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Tiflis: Stadtgeschichte

Legende der Stadtgründung
Als Gründer von Tiflis gilt der georgische König Wachtang I. Gorgassali (dtsch. Wolfshaupt). Der Legende nach war der König in dem Gebiet wo sich heute die Stadt befindet auf der Jagd. Der Landstrich war von dichtem Wald bedeckt und allerorts sprudelten heiße Quellen aus der Erde. Er schoss ein Reh, das er jedoch nur verwundete, und verfolgte das angeschossene Tier. Es flüchtete in die heißen, sprudelnden Quellen und wurde von den Wassern geheilt. Quicklebendig sprang das Reh heraus und entkam. Eine andere Variante der Legende besagt, dass der Jagdfalke des Königs einen Fasan angriff. Er packte den Vogel, stürzte jedoch mit ihm in die heißen Quellen. Als sich der König näherte, sah er, dass beide Tiere in dem brodelnden Wasser verzehrfertig gegart worden waren. Von den heilenden Kräften der heißen Quellen bzw. von ihrer großen Hitze beeindruckt, habe Wachtang I. den Wald roden und eine Stadt errichten lassen. Nach dem georgischen Wort für warm tbili wurde die Stadt seither Tbilissi genannt.

Historisches
Tatsächlich taucht die Stadt bereits vor der legendären Gründung in römischen Quellen auf. Auf einer Karte aus dem 4. Jahrhundert ist eine Festung mit dem Namen Pilado verzeichnet, die an der Kreuzung der wichtigen antiken Karawanenwege lag, die das Schwarze Meer, Persien, Indien und China verbanden. Das Gebiet war also keineswegs unbesiedelt und die heilenden Kräfte der heißen, mineralhaltigen Schwefelquellen wurden bereits von anderen Völkern genutzt. Bezeugt ist, dass Wachtang I. Gorgassali im 5. Jahrhundert die Stadt von den Persern eroberte wobei er sie zu weiten Teilen neu errichten ließ. Sein Nachfolger Dachi I. Ujarmeli vollendete Anfang des 6. Jahrhunderts die unter Wachtang I. begonnenen Stadtbefestigungen und machte Tbilissi zur Hauptstadt des Königreichs Georgien.

Aufgrund der Handelswege lag die Stadt seit Anbeginn an einer strategisch wichtigen Stelle und weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder die Begehrlichkeiten verschiedener Mächte. Bis ins 12. Jahrhundert hinein war die Geschichte Tbilissis von Kämpfen, Eroberungen, Zerstörung und Wiederaufbau geprägt. Die Stadt wurde von Persern, Byzantinern, Türken, Arabern und Seldschuken erobert. Zwischendurch lag die Macht mehrere Male bei einem unabhängigen Stadtrat. Erst 1122, nachdem König David IV. nach dem Sieg über verschiedene muslimische Herrscher im Kaukasus das vereinte Georgien gründete, sollte für einige Zeit Frieden herrschen. Er machte Tbilissi zur Hauptstadt des Königreichs und die wirtschaftliche Bedeutung und der Reichtum der Stadt wuchsen. Handel und Handwerk florierten und die Bevölkerung wuchs im 13. Jahrhundert auf etwa 80.000 Menschen. Aufgrund der zahlreichen früheren Eroberungen und der Völkervielfalt im Kaukasus war die Bevölkerung von einer Mischung verschiedener Nationalitäten und Glaubensrichtungen geprägt.

Knapp hundert Jahre sollte diese Blütezeit andauern. 1226 eroberten die Choresmier die Stadt und zerstörten sie vollständig. Einige Jahre später wurde Tbilissi von den Mongolen eroberten, die sie zwar nicht in ihr Reich eingliederten, sie jedoch in Abhängigkeit zu ihm hielten. Nach mehreren Rebellionen erlangte die Stadt in den 20er Jahren des 14. Jahrhunderts die Unabhängigkeit und wurde erneut Hauptstadt Georgiens. Bereits 1482 wurde Tbilissi jedoch erneut von den Mongolen erobert. In der Folgezeit war die Geschichte der Stadt erneut von Eroberungen, Rückeroberungen und Zerstörungen bestimmt. Mongolen, Perser und Türken wechselten sich in der Herrschaft ab. Die Kämpfe um Tbilissi fanden über Jahrhunderte kein Ende. Im 18. Jahrhunderten kämpften das Osmanische Reich und verschiedene iranische Schahs um die Herrschaft über die Stadt. Immer wieder wurde sie bei den Kämpfen zerstört.

1799 besetzten russische Truppen die Stadt und gliederten sie 1801 ins Russische Reich ein. Von den Russen wurde sie seither Tiflis genannt. Der Name, der auf die türkische Bezeichnung zurückgeht, setzte sich im Folgenden auch im deutschsprachigen Sprachraum durch. Der Handel wurde gefördert, die Stadt blühte wirtschaftlich auf und die Bevölkerung wuchs bis 1825 auf etwa 20.000. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt umfassend industrialisiert, dehnte sich aus und gewann immer mehr an Bedeutung. Weite Teile des heutigen Stadtbildes gehen auf städtebauliche Maßnahmen jener Zeit zurück. Die Stadt wuchs und wuchs und zählte am Ende des Jahrhunderts über 160.000 Bewohner. Noch immer strategisch gut gelegen, breiteten sich zahlreiche internationale Handelsunternehmen und Banken in Tiflis aus.

Seit der Jahrhundertwende erstarkte die Unabhängigkeitsbewegung gegen den Zarismus, die 1918 in die Gründung der Demokratischen Republik Georgien mit Tiflis als Hauptstadt mündete. Die Unabhängigkeit war jedoch nur von kurzer Dauer. Am 25. Februar 1921 besetzte die Rote Armee die Stadt. 1935 wurde sie zur Hauptstadt der der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik erklärt. Unter sowjetischer Herrschaft wurde Tiflis weiter industrialisiert und, wuchs rapide und das Stadtgebiet dehnte sich stark aus. In den 50er und 60er Jahren wurden großflächige Wohnblocks errichtet und die U-Bahn eingeweiht. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden politischen, sozialen und kulturellen Zentrum in der Sowjetunion. Ende der 80er Jahre weiteten sich antisowjetische Proteste in der Stadt aus, die 1989 zu massiven Demonstrationen führten. Die sowjetische Führung reagierte teilweise brutal auf die Proteste.

Im Dezember 1991 wurde die Unabhängigkeit Georgiens erklärt und Tiflis wurde die Hauptstadt der neuen Republik. Die Georgische Sprache erlebte eine Wiederbelebung und die Stadt wieder Tbilissi genannt. Ein Militärputsch führte noch im selben Monat zum kurzen georgischen Bürgerkrieg, bei dem in zwei Wochen weite Teile der Innenstadt stark beschädigt wurden. Die Folgezeit war vom Niedergang der Wirtschaft, von Korruption und Verbrechen gekennzeichnet. Während der Zeit unter Präsident Schewardnadse (1993-2003) wuchs nach und nach die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Im Dezember 2003 protestierten hunderttausende unter anderem auf dem Freiheitsplatz gegen die Regierung und für einen politischen Wechsel. Die Samtene Revolution führte den ersehnten Wechsel herbei und unter der neuen georgischen Regierung scheinen auch die Verhältnisse in Tbilissi wieder an Stabilität zu gewinnen. Die organisierte Kriminalität verliert an Einfluss, die Wirtschaft expandiert und der Tourismus nimmt zu.




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