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Kanada: Geschichte
Vor dem Jahr 1000
Die ersten Einwohner des heutigen Kanadas waren Indianer und Inuit (Eskimos). Nach heutigen Erkenntnissen erfolgte die Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents durch die Indianer vermutlich zwischen 30.000 und 8.000 v. Chr. Größere Gruppen zogen von Nordost-Asien über eine damals vorhandene Landbrücke (Beringland) nach Alaska. Von dort aus wurde der gesamte Doppelkontinent durch das Gebiet des heutigen Kanadas in mehreren Wellen bis nach Feuerland besiedelt.
Die älteste bekannte paläoindianische Kultur ist die sogenannte Cloviskultur (etwa 9500 v. Chr.). Aus der Zeit etwa 5000 v. Chr. existieren verschiedene archäologische Funde, die auf Jäger-, Sammler- und Fischerkulturen schließen lassen. Zwischen 3000 und 1000 v. Chr. fanden Entwicklungen statt, von denen Keramikfunde, Grabhügel und beginnender Pflanzenanbau zeugen. Ab 700 n. Chr. entstanden in Nordamerika große Siedlungs- und Kulturzentren (z.B. Cahokia, Hohokamkultur, Mogollonkultur).
Die Inuit (der Name Eskimo bedeutet "Esser rohen Fleisches" und gilt unter den Inuit als Herabsetzung) lebten im Kanadisch-Arktischen Archipel hauptsächlich als Jäger von Meeressäugetieren (Robbe, Wal), Eisbären und Karibus sowie als Fischer.
Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert
Um 1000 erreichten die Wikinger unter ihrem Anführer Leif Erikson den Norden des amerikanischen Kontinents. Sie gründeten die erste Niederlassung im heutigen Neufundland, das sie Vinland nannten. Um 1534/35 und 1541 nahm J. Cartier das Gebiet des Sankt-Lorenz-Stroms für Frankreich in Besitz; Neufrankreich entstand. 1608 wurde Quebec von S. De Champlain gegründet. Die ansässigen Gesellschaften, denen das Gebiet zunächst unterstand, betrieben in erster Linie Pelzhandel. 1674 ging die bis dahin streng katholische Verwaltung der Kolonie in die Hände der französischen Krone über. Die Franzosen errichteten zahlreiche Forts vom Sankt-Lorenz-Strom aus bis an die Großen Seen und in das Mississippi-Gebiet.
Im 18. und 19. Jahrhundert
Anfang des 18. Jahrhunderts umfasste der nordamerikanische Kontinent neben spanischen und französischen Mandatsgebieten auch 13 englische Kolonien, die sich vornehmlich auf dem Gebiet der heutigen USA befanden. Das englische Kolonialreich erstreckte sich von New Hampshire im Norden bis nach Georgia im Süden. Zwischen den Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich kam es zu erheblichen Spannungen. Sie endeten in einem Krieg, der mit dem Siebenjährigen Krieg in Europa von 1756 bis 1763 in enger Verbindung steht. Anlass für den auf amerikanischem Boden ausgetragenen Kampf war die Ausbreitung britischer Händler und Siedler über die Appalachen in das von Frankreich beanspruchte Tal des Ohio im Jahre 1754.
Dies führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Briten, Franzosen und Indianern ("French and Indian War"). Zwischen 1758 und 1760 eroberten die Briten die wichtigsten französischen Stellungen und siegten am 13. September 1759 in der Schlacht auf der Abraham-Ebene bei Québec (Kanada). Nach dem Kriegseintritt Spaniens im Jahre 1761 besetzten die Briten auch Kuba und die Philippinen. Frankreich akzeptierte im Friedensabkommen von Paris ("Pariser Friede") 1763 den Verlust seiner Besitzungen in Nordamerika mit Ausnahme der Inseln Saint-Pierre und Miquelon sowie einiger Inseln der Kleinen Antillen. Großbritannien baute als Ergebnis des Krieges seine führende Rolle als Kolonialmacht aus.
Zunehmende Unruhen in ihren alten Kolonien veranlassten die britische Regierung 1774, die neu erworbenen Gebiete im heutigen Kanada durch ein gesondertes Gesetz ("Quebec Act") zu organisieren. Hierin wurde den Frankokanadiern Religionsfreiheit gewährt, Teile der französischen Verfassung wurden anerkannt. Auf diese Weise sicherte sich Großbritannien die Loyalität der Frankokanadier während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1775-83. Nach Ende des Krieges gründeten der britischen Krone treu gebliebene Amerikaner die Provinz New Brunswick. Auch in Quebec, am Ontariosee und am oberen Sankt-Lorenz-Strom siedelten sie sich an. Auf diese Weise bildeten sich im Gebiet des heutigen Kanadas zwei Kulturen mit unterschiedlichen Sprachen, Religionen und Kulturen heraus. 1791 wurden deshalb vom Verfassungsgesetz zwei Provinzen mit selbstständigen Verwaltungen eingerichtet, das französische Unter-Kanada und das englische Ober-Kanada. 1840 wurden Ober- und Unter-Kanada zur Provinz Kanada erklärt, die der britischen Regierung unterstand.
Am 1. Juli 1867 wurde auf Grundlage des "British North America Act" des britischen Parlaments der Bundesstaat Kanada (Dominion of Canada) errichtet. Ihm schlossen sich neben der Provinz Kanada, Nova Scotia und New Brunswick im Jahr 1873 auch die Provinzen Manitoba, British Columbia und Prince Edward Island an. 1870 bzw. 1912 kamen die Provinzen Alberta und Saskatchewan sowie das Yukon-Territorium und die Northwest-Territorien hinzu.
Wirtschaftlich nahm Kanada in der Folgezeit einen raschen Aufschwung. Durch den Bau der Eisenbahn wurde die Prärie nach und nach erschlossen. In der Folgezeit entstanden zahlreiche Ansiedlungen mit Industrie und Landwirtschaft.
Im 20. und 21. Jahrhundert
Zwar unterstützte die kanadische Regierung das Mutterland Großbritannien politisch und wirtschaftlich (z.B. im Burenkrieg und während des Ersten Weltkriegs), dennoch bemühte sie sich zunehmend um ihre staatliche Unabhängigkeit. 1919 unterzeichnete sie den Versailler Vertrag selbstständig. 1923 forderte der kanadische Premier-Minister William Lyon Mackenzie King (1874 - 1950) das Recht ein, eigene außenpolitische Angelegenheiten zu führen und Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Von 1927 an richtete Kanada die ersten diplomatischen Vertretungen in anderen Ländern (zuerst USA, Frankreich, Japan) ein. 1931 erhielt das Land seine staatliche Unabhängigkeit im "Statut von Westminster".
Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte Kanada zwischen 1943 und 1945 an der Seite Großbritanniens und Frankreichs gegen Deutschland. Nach dem Krieg beteiligte sich das Land an der Gründung der UNO im Jahr 1945. 1949 trat Neufundland als zehnte Provinz in den kanadischen Verbund ein.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Industriewirtschaft in Kanada eine starke Entwicklung. Erst in den 1970er und 80er Jahren kam es zu wirtschaftlicher Stagnation mit wachsender Arbeitslosigkeit und Inflation. Im französisch sprechenden Teil des Landes, v.a. in Quebec, entwickelte sich unter dem Einfluss wachsender Unzufriedenheit eine starke Autonomiebewegung, die Attentate auf Politiker und führende Persönlichkeiten des Landes verübte. Der Plan, Quebec aus dem Staatenverband abzulösen, scheiterte. Am 17.04.1982 setzte die britische Krone unter Königin Elisabeth II. den "Canadian Act of 1982" in Kraft. Er löste den "British North America Act" von 1867 ab und bildet die derzeit gültige Verfassung Kanadas.
Außenpolitisch unterstützt Kanada seit Jahrzehnten aktiv die Friedensbemühungen der UNO in politischen Krisengebieten. Kanada ist liberaler, im Land gibt es ungleich weniger Morde und Waffen als in den USA. Auch das Sozialsystem ist erheblich besser.
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