Wer nach Karatschi kommt, muss einfach überwältigt werden von einem Metropol-Giganten, der in seiner Größe, seinen Menschen, seiner Kultur und seinem aus allen Ecken quillenden Leben einfach Atem beraubend ist. Die mit Abstand größte Stadt Pakistans und Hauptstadt der Provinz Sindh ist Lebensraum und Lebenswirklichkeit von mehr als 13 Millionen Menschen, in der gesamten Agglomeration sind es sogar bis zu 23 Millionen. Bis 1959 war Karatschi die Hauptstadt Pakistans, eines noch jungen Staates, der 1947 mit viel Optimismus als Heimat der Muslime gegründet worden war. Der Gründer dieser hoffnungsvollen Heimat war Mohammed Ali Jinnah, der in Karatschi geboren wurde und dort mit dem Mausoleum Mazar-e-Quaid höchste Verehrung findet.

Das Verwaltungsgebiet von Karatschi zeigt sich nicht als zusammenhängendes Stadtgebiet. Eher kann die Stadt mit einer Provinz gleichgesetzt werden, denn um die eigentliche Kernstadt herum erstreckt sich eine große ländliche Siedlungsstruktur. Mit einer Größe von 3527 qkm ist dieses gesamte Verwaltungsgebiet etwa eineinhalbfach so groß wie das deutsche Saarland. Als Zentrum für Wirtschaft, Produktion, Verkehr, Kultur und Bildung vereint Karatschi hochkarätige Universitäten, Museen, Galerien und beeindruckende Bauwerke in sich und betreibt einen der größten und geschäftigsten Häfen Südasiens.

Und Karatschi ist völlig anders als der Rest des Landes. Es geht schneller zu, geschäftiger, rauer, aber auch liberaler und offener. Das ist auch der enormen ethischen Diversität geschuldet, die Karatschi prägt. Der Mix aus v.a. Paschtunen und Sindhi wird von den Unzahlen aus politischen und wirtschaftlichen Migranten ergänzt, die aus anderen Landesteilen und Ländern in die Stadt kamen, um dort ihr Glück zu finden. Alle machen Karatschi nicht zu einer Stadt, sondern zu einer Welt in sich selbst – und zwar zu einer der am schnellsten anwachsenden der Erde. Seit den 1950er Jahren hat sich die Bevölkerung Karatschis beinahe verzehnfacht. Und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.

Die dunklen Seiten von Karatschi sind auch offensichtlich. Die Stadt kämpft mit Kriminalität, Terrorismus und einem haarsträubenden Verkehr, der manche Straßen am Tage fast unpassierbar macht. Ja, es ist nicht für alle Reisenden leicht, Karatschi zu mögen und zu akzeptieren. So ist die Stadt für viele meist nur ein praktisches Tor nach Pakistan, das man aber auch gerne schnell hinter sich lässt. Wer sich indes einlässt, wird in einen faszinierenden Kosmos aus allen Herausforderungen eintauchen, der nichts weniger widerspiegelt als die Vielfalt all dessen, was menschliche Existenz ausmacht.

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