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Warschau: Stadtgeschichte
An der Stelle des heutigen Warschaus gab es seit dem 10. Jahrhundert kleinere Siedlungen. Eine größere Siedlung entwickelte sich erst ab dem 13. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Warschau im Jahre 1281. Zu dieser Zeit errichtete Fürst Bolesław II. dort eine Residenz. 1339 wurden Warschau Stadtrechte verliehen. Im Jahre 1413 verlegte Janusz I. Starsky seine Residenz nach Warschau, die Stadt wurde der Sitz der masowischen Fürsten, wenngleich die Hauptstadt noch Krakau war. In den folgenden Jahren wuchs die Stadt rasant an. Nach dem Aussterben der Dynastie 1526 fiel Masowien mit Warschau unter die Kontrolle des polnischen Königs. 1569 wurde das Parlament von Krakau nach Warschau verlegt.1596 ließ sich König Zygmunt III. Wasa in Warschau nieder, da sein Schloss in Krakau abgebrannt war.
Warschau wurde nun zur Hauptstadt. Der Handel und das kulturelle Leben blühten auf. Die Bevölkerung war bereits im 16. Jahrhundert auf 50.000 Personen angewachsen und neue Stadtviertel waren entstanden. Einen schweren Rückschlag erlebte die Stadt im Jahre 1655 durch die schwedische Belagerung während des ersten Nordischen Krieges in der die Stadt. Die Paläste die in den Jahrzehnten zuvor entstanden waren wurde ausgeraubt und große Teile der Stadt wurde zerstört.
Bereits ab den 1660er Jahren erlebte die Stadt jedoch, unter König Jan III. Sobieski, einen neuen Aufschwung. Neue Paläste und Kirchen entstanden. Darunter auch Schloss Wilanów, welches der König für sich erbauen ließ. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden große Teile Warschaus abermals durch den Großen Nordischen Krieg (1702) und den polnischen Thronfolgekrieg (1734) zerstört. Truppen aus Schweden und Russland hielten nacheinander die Stadt besetzt.
Eine erneute Blütezeit erlebte die Stadt unter Stanisłaus August Poniatowski ab den 1760er Jahren. Bereits ab den 1740er Jahren waren einige neue Gebäude entstanden. Poniatowski ließ weitere Gebäude im klassizistischen Stil umbauen und errichten. Am 3. Mai 1791 war in Warschau die erste moderne Stadtverfassung in Europas verabschiedet worden, die Einführung einer einheitlichen Stadtverwaltung und die Stärkung der Zentralgewalt vorsah. Die Verfassung traf beim bisher herrschende Hochadel auf Widerstand. In der Folge wurde die Stadt 1792 von russischen und preußischen Truppen besetzt. Polen wurde aufgeteilt. Warschau fiel zuerst an Preußen ab 1815 nach dem Wiener Kongress dann an Russland. 1795 war Stanisław August Poniatowskis gestorben. Seit der Besetzung hatte sich die wirtschaftlich Lage der Stadt rasant verschlechtert und auch die Bevölkerungszahl war in den letzten Jahrzehnten von etwa 150.000 auf 115.000 Einwohner gesunken.
1800 wurde die Polska Akademia Nauk, die Polnische Wissenschaftsakademie, 1816 die königliche Warschauer Universität gegründet. Warschau war nach dem Frieden von Tilsit im Juni 1807 zwischen Frankreich und Russland zum Großherzogtum Warschau ernannt worden und fungierte seitdem als, von Napoléon errichteter, Pufferstaat zwischen Russland und Österreich. Im gleichen Jahr erhielt die Stadt eine neue liberale Verfassung und der Code Civil, welcher bis heute die polnische Zivilrechtsordnung prägt, trat in Kraft. Das Großherzogtum Warschau wurde nach dem Wiener Kongress 1815 aufgehoben. Warschau wurde Hauptstadt des Königreiches Polen, welches jedoch vom russischen Zaren regiert wurde. In den folgenden Jahren schritt die Industrialisierung voran. Bis 1830 war die Stadt Teil Kongresspolens.
Im November 1830 brach der ein Jahre andauernde Novemberaufstand aus. Nach der Niederschlagung durch die Russen flohen viele Warschauer nach Westeuropa und in die USA. In der Folge wurde 1832 die Verfassung aufgehoben. Ein zweiter Aufstand gegen das Zarenregimes, der Januaraufstand, begann im Januar 1863. Doch auch dieser wurde Ende 1864 niedergeschlagen. Die Folge war eine Auflösung des Königreichs Polens und eine Eingliederung nach Russland. Warschau durch die Aufstände zwar politisch geschwächt, jedoch nicht wirtschaftlich. Bereits 1845 war die Eisenbahnstrecke nach Wien eröffnet worden und durch die Aufhebung der Zollgrenze nach Russland erlebte einen starken Wirtschaftsaufschwung.
Um 1900 lebten etwa 700.000 Menschen in der Stadt. Warschau war bei Beginn des Ersten Weltkriegs die achtgrößte Stadt in Europa. 1915 wurde es von deutschen Truppen besetzt. Warschau wurde Hauptstadt eines, vom Deutschen Reich und Österreich-Ungarn errichteten, provisorischen Königreichs Polen. Seine Unabhängigkeit erlangte Polen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Ab den 1920er Jahren wurden Botschaften und Ministerienpaläste errichtet. Kulturell blühte die Stadt ab der ersten Hälfte der 1930er Jahre auf. Des weiteren wurde das Bus- und Straßenbahnnetz ausgebaut und der Flughafen Okecie ging dauerhaft in Betrieb. Die Stadt zählte 1939 um die 1.350.000 Einwohner.
Im September des gleichen Jahres begann mit dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg. Warschau war in den folgenden fünf Jahren von deutschen Truppen besetzt. 1940 errichteten sie das Warschauer Ghetto in welchem die Juden aus der Stadt und der Umgebung unter schlechten Bedingungen wohnen mussten. 1943 kam es im Ghetto zum Aufstand, welcher jedoch blutig niedergeschlagen wurde. Das Ghetto wurde zerstört und die übrig gebliebenen Juden in die Konzentrationslager deportiert. Zwischen dem 1. August und dem 2.Oktober 1944 fand der Warschauer Aufstand statt. Auch dieser wurde niedergeschlagen. Um die 200.000 Warschauer kamen ums Leben. Dieser Aufstand ist eine heroische Tat des polnischen Widerstands, der diesen Aufstand mit nur wenigen und dazu schlecht Bewaffneten begann, obwohl dessen Scheitern nahezu sicher war! Als geradezu erbärmlich muss in diesem Zusammenhang das Verhalten der Sowjetarmee bezeichnet werde. Deren Verbände warteten auf der anderen Seite der Weichsel ohne einzugreifen so lange ab, bis der Aufstand von den Deutschen niedergeschlagen war. Stalin wollte kein selbstbefreites und daher selbstbewusstes und eigenständiges Polen.
In der Folge zerstörten die deutschen Truppen systematisch die Stadt und deportierten die noch überlebende Bevölkerung. Am 17. Januar 1945 marschierte die Rote Armee dann endlich in die fast menschenleere Stadt ein. Nach der Befreiung kam jedoch ein Großteil der noch überlebenden Bevölkerung zurück in die Stadt. Die Regierung wurde von der kommunistischen Partei gebildet. Im Zuge eines Wiederaufbauprogramms wurde ein großer Teil der historischen Gebäude restauriert. In den Außenbezirken entstanden Plattenbauviertel. Anfang der 1950er Jahre wurde der Kulturpalast errichtet, der noch heute das Innenstadtbild Warschaus prägt und in den 1970er Jahren wurde das Königsschloss rekonstruiert. Bereits im Mai 1955 war in der Stadt der Warschauer Pakt geschlossen worden, ein Militärbündnis der Ostblockstaaten unter der Führung der Sowjetunion und als Gegengewicht zur NATO gedacht. 1980 wurde die wieder errichtete Warschauer Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. 1989 fanden die ersten freien Wahlen statt, sie besiegelten das Ende der kommunistischen Ära. 1990 wurde ein Stadtparlament gewählt, das erste seit über 50 Jahren.
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