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Stadtgeschichte
Da die beiden Städte Dessau und Roßlau bis 1935 bzw. 2007 eigenständige geschichtliche Verläufe besitzen, wurde die Stadtgeschichte des heutigen Dessau-Roßlau getrennt dargestellt.
Stadtgeschichte von Dessau
vor der Marienkirche © goruma (T.Asthalter)
Obwohl die erste urkundliche Erwähnung Dessaus erst aus dem Jahre 1213 stammt, ist die Stadt mit Sicherheit bereits im ausgehenden 12. Jahrhundert gegründet worden.
Der zunächst kleine Handelsplatz an der Elbe sollte sich bis 1470 von einer Ackerbürgerstadt schließlich zur festen Residenz der Fürsten von Anhalt entwickeln, die ihre Macht von der Burg der Askanier aus ausübten, welche sie mit den Jahren zu einem gewaltigen Schloss umbauten.
Im Jahre 1534 wurde - trotz des Zusammenschlusses katholischer Fürsten zum Dessauer Bund - durch Georg III. die Reformation offiziell in Dessau eingeführt.
Nachdem es 1552 in Dessau zu einer verheerenden Pestepedemie gekommen war, verlagerte Fürst Joachim den Hof ins Schloss Warmsdorf bei Güsten. Dennoch durfte Dessau zum ausgehenden 16. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit erleben, die erst durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) beendet wurde.
Die gravierenden Folgen des großen Krieges hatte die Stadt erst zum ausgehenden 17. Jahrhundert einigermaßen überwunden.
Die Fürsten führten eine fruchtbare Politik der Ansiedlung, so dass sich viele Juden in Dessau nierließen und bald eine große Gemeinde bildeten. Unter Leopold I., genannt der Alte Dessauer, wurde die Elbe-Stadt zu einer Residenzstadt im Sinne des Barock.
© goruma (T.Asthalter)
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Dessau unter dem Fürsten Leopold III. sogar zu zu einem wichtigen deutschen Zentrum der Aufklärung, das mit seinem radikalen Reformwerk, den zahlreichen klassizistischen Bauwerken und der Etablierung des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs in ganz Europa große Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte.
Die Industrialisierung machte aus Dessau eine Stadt des Fahrzeug- und Maschinenbaus sowie der Lebensmittelindustrie.
1918 wurde Dessau sogar zur Hauptstadt des Freistaates Anhalt bestimmt, und in den 1920er Jahren zur Bauhaus-Stadt, nachdem das in Weimar entwickelte Bauhaus 1925 und 1926 in das von Walter Gropius ersonnene Gebäude des Bauhauses Dessau verlegt worden war.
Indes wurde 1932 auf Antrag der NSDAP das Bauhaus in Dessau aufgelöst. Die Stadt, welche 1933 zur Gauhauptstadt des Gaus Anhalt-Magdeburg bestimmt worden war, wurde im Jahre 1935 Dank der Eingemeindung Roßlaus zur Großstadt.
Im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht des Jahres 1938 wurde auch in Dessau die Alte Synagoge zerstört und in den Folgejahren die nurmehr kleine jüdische Gemeinde deportiert.
Exkurs: Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG (JFM)
Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG (JFM) hatte ihren Sitz in Dessau-Roßlau.
Sie ist im Jahre 1936, also in der Zeit des Nationalssozialismus, aus der Fusion der Junkers-Motorenbau GmbH und der Junkers-Flugzeugwerk AG entstanden. Der bald zu den wichtigsten Rüstungskonzernen Nazi-Deutschlands gehörende Hersteller von Motoren- und Flugzeugtypen war auf 24 Standorte verteilt und beschäftigte mehrere tausend Menschen.
Unter diesen Menschen waren indes auch zahlreiche KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, die unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten mussten. Das Stammwerk hatte seinen Sitz in Dessau. Daneben wurden Fabrikstätten u.a. in Halberstadt, Halle, Jüterbog, Magdeburg und Zittau eingerichtet.
In der JFM wurden Flugzeugtypen gebaut, die es bereits schon vor dem Kriege gab, die aber für die nationalsozialistische Kriegsführung umstrukturiert wurden.
Unter den bekanntesten und wichigsten Flugzeugtypen waren die Ju 52, die Ju 87 (= Stuka) und die Ju 88. Seit 1937 wurde das Strahltriebwerk Jumo 222 serienmäßig produziert, das man später bspw. in die Messerschmitt Me 262 einbaute.
Während des Krieges haben die Triebwerke Jumo 213 und Jumo 222 bewiesen, dass sie absolute Hochleistungen erbrachten. Im Jahre 1951 verlegte die JFM ihren Sitz nach München und ging in den 1970ern im Daimler-Benz-Konzern auf.
Die durch Luftangriffe der Alliierten schwer zerstörte Stadt kam nach 1945 zur Provinz Sachsen und wurde 1946 mit Magdeburg und Merseburg zu einem Bezirk vereint, während Roßlau nicht dazugehörte.
Die 1952 dem Bezirk Halle zugeordnete Stadt erfuhr in den Folgejahren ihr heute charakteristisches Stadtbild, behielt ihre industriellen Schwerpunkte im Maschinen-, Waggon- und Anlagenbau aber bei. Diese hohe industrielle Bedeutung erlosch abder nach 1989 nahezu vollständig, so dass die Stadt - wie viele andere ostdeutsche Städte auch – unter hoher Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Veralterung der Bevölkerung zu leiden hatte.
Stadtgeschichte von Roßlau
© goruma (T.Asthalter)
Roßlau - 1215 erstmalig (als Rozelowe) urkundlich und später dichterisch im Jahre 1359 (als Rozlau) erwähnt - erhielt im Jahre 1603 die Markt- und Stadtrechte. Zwanzig Jahre zuvor war im Ort die erste Brücke über die Elbe erbaut worden.
Jene Brücke wurde indes während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1631 zerstört. Weiterhin haben kaiserliche Soldaten Roßlau 1638 niedergebrannt. Die Stadt, von der weite Teile in einem weiteren Brand des Jahres 1717 zerstört worden sind, erhielt 1740 ihr Schloss und ihr Rathaus.
In den Jahren 1765 bis 1767 fungierte Roßlau als Ausgangspunkt für Kolonistenzüge; jene Züge gingen auf den Aufruf der russische Zarin Katharina der Großen zurück. Im Zusammenhang mit den französischen Revolutionskriegen wurde die Elbbrücke im Jahre 1806 erneut in Brand gesetzt, nur diesmal von flüchtenden preußischen Soldaten. Indes ließ Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen in den Jahren 1836 bis 1838 die marode mittelalterliche Burg im Stil der neogotischen Romantik erneuern, was die Stadt erheblich aufwertete.
Die moderne Zeit wurde für Roßlau mit der Anbindung an das Schienennetz der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn eingeleitet. Weierhin kam es zu zahlreichen Gründungen von Fabriken, Werften und Zeitungshäusern. Die Straßenbahnlinie Dessau-Roßlau wurde im Jahre 1907 eröffnet.
Die nationalsozialistische anhaltische Regierung etablierte schon im Jahre 1933 ein Konzentrationslager, in dem v.a. Kommunisten und SPD-Anhänger inhaftiert wurden. Das KZ, im einstigen Volkshaus in der Hauptstraße eingerichtet, wurde aber bereits im Sommer 1934 wieder geschlossen, wobei man die verbleibenden Insassen in das KZ Lichtenburg überführe ließ. Zwischen 1935 und 1946 gehörte Roßlau als eine Gemeinde zur Stadt Dessau, denn letztere musste als Gauhauptstadt mindestens 100.000 Einwohner haben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Roßlau - übrigens bis 1991 - die 7. Panzerdivision der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert.
Am 1. Juli 2007 wurde Roßlau (wieder) mit Dessau zu einer Stadt vereint, zu der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau.
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