Erstaunlicherweise war Johannesburg nie Sitz der Regierung geworden, und Attribute wie gierig, gewissenlos und gewalttätig prägten von Beginn an den Ruf der Stadt. In diesem Umfeld waren jedoch bis zur Apartheid viele Entwicklungen möglich, die in anderen Regionen Südafrikas undenkbar gewesen wären: Nelson Mandela konnte hier als Schwarzer in einer Anwaltskanzlei lernen, es gab kulturelle Zentren wie Sophiatown und Alexandra, und während der Apartheid fand der Liberalismus in Johannesburg sogar intellektuelles Gehör.  

Die City von Johannesburg ist schachbrettartig angelegt und präsentiert sich heute als afrikanische Stadt: immer weniger Weiße leben im Zentrum, die Büros und Geschäfte sind vorwiegend in die nördlichen Vororte gezogen, wo sie sich innerhalb der gigantischen Einkaufszentren sicherer fühlen. Während der Apartheid wirkte die Innenstadt Jo'burgs jedoch häufig steril und ausgestorben, während heute das afrikanische Leben in den Straßen pulsiert.  Johannesburg ist ein Moloch aus Stahl, Glas und Beton - die Stadt bietet nicht die landschaftlichen oder kulturellen Reize wie etwa Kapstadt. Zudem gibt es kaum touristische Sehenswürdigkeiten. Es gibt allerdings einige faszinierende Museen und ausgezeichnete Kunstgalerien, die zum Beispiel ein Grund sind, die Stadt nicht sofort nach der Zwischenlandung auf dem Internationalen Flughafen schockiert und verängstigt wieder zu verlassen. 

Die Kriminalitätsrate ist in Johannesburg extrem hoch und deutlich höher als beispielsweise in Kapstadt. Es empfiehlt sich daher dringend, nicht auf eigene Faust die Stadt erkunden zu wollen, sondern einen ortskundigen Guide in Anspruch zu nehmen, der sowohl die lohnenswerten Plätze als auch die Verkehrsmittel kennt. Unter sachgerechter Führung lohnt es sich durchaus, die Vielschichtigkeit und Dynamik Johannesburgs zu entdecken. Auf gar keinen Fall sollte man jedoch unvorsichtig werden, denn auch noch 15 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist Johannesburg eine zweigeteilte Stadt: die Unterschiede zwischen Arm und Reich und Schwarz und Weiß sind riesig und scheinen unüberbrückbar zu bleiben; es gibt ebenso noble Vororte wie Barackenviertel und Townships, in denen Armut und Gewalt das Leben der meist farbigen Bewohner immer noch dominieren. Johannesburg hat die Schönheit wahrlich nicht gepachtet, Aber die Stadt als Ganzes hat ihre Reize: ausgezeichnete Hotels und Restaurants, Einkaufsstraßen, Galerien, Museen und Theater und eine Dynamik, ein ungezügelter Lebensdurst spiegelt sich im sozialen wie im wirtschaftlichen Leben wieder.