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Buddhismus
Der Buddhismus ist eine rund 2.500 Jahre alte Weltreligion und nach dem Christentum, dem Islam und em Hinduismus die viertgrößte Religionsgemeinschaft. Buddhisten leben vor allem in Ostasien und Südostasien.
In Deutschland leben ca. 250.000 Menschen, die sich zum Buddhismus bekennen.
Der Buddhismus ist eine spirituelle Lehre und gleicht aus westlicher Sicht oft weniger einer traditionellen Religion, vor allem in Bezug auf die monotheistischen Religionen, sondern in vielem einer Philosophie oder Weisheitslehre, welche auf den Überlieferungen von Siddhartha Gautama (ca. 563 v.Chr. bis 483 v.Chr.) (Pali: Siddhattha Gotama) beruht. Nachdem Siddhartha Gautama unter einem Pappelfeigenbaum die Erleuchtung (Bodhi) erfuhr, wurde er von seinen späteren Anhängern und Schülern Buddha (Erleuchteter, Erwachter) genannt.
Buddha war weder ein Gott noch der Überbringer einer göttlichen Wahrheit, sondern er stellte klar, dass er die Lehre, d. h. den Dhamma (Sanskrit: Dharma) nicht aufgrund göttlicher Offenbarung erhielt, sondern dass er vielmehr durch eigene meditative Schau ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes und der Natur aller Dinge erlangte, welches jedem zugänglich ist, wenn er seiner Lehre und Methodik folge. Auch warnte er vor blindem Vertrauen in irgendwelche Autorität und hob dadurch die Selbstverantwortung des Menschen hervor. Insbesondere verwies er auf die Vergeblichkeit, die Welt mit Hilfe von Begriffen und Sprache zu erfassen und legte damit den Grundstein einer gesunden und ausgeprägten Skepsis gegenüber dem geschriebenen Wort, die in anderen Religionen in dieser Radikalität kaum anzutreffen ist.
Zu den buddhistischen Überzeugungen gehört u. a. die Reinkarnation und das Gesetz des Karma. Buddha selbst hat jedoch keine metaphysischen Aussagen, z.B. über das, was nach dem Tode geschehe, wer die Welt erschaffen habe, etc. gemacht.
Das derzeitige geistliche Oberhaupt der tibetanischen Buddhisten ist der 14. Dalai Lama, der nach seiner Vertreibung aus Tibet durch die Chinesen im März des Jahres 1959 in Dharamsala in Indien im Exil lebt. Der Dalai Lama wird als Gottkönig verehrt und erhielt im Jahr 1989 den Fiedensnobelpreis. Der heutige Dalai Lama wurde1935 als neuntes Kind einer einfachen Bauernfamilie in dem tibetischen Dorf Taktser mit dem Namen Lhamo Dhondrub geboren. Das Dorf liegt in der Provinz Amdo im Nordosten Tibets. Er wurde von einer Mönchsdelegation unter Zugrundelegung mythischer Rituale als Wiedergeburt des früheren Dalai Lama endeckt. Sein Mönchsname ist Tenzin Gyatso. Er wurde 1940 im Alter von viereinhalb Jahren in einer öffentlichen Zeremonie als 14. Dalai Lama inthronisiert. Politisch ist der Dalai Lama das Oberhaupt der tibetischen Exilregierung mit Sitz in Dharamsala, die von der Volksrepublik China nicht anerkannt und heftig bekämpft wird wird.
Entstehung
Es gibt unterschiedliche buddhistische Traditionen, aber alle beziehen sich auf Siddharta Gautama, der um 500 vor Christus in Nordindien lebte und dort als junger Mann und Sohn eines Regionalfürsten nach einem Ausweg aus allem Leid der Welt suchte. Für ihn war fast alles Leid, denn er fand, dass selbst Glück eigentlich Leid ist, da es irgendwann aufhört. Damit war für ihn fast alles Leid, sogar das, was für andere Menschen Glück bedeutete. Nur unzerstörbares Glück ließ er als echtes Glück gelten.
Buddhisten glauben, dass er dieses unzerstörbare Glück auch gefunden hatte, als er tief und lange meditierte. In seiner "Erleuchtung" unter einem Pappelfeigenbaum in einer Mainacht wurde ihm klar, wie die Welt funktioniert, warum man so oft in ihr unzufrieden ist und wie man wirklich, also unzerstörbar, zufrieden werden kann. Die Art, zu einem solchen Zustand zu kommen, nannte er den "edlen achtgliedrigen Pfad", weil er aus acht Zwischenzielen besteht. Nach seiner "Erleuchtung" im Alter von 35 Jahren zog er, bis er mit 80 starb, durch die Lande und lehrte seinen Weg, "Dharma" ("Ordnung", "Lehre", "Das, was trägt oder hält") genannt.
In der westlichen Welt übt der Buddhismus einen zunehmenden Reiz auf die Menschen aus. Einer der prominentesten Buddhisten dürfte der US-Schauspieler Richard Gere sein. Aber auch Oliver Stone, Tina Turner oder der Bergsteiger Reinhard Messmer gelten zumindest als dem Buddhismus zugeneigt. Weltweit gibt es nach seriösen Schätzungen ca. 450 Millionen Buddhisten und in Deutschland ca. 250.000. Auf die Frage, wer für jugendliche Deutsche eher ein Vorbild sei, der Papst oder der Dalai Lama, sprachen sich rund 44% für den Dalai Lama aus und 42% für den Papst.
Kleines Fahrzeug (Hinayana)
Der frühe Buddhismus war eine Religion nur für Mönche, denn Buddha lehrte, dass das Haften an der Welt die Ursache für alles Leid sei. Leid, so sagte er, ist, etwas haben zu wollen, was man nicht hat; oder nicht haben zu wollen, was man hat. Dieses andauernde Wollen ist der Kleber, der einen an den ewigen Kreislauf aus Werden und Vergehen bindet, in dem alles so bedingte Glück sowieso immer wieder vergeht. Im ursprünglichen Buddhismus versucht also jeder, den Brand seines eigenen Wollens zu löschen. Das läuft zwangsläufig auf ein Leben als Mönch hinaus. Auch, wenn der Buddhismus oft als friedfertig und sanft wahrgenommen wird, ist er eine sehr radikale Weltwahrnehmung.
Diesen ursprünglichen Buddhismus nennt man "die Lehre der Alten" (Theravada) oder "das kleine Fahrzeug" (Hinayana), weil er jedem, der ihn praktiziert, wie ein Boot ist, um sich selbst zu retten. Man kann diesen ursprünglichen Buddhismus heute noch in Sri Lanka, Thailand, Kambodscha oder Laos erleben.
Großes Fahrzeug (Mahayana)
Eine andere Form des Buddhismus stellte sich unter einem idealen Buddhisten eher jemanden vor, der nicht nur sich selbst, sondern auch möglichst viele andere aus dem "brennenden Haus" des unerleuchteten Daseins retten will. Deswegen wird er "das große Fahrzeug" (Mahayana) genannt, weil viele bei ihm mitfahren können sollen. Daher können nicht nur Mönche, sondern auch Laien ein solches "Boddhisattva"-Gelübde ablegen.
Was bedeutet, dass sie nicht eher ruhen wollen, bis alle Wesen von Leid befreit sind. Da Buddhisten wie auch Hinduisten an eine Wiederverkörperung glauben, hat man genügend Zeit, dieses Gelübde zu erfüllen. Im Unterschied zum Hinduismus glaubt man im Buddhismus aber nicht, dass es so etwas eine "Seele" gibt, die sich immer wieder verkörpert. Sondern man hält die Wiederverkörperung für einen unpersönlichen Vorgang, man glaubt, dass das Bewusstsein, eine "Person" zu sein, ein falsches Bewusstsein ist.
In Wirklichkeit gibt es keine "Personen", sondern das, was man für eine Person hält, wird von unpersönlichen Antrieben zusammengehalten, und sobald diese Antriebe erlöschen, erlöscht auch die "Person", die sie abgaben. Der Buddhismus misstraut der alltäglichen Wahrnehmung sehr. Aus dieser Form des Buddhismus ist auch der Zen-Buddhismus in China entwickelt worden, der sehr eigenartige Methoden der Arbeit am Bewusstsein seiner Praktizierenden entwickelt hat, wie das Koan, eine Art Rätselspruch, der den Verstand matt setzt.
Zen ist heute vor allem in Japan lebendig. Ansonsten ist das "große Fahrzeug" auch in Korea, Taiwan und Vietnam verwurzelt.
Diamantfahrzeug
In einer dritten Form des Buddhismus wird versucht, die Arbeit am Bewusstsein mit Magie zu beschleunigen und den Fortschritt auf dem Weg, der sonst viele, viele Leben dauern würde, deutlich zu verkürzen. Mit "geschickten Mitteln" wie magischen Silben und Ritualen macht man der Verblendung, die unser Alltagsbewusstsein ist, kurzen Prozess. Diese Form des Buddhismus nennt man "tantrischen Buddhismus" oder "das Diamantfahrzeug". Er ist vor allem in Tibet, der Mongolei, Nepal und Bhutan lebendig und verbreitet sich heute über die Welt und besonders im Westen, nachdem China Tibet 1950 annektiert und seine religiöse Kultur auf brutale Weise auszurotten versucht hat. Der 1959 ins indische Exil geflohene Dalai Lama ist heute weltweites Symbol und Botschafter dieses tibetischen Buddhismus (siehe oben).
Der begeisterte Blick
Der Buddhismus ist eine beeindruckende Religion, in der ein großes Wissen um psychische Vorgänge überliefert wird. In Jahrtausenden haben meditierende Buddhisten ihren Geist und die Bedingungen ihrer Wahrnehmung erforscht. Vieles, was die westliche Psychologie an Methoden des Umgangs mit unerwünschten Geisteszuständen entwickelt hat, liegt im Buddhismus längst bereit. Mit dem Karma-Gedanken hat der Buddhismus, in kritischem Anschluss an den Hinduismus, eine äußerst elegante Verschmelzung von Seins- und Sollensordnung vorgelegt. Schädliche Gedanken, Worte und Taten fallen auf ihren Urheber zurück und lohnen sich deshalb nicht; mit helfenden und schützenden Gedanken, Worten und Taten kann man die Bedingungen seiner nächsten Wiedergeburt positiv beeinflussen.
Es gibt sehr viel im Buddhismus, was man als Praktizierender selbst tun kann. Im Grunde muss man alles selber machen. Niemand erlöst einen von außen. Buddhisten sprechen oft von ihrer Religion als einer "Erfahrungsreligion" im Gegensatz zu den "Glaubensreligionen" Judentum, Christentum und Islam. Im Buddhismus könne man dessen Wahrheit nach und nach selbst nachvollziehen, während man bei den anderen Religionen vieles glauben müsse, ohne durch Erfahrung und Erlebnis das Geglaubte als tatsächlich wahr nachvollziehen zu können. Offenbar macht dies auch wesentlich die Attraktivität des Buddhismus im Westen aus. Andererseits muss man auch, bevor man eine Erfahrung wie die der "Erleuchtung" machen kann, daran glauben, dass es sie überhaupt gibt. Buddhisten weisen oft darauf hin, dass Buddha seine Schüler aufforderte, ihm nicht einfach blind zu glauben, sondern seine Lehre selbst zu prüfen. Das ist wirklich bemerkenswert, ebenso wie Buddhas Relativierung von Begriffen und Sprachlichkeit. Eine seiner Belehrungen bestand darin, eine Blume hochzuhalten. Es heißt, nur einer seiner Schüler habe ihn verstanden. Der Buddhismus ist eine eher mystische Religion, die nach innen gerichtet ist und die Worte letztlich hinter sich lassen will.
Der kritische Blick
Elementar im Buddhismus ist die Annahme, dass es "Erleuchtete" und (noch) "Nichterleuchtete" gibt. Erleuchtete Lehrer sind so strukturell nicht kritisierbar. Jede Kritik an einem Erleuchteten enthüllt nur den zurückgebliebenen Bewusstseinsstand dessen, der sie vorbringt. Selbst wenn ein Erleuchteter morden würde, könnte er damit eine an sich gute Absicht verbinden, die ein Unerleuchteter nur nicht erkennt. Tatsächlich gibt es eine Buddhalegende, in der Buddha einen Menschen tötet, von dem er voraussieht, daß er sonst seinerseits einen Mord begehen würde. Buddha tötet ihn, um zu verhindern, daß dieser Mensch schlechtes Karma anhäuft. Er tötete ihn also aus Mitgefühl. Es war damit eine gute Tat.
Dies steht in elementarem Widerspruch zu Bedingungen der Ethik, wie sie westliche Gesellschaften entwickelt haben. Der Karmagedanke führt auch dazu, jeden als voll verantwortlich für seinen jeweiligen Zustand zu betrachten, da er ja ein Ergebnis seiner früheren Gedanken, Worte und Taten ist. Das führt dazu, etwa Behinderte, Kriegsopfer oder Holocaustopfer für ihr Schicksal selbst verantwortlich zu machen. Da der Buddhismus die Annahme eines unzerstörbaren Personenkerns oder einer "Seele" ablehnt, weiß er auch mit so etwas wie "Menschenrechten" strukturell nichts anzufangen. Hinzu kommen oft frauenfeindliche Tendenzen im ursprünglichen Buddhismus.
Mönchen des "kleinen Fahrzeugs" ist es etwa nicht gestattet, Frauen zu berühren oder sich überhaupt bei Frauen aufzuhalten. Auch die vielgerühmte "Friedfertigkeit" der Buddhisten kann als Lethargie angesichts des unentrinnbaren Kreislauf des bedingten Entstehens gesehen werden, der über unermesslich viele Leben sich abspielt. Zudem gibt es im tibetischen Buddhismus den Glauben an fürchterliche Höllen, in die auf extrem lange Zeit geraten kann, wer "schlechtes Karma" angesammelt hat. Hier hält bisweilen die blanke Angst vor unfriedfertigem Verhalten ab. Tibet war, bis es von China annektiert und kulturell geknebelt wurde, eine extrem hierarchische und klerokratische Gesellschaft, in der es so etwas wie eine Zivilgesellschaft nicht gab - dafür aber schwerste Folter keineswegs unbekannt war.
Mönche und Nonnen
Im Gegensatz zu den christlichen Orden, bestand die Mönchsgemeinde seit Entstehung des Buddhismus. Zunächst existierten nur Mönchsorden später auch Nonnenorden. Beide Orden wurden von Buddha selbst gegründet und in den ersten Jahren wurden Anwärter nur vom ihm ordiniert. Später, wegen einer schnell wachsenden Gemeinde, übertrug er das Recht, Mönche zu ordinieren auch auf seine Jünger.
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