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Vanuatu: Geschichte
Legenden
Da die Kultur und damit Geschichte der Südseebewohner mündlich überliefert wurde, müssen zu der Erforschung der Landesgeschichte häufig auch Legenden herangezogen werden. Deshalb stellen wir neben der wissenschaftlich nachweisbaren Geschichte auch überlieferte Legenden zur Geschichte des Landes vor:
Erzählte Überlieferungen berichten von einem alten Häuptling, Roymatu genannt, der es verstand, die verfeindeten und Kannibalismus betreibenden Stämme zu vereinen. Sein Bruder, von Eifersucht auf ihn getrieben, schoss mit einem vergifteten Pfeil auf Raymatu. Dieser starb daraufhin einen langsamen, qualvollen Tod. Während er mit dem Tode rang, wurde er auf der Insel Efate umhergetragen, um sich von den durch ihn befriedeten Stämmen zu verabschieden.
Er wurde zu den Feles Höhlen auf der Lepala-Insel gebracht, wo er dann starb. Daraufhin wurde er zum Teufelspunkt zu den Unterwasserhöhlen von Tukutuku und den Retoka-Inseln, auch Hat-Inseln genannt, gebracht, wo er beigesetzt wurde. Dabei wurden Mitglieder seines Stammes als Begleiter verbrannt.
Dieser alte Beisetzungsort wurde von Archäologen untersucht, die die dortigen Funde auf das Jahr 1.300 vor Christi Geburt datierten.
Frühgeschichte
Generell geht man davon aus, dass Vanuatu vor etwa 6.000 Jahren von Papua-Neuginea aus erstmalig besiedelt wurde.
Die Europäer kommen
Im späten 16. Jahrhundert waren die Europäer von der Existenz eines südlichen Kontinents überzeugt. Sie unternahmen daher zahlreiche Expeditionen.
Der Portugiese Pedro Ferdinand de Quiros (1555-1614) brach im Jahr 1605, von dem Vizekönig Perus beauftragt, von Peru aus auf, um das Land zu finden, zu kolonialisieren und die Eingeborenen zum katholischen Glauben zu missionieren.De Quiros erreichte zuerst die Salomonen, die von einer spanischen Expedition zuvor schon entdeckt worden waren.
De Quiro erblickte dann am 25. April 1606 den Berg Mere Lava und stoppte kurz auf der Insel Gaua. Er segelte dann weiter nach Süden, bis er am 3. Mai 1606 Big Bay erreichte. Er nannte das Land Australia del Espiritu Santo, da er glaubte, den gesuchten Kontinent gefunden zu haben.
Bei der Landung auf Big Bay ließ er alle neugierigen Eingeborenen ermorden und nahm das Land im Namen der spanischen Krone in Besitz. Er gründete die Kolonie Neu Jerusalem in der Nähe des Jordan Flusses. De Quiros drehte später durch, ernannte sich zum König und verknechtete die gesamte Schiffscrew.
Aber bereits nach 54 Tagen wurde de Quiros gezwungen, die Insel zu verlassen, da die Crew meuterte und die Eingeborenen das ihrige dazu taten. Es sollte weitere 160 Jahre dauern, bis der nächste Eroberer die Insel betrat.
Der Franzose Louis Antoine de Bougainville (1729-1811) erreichte 1766 die Inseln, die er Maew, Pentecost, Ambrym und Malekula Inseln nannte. Nach ihm wurden übrigens die wunderschönen Blumen benannt. Er fand heraus, dass Espiritu Santo nicht der gesuchte Kontinent, sondern nur eine Insel war. Daher ging er nur an Land, um Proviant aufzunehmen.
James Cook (1728-1779) erreichte auf seiner zweiten Reise im Jahre 1774 Espiritu Santo. Er durchkreuzte dabei die Gewässer intensiv. Die feindlichen Eingeborenen erlaubten jedoch keine Landung auf den Inseln.
Sowohl Bourgainville als auch Cook war aufgefallen, dass es auf den Inseln zwei unterschiedliche Rassen, eine mit dunkleren, kleineren Menschen (Melanesier) und eine mit größeren, hellhäutigeren Menschen (Polynesier) gab.
Sandelholz und Händler
Um das Jahr 1820 waren fast die gesamten Sandelholzreserven auf der nördlichen Halbkugel aufgebraucht. Sandelholz genoss bei den Chinesen hohes Ansehen, so tauschten z. B. die Briten beispielsweise mit den Chinesen Sandelholz gegen Tee.
Nachdem der Ire Peter Dillon (1788-1847) ein großes Sandelholzvorkommen auf der vanuatischen Insel Erromango entdeckt hatte, begann sofort die Ausbeutung dieser Reserven. Schon bald wurde auch auf den Inseln Efate, Anteityum und Tanna Sandelholz geschlagen.
Als die Vanuatuer sahen, dass immer mehr ihrer Wälder verschwanden, begann der Preis für Sandelholz zu steigen. Man forderte nicht mehr nur Metall, Hunde oder Ziegen dafür, sondern Waffen, Tabak, feindliche Stammesmitglieder zum Verspeisen oder auch Boote, um deren Dörfer zu vernichten. Händler prellten oft die Zeche, indem sie ohne zu bezahlen abreisten. Bei der nächsten Wiederkehr war die Stimmung dementsprechend feindlich. Die Händler waren aber nicht zimperlich und begannen, die Eingeborenen häufig einfach zu töten, da sie diese als Wilde ansahen.
Eine weitere Stategie war das Einschleppen von Krankheiten, gegen die die Einheimischen nicht immun waren. So wurden z. B. Seeleute mit Masern and Land gebracht, um die Eingebohrenen zu infizieren, für die diese Krankheit tödlich war.
Mit dem Einschleppen der Ruhr im Jahr 1840 und den Masern im Jahr 1861 auf Errommango wurde die Bevölkerung auf 800 Einwohner reduziert.
Gegen 1860 waren die Sandelholzvorkommen bereits fast völlig ausgebeutet und die Mehrzahl der Eingeborenen getötet.
Menschenhandel
Man verlegte die Geschäfte nunmehr auf den Menschenhandel. Die australischen Aborigines waren als Arbeiter nicht zu gebrauchen. Daher wurden Arbeiter für die Zuckerrohrplantagen auf Fidschi und in den Minen auf Neukaledonien benötigt. Nicht selten endeten die Angeworbenen in der Sklaverei. Nur 20 % der Arbeiter kehrten jemals auf ihre Heimatinseln zurück.
Mit Einführung des Pacific Island Labour Bill im Jahr 1901 durch Australien wurde der Menschenhandel gestoppt.
Neben der Dezimierung der Bevölkerung auf o. g. Weise wurden diese meist durch Missionare ihrer kulturellen Identität beraubt.
Missionare
Die Missionare stießen anfangs auf großen Widerstand. So wurde John Williams (1796-1839) von der London Missonary Society im Jahr 1839 kurzerhand verspeist. Aus diesem Grunde schickten die Europäer konvertierte Polynesier als Missionare vor. Von diesen wurden aber ebenfalls viele getötet.1845 wurden samoanische Lehrer auf die Insel Afate entsandt, die nicht lange überleben sollten.
Am erfolgreichsten missionierten die Katholiken die Eingeborenen, da sie diesen erlaubten, Elemente ihrer Kultur zu bewahren.
Das britisch-französische Kondominat
Unter einem Kondominat oder Kondominium versteht man die Herrschaft von zwei oder mehreren Staaten über ein bestimmtes Gebiet. 1875 schickten Siedler der Insel Tanna eine Petition nach Frankreich mit der Bitte, die Insel zu annektieren. Ein Jahr später baten die Siedler aus Efate ebenfalls darum. Die Prebysterianer sandten daraufhin Petitionen nach Großbritannien und Australien und baten ebenfalls um Annexion. Die angeschriebenen Staaten verständigten sich jedoch darauf, nicht zu annektieren.
Im Jahr 1906 wurde das britisch-französische Kondominat besiegelt. Die Neuen Hebriden, wie Vanuatu zu dem Zeitpunkt noch hieß, wurden von beiden Ländern regiert. Dieses Konstrukt hielt 74 Jahre.
Das System kam jedoch zu Beginn des 2. Weltkrieges ins Wanken. Die Bevölkerung von Frankreich gehörte dabei zu den ersten, die 1940 General Charles de Gaulle (1890-1970) im Pazifik unterstützen.
Die Japaner erreichten 1942 die benachbarten Salomonen, woraufhin im Mai 1942 die Amerikaner das Regiment auf den Neuen Hebriden übernahmen. Mit der Errichtung einer Militärbasis brachten sie eine erfolgreiche Infrastruktur mit, von der auch die Einheimischen profitierten. Die Amerikaner waren bei diesen sehr beliebt, da sie die Ni-Vatuaner gleichberechtigt behandelten, sie gut für ihre Arbeit entlohnten und Ihnen moderne Geräte wie z. B. Kühlboxen mitbrachten.
Die Amerikaner verschwanden jedoch 1945 auch schnell wieder. Ihre Ausrüstung versenkten sie im Meer, da das Kondominat nicht für die zurückgelassenen Gerätschaften bezahlen wollte.
Heute befinden sich an diesen Stellen beliebte Tauchstellen, wie z. B. der Million Dollar Point in Espiritu Santo.
Das alte Kondominat sollte dennoch bis in die 1960er Jahre fortbestehen.
Unabhängigkeit
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunders begann sich die Gesellschaft in Frankophile und Anglophile zu polarisieren. Im Jahr 1975 fanden die ersten Wahlen zu einer repräsentativen Versammlung statt.
Die Neuwahlen 1979 führten zu einer absoluten Mehrheit der Vanua-aku Party.
Die Unabhängigkeitserklärung, die Vanuatu von Frankreich und Großbritannien lossagte, erfolgte am 30. Juli 1980.
Der erste Ministerpräsident war der anglikanische Geistliche Walter Lini (1942-1999).
Ein Großteil der Frankophilen verließ daraufhin das Land und wurde von der französischen Regierung finanziell abgefunden.
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