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Stadtgeschichte
Archäologische Funde weisen auf eine erste Besiedelung des Ortes im 2. Jahrhundert nach Christus hin. Damals scheint sich am Ufer der Schelde eine römische Siedlung befunden zu haben. Der Legende nach geht der heutige Name der Stadt auf jene Zeit zurück. Damals, so wird erzählt, wachte ein mächtiger Riese über den Fluss. Jeder Fischer oder Händler, der die bewachte Stelle passieren wollte, musste dem Riesen Zoll entrichten. Wer der Forderung nicht nachkam, dem hackte der Riese eine Hand ab und warf sie in den Fluss. Silvio Brabo, ein römischer Zenturio, soll es mit dem Riesen aufgenommen und ihn nach einem heftigen Kampf besiegt haben. Als Zeichen des Sieges schlug er ihm eine Hand ab und warf sie in die Fluten der Schelde. Aus dem niederländischen Hand werpen (dt. Hand werfen) soll, so sagt die Legende, der Name Antwerpen geworden sein.
Was auch immer an der Geschichte dran ist, eine römische Siedlung hat es hier gegeben und sie hat wohl um die 150 Jahre lang bestanden. Zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert wurde die ehemals römische Siedlung auf drei Seiten von einer Befestigungsmauer umschlossen, auf der anderen war sie von der Schelde geschützt. 980 wurde Antwerpen zur Markgrafschaft erhoben, was der Stadt ein verstärktes Wachstum und die Niederlassung von Händlern und Handwerkern bescherte. Der Steen, die noch heute erhaltene Burg, wurde zu jener Zeit errichtet. Aufgrund der Schelde, auf der zahlreiche Waren zwischen der Nordsee und weiter im Inland gelegenen Regionen verschifft wurden, wuchs die Handelsaktivität der Stadt. Dies sollte den Grundstein für den kommenden Reichtum der Antwerpener Bürger legen. Die wirtschaftliche und politische Macht des handels- und handwerksorientierten Bürgertums wuchs und im 12. Jahrhundert verlor der Adel mehr und mehr an Einfluss. Im Jahr 1121 wurden der Stadt vom Herzog von Brabant städtische Rechte gewährt. Die wirtschaftliche Bedeutung und der Reichtum der Stadt nahmen danach weiterhin stetig zu. Mit dem Niedergang der Stadt Brügge im 15. Jahrhundert wuchs die Bedeutung von Antwerpen noch weiter deutlich an und die Stadt konnte sich endgültig als wichtiger Handelsplatz behaupten. Die Einwohnerzahlen stiegen, so dass gegen Ende des Jahrhunderts an die 50.000 Menschen in Antwerpen lebten.
Der Reichtum wuchs und mit dem Geld kamen die Künstler. Im frühen 16. Jahrhundert, das für Antwerpen als Goldenes Zeitalter bezeichnet wird, siedelten sich mehr und mehr berühmte Künstler der Zeit in der Stadt an und begründeten durch ihr Schaffen den Ruf der Stadt als bedeutendes künstlerisches Zentrum. In diese "Goldene" Zeit fällt die Errichtung zahlreicher prächtiger Gebäude in der Stadt. 1564 wird das Rathaus fertig gestellt, in dem fortan die Geschicke der Stadt mit ihren knapp 100.000 Einwohnern gelenkt wurden.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, im Zuge des Achtzigjährigen Krieges (1568 - 1648), wurde die Stadt von gewalttätigen Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten erschüttert. Der Spanische König Philipp II., dessen Truppen in der Stadt stationiert waren, griff mit grausamer Härte ein. Am 4. November 1576 plünderte die Armee die Stadt. Tausende Bürger wurden ermordet, hunderte Häuser niedergebrannt.
1581 wurden die Vereinigten Provinzen gegründet, die den Vorläufer des Niederländischen Staates darstellen. Plötzlich fand sich Antwerpen in der Lage einer Grenzstadt wieder. Bedauerlich für die Stadt war, dass die Scheldemündung vom nördlichen Widersacher kontrolliert wurde und der Seehandel, die Quelle des Reichtums, zum Erliegen kam. Antwerpen war gezwungen, andere Einkommensquellen zu erschließen. Die Händler und Handwerken der Stadt setzten fortan auf die Produktion und den Handel mit Luxusgütern. Antwerpen entwickelte sich zu einem Zentrum des Buchdrucks und der Diamantenschleiferei. Dennoch war die Stadt in jener Zeit stark vom Niedergang gezeichnet. Im Laufe des Achtzigjährigen Krieges verließen tausende Einwohner die Stadt und die Wirtschaft konnte sich nicht erholen. Nach dem Ende des Krieges (1648) verschwand die Stadt in wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit. Neue Impulse für das Stadtwachstum kamen erst durch die Französischen Revolutionstruppen unter Napoleon, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Stadt einnahmen. Unter den Franzosen wurde der Hafen ausgebaut und die Blockade der Scheldemündung aufgehoben. Der Seehandel konnte wieder aufgenommen werden und der Stadt standen satte Zeiten bevor. Bis heute ist der Hafen Antwerpens ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Zwischen 1815 und 1830 gehörte die Stadt zum Königreich der Niederlande, und erst seit dem Jahr 1830 ist sie Teil Belgiens. Da in der Folgezeit die Scheldemündung jedoch von den Niederlanden beherrscht wurde, die die Handelsschiffe mit hohen Zöllen belegten, hatte Antwerpen abermals mit wirtschaftlicher Stagnation zu kämpfen. 1863 wurden die Zölle aufgehoben, wodurch ein wirtschaftlicher Boom ausgelöst wurde. Der Hafen entwickelte sich zu einem der wichtigsten Europas und ist noch heute nach Rotterdam und Hamburg von drittwichtigster Bedeutung für den Handel des Kontinents. Zu Beginn des 20. Jahrhundert lebten an die 300.000 Menschen in der Stadt.
Während des Ersten Weltkriegs war Antwerpen Schauplatz von Gefechten, die Teile der Stadt in Mitleidenschaft zogen. Sie konnte sich jedoch erholen und richtete schon 1920 die Olympischen Sommerspiele aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde Antwerpen von deutschen Truppen besetzt. Hunderte Antwerpener Juden wurden deportiert und ermordet, der Großteil konnte sich jedoch retten. Am 4. September 1944 wurde die Stadt durch britische Truppen befreit. Nach der Befreiung wurde die Stadt jedoch massiv von deutschen V-1 und V-2 Raketen bombardiert. Erhebliche Teile der Stadt wurden dabei zerstört.
Nach Kriegsende konnte der Hafen weiter betrieben und die Handelsstellung der Stadt gefestigt werden. Die Stadt strengte sich in der Nachkriegszeit an, die vertriebenen Juden wieder in die Stadt zu holen. Tausende kamen dieser Initiative nach, so dass Antwerpen heute über die größte jüdische Gemeinde Europas verfügt. Auch kulturell hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts viel getan. 1993 wurde die Stadt zur Kulturhauptstadt Europas erklärt.
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