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Inhaltsverzeichnis
Hazrat-e Masumeh (Heiliger Schrein der Fatima)
Der imposante Schrein-Komplex für Fatima al Masumeh nahe dem lebendigen Astane-Platz ist religiöses Herz und spirituelles Zentrum Ghoms. Ist Fatima selbst eher unbedeutend, so wird ihre religiöse Anbetung dem Umstand geschuldet, dass die im Jahre 817 verstorbene Fatima die Schwester des achten Imams (Imam Reza) und zudem die Tochter des siebten Imams (Musaye Kazem) gewesen war. Fatima al-Masumeh, die „Sündlose“, wollte damals nach Ghom gebracht werden, um zu sterben.
Der inmitten des Stadtzentrums gelegene, insgesamt etwa 38.000 qm große Komplex gehört zu den heiligsten und architektonisch wertvollsten Baukonstruktionen des Iran. Es handelt sich dabei um eine Moschee, die insgesamt drei Kuppeln, sechs Minarette, mehrere Gebetshallen und die Haupt-Grabkammer aufweist. Zum Gelände des Hazrat-e Masumeh gehört auch die Islamisch-Theologische Hochschule von Ghom, eine der größten Ausbildungsstätten für schiitische Geistliche. Auf dem Boden des Hazrat-e Masumeh sind viele große Persönlichkeiten der persischen Geschichte begraben sowie die drei Töchter des neunten Imams Muhammad at-Taqi.
Viel von dem, was Besucher heute sehen, wurde unter Schah Abbas I. und anderen Safawiden-Königen errichtet, die bemüht darum waren, ein religiöses Gegengewicht zu den schiitischen Schreinen von Kerbala und Najaf (beide im modernen Irak) zu schaffen. Die betörend schöne Gold-Kuppel des Hazrat-e Masumeh ist eine Verzierung, die der Qajar-Herrscher Fath Ali Schah vorgenommen hat. Die heutigen “Schahs”, die Ayatollahs von Ghom, sind auch weiterhin damit beschäftigt, den Schrein-Komplex zu erweitern und umzubauen. Gerüste gehören daher zum alltäglichen Bild.
Nicht-Muslimen ist der Besuch des Komplexes grundsätzlich erlaubt. Frauen müssen einen Tschador tragen. Solche werden aber am Eingang 1 kostenlos ausgeliehen. Der Schrein selbst ist für Nicht-Moslems tabu. Die offizielle Politik verlangt zwar, dass Nicht-Moslems nur in einer Gruppe und mit autorisiertem Tour Guide das Schrein-Areal betreten dürfen. In Wirklichkeit aber kann er auch individuell besucht werden, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. Dabei hat man es mit meist sehr freundlichen und hilfsbereiten “Sicherheitsleuten” zu tun, denen man erklären sollte, dass man den eigentlichen Schrein nicht betreten und keine Fotos machen werde. Aber auch das eigentlich nicht erlaubte Fotografieren wird alles andere als streng beobachtet, zumal die Iraner selbst es lieben, sich im Blitzlichtgewitter vor der goldenen Kuppel des Schreins abzulichten. Grundsätzlich gilt bei einem Besuch des Schrein-Komplexes: Respektvolles Verhalten, aber keine Angst – Iraner beißen auch in Ghom nicht.
Plätze, Bazaar und Straßen
Astane-Platz
Der Astane-Platz breitet sich im Nordosten des Schreins aus und ist ein hervorragender Ort, um Zeit damit zu verbringen, bei einem Tee Menschen zu beobachten und die religiöse Stimmung Ghoms aufzunehmen. Der Hauptplatz der heiligen Stadt ist von Souvenir-Läden umzingelt und macht mit einer eher unattraktiven Brunnenkonstruktion in der Mitte auf sich aufmerksam. Vor allem in den Abendstunden ist er Anlaufpunkt für Familien und Besucher.
Imam Musa Sadr Boulevard
Ghom wird strukturiert vom quicklebendigen Imam Musa Sadr Boulevard, einer mehrspurigen Verkehrsachse, die sich durch die gesamte Stadt und am Fluss entlangzieht. Der Boulevard ist über mehrere Brücken (vor allem Ahanchi Brücke, Bazaar-Brücke und Masumeh-Brücke) mit dem Mosalla ye Modarres Boulevard (Bahar Street) und der Shahid Lavasani Street verbunden.
Ghom-Bazaar
Der berühmte Bazaar von Ghom besteht aus zwei Bereichen, einem alten und einem neuen. Während sich der alte Teil des Bazaars im Osten an die Taleqani Avenue anschmiegt und sich gen Norden zieht, zeigt sich der neue Teil in einer imposanten Ausdehnung nach Norden. Die ältesten Segmente des Bazaars gehen bis auf die Zeit noch vor den Safawiden zurück; die Bauweise des neuen Teils indes und das Straßen-Netzwerk mit all seinen Arkaden sind Zeugnisse der Safawiden- und Qajar-Herrschaft. Der Bazaar war und ist lebendiger Ort für das bunte und ganz alltägliche iranische Treiben und für Besucher ein hervorragender Ort, um sich den Leuten anzuschließen und bei lockerem Plaudern und dem obligatorischen Handeln Iranern ganz nahe zu kommen.
Besondere Bauwerke
Imam Hassan Moschee
Die imposante Hassan-Moschee gehört zu den ältesten schiitischen Gotteshäusern und den wundervollsten Bauwerken Ghoms. Sie erhebt sich an der Astane Avenue und geht bis auf das 3. Jahrhundert islamischer Zeitrechnung zurück. Es gibt aber kein Zeichen mehr von der ursprünglichen Struktur des Gotteshauses.
Jame’ Moschee
Die Jame’ Moschee ist grundsätzlich ein architektonisches Kind des 6. Jahrhunderts islamischer Zeitrechnung und gehört zu den ältesten und interessantesten Bauwerken Ghoms. Die gegenwärtige Kuppel soll aus dem Jahre 529 stammen. Weitere Elemente der Moschee stehen im Zusammenhang mit den Safawiden, während sich etwa das nördliche Portal der Qajar-Herrschaft verdankt.
Grabmal von Schah Abbas II.
Das imposante Grab von Schah Abbas II. reiht sich im Südwesten an den Heiligen Schrein an und ist aufgrund seiner feinen Architektur mehr äußerst interessant. Eine Inschrift gibt das Jahr der Grablegung mit 1077 AH (Anno Hegirae, islamische Zeitrechnung) an.
Haus von Imam Khomeini
Das Haus des Revolutionsführers und Ayatallohs Ruhollah Khomeini ist wenig mehr als ein einfaches, zweigeschossiges Gebäude mit einem nach Süden zeigenden Hof. Die Osthalle des Hauses war der Ort, an dem der Imam auch einige seiner charismatischen Reden hielt. Das Haus ist eine für Iraner bedeutende Sehenswürdigkeit und zieht gigantische Massen von Besuchern aus dem ganzen Lande an.
Bildungseinrichtungen
Ghom ist das größte und bedeutendste Zentrum für schiitische Lehre in der Welt. Etwa 50.000 Seminaristen und Seminaristinnen aus 70 Länder machen die Stadt zu einem internationalen Ort für Theologie, Spirituailität und Austausch. Seminare werden auch für Frauen und für Nicht-Schiitien angeboten und ranken sich neben traditionellen religiösen Studien auch um Sozialwissenschaften und westliches Gedankengut.
Im Folgenden sind einige höhere Bildungseinrichtungen dargestellt. Natürlich kann und will diese Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben:
Haghani-Schule (auch Haghani-Seminar oder Haqqani-Zirkel)
Die Madrese Ḥaqqānī ist eine der vielen schiitischen Ausbildungsstätten in Ghom. Ihr Renommé verdankt sie unter anderem vielen hochrangigen Politikern und Geistlichen des Landes, die sie hervorgebracht hat. Viele von denen werden als erzkonservativ eingestuft.
Imam Khomeini Education and Research Institute
Die auch als Imam Khomeini’s Educational and Research Institute bekannte religiöse Bildungseinrichtung wurde 1991 durch den erzkonservativen Ayatollah Mohammad-Taqi Mesbah-Yazdi gegründet und wird als “Institut des führenden Lichtes” angesehen. Eines der Hauptziele der Hochschule ist es, die religiöse Lehre mit einer sich mehr und mehr verändernden Welt in Einklang zu bringen. Frauen können dort auch studieren, allerdings nicht in Klassen innerhalb der Hochschule. Das Institut veröffentlicht auch die erzkonservative Wochenzeitung Parto-Sokhan.
Islamisch-Theologische Hochschule
Die Islamisch-Theologische Hochschule ist die bedeutendste schiitisch-theologische Hochschule (Hawza) des Iran. Sie erhebt sich neben dem Schrein der Fatima Masumeh und geht auf das Jahr 1533 und die Zeit der Safawiden (1501-1722) zurück. Einer der berühmtesten schiitischen Theologen, die mit dem Namen der Hochschule verbunden sind, war Muhammed Muhsin Faiz Kaschani (1598/9-1680), der an der Hawza studierte und später dort auch lehrte. Unter der Leitung von Ajatollah Abd al-Karim Haeri Yazdi (1859-1937) war die Hochschule zu einem wichtigsten schiitischen Wissenschaftszentren geworden. Die Islamisch-Theologische Hochschule ist auch historisch von großer Bedeutung. Hier kam es 1963 zu Unruhen zwischen Demonstranten und staatlichen Sicherheitskräften, welche auch zur Verhaftung von Ayatollah Khomeini und seiner schließlichen Verbannung führten. Khomeini hatte an der Islamisch-Theologischen Hochschule studiert – genau wie der frühere iranische Staatspräsident Rafsandschani.
Jahangir Khan-Schule
Diese im Osten Ghoms gelegene Bildungseinrichtung geht auf die Zeit der Safawiden zurück. Unter den Qajar erfuhr die zwar kleine, aber enorm renommierte Schule erhebliche Umbauten. Die Khan-Schule wurde unter Fathali Shah und zuletzt im Jahre 1994 renoviert. Ihre Architektur gilt als einzigartig im ganzen Iran. Viele bekannte Gelehrte erhielten an ihr ihre Ausbildung.
Mar'ashi Najafi Bibliothek
Die nach dem Großayatollah Sayyid Mar‘ashi Najafi benannte Bibliothek von Ghom wurde unter Khomeini erheblich erweitert und besteht heute aus neuen und alten Gebäuden, die eine Fläche von insgesamt 21.000 qm bedecken. Dort sind mehr als 500.000 handschriftliche Texte und Kopien untergebracht. Gigantisch!
Mofid-Universität
Die von Abdolkarim Mousavi Ardebili 1989 gegründete Universität ist berühmt für die vergleichenden Studien zwischen Islam- und modernen Naturwissenschaften. Weitere Fakultäten beschäftigen sich mit Wirtschaft, Rechtswissenschaften, Philosophie und Politik.
Payame Noor University
Die PNU ist eine der größten Universitäten des Iran und unterhält ihre Hauptniederlassung in Teheran. Insgesamt besteht sie aus 30 Provinz- und 485 Lokal-Zentren und Campus im gesamten Lande. Die 1988 eingerichtete PNU widmet sich der Wissenschaft, Forschung und Technologie.
Universität für Religion und Konfession
Diese Universität für Lehre und Forschung konzentriert sich auf das Studium der Religionen und des Islam. In zahlreichen Departments beschäftigen sich die Studierenden mit Sekten, Theologie, Geschichte, Philosophie, Psychologie und Soziologie.
Universität von Ghom
Diese staatliche Universität in Ghom wurde 1980 von Mohammad Beheshti und Mohammad Javad Bahonar eingerichtet und bietet Abschlüsse in fünf Colleges an. Eigentlich unüblich für staatliche Universitäten, trennt die Universität von Ghom aber die Geschlechter und unterteilt die Campus in einen weiblichen und einen männlichen Teil.
Gewässer
Ghom
Der Ghom-Fluss fließt mitten durch die Stadt und trennt das religiöse vom verkehrstechnischen Herzen Ghoms, nämlich den Schrein der Fatima vom Imam Musa Sadr Boulevard. Der gemeinsam mit dem Qareh Su 400 Kilometer lange Fluss bekommt sein Wasser von den Zagros-Bergen und dem See Namak. Das Wasserlevel kann so stark fluktuieren, dass bisweilen gar kein Wasser mehr im Flussbett steht – das vor allem in den Sommermonaten.
Namaksee (Großer Salzsee)
Etwa 70 km östlich von Ghom befindet sich der Namak-Salzsee, der sein Wasser vor allem von dem Fluss Ghom erhält. Der nur rund 1 km² große sumpfige See trocknet im Spätherbst oft aus und ist das ganze Jahr über von einer weiß-glänzenden Salzschicht bedeckt. Der Namaksee ist allerdings Teil einer insgesamt ca. 1.800 km² großen Salzregion. Östlich davon beginnt der rund 4.000 km² große Kawir-Nationalpark.
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