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Rhesusaffen

Übersicht, Taxonomie
Rhesusaffen (Macaca mulatta) gehören zur Gattung der Makaken innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten.
Ihren Namen erhielten die Tiere von dem französischen Naturforscher und Maler Jean Baptiste Audebert (1759–1800) nach Rhesos, einem thrakischen König aus der griechischen Mythologie, der im Trojanischen Krieg auf Seiten Trojas gekämpft  und den Tod gefunden hatte.
In dem Blut der Tiere wurde im Jahr 1940 das erste Mal der nach ihnen benannte Rhesusfaktor (Rh positiv und Rh negativ) entdeckt, der bei Bluttransfusionen und Neugeborenen eine wichtige Rolle spielt.

Ordnung Primaten (Primates)
Teilordnung Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
Familie Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus Pavianartige (Papionini)
Gattung Makaken (Macaca)
Art Rhesusaffe (Macaca mulatta)
Unterarten  keine


Ausländische Bezeichnungen 

  • Englisch: Rhesus monkey
  • Französisch: Singe rhésus

Aussehen, Merkmale
Männchen besitzen eine mittlere Kopf-Rumpflänge zwischen 40 bis 65 cm und  ein mittleres Gewicht zwischen 7 und 14 kg, womit sie deutlich größer sind als die Weibchen mit einer mittleren  Kopf-Rumpflänge von  35 bis 55 cm und einem mittleren Gewicht von  5 bis 10 kg.
Die Tiere verfügen über einen 15 bis 30 cm langen Schwanz.
Ihr Fell ist braun oder oliv gefärbt, während ihr haarloses Gesicht rosa oder rötlich gefärbt ist.

Verhalten, Lebensweise
Rhesusaffen sind lebhafte tagaktive Tiere. In Abhängigkeit von ihren Lebensräumen leben sie am Boden oder, da sie gute Kletterer sind,  in den Bäumen. Am Boden bewegen sie sich mit Hilfe aller vier Extremitäten fort. Die Tiere sind zudem gute Schwimmer.
Sie leben in Gruppen von 20 bis etwa 80 Tieren und verbringen die meiste Zeit des Tages  mit Nahrungssuche. Die Gruppen bestehen aus Männchen, Weibchen und ihren Jungtieren, wobei die Weibchen zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe verbleiben.
Die Weibchen haben eine dauerhafte Rangordnung, die meist vom Rang der Mutter abhängt, also sozusagen erblich ist.
Höherrangige Tiere haben u.a. einen bevorzugten  Zugang zur Nahrung. Dagegen ist die Rangordnung der Männchen weniger stabil und basiert aus sozialem und aggressivem Verhalten.
Seine dominante Rolle behält ein Männchen etwa zwei Jahre, bis es verdrängt wird.

Vorkommen und Lebensraum
Rhesusaffen findet man in Afghanistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan, in Pakistan, im Norden von Indien – wo sie am häufigsten sind– bis in den Süden Chinas, sowie in Myanmar und im Norden von Thailand.
Zudem in Laos und Vietnam Auswilderte Gruppen findet man mittlerweile in Florida und auf Puerto Rico.
Die Tiere leben sowohl im Flachland, wie auch in den Gebirgswäldern des Himalayas. Aber man findet sie auch in den Großstädten von Indien, wo sie teilweise als heilig verehrt werden, aber auch zu einer Plage geworden sind

Nahrung
Rhesusaffen sind im Prinzip Allesfresser, jedoch bevorzugen sie pflanzliche Kost, wie Früchte, Blüten, Blätter, Pilze, Samen, Baumsäfte, Kräuter und Rinden.
Daneben fressen sie Insekten, Spinnen, Krebse oder Vogeleier. Aber sie verspeisen auch gern Fische.
In der Nähe menschlicher Siedlungen werden sie oft gefüttert oder machen sich über Felder und Gärten her oder durchsuchen die dortigen Mülltonnen.

Fortpflanzung, Jungtiere
Die Weibchen werden etwa mit drei Jahren und die Männchen mit rund vier Jahren geschlechtsreif. Da sie aber erst im Alter von etwa 8 Jahren ausgewachsen sind, pflanzen sie sich selten vorher fort.
Die Bereitschaft zur Paarung kann man bei den Weibchen an einer Intensivierung der Rotfärbung des Afters sowie bei den Männchen an einer deutlichen Vergrößerung der Hoden erkennen.
Nach einer erfolgreichen Paarung kommen nach rund 165 Tagen meist kommt ein einzelnes Jungtier zur Welt. Um das Jungtier kümmern sich die Mutter sowie auch andere Weibchen der Gruppe und gelegentlich auch Männchen.
Nach etwa einem halben Jahr werden die Jungen von ihren Müttern entwöhnt. Rhesusaffen können bis zu 30 Jahre alt werden.

Rhesusaffen in der Forschung
Die Tiere werden seit langem als Versuchstiere in der Forschung verwendet. Dabei ist besonders erwähnenswert, dass im Jahr 1940 in ihrem Blut der nach ihnen benannte Rhesusfaktor (RH+ und Rh-) entdeckt und später auch beim Menschen nachgewiesen wurde. Diese wichtige Erkenntnis verhindert seitdem die lebensgefährlichen Abwehrreaktionen bei Bluttransfusionen mit verschiedenen Faktoren  und Rhesusfaktoren-Unverträglichkeiten während der Schwangerschaft.
Außerdem wurde in den 1950er Jahren durch Versuche an den Tieren ein Impfstoff gegen das Poliovirus (Kinderlähmung) entwickelt.

Um die Wirkung ionisierender Strahlung - z.B. nach Atombombentestversuchen - zu testen, wurden die Tiere verschieden hohen Strahlendosen ausgesetzt, bis hin zu tödlichen Dosen, die zu einem qualvollen Tod geführt hatten.
Nicht zuletzt diese grausamen Versuche hatten Indiens Ministerpräsidenten Morarji Desai (1896-1995) veranlasst, die Ausfuhr der Tiere ab dem 1. April 1978 vollständig zu verbieten.
Heutzutage werden die Versuchstiere in spezialisierten Einrichtungen wie dem „Deutschen Primatenzentrum“ in Göttingen gezüchtet.
Weltweit werden Rhesusaffen heutzutage vor allem in der Infektionsforschung, der Arzneimittelentwicklung und in der Hirnforschung eingesetzt.
Am 04. Dezember 1959 wurde der Rhesusaffe Sam mit der amerikanischen Mercury Kapsel in die Erdatmosphäre geschossen und 1960 der weibliche Rhesusaffe Miss Sam.
Und am  28. Mai 1959 wurden die beiden Rhesusaffen-Weibchen Miss Able und Miss Baker mit einer JupiterAM-18 Rakete von Cape Canaveral ins All geschossen. Die Tiere hatten den 15-minütigen Flug mit einer Reichweite von rund 2.500 km überlebt.
Miss Able war jedoch kurz darauf infolge einer implantierten Elektrode, die zu einer Entzündung geführt hatte, verstorben. Man kann das präparierte Tier im Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington bewundern. Die Äffin Miss Baker wurde 27 Jahre alt und war 1984 an Nierenversagen verstorben.

Rhesusaffen im Hinduismus

Im Hinduismus gelten Rhesusaffen als heilige Tiere. Sie können daher nahezu unbehelligt in der Wildnis und in  den Städten leben. Sie halten sich zudem gerne in der Nähe von Tempelanlagen auf.

Feinde und Gefährdungen
Die wichtigsten natürlichen Feinde  der Rhesusaffen sind vor allem von Leoparden, die ihnen auch in die Bäume folgen können. Aber auch Bengaltiger und Wölfe gehören zu ihren Fressfeinden.
Die Jungtiere werden zudem Opfer von Bengalkatzen oder Rohrkatzen.
Aber der gefährlichste Feind war und ist der Mensch. So wurden – wie erwähnt – allein nur aus Indien in den 1950er Jahren jährlich bis zu ca. 250.000 Tiere exportiert, von denen aber bereits beim Einfangen, während der Gefangenschaft und beim Transport in die Bestimmungsländer viele Tiere verstorben waren.
Durch den  Export der Rhesusaffen aus Indien wurde die Population der Tiere zeitweise rapide verringert. Das Ausfuhrverbot hatte glücklicherweise dazu geführt, dass sich die Bestände in den folgenden Jahren wieder erholt hatten.
Insgesamt werden die Rhesusaffen von der IUCN als gering gefährdet eingestuft.

Deutsches Primatenzentrum

Leibnitz-Institut für Primatenforschung
Kellnerweg
37077 Göttingen
Tel.: 0049 – (0)551 – 38510
E-Mail: info@dpz.eu
www.dpz.eu/de/startseite.html

IUCN
Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resource  (IUCN) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation. Ihre Gründung erfolgte am 8. Oktober 1948 in Fontainebleau (Frankreich) als International Union for the Protection of Nature (IUPN.
Die IUCN erstellt unter anderem die Rote Liste gefährdeter Arten und  kategorisiert Schutzgebiete mittels der World Commission on Protected Areas, zudem besitzt sie einen Beobachterstatus bei der UN-Vollversammlung.
Ihre Sitz hat sie in Gland in der Schweiz mit Niederlassungen in über 60 Ländern.




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