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Turku: Stadtgeschichte

Vorgeschichte und Gründung

Archäologische Funde lassen die Vermutung zu, dass das Gebiet um die heutigen Stadt Turku schon in der Steinzeit besiedelt war. Handel und Landwirtschaft betrieb man in der Eisenzeit insbesondere im Flusstal des Aurajoki. Der Name der heutigen Stadt Turku soll aus dem Altrussischen stammen, wo das Wort Tǔrgǔ so viel wie Marktplatz bedeutete. Dem entsprechen bezeichnet der schwedische Name der Stadt, Åbo, einen Wohnsitz (bo) an einem Fluss (å).

Im Jahre 1154 ging die Landschaft Varsinais-Suomi - zu der Turku heute gehört - in den Besitz der Schweden über. Ursache dafür war der Kreuzzug von König Erik IX.. Mit dem 13. Jahrhundert nahm die Bedeutung Turkus zu und es wurde zur ersten Stadt Finnlands. Für die Stadtgründung nimmt man mittlerweile nicht mehr das Jahr 1229 an, sondern geht eher davon aus, dass Turku erst zum ausgehenden 13. Jahrhundert gegründet worden ist. So oder so ist Turku die älteste Stadt Finnlands, denn Porvoo, die zweitälteste, wurde de facto erst 1346 gegründet.

 

Schwedische Herrschaft

Bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert hat es in Turku ein Kloster der Dominikaner gegeben sowie einen Bischofssitz. Der Dom der Stadt, zunächst aller Wahrscheinlichkeit nach ein bescheidenes Holzgebäude, wurde 1300 geweiht. Zu dieser Zeit muss auch der Bau der Burg von Turku in vollem Gange gewesen sein. Diese drei Bauwerke machten Turku zu einer der wichtigsten Städte im Finnland des Mittelalters, einer Zeit, in der Turku das politische, geistige und kulturelle Zentrum des Landes wurde. Dank der regen Handelsbeziehungen mit der Hanse, vor allem mit Danzig, Lübeck und Reval, wurde aus Turku der definitv größte Handelsplatz ganz Finnlands.

Nachdem Turku im Jahre 1318 bereits in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Nowgorod hineingezogen worden war – Die Russen plünderten damals den Dom und setzten die Stadt in Brand – überfielen im Jahre 1509 die Dänen die Stadt und brannten sie nieder. Der schwedische König Gustav I. Wasa nahm 1523 die Stadt wieder unter schwedischen Besitz und leitete wenig später die Reformation ein. Auf den eher gemäßigten Erneuerer Martin Skytte folgte mit Mikael Agricola ein Schüler Martin Luthers, der zum bedeutendsten Reformator Finnlands werden sollte. Mit seiner Bibelübersetzung (1548) legte er auch den Grundstein zur finnischen Schriftsprache.

Nachdem Gustav Wasa 1556 seinen Sohn Johann III. zum Herzog von Finnland ernannt hatte, führte dieser in seiner Residenzstadt Turku das Hofleben der Renaissance ein. Als dann Gustav II. Adolf über Schweden zu herrschen begann, wurde dieser Umstand ein weiterer Aspekt für Turkus Fortschritt. Im Jahre 1640 erhielt die Stadt mit der Akademie zu Turku die allererste Universität von ganz Finnland.

In Turku, das im 18. Jahrhundert zweimal unter russischer Besatzung gestanden hatte, wurden in der zweiten Jahrhundert-Hälfte mehrere Manufakturen eingerichtet. Zudem sorgte die 1732 ins Leben gerufene Werft dafür, die Stadt zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort zu machen. Damals lebten kaum mehr als 8.000 Menschen in Turku.

 

Russische Herrschaft

Nachdem russische Truppen während des Russisch-Schwedischen Krieges Turku im Jahre 1808 nahezu kampflos erobert hatten, ging die Stadt durch den Vertrag von Fredrikshamn (1809) auch formell in den Besitz Russlands über. Zunächst wurde Turku zur Hauptstadt des Großfürstentums Finnland gemacht, aber in dieser Funktion schon 1812 (bzw. endgültig 1819) vom damals unbedeutenden Helsinki abgelöst.

1827 kam es in Turku zu einem verheerenden Stadtbrand, dem fast drei Viertel der Bauwerke zum Opfer fielen. Danach wurde die Akademie Turku zusammen mit anderen wichtigen Institutionen 1828 nach Helsinki verlegt. Turku hatte damit seine vorherrschende Stellung in Finnland eingebüßt. Für den Wiederaufbau wurde der deutsch-finnische Architekt Carl Ludwig Engel engagiert, der die Stadt schachbrettförmig gestaltete. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war Turku die neben Helsinki wichtigste Handwerksstadt von Finnland, wenn Turku auch erst um 1900 seine industrielle Revolution erleben konnte. Vom Ersten Weltkrieg profitierte die Industrie der Stadt, denn Turku konnte ohne Schwierigkeiten Rohstoffe aus (dem neutralen) Schweden importieren.

 

Turku im modernen Finnland

Auch nach der Unabhängigkeit Finnlands im Jahre 1917 blieb Helsinki die Hauptstadt des Landes. Im gleichen Jahr war es in der Stadt zu sozialen Aufständen gekommen. Sozialistische Rote Garden plünderten Geschäfte aus und konnten die Stadt im Finnischen Bürgerkrieg bis 1918 unter ihre Kontrolle bringen. Erst im Jahre 1918 beendeten die auf Seiten der bürgerlichen Weißen kämpfenden deutschen Truppen diese Vorherrschaft.

Im selben Jahr wurde Turku wieder zur Universitätsstadt, denn die schwedischsprachige Åbo-Akademi wurde eingerichtet. 1920 dann kam die finnischsprachige Universität von Turku hinzu.
 




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