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Tallinn: Stadtgeschichte
Tallinn wurde unter dem Namen Lindanise im 10 Jahrhundert als Kaufmannsstadt gegründet. Die von deutschen Kaufleuten geprägte Hansestadt entstand dort, wo sich die heutige Unterstadt Tallinns befindet. Dort galt seit dem Jahre 1248 das Lübecker Stadtrecht. Bereits im Jahre 1154 aber war die Stadt bereits in der Weltkarte des arabischen Geografen al-Idrisi urkundlich erwähnt worden.
Nachdem König Waldemar 1219 die Burg erobert hatte, bauten die Dänen die Stadt im 13. Jahrhundert zur Festung aus und nannten sie Revle. Der spätere estnische Name Tallinn ("Taani linn" bedeutet Dänenburg) nimmt auf diese Fremdherrschaft Bezug. Die Festung wurde zum Grundstein der Oberstadt, in der sich die jeweiligen Herrscher niederließen.
Im Jahre 1227 kamen die Kreuzritter nach Tallinn. Diese holten lübbische Kaufleute von der schwedischen Insel Gotland in die Stadt, in welcher sie zollfrei Handel betreiben durften. Die Unterstadt entwickelt sich daraufhin prächtig, was sich auch daran ablesen lässt, dass die Gilden der Handwerker und Kaufleute ab 1265 mehr oder weniger den Ton in der Stadt angaben. Im selben Jahr begann man auch mit dem Bau der Stadtmauer. 1285 schloss sich die Stadt unter dem Namen Reval der Hanse an und war schon bald ein wichtiger Umschlagplatz im Ostseehandel.
Im Jahre 1343 kam es im Land zum so genannten St. Georgsaufstand, in dem sich etwa 10.000 Esten gegen die Fremdherrschaft der Dänen erhoben. Die dänischen Machthaber mussten sich daraufhin zurückziehen und Talllinn an den Deutschritterorden verkauften. Dieser übernahm 1346 die Herrschaft über die Stadt bzw. den Domberg und die umliegende Region. In dieser Zeit der Fremdherrschaft über die Stadt, welche übrigens noch Jahrhunderte andauern sollte, wurde die estnische Sprache und die Kultur überwiegend von den Bauern auf dem Lande gepflegt.
Nachdem der Deutschritterorden im Jahre 1561 untergegangen war, übernahmen die Schweden die Herrschaft über Tallinn. Allerdings behielten die Kaufleute der Unterstadt ihre Machpositionen, was zu Spannungen mit der Oberstadt führte. Wegen des Monopols der Kaufleute über den Nowgorodhandel kam es innerhalb der Stadt zu derartigen Auseinandersetzungen, dass schließlich Ober- und Unterstadt durch eine Mauer mit zwei Toren getrennt werden mussten. Erst im Jahre 1889 konnten diese Auseinandersetzungen beigelegt werden.
Die Reformation erreichte die Stadt im Jahre 1524.
In den Jahren 1602 und 1603 wurde Tallinn von der Pest heimgesucht, der viele Einwohner zum Opfer fielen. Das nächste Unglück folgte Jahr 1684, als viele große Teile der Stadt einem verheerenden Brand zum Opfer fielen.
Während der Herrschaft des Deutschritterordens wurde zwischen Dänen, Schweden und Russen um die Vorherrschaft auf dem Domberg gestritten. Vor allem mit dem Russischen Reich kam es im 16. Jahrhundert immer wieder zu Auseinandersetzungen, so etwa in den Jahren 1570,1571 und 1577. Schließlich gelang es den Russen 1710, die Herrschaft über Tallinn für sich zu erzwingen. Zar Peter der Große (1672-1725) baute den Hafen der Stadt erheblich aus und vergab an den deutschen Teil der Bevölkerung großzügige Privilegien. Dennoch und obwohl die Russen in der Stadt die Minderheit bildeten, wurde Tallinn russifiziert. Erst 1918 dann erhielt die Stadt offiziell ihren heutigen Namen Tallinn und wurde zur Hauptstadt des neu entstandenen Staates Estland.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Estland und (damit auch) Tallinn abwechselnd von Deutschen und Russen okkupiert. Nach dem Krieg schließlich solte Estland einen Bestandteil der Sowjetunion bilden. Erst am 20. August 1991, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, gewann der Staat seine Unabhängigkeit zurück.
Seit 1. Mai 2004 ist Estland Mitglied der Europäischen Union (EU).
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