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Inlandtaipan, Schreckensotter, Oxyuranus microlepidotus
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die Schlange kommt nur in Australien vor, wo es ca. 160 Schlangenarten gibt von denen rund Zweidrittel giftig sind.
Es gibt drei Arten des Taipans:
- den Oxyuranus scutellatus - mit seinen Unterarten Oxyuranus scutellatus scutellatus (Küstentaipan) und Oxyuranus scutellatus canni (Neuguinea Taipan)
- den Oxyuranus temporalis, für den es noch keine deutsche Bezeichnung gibt
- den hier abgehandelten Oxyuranus microlepidotus (Inlandtaipan).
Der Inlandtaipan gilt als eine der giftigsten Landschlangen weltweit Aber da die Schlange in den eher wenig bewohnten Gebieten von Australien lebt und recht scheu ist, sind Bissunfälle mit dieser Schlange relativ selten.
Im Deutschen wird der Inland-Taipan auch als Schreckensotter oder Kleinschuppenschlange bezeichnet, wobei letztere Bezeichnung die deutsche Übersetzung von microlepidotus ist.
Dabei darf nicht übersehen werden, dass der Inlandtaipan eine Giftnatter und keine Otter ist - trotz des Namens Schreckensotter. Der Inlandtaipan besitzt eine große Besonderheit: Er kann als einzige Schlange Australiens seine Farbe ändern.
So ist er während der heißen Sommermonate eher hell - meist grünlich - gefärbt, um die Sonneneinstrahlung teilweise besser zu reflektieren und sich besser tarnen zu können. Im Winter dagegen ist er eher dunkler, um mehr Sonnenlicht absorbieren zu können.
Auch wurde beobachtet, dass sein Kopf früh morgens eher dunkler gefärbt ist als später am Tag, wo er heller wird.
Systematische Einteilung
Familie | Giftnattern (Elapidae) |
---|---|
Gattung | Taipan (Oxyuranus) |
Art | Inlandtaipan (Oxyuranus microlepidotus) |
Vom Inlandtaipan existieren keine Unterarten.
Ausländische Bezeichnungen
Englisch: Inland Taipan, Fierce Snake
Aussehen, Verhalten
Der Inlandtaipan hat einen schlanken und kräftigen Körper und kann in seltenen Fällen eine Länge von bis zu knapp 3 m erreichen. Der Körper dieser Giftschlange ist hell- oder dunkelbraun gefärbt. Der Kopf hat oftmals eine dunklere Färbung als der restliche Körper - bis hin zu einer schwarzen Farbe. Wie bereits erwähnt, kann er seine Farbe der Außentemperatur anpassen, so ist er im Sommer heller und im Winter dunkler gefärbt.
Dieser Taipan ist trotz seiner hohen Giftigkeit nicht agressiv oder beißwütig. Beim Zusammentreffen mit dem Menschen beißt das Tier nur dann zu, sofern es sich direkt bedroht fühlt. Die Annahme er sei agressiv beruht auf dem Missverständnis, das der Schlange die australischen Bezeichnung "Fierce Snake" (= wütende Schlange) eingebracht hat. Australische Farmer beobachteten früher, wie Inlandtaipane angeblich ihre Viehherden verfolgten und deuteten dieses als Zeichen großer Aggressivität. In Wirklichkeit waren die Schlangen nicht an den Tieren, aber sehr wohl an den Nagern, die durch das Vieh aufgeschreckt wurden interessiert.
Das Tier ist vorwiegend tagaktiv. Die Giftzähne des Inland-Taipans besitzen eine Länge bis zu von 10 mm, womit er auch Lederschuhe durchdringen kann. Die Hauptnahrung der Schlange sind kleine Säugetiere, wie Ratten oder Mäuse, sowie Vögel und Eidechsen. Die Schlange legt bis zu ca. !0 Eier.
Vorkommen
Der Inlandtaipan ist eine typische Schlange des australischen "Outbacks" und kommt nur in einem kleinen Bereich von West Queensland und New South Wales, South Australia sowie in Nothern Territory vor, und dort besonders in Trockengebieten, aber stets gerne in der Nähe von Wasserstellen. Da es dort kaum Menschen leben, kommt es nur sehr selten zu Kontakten zwischen den Tieren und dem Menschen. Außerdem befindet sich das Tier oft auf der Jagd nach Beute in Erdhöhlen oder Erdlöchern und kommt auch deswegen kaum mit Menschen in Kontakt.
Vermeidung eines Bisses
Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden, Da seine Giftzähne ca. 10 mm lang sind, bieten hohes Schuhwerk und feste Kleidung allerdings nur wenig Schutz. Das Tier sollte bei einer Begegnung nicht gereizt und auf keinen Fall sollte versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. sich vorsichtig rückwärts gehend entfernen. An sich versucht die Schlange bei einer Annäherung zu flüchten. Wenn sie sich aber bedroht fühlt, beißt sie blitzschnell und meist mehrfach zu und bleibt beim letzten Biss sogar hängen, um noch mehr Gift zu injizieren.
Das Schlafen im Outback im Freien, z.B. in einem Schlafsack, kann nur als grober Leichtsinn angesehen werden - und das nicht nur wegen dieser Schlange. Es sollte mindestens ein Zelt sollte benutzt werden, und zwar so, dass keine Tiere und damit auch keine Schlangen herein können. Beim Übernachten in Hütten, Wohnmobilen u.ä. - stets die Türen geschlossen halten.
Art des Giftes
Das Gift des Inlandtaipans ist eines der stärksten Gifte, die bei den Landschlangen weltweit überhaupt vorkommen. Einer der wirksamen Anteile des Giftes ist ein Nervengift (Neurotoxin). Zusätzlich besitzt die Schlange ein die Blutgerinnung sehr stark störenden sowie ein die roten Blutkörperchen zerstörenden Anteil im Gift.
Auch auf das Herz wirkt das Gift. Chemisch gesehen sind in dem Gift u.a. eine Reihe von Phospholipasen A2 vorhanden. Auch Muskel-Gewebe zerstörende Anteile (Proteasen) befinden sich in dem Gift.
Die LD50 des Taipangifts liegt bei etwa 0,025 mg. Unter der LD50 versteht man die Menge an Gift in mg (1 mg = 1/1000 g) gemessen, bei dessen Injektion die Hälfte (50%) der eingesetzten Versuchstiere pro Kilo hochgerechnet - meist weiße Mäuse - verstorben ist.
Untersucht man z.B. Mäuse mit einem Gewicht von 40 g - sind das 25 Tiere pro kg. Die Übertragung auf den Menschen ist natürlich problematisch, aber es ist trotzdem die einzige Möglichkeit, überhaupt zu Aussagen bezüglich der Potenz von Schlangengiften zu gelangen.
Mein schätzt, dass etwa 2-3 mg für den Menschen tödlich sind - bei einem Giftvorrat der Schlange von 500-700 mg.
Das Gift der Schlange wird aus ihrer Giftdrüse über hohle Giftzähne - einer Injektionsnadel vergleichbar - in den Körper der Opfertiere injeziert.
Folgen eines Bisses
Die ersten Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlange sind eher seltener Schwellungen, Schmerzen oder Nekrosen an der Bissumgebung.
Sehr schnell kommt es zu einen Herabhängen der Augenlider (Ptosis) sowie Sprach - und Schluckstörungen. Weiterhin treten Atemstörungen bis hin zur Atemlähmungg und und einer kompletten Muskellähmung (Paralyse). Auch zu einem Blutdruckabfall kommt es.
Spätere Giftwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schmerzen im Bauchraum (abdominelle Schmerzen), ein Kreislaufkollaps, Blutgerinnungsstörungen bis zur Ungerinnbarkeit des Blutes (sog. Verbrauchskoagulopatie), Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit - die nach ca. 10 Minuten eintritt - ein bräunlich gefärbter Urin (Myoglobinurie) sowie Nierenfunktionsstörungen und seltener bis hin zu einem akuten Nierenversagen. Es kommt zu einem teilweisen Untergang der Skelett- und Herzmuskulatur (Rhabdomyolyse). Sofern das Gifr direkt in eine Vene gelangt, ist bereits nach nur wenigen Minuten mit schwersten Folgen zu rechnen. Ohne intensive Behandlung ist bei einem Vollbiss mit Sicherheit mit dem Tod zu rechnen.
Es gibt einige Beispiele - so von einem Jungen, der im Jahr 2008 beim Schwimmen von einem Inlandtaipan gebissen wurde - und überlebt hat.
Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Bequemlichkeit halber hier nochmals abgedruckt:
- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
- sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
- die Schlange identifizieren.
- die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä., aber nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee.
- alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt.
- sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden.
- das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
- auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen
Neben diesen allgemeinen Maßnahmen empfiehlt sich bei einem Biss des Inland-Taipans das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes. Näheres dazu siehe unter Giftschlangen.
Bei einem Biss durch diese extrem giftige Schlange ist so schnell wie überhaupt möglich, professionelle Hilfe anzufordern. Das ist in den Regionen Australiens, wo die Schlange vorkommt, sicherlich ein Hubschrauber. Daher sollte jeder, der diese Regionen besucht, sich vorher darüber informieren, wie Rettung am schnellsten herbei gerufen werden kann.
Gegenserum (Antiserum)
Es gibt seit1955 sowohl ein monovalentes als auch ein polyvalentes Gegenserum.
In Australien gibt es zahlreiche Rettungsstationen, die über die Seren verfügen. Die Gabe eines Antiserums ist aber stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen. Obwohl es nach der Injektion des Giftes dieser Schlange keine eine Alternative zur Gabe eines Antiserums gibt.
Prognose
Ohne Behandlung mit einem Antiserum ist nach einem Vollbiss des Inland-Taipans mit Sicherheit mit dem Tod zu rechnen. Dennoch stirbt z.B. in Australien auf Grund des dortigen hervorragenden Rettungssystems jährlich nur eine Handvoll Menschen an den Folgen eines Schlangenbisses. Und das bei ca. 3.000 jährlich bekannt geworden Bissunfällen.
Der Bericht über einen Biss - des sogar etwas weniger giftigen Östlichen Taipans - in den Daumenballen einer 29 jährigen Amateur-Herpetologin machte eine dreimonatige intensive Behandlung, trotz Anwendung von Antiserum, auf der Intensivstation eines Krankenhauses erforderlich. Die Patientin erreichte 20- 30 Min. nach dem Biss das Krankenhaus, wo sie kurz darauf bereits bewusstlos zusammenbrach und aus einer Zahnwunde (auf Grund einer 2 Tage vorher statt gefundenen Weisheitszahnentfernung) erheblich zu bluten begann. Außerdem versagte die Atmung, was eine künstlichen Beatmung erforderlich machte. Die junge Frau hat den Biss überlebt
Sofern man den Biss überlebt hat, ist eher selten mit bleibenden Schäden oder Folgeschäden zu rechnen. Aber hin und wieder wurden schlecht heilende Nekrosen beobachtet.
Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:
Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Tel.: 0043 - 4275 - 23165
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.
Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Kompetente Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie unter:
Giftnotruf-Zentralen in Deutschland
Giftnotruf-Zentralen in Österreich und der Schweiz
Buchempfehlung
Ein sehr informatives und hervorragend bebildertes Buch zu den Gift- und Beißtieren in Australien stammt von der in Sydney lebenden Deutschen Barbara Barkhausen:
Gefährliches Australien
Barbara Barkhausen
Mana-Verlag-Berlin
Das Buch wurde von uns rezenziert. Sie finden die Rezension und weitere Informationen zu dem Buch unter "Gefährliches Australien"
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