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Stralsund: Stadtgeschichte

Stralsund: Ehemalige Lateinschule im Nikolaikirchhof © goruma (V. Koppenwallner)

Es war der Rügener Fürst Wizlaw I., welcher Stralsund 1234 das Stadtrecht verliehen hatte. Dass das Gebiet der Stadt und die Umgebung vorerst von slawischen Siedlern bewohnt waren, deutet schon der Stadtname Stralsund an: Die Bedeutung von Stral ist Pfeilspitze und das Anhängsel Sund bezieht sich auf die Lage am Strelasund.

Nachdem die Dänen die slawischen Fürsten von Rügen besiegt hatten, setzte mit dem Jahre 1168 die Christianisierung Stralsunds ein. Zu diesem Zweck wurden nun verstärkt christliche Siedler aus Westfalen in dem Gebiet angesiedelt. Auch Juden kamen im 13. Jahrhundert zusammen mit deutschen Einwanderern in die Stadt. Zum ersten Mal ist für das Jahr 1401 eine Judenstraße in Stralsund erwähnt.

Die Stadt entwickelte sich schnell und wurde insbesondere durch weitere (christliche) Siedler aus Westfalen zu einer wichtigen Handelsstadt im Ostseeraum. Den Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Bedeutung erreichte Stralsund als Mitglied der Hanse, so dass die Stadt auch als politische Macht existieren konnte.

Die Hanse

Der Städtebund der Hanse hatte seine Blütezeit etwa vom 13. bis Mitte 15. Jahrhundert. Insgesamt gehörten etwa 70 größere Städte und bis zu etwa 130 kleinere Städte im Laufe der Geschichte irgendwann zur Hanse. Die zur Hanse gehörenden Städte lagen in einem Gebiet das der heutigen Geografie nach sieben europäische Staaten umfasst: vom niederländischen IJsselmeer im Westen bis zum baltischen Estland im Osten und vom schwedischen Visby im Norden bis zur Linie Köln-Erfurt-Breslau-Krakau im Süden. Der letzte Hansetag fand übrigens 1669 in Lübeck statt. Und noch heute erinnern die Namenszusätze „Hansestadt“ bei einer Reihe deutscher Städte, wie Hamburg, Lübeck, Bremen, Rostock, Wismar, Greifswald, Anklam und Demmin an diese glorreiche Zeit. Im Jahr 1980 wurde in Zwolle/Niederlande eine Art neuer Hanse ins Leben gerufen. Dieser Hansebund der Neuzeit umfasst derzeit 163 Mitgliedsstädte aus 15 europäischen Ländern (Stand 2007). Dem Bündnis gehören neben den alten Hansestädten auch einige ehemalige große Handelskontore wie Nowgorod in Nordwestrussland und einige frühere kleineren Niederlassungen an. Im 14. Jahrhundert kam es zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen mit den dänischen Herrschern. Diese wurden im Jahre 1371 mit dem Frieden von Stralsund beigelegt. Der Niedergang der Hanse ließ auch Stralsunds Bedeutung als Handelsstadt schwinden, wobei die Hansestadt dennoch ein wichtiger Ort für Nah- und Fernhandel bleiben konnte. Zudem hielt Stralsund seine einstige Bedeutung im Schiffbau.

Die Juden Stralsunds und der Umgebung wurden im 15. Jahrhundert ausgewiesen. 

1525 kam es im Zuge des Bauernkrieges zum so genannten Stralsunder Kirchenbrechen, in dessen Verlauf Kirchen- und Klosterstürmungen sowie –schändungen durch die Volksmassen stattfanden. Eines der vielen in diesem Aufbegehren beschädigten Gotteshäuser war das Johanniskloster. Mit dem Einsetzen der Reformation wurde Stralsund in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine vor allem evangelische Stadt.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) war Stralsund mit Schweden und Dänemark verbündet und konnte mithin im Jahre 1628 erfolgreich eine Belagerung durch den kaiserlichen Truppenführer Wallenstein abwehren. Noch heute wird diesem triumphalen Ereignis mit den so genannten Wallensteintagen gedacht, die in jedem Sommer begangen werden.

Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert gehörte die Stadt als Teil von Schwedisch-Pommern zum Königreich Schweden. Den Juden wurde 1757 vom schwedischen König gestattet, wieder in Stralsund zu siedeln, so dass bereits einige Jahre später wieder eine jüdische Gemeinde in der Stadt bestand, die 1787 sogar wieder eine eigene Synagoge besaß. Mit den Juden kamen auch moderne Handelsideen nach Stralsund. So errichteten die Brüder Wertheim 1852 ein Manufactur-Modewaren-Geschäft, dem 1875 das erste Wertheim-Kaufhaus in Stralsund folgen sollte. 1879 eröffnete Leonhard Tietz ein kleines Geschäft und begründete mit diesem den später so berühmten Konzern Kaufhof.

Nachdem die Hansestadt Strasund im 19. Jahrhundert Preußen zugefallen war, wurde sie ab 1871 als Bestandteil Neuvorpommerns und als kreisfreie Stadt Teil des Deutschen Reiches.

Im Zuge der so genannten Reichskristallnacht (also der Reichspogromnacht) wurde am 9. November 1938 die Synagoge geplündert und vollständig abgebrannt. (Sie wurde 1944 während des Bombenangriffs endgültig in Schutt und Asche gelegt und schließlich 1950 abgerissen). 30 jüdische Geschäfte wurden geplündert und die Juden zwangsumgesiedelt. Lediglich zwei Stralsunder Juden hatten nach Kriegsende den Nazi-Terror überlebt. Der Rest der Gemeinde war in den Vernichtungslagern umgekommen.

Im Jahre 1944 wurde die Stadt Ziel eines verheerenden Angriffs durch alliierte Bomber. 800 zivile Opfer und starke Zerstörungen in der historischen Altstadt waren zu beklagen. 1945 konnte die Rote Armee in Stralsund einmarschieren; dies geschah fast kampflos.

Die Jahrzehnte der DDR-Herrschaft gingen auch an Stralsund nicht spurlos vorüber. Die Kommunisten errichteten diverse Plattenbausiedlungen und ließen den historische Altstadtkern verkommen. Die Wirtschaft Stralsunds war in dieser Zeit insbesondere vom Schiffbau auf der Volkswerft bestimmt. Hier wurden Schiffe vor allem für die Sowjetunion gebaut. Die sozialistische Regierung hatte auch dafür gesorgt, dass die 1949 noch 90% betragenden evangelischen Christen bis zum Jahre 1989 auf etwa 20% zurückgegangen waren. Mit dem Ende der DDR-Diktatur setzten umfangreiche Restaurationsarbeiten vor allem in der historischen Altstadt ein. Diese steht seit dem Jahre 2002 gemeinsam mit der historischen Altstadt von auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

Am 13. Juli 2006 besuchte der damalige US-amerikanische Präsident George W. Bush Stralsund. Seinem Besuch gingen die größten Sicherheitsmaßnahmen voraus, die die Stadt jemals gesehen hat. Alles verlief aber friedlich.

Heute lebt Stralsund hauptsächlich vom Tourismus, daneben aber auch vom Schiffbau-Industriebetrieb Volkswerft GmbH, wie das einstige DDR-Werk heute heißt. Um diese Niederlassung haben sich mehrere Metallbauunternehmen und kleinere Bootswerften angesiedelt. Dennoch ist die Arbeitssituation in Stralsund aufgrund der Lage in einer der strukturschwächsten Regionen Deutschlands sehr problematisch.




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