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Speyer: Geschichte

Speyer: Retscher Hof © goruma (Barton)

Antike
Am linken Rheinufer südlich der Mündung des Speyerbachs gab es bereits ein keltisches oppidum (lat. für eine kleine aber befestigte Siedlung). 70 v. Chr. eroberten die Nemeter (ein germanischer Stamm), die zu den Scharen des Heerführers Ariovist gehörten, die Siedlung. Die Stadtgründung, die im Jahre 1990 (2000 Jahresfeier) gefeiert wurde, geht allerdings auf eine römische Militärsiedlung zurück, die 10 v. Chr. angelegt wurde. Der römische Name für Speyer ist Noviomagus Nemetum und spielt auf den Stamm der Nemeter an. Im Jahr 85. n. Chr. wurde an der Stelle ein Kastell gebaut. Um 150 erwähnt der alexandrinische Geograph Claudius Ptolomäus die Stadt als Nivomagus. Im dritten Jahrhundert trug sie den Namen Civitas Nevetum. Im vierten Jahrhundert wurde sie römischer Bischofssitz. Im Jahr 408 in der Zeit der Völkerwanderung konnten die Römer die Stadt nicht mehr halte und. 496 wurde die Franken die neuen Herren der Stadt.

Mittelalter

Im 6. Jahrhundert erscheint die Stadt erstmals mit dem Namen Sphira. Im Jahr 614 wird sie zum ersten Mal als Bischofssitz bezeichnet, obwohl sie bereits in der Zeit der Römer schon einmal Bischofssitz war. Durch eine Schenkung von Herzog Konrads des Roten von 946 und das von Kaiser Otto I. (912-973) erlassene Immunitätsprivileg trat im 10. Jahrhundert ein Bischof als Herr der Stadt die Nachfolge der karolinischen Gaugrafen an. In derselben Zeit wurde die Stadt um eine Kaufmannssiedlung im Norden erweitert und von einer gemeinsamen Mauer umgeben. Nach dem Ausbau der Stadt in der Regierungszeit der Salier und Staufer wurde unter Konrad II. (990-1039) um 1030 der Dombau begonnen. Im 11. Jahrhundert wählten die salischen Kaiser den Dom als Grablegungsstätte. Gleichzeitig kam es zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung.
Heinrich IV. (1050-1106) brach von Speyer aus zu seinem Gang nach Canossa von 1077 auf. Im 12. und 13. Jahrhundert erfolgte schrittweise der Aufbau einer bürgerlichen Selbstverwaltung. Im Jahr 1111 erließ Kaiser Heinrich V. (1086-1125) das Freiheitsprivileg, das bis 1689 in goldenen Lettern über dem Domportal eingezeichnet war. 1198 bestätigte der König Phillipp von Schwaben der Stadt das Recht, einen Rat zu wählen. Um 1291 verzichtete der Bischof auf die Besetzung der städtischen Ämter; seitdem war die Stadt bis 1797 in zwei Hoheitsgebiete geteilt: die Domimmunität und die freie Reichsstadt; der Domnapf bildete die Grenze. Seitdem war Speyer eine freie Reichsstadt.
1141 predigte Bernhard von Clairvaux im Dom, was Konrad III. (1093-1152) veranlasste, den Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land auszurufen. Friedrich II. (1194-1250) weilte 19-mal in der Stadt. Und im Jahr 1193 wurde in Speyer Richard Löwenherz an Kaiser Heinrich VI. (1165-1197) ausgeliefert, der ihn in Triefels gefangen setzen ließ.
Die Stadt schloss Bündnisse mit rheinischen und schwäbischen Städten. Im Jahr 1254 trat sie dem Rheinischen Städtebund bei. Neue Auseinandersetzungen mit dem Bischof 1419-1422 und 1466-1470 endeten zwar für die Bürgerschaft politisch erfolgreich, führten aber zum wirtschaftlichen Niedergang.

Speyer: Zimmertheater im alten Rathaus © goruma (Barton)

Frühe Neuzeit
Im Jahr 1540 trat der Rat zur lutherischen Lehre über. 1527-1689 war Speyer Sitz des Reichskammergerichts. 1529 begann die Zeit der Reichstage in der Stadt. 1689 (das Schicksalsjahr der Pfalz) äscherten Truppen aus Frankreich unter General Mélac im Pfälzischen Erbfolgekrieg die Stadt vollständig ein und vertrieben die Bewohner auf neun Jahre. Nach dem Frieden von Rijkswyck 1697 konnte Speyer seine Bedeutung nicht mehr wiedererlangen. Fürstbischof Damian von Schönborn verlegte 1716 seine Residenz nach Bruchsal. Der Wiederaufbau ab 1689 gab der Stadt ein überwiegend barockes Gepräge. Das kulturelle Leben Speyers erwachte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts um Sophie La Roche - die Jugendfreundin Wielands und die „liebe Mama“ der Goethebriefe an sie. Sie hatte im Haus des Domherrn Hohenfeld 1780-1786 eine Bleibe gefunden. In den französischen Revolutionskriegen wurde Speyer 1792 erobert und erneut zerstört. 1797-1814 war Speyer Vorort des gleichnamigen Arrondissements im französischen Department Donnersberg und kam anschließend an das Königreich Bayern.

Neuzeit

Zwischen 1816 und 1938 war Speyer Kreishauptstadt der Pfalz und Sitz der Regierung des Bayerischen Rheinkreises, später Bayerische Pfalz (bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges). Die industrielle Entwicklung setzte in der Stadt erst sehr spät ein. Erst die Gründerzeit nach 1871 ließ die Stadt über ihre mittelalterlichen Grenzen hinauswachsen. 1919 besetzte Frankreich Speyer. 1923 und 1924 bildete sich eine Separatistenrepublik, die mit der Erschießung ihres Führers Heintz endete. Im Mai 1930 verließ die französische Armee die Hauptstadt der Pfalz. Im Juni desselben Jahres folgte die Gendarmerie. 1933 wurde die erste feste Rheinbrücke in Speyer gebaut. 1936 wurde Speyer Garnisonsstadt.

In der Pogromnacht von 1938 setzten Nationalsozialisten die 1837 erbaute Synagoge in Brand. 1940 deportierten die Nazis mehr als 50 Juden aus Speyer, von denen kaum einer den Holocaust überlebte. 1945 wurde die Rheinbrücke auf dem Rückzug durch deutsche Truppen zerstört. Kurz darauf besetzten amerikanische Truppen die Stadt, wurden danach aber von der französischen Armee abgelöst. Im Zweiten Weltkrieg blieb Speyer weitgehend unzerstört. Insgesamt fielen 1.464 Speyerer im Zweiten Weltkrieg und 263 blieben vermisst.

1947 kam es zur Gründung der Staatlichen Akademie für Verwaltungswissenschaften, die heute als Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer bekannt ist. 1956 wurde die Neue Rheinbrücke gebaut. Ein Jahr später wurde mit der Restaurierung des Doms im Hinblick auf die 900-Jahrfeier seiner Weihe 1961 begonnen.1988 besuchte Papst Johannes Paul II. (1920-2005) die Stadt. Weitere Staatsbesuche folgten, unter anderem durch US Präsident Ronald Reagan (1911-2004), US-Präsident Bill Clinton (geb. 1946) sowie den sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow (geb.1931). Im Jahr 1998 wurde der Europapreis für hervorragende Leistungen für die Verbreitung des europäischen Einigungsgedankens an Speyer verliehen. Und im Jahr 1990 feierte Speyer ihr 2000-jähriges Bestehen. Und 2006 wurde zum zweiten Male nach 1990 der Rheinland-Pfalz-Tag (vom 19. bis 21. Mai 06) in Speyer ausgerichtet.




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