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Geschichte

Einleitung

Vatikanstaat: Martyrium des Petrus, Darstellung von Pomerancio © goruma (Dominik Jesse)

Der Aufenthalt des Apostels Petrus in Rom, sein Märtyrertod und die Tatsache, dass sich sein Grab in der Krypta unter der heutigen Peterskirche befindet, ließen im 2. Jahrhundert die Tradition entstehen, im Bischof von Rom Petrus' Nachfolger zu sehen und ihm einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Der Kirchenstaat entwickelte sich zum Herrschaftsgebiet des Papstes in Mittelitalien.

 

Von den Anfängen bis zum Mittelalter

Vatikanstadt, Apostel auf dem Petersdom © goruma (Dominik Jesse)

Die Vatikanstadt erhielt ihren Namen vom Mons Vaticanus, einem am Tiberufer gelegenen Hügel, auf dem sich in der frühen römischen Kaiserzeit der Zirkus des Kaisers Nero befunden hat. Es war dieser Ort, der zu einem Sinnbild für christliche (und auch jüdische) Martyrien werden sollte. Angeblich hat auch der Apostel Petrus im Zirkus unter Nero sein Martyrium erfahren, wonach er auf einem kleinen Friedhof nördlich des Zirkus begraben worden sein soll. Dem bald entstandenen Erinnerungsmal folgte im 4. Jahrhundert auf Geheiß Konstantins der Bau einer großen Grabeskirche, die St. Peter genannt wurde. Das machte den Vatikan zu einem zentralen Wallfahrtsort der Christenheit, zumal weitere Bauwerke um das Heiligtum entstanden. Viele dieser Bauwerke waren Scholae, also religiöse Unterkünfte für Pilger aller Länder. Weiterhin entstanden Friedhöfe und auch Wehranlagen, wobei Papst Leo IV. mit seiner Leoninischen Mauer im 9. Jahrhunderts die größten Befestigungswerke geschaffen hatte. Diese Mauern umgrenzten mithin einen Bereich, der als Leostadt bekannt geworden ist.

 

Vom Mittelalter bis zur Moderne

Vatikanstadt: Auf das Reich folgt die Kirche © goruma (Dominik Jesse)

Vatikanstadt: Lateranpalast und -basilika (rechts) © goruma (Dominik Jesse)

Nachdem das Weströmische Reich zerfallen war, beanspruchten die Päpste für sich die weltliche Herrschaft über das Gebiet um Rom. Dabei leiteten sie einen rechtmäßigen Anspruch aus der so genannten Konstantinischen Schenkung ab, die indes im 15. Jahrhundert als Fälschung enttarnt worden war. Dennoch war das Territorium um die Ewige Stadt zum Zentrum des künftigen Kirchenstaats geworden. Eine endgültige Garantie dieses „Staates“ erhielten die Päpste im Jahre 751 durch die Pippinische Schenkung. Dazu sollte man aber auch wissen, dass es zunächst nicht die heutige Vatikanstadt war, die als Amtssitz der Päpste fungierte. Diese Funktion kam vielmehr bis ins 14. Jahrhundert hinein dem Lateranpalast zu, wobei der im 4. Jahrhundert erbauten Kirche San Giovanni in Laterano die Funktion der eigentlichen Kathedrale von Rom zugefallen war. Gestiftet wurde San Giovanni übrigens von keinem Geringeren als Kaiser Konstantin I. selbst.

Erst nach den schmerzlichen siebzig Jahren Exil in Avignon und der Rückkehr der Päpste nach Rom wurde der Vatikan 1376 ständige Residenz der Päpste und als Standort der römischen Kurie auch zum Zentrum des Kirchenstaats und der Römisch Katholischen Kirche. Die neu gewonnene Einheit der Kirche, welche durch das Große Abendländische Schisma (1378 bis 1417) so stark gestört worden war, versuchte nun, sich in großartigen Bauprojekten zu verewigen, für die man natürlich auf dem recht unbebauten Vatikan nicht nur die Nähe zu Petri Gebeinen, sondern auch den nötigen Platz für alle architektonischen Pläne vorfand. Spätestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden derart zahlreiche Kapellen, Kirchen, Unterkünfte, Administrativgebäude und Wehranlagen, die aber alle vom Petersdom in den Schatten gestellt werden sollten, dessen Bau 1506 begonnen und 1626 (bzw. 1650) abgeschlossen worden war. 1589 begann man auf Geheiß von Papst Sixtus V., den Apostolischen Palast zu bauen, der noch heute die päpstlichen Privatgemächer und bedeutende Verwaltungsorgane beherbergt.

1506 wurde erstmals die Schweizergarde von Papst Julius II. als Wachdienst und zum Schutz des Papstes rekrutiert. Und noch immer werden in jedem Jahr am 6. Mai die neuen Rekruten der Schweizer Garde vereidigt. Doch auch diese beherzte Kleinstarmee war machtlos, als im Jahre 1527 ein führerlos gewordenes deutsches Söldnerheer - verstärkt durch Söldner aus Spanien und Italien - Rom und den Vatikan eroberte und dort entsetzlich wütete. Von den damals 189 Angehörigen der Schweizer Garde fielen 147 beim Versuch, den Papst zu schützen. Ursprünglich wurde das Söldnerheer auf Wunsch Karls V. von dem "Vater der Landsknechte" Georg von Fundus und Charles III., Herzog von Bourbon-Montpensier geführt. Fundes erlitt aber in Italien einen Schlaganfall und Bourbon wurde kurz vor der Erstürmung Roms tödlich verwundet. Es wurden dabei nahezu unersätzliche Schätze geplündert, Bischöfe gefoltert, Nonnen vergewaltigt und ca. 30.000 Menschen ermordet. Papst Clemens VII. zahlte nach einem Monat Belagerung in der Engelsburg, in die er sich mit Getreuen geflüchtet hatte, ein hohes Lösegeld und verließ verkleidet als Haushofmeister die Stadt. Die Besetzung endete erst einige Monate später. Dieses Ereignis hat sich unter dem Begriff Sacco di Roma bis heute tief ins Bewusstsein der Römer eingegraben. 

 

Die Vatikanstadt in der Moderne

Vatikanstadt: Petersdom bei Nacht © goruma (Dominik Jesse)

Trotz solcher Gewaltereignisse weitete sich das Territorium des Kirchenstaats bis ins 19. Jahrhundert hinein so stark aus, dass es sich zu jener Zeit über das heutige Mittelitalien erstreckte, von Rom bis Bologna. Zu ihm gehörten Teile der Regionen Latium, Marken, Umbrien und Romagna. War dieses Gebiet im Rahmen der Französischen Revolution 1798 zur Römischen Republik erklärt und 1808 auch dem Königreich Italien einverleibt worden, so hatte doch der Wiener Kongress den Kirchenstaat 1815 wieder hergestellt. Doch schon 1848/49 kam es im Pontifikat von Papst Pius IX. zu erneuten Spannungen mit dem um Einigung ringenden Italien. Diese hatten die Flucht des Papstes zur Folge, wobei ein Ende des Kirchenstaates sicherlich nur durch das beherzte Eingreifen des französischen Kaisers verhindert worden war. Mit der Rückkehr des Papstes kehrten auch die polizeistaatlichen Verhältnisse im Kirchenstaat zurück. 1861 fiel dennoch ein Teil des Kirchenstaats an das neu ausgerufene Königreich Italien, und nachdem Frankreich seine Funktion als päpstliche Schutzmacht aufgegeben hatte, wurde der restliche Kirchenstaat 1870 durch die Truppen des Königs Viktor Emanuel II. besetzt. Obwohl die päpstliche Herrschaft realiter bestehen blieb, war der Status der Vatikanstadt ungeklärt, in der sich nun alle wichtigen Verwaltungsorgane des Kirchenstaates zurückgezogen hatten.

Nach einer langen Phase von architektonischer und administrativer Trennung des Kirchenstaates vom Rest Roms, wurden im Jahre 1929 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem damaligen Königreich Italien, vertreten durch Benito Mussolini, die so genannten Lateranverträge geschlossen. Sie regelten die ungeklärte Frage des Kirchenstaates. Dieser erkannte Rom als Sitz der italienischen Regierung an. Im Gegenzug sicherte ihm der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vatikans zu.
Mit Wirkung zum 8. März 2013 trat der deutsche Papst Benedikt XVI. freiwillig von seinem Amt zurück. Sein Nacholger wurde am 13. März der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio (geb. 1936), der als Papst den Namen Franziskus (lat. Franciscus) annahm.






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