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Sibiu: Stadtgeschichte

Sibiu, das frühere Hermannstadt, wurde im Jahre 1150 von deutschen Siedlern gegründet. Diese Siedler aus der deutschen Moselregion hatten im Laufe der Zeit die befestigten Städte und Dörfer Transsilvaniens errichtet, das sie selbst nach den sieben befestigten Städten Siebenbürgen nannten. Zum ersten Mal wurde das Gebiet um das heutige Sibiu in einer Urkunde aus dem Jahre 1191 unter dem Namen Praepositum Cibiniensem erwähnt, obwohl das Gebiet bereits im 3. Jahrhundert von einer romanisierten Bevölkerung besiedelt gewesen war.

Im Jahre 1755 fand man im Chimdru-Wald, fünf Kilometer von Birthälm, das so genannte Donarium von Birthälm. Dabei handelt es sich um eine Bronzetafel mit Griff, deren lateinische Inschrift den Beweis für die Existenz einer christlichen, Latein sprechenden Bevölkerung um 271 in diesem Gebiet gab. Papst Celestin III. bestätigte darin die Existenz einer freien deutschen Gemeinde in Transsilvanien. Diese Privilegien erneuerte König Andreas II. den deutschen Ansiedler in seiner Goldenen Bulle des Jahres 1224. Diese Zugeständnisse sollten während des ganzen Mittelalters nicht an Gültigkeit verlieren. Einige blieben sogar bis in das Jahr 1876 gültig. Zur damaligen Zeit war der lateinische Name der Stadt Villa Hermanni. Die Siedlung wies eine besondere Lage auf. Sie befand sich direkt an einer Wegeskreuzung, was sie von Beginn an mit eindringenden Völkern in Konflikt brachte. Im Jahre 1241 zerstörten die Tataren die Siedlung und brannten sie nieder. Lediglich 100 Bewohner überlebten den Angriff.

Mit dem Jahre 1302 begann die Organisation der Sachsen in Stühle. Ein Stuhl ist dabei zunächst als Gerichtsbarkeit und später als Kreis zu verstehen, vergleichbar mit den Schweizer Kantonen. Sibiu wird als der erste Stuhl genannt. Im Jahr 1355 wird die Provinz Sibiu, oder besser Hermannstadt, mit den sieben Stühlen in einer Urkunde attestiert, was den Namen Siebenbürgen erklärt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielt Hermannstadt den Titel einer Stadt, nachdem es zuvor den Namen Hermannsdorf getragen hatte. Die erste Erwähnung Hermannstadts als Stadt stammt aus dem Jahre 1366.

Das Mittelalter in Hermannstadt war bestimmt von einer permanenten wirtschaftlichen Entwicklung, als deren Kennzeichen die Handlungen der Zünfte hervortreten. Kennt das erste Statut aus dem Jahre 1376 noch 19 Zünfte mit 25 Gewerben, so sind es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bereits 29 Handwerkszünfte und um das Jahr 1780 herum sogar 40.

Im Jahre 1432 wurde Hermannstadt zum ersten Mal von den Türken belagert, wobei die Stadt 1438 vom Papst Eugen IV. als Verteidigungsbastion für die gesamte Christenheit bezeichnet wurde. 1493 konnte das Heer unter der Oberbefehlsgewalt des Bürgermeisters Hecht am Pass am Roten Turm triumphieren. 1526 wurde das ungarische Königreich bei Mohács von den Türken geschlagen, welche 1541 auch die Hauptstadt Buda besetzten. Zudem wurde das Fürstentum Siebenbürgen gegründet. Fortan war Hermannstadt in seiner Politik zwischen dem Hause Habsburg und den Osmanen hin- und hergerissen. In der Folge wurde die Stadt sowohl von der einen als auch der anderen Seite mehrmals belagert. Die Privilegien aber blieben bei der Stadt.

1543 begann in der sächsischen Gemeinschaft Hermannstadts die Reformation. Diese wurde von den Einwohnern der Stadt fast einheitlich angenommen.

1554 kamen infolge einer Pestepidemie 3.200 Einwohner der Stadt ums Leben, und 1570 wurden im Rahmen eines Großbrandes 1.303 Gebäude zerstört. 1661 kam es in der Stadt erneut zu einer schweren Pestepidemie; etwa 3.000 Bewohner von Hermannstadt starben.

Die Zeit zwischen dem Ende des 16. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts war von militärischen Konflikten bestimmt, aus denen sich auch eine starke Beeinflussung der sozialen und der ökonomischen Entwicklung von Hermannstadt ergaben. So fand bspw. im Jahre 1599 jenseits der südlichen Stadtmauer von Hermannstadt die Schlacht von Schellenberg (Selimbar) statt, die im Zusammenhang mit den Feldzügen des Mihai Viteazul, Michael dem Tapferen stand. Zwischen 1601 bis 1603 belagerten die Truppen Sigismund Báthorys die Stadt. Die Gebäude außerhalb der Stadtmauern wurden niedergebrannt. 1610 wurde Hermannstadt von der Armee des Fürsten Gabriel Báthory belagert. Am Ende des 17. Jahrhunderts, als die Türken von den Österreichern zurückgedrängt wurden, machte man aus Hermannstadt ein Großfürstentum innerhalb des Habsburgerreiches.

Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam eine neue Gruppe von Kolonisten aus dem österreichischen Salzburger Land nach Hermannstadt, die Landler. Indes wurde die Stadt zur Mitte desselben Jahrhunderts mehr und mehr zu einem spirituellen Zentrum der rumänischen Bevölkerung, die einen Kampf um Gleichberechtigung und nationale Befreiung führte. In diesem Zusammenhang wurde von Simion Barnutiu ein Manifest mit dem Titel Erklärung für die Rumänen erstellt. Das ständige rumänische Nationalkomitee hatte ebenfalls in Hermannstadt seinen Sitz und stand unter dem Vorsitz des Bischofs Andrei Saguna. Im Jahre 1863 verabschiedete der Transsilvanische Landtag das Gesetz über die Gleichberechtigung der rumänischen Nation und ihrer Konfessionen. Die rumänische Nationalpartei Transsilvaniens agierte in Hermannstadt und löste von dort eine der größten sozialpolitischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts aus: die Memorandistenbewegung.

Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis hin zu den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hielt eine starke wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Hermannstadt Einzug. Die Stadt wurde immer größer und dehnte sich weit über die Stadtmauern aus, so dass bereits 1857 eine Einwohnerzahl von etwa 13.900 konstatiert werden konnte. In den folgenden Jahrzehnten sollte sich diese Zahl bis 1900 fast verdoppeln. Hermannstadt war am Anfang des 20. Jahrhunderts eine lebendige moderne Stadt geworden. Als dritte Stadt Österreich-Ungarns war sie mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet worden und verfügte als zweite über eine elektronische Straßenbahn. 1909 wurde das erste Kino der Stadt eröffnet, und 1910 die ersten öffentlichen Toiletten.

Der bemerkenswerten urbanen Entwicklung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein jähes Ende gesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Transsilvanien 1918 mit Rumänien vereinigt, so dass Hermannstadt nach Jahrhunderte langer ungarischer Herrschaft rumänisch wurde. In diesem Zusammenhang wurde die Stadt 1919 nun offiziell Sibiu genannt und alle Straßennamen bekamen rumänische Bezeichnungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, den Sibiu ohne erwähnenswerte Zerstörungen überstanden hatte, kamen die kommunistischen Machthaber. Sie wurden von Moskau unterstützt. Das kommunistische System hat die Altstadt Sibius mit kleinen Ausnahmen unberührt gelassen - keine Selbstverständlichkeit! - indes begann für die Bevölkerung Sibius eine lange Zeit des Leidens. Fabriken und Land wurden nationalisiert, politische Oppositionelle verfolgt und inhaftiert. Etwa 2.800 Deutsche der Stadt wurden von den kommunistischen Autoritäten der Kooperation mit Nazi-Deutschland beschuldigt und zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Die Mehrheit kehrte nie wieder zurück.

Gezwungen vom Regime und von wirtschaftlichen Schwierigkeiten begannen die Deutschen in den 1970ern, nach Westdeutschland zu emigrieren - eine Bewegung, die bis zur Revolution 1989 anhalten sollte. Lediglich 2.200 Deutsche waren in Sibiu geblieben. Im Dezember 1989 rebellierten die Einwohner der Stadt aufgrund der extremen wirtschaftlichen Engpässe und der harten Unterdrückung seitens der Kommunisten. 89 Personen verloren ihr Leben, als die Demonstranten auf die bewaffnete Polizei trafen. Mehrere Hundert wurden verletzt.
Der kommunistische Diktator Nicolae Ceaușescu (1918-1989)  und seine Frau Elena wurden nach einem Schnellverfahren vor einem Militärgericht am 25. Dezember 1989 in Târgoviște standrechtlich erschossen. Er  war von 1965 bis 1989 Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei und  von 1967 bis 1989 Staatspräsident von Rumänien und bis 1974 Vorsitzender des Staatsrates.

Während der 1990er wurden die demokratischen Institutionen der Stadt wiederbelebt und eine angemessene Infrastruktur geschaffen. Die Lebensqualität der Einwohner verbesserte sich rapide. Im Jahre 2004 wurde Sibiu gemeinsam mit Luxemburg von den 25 EU-Kulturministern zur Kulturhauptstadt Europas 2007 gewählt.




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