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Waschbär
Systematische Einteilung
Diese possierlichen Tiere erlebt man nicht selten an seinen Abfällen bzw. Mülltonnen, wo sie auf der Suche nach Fressbarem sind. Aber auch in Kellern oder auf Dachböden kann man diesen typischen "Kulturfolgern" begegnen.
Ordnung | Raubtiere (Carnivora) |
---|---|
Familie | Kleinbären (Procyonidae) |
Gattung | Waschbären (Procyon) |
Art | Procyon lotor |
Ausländische Bezeichnungen
- Englisch: Raccoon, Coon
- Französisch: Racon laveur
Einleitung
Seinen deutschen Namen erhielt der Waschbär durch seine Eigenart, Nahrung ins Wasser einzutauchen und scheinbar zu waschen. Tatsächlich wird die Nahrung aber nicht gewaschen. Er jagt mit Vorliebe im flachen Wasser, wobei er dem ausgeprägten Tastsinn seiner Hände vertraut und alles dreht und wendet, was ihm in die Finger kommt. Dadurch sieht es so aus, als wasche er seine Beute. Kann er in Gefangenschaft seinem natürlichen Jagdtrieb nicht nachgehen, werden auch andere Gegenstände ins Wasser getaucht und gedreht.
Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist inzwischen auch bei uns heimisch. Diese Einbürgerung geht auf das Jahr 1934 zurück. Zu diesem Zeitpunkt wurden im April am Edersee in Hessen zwei Pärchen zur "Bereicherung des heimischen Wildbestandes" ausgesetzt, in der Hoffnung, dass sie sich zum jagdbaren Wild entwickeln würden. Da man die Tiere aber nicht zu Gesicht bekam, gerieten sie in Vergessenheit. Erst in den 50er Jahren wurde man wieder aufmerksam, als sich die Sichtungen in menschlichen Siedlungen und Berichte über Plünderungen von Obstgärten und Hühnerställen häuften.
Zusätzlich entkamen nach dem Ende des 2. Weltkriegs viele Tiere aus Pelztierfarmen oder wurden einfach freigelassen, da die Zucht nicht lukrativ genug war. 1954 wurden sie schließlich in Hessen zur Jagd freigegeben, andere Bundesländer folgten später, aber die Ausbreitung der äußerst anpassungsfähigen Tiere ließ sich nicht mehr eindämmen. Als echte Kulturfolger haben sie sich hervorragend an das Zusammenleben mit dem Menschen gewöhnt. In den USA als "Citycoons" bezeichnet, durchsuchen diese Stadtbären selbst in großen Industriestädten Mülltonnen und dringen in Keller und Dachböden ein.
Vorkommen
Ursprünglich bewohnte der Waschbär mit seinen 25 Unterarten nur den amerikanischen Kontinent. Dort kommt er auch heute noch von Kanada in Nordamerika bis Panama in Mittelamerika vor. Seit einigen Jahrzehnten ist er auch in Europa und besonders in Deutschland anzutreffen. Hier konnten sich freigelassene oder aus Pelztierfarmen entkommene Tiere offenbar in freier Wildbahn problemlos behaupten und gut vermehren. Der Bestand in Deutschland wird auf über 100.000 Exemplare geschätzt (Stand 2006).
Merkmale
Die gedrungene und kräftige Gestalt des Waschbären erinnert an einen Bären, während sein Schwanz eher dem einer Katze ähnelt. Der Waschbär wird 60 bis 65 cm lang, erreicht eine Schulterhöhe von 30 – 35 cm und wird über 20 kg schwer. Sein langes und dichtes Fell ist schwarzgrau gefärbt. Der bis zu 25 cm lange und buschige Schwanz ist schwarzbraun geringelt. Der spitzschnauzige Kopf mit den abgerundeten Ohren ist charakteristisch gefärbt, denn der Waschbär sieht aus als trüge er eine schwarze Maske um die Augen.
Die Schnauze, bis auf die schwarze Nasenspitze, sowie die Partie oberhalb der Augen sind weiß, während der Streifen dazwischen und die Wangen schwarz gefärbt sind. Seine ebenfalls hell gefärbten Beine sind lang und dünn. Die Füße besitzen schlanke Zehen mit scharfen Krallen. Seine durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in freier Wildbahn etwa 5 Jahre, in Gefangenschaft kann er aber über 20 Jahre alt werden.
Lebensweise und Lebensraum
Der Waschbär ist ursprünglich ein reiner Waldbewohner, der alte Baumbestände bevorzugt und sich gerne in der Nähe von Wasser aufhält. Diesen scheuen und listigen Räuber bekommt man jedoch als Spaziergänger normalerweise nicht zu Gesicht, denn er ruht tagsüber zusammengerollt in Baumhöhlen oder Felsspalten. Erst in der Dämmerung wird er aktiv und durchstreift dann sein Revier auf der Suche nach Nahrung.
Der einzelgängerische Waschbär ist ein regelrechter Allesfresser. Als geschickter Jäger und guter Schwimmer erbeutet er am Wasser Frösche, Fische und Krebse. Am Boden jagt er Insekten, kleine Nager, Kaninchen und junges Wild bis hin zum Rehkitz, und im Geäst räumt der gute Kletterer Vogelnester aus. Genauso gerne frißt er aber auch Beeren, Nüsse, Bucheckern und Obst.
Im Herbst, wenn das Nahrungsangebot besonders reichlich ist, frißt er sich ein dickes Fettpolster an. Den Winter verbringt er meist schlafend in einer Baumhöhle, wobei er bis zur Hälfte seines Gewichts verliert. Allerdings hält er keinen echten Winterschlaf. Im Februar beginnt die bis April andauernde Paarungszeit. Die sonst so einzelgängerischen Tiere finden sich nun zur Paarung zusammen. Treffen in dieser Zeit zwei Männchen aufeinander, kommt es zu ernsthaften Auseinandersetzungen. Nach der Paarung bleiben Männchen und Weibchen noch kurze Zeit zusammen und gehen auch gemeinsam auf Nahrungssuche. Nach einer Tragezeit von 63 Tagen bringt die Waschbärin gut versteckt, bevorzugt in einer Baumhöhle, 2 bis 7 blinde Junge zur Welt. Diese öffnen nach etwa 3 Wochen die Augen. Mit 10 bis 11 Wochen nimmt die Mutter ihre Jungen erstmalig auf die Nahrungssuche mit. Trotzdem werden sie bis zu einem Alter von rund 4 Monaten gesäugt. Bis zu einem Alter von einem halben Jahr bleiben sie stets in der Nähe der Mutter und müssen von da an auf eigenen Beinen stehen.
Feinde
Die natürlichen Feinde des Waschbären sind Kojoten, Wölfe, Rotfüchse, Baummarder, Riesenschlangen und Uhus. Weiterhin droht Gefahr von streunenden Hunden und dem Menschen, der ihn vielerorts bejagt.
Besonderheit
Eine Waschbärin mit dem Namen Jacky lebt in einem Haushalt im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz und hatte Herzprobleme. Deswegen wurde dem Tier am 19. November 2017 an der Uni München (LMU) ein Herzschrittmacher eingesetzt. Damit ist die Waschbärin weltweit die erste mit einem Herzschrittmacher.
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