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Vilnius: Stadtgeschichte
Gründung und erste Erwähnung der Stadt
Schenkt man der Legende Glauben, so soll Gediminas, Großfürst seit 1316, während einer Jagd auf einem kleinen Berg gerastet haben, wo die Flüsse Neris und Vilnia zusammenfließen. Ein Traum hatte ihn beunruhigt, und dessen Deutung durch den heidnischen Hohepriester Lizdeika riet ihm zur Gründung der Stadt. Archäologen zufolge lebten aber schon im 11. Jahrhundert Menschen an der Stelle, wo sich das heutige Vilnius ausbreitet. Erste schriftliche Erwähnungen des taktisch sehr vorteilhaft gelegenen Ortes Vilnius als litauische Hauptstadt gehen auf das Jahr 1323 zurück und bezeichnen den Ort als Nostra regia Vilna. In dem Dokument an die Hauptstädte seiner Zeit wirbt der Großfürst Gediminas, der Gründer der Stadt, um Kaufleute, Wissenschaftler und Priester. Er bietet unbedingte Religionsfreiheit für die verschiedensten Glaubensrichtungen an und legt damit den Grundstein für eine Jahrhunderte lange Basis für das friedliche Zusammenleben verschiedenster Religionsgemeinschaften und Ethnien.
Die Christianisierung von Vilnius
Jogaila, der neue Großfürst Litauens, schloss 1385 mit Polen die so genannte Union von Krewo. (Dieser Personalunion sollte 1569 eine weitere folgen.) Die Christianisierung des Landes war der Preis dafür, worauf die Zerstörung des heidnischen Tempels in Vilnius folgte. 1386 ließ sich Jogaila taufen und wurde nach der Hochzeit mit der polnischen Königin Hedwig als Wladislaw II. zum Herrscher der Rzeczpospolita, eines neuen und mächtigen polnisch-litauischen Großreiches. Vilnius erhielt zu etwa derselben Zeit das Magdeburger Stadtrecht, eine Form des Stadtrechts, die ihren Ursprung in Magdeburg (Deutschland) hat. Ihre erste große wirtschaftliche Blüte erlebte die Stadt im 15. Jahrhundert.
Vilnius in der Frühen Neuzeit
Durch die beiden polnisch-litauischen Unionen von 1385 und 1569 geriet Vilnius immer mehr unter den Einfluss der Polen, mit dem auch Versuche der katholischen Reformen einhergingen. V.a. der damals noch junge Orden der Jesuiten war in Vilnius aktiv und gründete 1570 ein Kollegium, aus dem schließlich 1579 die Universität Vilnius hervorging. Diese war für sehr lange Zeit die einzige höhere Bildungsinstitution des östlichen Mitteleuropas. Vilnius entwickelte sich aber auch zum bedeutendsten nordeuropäischen Zentrum jüdischer Kultur und trug sogar den Beinamen Jerusalem Litauens. Die Dominanz der Polen sorgte für den Anfang eines wirtschaftlichen Niedergangs in der Stadt, der im 16. Jahrhundert einsetzte.
Vilnius in den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts
Das 17. Jahrhundert war keine gute geschichtliche Phase für Vilnius gewesen. Zuerst wurde die Stadt in kriegerische Auseinandersetzungen verstrickt und von 1655 bis 1661 von russischen Truppen besetzt. Hinzu kamen die Pest und einige Stadtbrände. Während des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) um die Vorherrschaft im Ostseeraum erfuhr Vilnius zweimal (1702 und 1707) von den schwedischen Truppen starke Zerstörungen. Zudem wurde der Wiederaufbau von starken Bränden (1737, 1745 und 1747) aufgehalten. Von 1795 bis 1917 waren Litauen und mithin Vilnius Bestandteile des russischen Zarenreiches. Nach den polnisch-litauischen Aufständen gegen die russischen Besatzer (1831) schlossen diese die Universität von Vilnius, in welcher sie einen Hort nationalistischer Umtriebe vermuteten. Die Universität wurde erst wieder nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neu eröffnet.
Vilnius in der Moderne
Vilnius, das sich unter russischer Oberherrschaft zu einer Gouvernementshauptstadt entwickeln und eine gewisse regionale Bedeutung bewahren konnte, wurde nach der Unabhängigkeit Litauens die Hauptstadt des Landes. Schon im Jahre 1920 aber wurde Vilnius von den Polen als Hauptstadt des Vilniuser Landes der neu gegründeten Republik Mittellitauen annektiert. Diese Aktion wurde damit begründet, dass in der Stadt eine polnischstämmige Bevölkerungsmehrheit lebte. Als neue Hauptstadt Litauens wurde daraufhin Kaunas bestimmt, wobei Vilnius unter der polnischen „Besatzung“ auf den Status einer unbedeutenden Provinzstadt herabsank, die lediglich noch für das kulturelle und wissenschaftliche jüdische Leben Ostmitteleuropas interessant war.
1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein, wobei der bis dahin polnisch besetzte Teil Litauens auf der Basis der Vereinbarungen des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages (= Hitler-Stalin-Pakt) 1940 von der Roten Armee besetzt wurde. Die Sowjets besetzten auch Vilnius und machten die Stadt nach dem Anschluss Litauens an die UdSSR zur Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Litauen.
1941 stießen die deutsch-faschistischen Truppen nach Litauen vor und besetzten die Stadt bis zum Jahre 1944. In der Altstadt von Vilnius wurde ein Ghetto eingerichtet, deren erster Teil schon im Oktober 1941 gewaltsam aufgelöst wurde. Mehrere Zehntausend Juden wurden dabei ermordet. Der zweite Teil wurde 1943 liquidiert. Die noch verbliebenen Juden von Vilnius starben in Konzentrationslagern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Vilnius erneut zur Hauptstadt der Sozialisten Sowjetrepublik Litauen, wobei dieser Wahl die Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus der Stadt vorangegangen war. 1990 konnte Litauen seine Unabhängigkeit wiedererlangen, und seither ist Vilnius die Hauptstadt einer unabhängigen Republik.
Vilnius wird 100 Jahre alt
2009 wird Litauen den 1000jährigen Tag seiner ersten namentlichen Erwähnung feiern. Dafür werden viele Veranstaltungen organisiert, v.a. in Vilnius. Die Stadt wird wundervoll geschmückt werden. Außerdem sollen bis dahin die Restaurierungsarbeiten an der Großen Fürstlichen Burg abgeschlossen sein.
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