Schweißausbrüche und starke Leibschmerzen auf. Lokale Symptome fehlen meistens. Der Blutdruck sinkt, teilweise dramatisch. Es treten Muskelspannungen mit starken Muskelschmerzen auf. Es kommt zu Lähmungserscheinungen, wie Doppelsehen eine "schwere Zunge", Schluck-und Atembeschwerden bis hin zur Atemlähmung und einer Lähmung der gesamten Muskulatur. 
Krampfanfälle bis hin zum Koma können bereits 30 Min. nach dem Biss auftreten. Auch ein Kreislaufschock mit lebensbedrohlichen Folgen kann auftreten. Es kommt bei über 50% der Gebissenen zu einer starken Thrombopenie, worunter man ein Absinken der für die Blutgerinnung erforderlichen Thrombozyten versteht. Auch eine Auflösung der quergestreiften Skelett-Muskulatur und der Herzmuskulatur, als Rhabdomyolyse bezeichnet, ist zu erwarten. Eine weitere schwere Komplikation besteht in einem Nierenversagen - interstitielle Nephrititis.
Wegen der Blutgerinnungsstörungen kommt es zu Blutungen an Kratz- oder Rasierwunden, zu Nasen- und Zahnfleischblutungen sowie zum Erbrechen von Blut. Es kommt auch zu Blut im Urin, wobei die braun-schwarze Färbung mehr auf die ausgeschiedenen Produkte der Muskelzerstörung (Myolyse) als auf Blut zurückzuführen ist.

Gegenserum, Antiserum

Es gibt ein Gegenserum, ein so genanntes monovalentes Antiserum, das speziell für das Gift dieser Schlangenart wirksam ist. Dazu muss aber die Schlange eindeutig identifiziert worden sein, was in Australien sogar nur mit den Resten des Gifts um die Bissstelle herum möglich ist. Dazu wird ein „Venom Detection Kit“ der Commonwealth Serum Laboratories in Melbourne verwendet.
In Deutschland ist das Antiserum in einer Reihe von Vergiftungszentralen vorrätig. Das ist für zoologische Gärten, Schlangenfarmen oder Terrariumbesitzer von größter Wichtigkeit. Man sollte sich aber unbedingt vor einem möglichen Biss erkundigen, wo in ihrer Nähe das nächste Vergiftungszentrum liegt und ob das Serum dort auch tatsächlich vorhanden ist. 
Aber die Gabe eines Antiserums ist stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung im Einzelfall abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt möglichst in einem Spezial-Zentrum erfolgen.
Es sei erwähnt, dass es in Australien jährlich zu mehreren Tausend Giftschlangen-Bissen kommt, und darunter zahlreiche durch Braunschlangen - und dennoch nur eine Handvoll der Gebissenen (um 5) daran verstirbt. Die Anzahl der Todesfälle lag zwischen 1910 und bis 1930 bei rund 200 pro Jahr, und von 1970 bis 1980 bei rund 60. Das liegt an dem hervorragend ausgebauten Rettungssystem in dem Land mit den zahlreichen Rettungs-Stationen mit erfahrenen Ärzten. Auf Neuguinea dagegen sinken die Überlebenschancen eines gebissenen Menschen rapide.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den gebissenen Arm in eine Schlinge legen bzw. das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä. und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange sehr empfehlenswert, da es kaum zu lokalen Reaktionen in der Umgebung der Bissstelle kommt.

Prognose nach einem Biss

In der Regel endet ein Biss der "Gewöhnlichen Braunschlange" ohne ärztliche Hilfe tödlich. Und trotz fachkompetenter ärztlicher Hilfe bedeutet eine Vergiftung für die Betroffenen oft mindestens einige Tage intensivmedizinische Betreuung.
Und trotz bester medizinischer Versorgung kommt es dennoch hin und wieder zu (wenigen) Todesfällen.
Ein spektakulärer Todesfall ereignete sich Mitte Februar 2014 in den Northern Territories von Australien, als der einheimische Hockeyspieler Karl Berry eine Braunschlange mit einer Python verwechselte und von ihr in den Finger gebissen wurde.
Nach dem Biss trieb er intensiv Sport, bis er zusammenbrach und kurz darauf verstarb.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Giftnotruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

Giftnotruf-Zentralen in Österreich und der Schweiz

Buchempfehlung

Ein sehr informatives und hervorragend bebildertes Buch zu den Gift- und Beißtieren in Australien stammt von der in Sydney lebenden Deutschen Barbara Barkhausen:

Gefährliches Australien
Barbara Barkhausen
Mana-Verlag-Berlin

Das Buch wurde von uns rezenziert. Sie finden die Rezension und weitere Informationen zu dem Buch unter "Gefährliches Australien"

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