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Ghom - Zentrum des schiitischen Islams

Hazrat-e Masumeh in Ghom © goruma (Dominik Jesse)

„Wer in Ghom das Sagen hat, bestimmt die Politik im Iran“ – viel zitiert und wahr, regeln doch von Ghom aus die klerikalen Hardliner seit der iranischen Revolution die Geschickte eines Landes, über das so viel falsche Meinungen in der Welt existieren und das seine Besucher mit warmem Lächeln und sympathischer Neugier empfängt. Wohl nirgendwo in diesem faszinierenden Iran geht es ähnlich konservativ zu wie in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Islamische Sitten und Werte werden sehr hoch gehalten und ergießen sich in Kleidung, Meinung und Verhalten in das alltägliche Leben der Stadt. Doch Ghom ist kein Ort, vor dem Besucher zurückschrecken sollten. Wer sich respektvoll und bescheiden verhält, wird in der heiligen Stadt unvergessliche Stunden oder Tage verbringen, insbesondere freitags und anlässlich hoher Feiertage, wenn Tausende von Pilgern nach Ghom strömen und die rechtsgelehrte Stadt zu einem sympathischen Ameisenhaufen machen, durch den sich ein oft wasserloser Fluss schlängelt.

Es war im Jahre 817, als eine gewisse Fatima al Masumeh nach Ghom gebracht werden wollte, um dort zu sterben. Die Tochter des 7. und Schwester des 8. Imam der Zwölferschia war auf einer längeren Reise erkrankt und hatte ihren baldigen Tod entschlossen akzeptiert. Ihr zu Ehren wurde der majestätische Hazrat-e Masumeh erbaut, ein gewaltiger Moschee-Komplex, der Ghom nach dem Imam-Reza-Schrein in Maschhad zum zweitwichtigsten schiitischen Wallfahrtsort auf iranischem Boden macht. Betörend schön und golden leuchtet die bezaubernde Kuppel des Schreins als Wahrzeichen und prächtiger Orientierungspunkt über die Dächer und Straßen einer Stadt, die zu den am schnellsten wachsenden des Landes gehört. Die Bevölkerung hat sich seit der Revolution des Jahres 1979 beinahe verdoppelt und liegt heute bei mehr als 1.000.000.

Das weltweit größte Zentrum des schiitischen Islams ist (zeitweise) Heimat für geschätzte 50.000 Seminaristen, zu denen auch Frauen und Nicht-Muslime gehören. Aus etwa 70 Ländern strömen Studierende nach Ghom und beschäftigen sich mit Theologie und Islam, Schia und Sekten, Philosophie, Soziologie und Recht. Vor dem Hintergrund einer sehr langen Geschichte voller Brüche und Blüten, Debakel und Revolutionen etablierten sich nach und nach die Kleriker des Landes, die aufgrund der Nähe zur Hauptstadt Teheran schon bald die Geschicke des Iran beeinflussten und lenkten. So war es wohl auch kein Zufall, dass der Ayatollah Ruhollah Khomeini hier lernte, lehrte und im turbulenten Jahre 1963 an der renommierten Islamisch-Theologischen Hochschule von Ghom verhaftet wurde.

Viele Menschen besuchen Ghom im Rahmen eines Tagesausfluges von Teheran aus und statten dem Hazrat-e Masumeh, dem Haupt-Bazaar oder dem früheren Wohnhaus Khomeinis einen Besuch ab. Wer sich aber ganz der religiösen Stimmung hingeben und fühlen will, wie sich Leben und Lernen in einer Stadt wie Ghom gestaltet, sollte mindestens eine Nacht dort verbringen und sich mit Tee und Aufmerksamkeit in den Straßen und Gassen und Plätzen der ernsthaften Stadt verlieren.

Doch Ghom ist nicht nur Heimat von etwa 200 Kulturgütern, die auf der Liste der Iran's Cultural Heritage Organization stehen, und Produktionsstätten von Glas, Tonwaren und Textilien: Nahe der Stadt breiten sich auch Erdöl- und Erdgasfelder aus und seit 1991 auch ein Raketentestgelände. Seit dem 25. September 2009 ist auch bekannt, dass eine Anlage des Iranischen Atomprogramms in der Nähe von Ghom eingerichtet worden war.

Allgemeine Informationen über den Iran findet man hier >>>

Name Ghom
Weitere Namen Qom, Qum, Kum oder Gom
Staat Iran
Lage Die Stadt Ghom breitet sich am gleichnamigen Fluss in der gleichnamigen Provinz aus,
978 m über dem Meeresspiegel. Etwa 132 km nördlich liegt die iranische Hauptstadt Teheran.
Wahrzeichen der Stadt Goldene Kuppel des Schreins der Fatima Masumeh
Funktion der Stadt Hauptstadt der Provinz Ghom
Bedeutender Wallfahrtsort der schiitischen Muslime
Weltweit größtes Zentrum des schiitischen Islams
Einwohnerzahl Ca. 1.100.000
Ethnien Iraner
In der Stadt leben zahlreiche Studierende aus 70 Ländern - allein 60.000 aus Pakistan.
Sprachen Persisch (Farsi)
Religionen Schiitischer Islam
Landeswährung Iranischer Rial
Angrenzende Gewässer Ghom liegt am gleichnamigen Fluss Ghom (insg. ca. 400 km)
Offizielle Homepage www.qomict.ir
Telefonvorwahl mit Länderkennung 0098 - (0)251 - Teilnehmernummer
Uhrzeit gegenüber MEZ + 2,5 h
Netzspannung, Netzfrequenz 220 V und 50 Hertz
Kfz.-Kennzeichen des Iran IR




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